Konstanz/Duisburg, 10. Oktober 2023 -
In Deutschland wird intensiv darüber diskutiert, wie mehr
Klimaschutz erreicht werden kann. Während die Einen sich auf
Straßen kleben oder Gemälde mit Kartoffelbrei bewerfen,
fordern die Anderen strikte Verbote fossiler Heizungen oder
das Verbrenner-Aus für Fahrzeuge.
Dabei scheint
sowohl die aktivistische Umweltschutzbewegung, aber auch die
Politik die breite Bevölkerung bei ihren
Forderungen und Vorhaben nicht ausreichend
mitzunehmen. Nicht umsonst haben viele Menschen
heute mehr Sorge vor den sozialen und ökonomischen
Auswirkungen der Transformation als vor den Folgen der
Erderwärmung selbst. Daher sieht die Beratungsstelle für
Nachhaltige Entwicklung und Change Management große
Versäumnisse im Vorgehen bei „Letzter Generation“, „Fridays
for Future“ oder der „Fortschrittskoalition“.
Wie
der Leiter des ehrenamtlichen Angebots, Dennis Riehle, in
einer aktuellen Stellungnahme mitteilt, bedenken die
Handelnden nicht, dass für einen Bewusstseinswandel bei den
Bürgern mehrere Prämissen erfüllt sein müssen, um diese
tatsächlich in einem Ressourcen schonenden und
zukunftsfähigen Handeln und Denken zu bestärken:
„Ohne das Eingehen auf diese Voraussetzungen wird die
Gesellschaft vom Agieren der Regierung und von den Protesten
der Klimabewegung entkoppelt. Dann wird an den Menschen
vorbei entschieden und es geht der notwendige Zusammenhalt
verloren, der für einen ökologischen und sozialen Umbruch
aber notwendig ist“, sagt Dennis Riehle. „Eine
derartige zivilisatorische Herausforderung kann nur
bewältigt werden, wenn diejenigen, die daran mitwirken
sollen, nicht vor den Kopf gestoßen und in allen Abschnitten
des Prozess hinreichend partizipieren können und mitgenommen
werden. Daneben müssen die Vorgehensweise und die Ziele
realistisch formuliert werden, jede Maßnahme auf ihre
Praktikabilität voran geprüft werden – was bei der
Wärmewende beispielsweise nicht passiert ist. Es genügt
nicht, Öl- und Gasheizungen zu untersagen, wenn gleichzeitig
nicht geklärt ist, welche Alternativen bereit stehen.
Wärmepumpen sind mindestens in der Hälfte der Bestandsbauten
nicht effizient zu betreiben und scheiden daher oftmals als
Option aus. Man muss sich fragen, wie ein Minister dann auf
die Idee kommt, seine Ambitionen allein auf diese eine
Ausweichmöglichkeit zu beschränken – und nur durch
öffentlichen und politischen Druck zumindest von einer
ausschließlich Fokussierung abrückt. Neben der
Umsetzbarkeit von Ideen und Vorschlägen müssen sie sozial
verträglich, finanzierbar und breitflächig verfügbar sein.
Das schließt auch das Vorhandensein einer genügenden Zahl
von Handwerkern ein, die beim Ein- und Umbau, energetischer
Sanierung und der Reparatur neuer Geräte gebraucht werden.
Nachhaltigkeit bedeutet eben immer auch, eine Vorstellung
bis zum Ende zu durchdenken und nicht Schritt B vor A zu
gehen, wie es aktuell vielfach geschieht“, so der
Psychologische Berater Riehle.
Weitere
Anforderungen an eine pragmatische Klimaschutzpolitik seien
auch ausreichende Übergangszeiträume: „Denn es müsste allen
klar und nachvollziehbar sein, dass solche Veränderungen
nicht von heute auf morgen geschehen können, ohne Wirtschaft
und Menschen zu überfordern und ihnen damit die Motivation
zum Mitmachen zu nehmen. Statt Entmündigung und Bevormundung
müssen die Bürger in ihrer eigenen Innovationskraft gestärkt
und davon überzeugt werden, dass bereits kleine Anpassungen
im Alltag einen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten
können. Es geht also nicht darum, sie mit Horrorszenarien
oder Überzeichnungen der Wirklichkeit zu verängstigen. Ihnen
muss dargelegt werden, dass wir auch als träge Wesen den
Umstieg schaffen können, wenn wir nicht allein auf den
Verzicht setzen, sondern ohne große Entbehrung zum
Umweltschützer werden können. Das beginnt bei der Auswahl
von Lebensmitteln oder beim Konsum im Allgemeinen, geht über
das kritische Hinterfragen ständiger Mobilität und endet
nicht zuletzt bei einem schrittweisen Umsatteln auf
neuartige Erfindungen, die mit der Zeit alltagstauglich und
bezahlbar werden. Man denke beispielsweise an künstliche
Kraftstoffe. Entsprechend heißt es, nicht in Ungeduld zu
verfallen – auch wenn das 1,5-Grad-Ziel zur Eile aufruft.
Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe kann nicht über das
Knie gebrochen werden und ist nachhaltiger, wenn sie am Ende
demokratisch legitimiert statt oktroyiert ist“, so Riehle.
Außerdem müsse den Menschen erklärt werden, warum es
gerade Deutschland sein soll, das „die Welt rettet“, meint
der 38-jährige Coach: „Es ist sehr unglaubwürdig, wenn auf
die hiesigen Bürger und die Industrie mit dem Finger gezeigt
wird und sie moralisch erpresst werden. Denn solange sich
Politik und Aktivisten nicht gleichzeitig dafür einsetzen,
dass auch in anderen Staaten Umweltschutz betrieben wird,
werden Aussagen nicht überzeugen, wonach die Bundesrepublik
mit zwei Prozent Anteil an den weltweiten Emissionen
entscheidend ist. Stattdessen muss aufgezeigt werden, dass
wir als ein Vorreiter die rational begründete und in allen
Phasen durchdachte Energiewende hinbekommen und somit die
Machbarkeit von Veränderung beweisen. Es nutzt nichts, wenn
sich die Deutschen kasteien und gleichzeitig den Eindruck
gewinnen, als nutzten andere Drecksschleudern in unserer
Welt das hehre Bemühen der hiesigen Menschen schamlos aus.
Wir können zeigen, dass unsere Nation Lösungskompetenz
besitzt, wenn sie es auslässt, mit der ideologischen Keule
das Leben der Bürger zwanghaft umkrempeln zu wollen. Und wir
dürfen bei allen Projekten zur Begrenzung der Erderwärmung
nicht vergessen, in die Anpassung an den Klimawandel und die
Technologieoffenheit zu investieren. Nicht wenige
Errungenschaften der Wissenschaft und Entwicklung wie im
Bereich der Kernfusion, der Nutzung von Gaskesseln zum
Verbrennen ‚grünen‘ Wasserstoffs oder die Aussicht,
klimatische Prozesse durch Geoengineering beeinflussen und
damit langfristig ein Werkzeug gegen Dürre und Trockenheit
in der Hand zu haben, sind möglicherweise schon auf
absehbarer Zeit einsatzfähig und helfen uns, mit Kreativität
und menschlichem Forschergeist gegen die Sünde der
Ausbeutung der Schöpfung vorzugehen“.
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