Duisburg, 19.
August 2023 -
Doyle Brunson brachte mit Super/System 1979 eines der
ersten Bücher heraus, das der breiten Öffentlichkeit
Poker-Strategien nahebrachte. Mittlerweile gibt es hunderte
Trainingsseiten und Tools, mit denen sich Poker-Fertigkeiten
verfeinern lassen. Streams und Poker-Solver enthüllen, wie
Profis vorgehen. Nie war es einfacher als heute, den eigenen
Poker-Genius zu nähren.
Kostenlose Trainingsseiten
mit Top-Inhalten Anfang der 2000er Jahre haben die
ersten Poker-Anbieter online von sich reden gemacht. Rasch
bildeten sich Online-Foren, in denen gespielte Hände zur
Diskussion gestellt wurden. Oftmals gab es ebenso viele
Meinungen wie Antworten. Zu diesem Zeitpunkt existierten
weder Solver noch
spieltheoretisch optimale Strategien (GTO). Spieler
mussten sich auf Erfahrungswerte, ohne echte Substanz
verlassen. Scheinbar ergiebige Diskussionen führten zu
fehlerhaften Erkenntnissen, und verschlechterten zum Teil
die Winrate an den Tischen.
Trainingsseiten – mit
angeschlossener Online-Community – erweisen sich dennoch als
Hort des Wissens, wenn man sie richtig zu nutzen weiß.
Anfängern steht auf kostenlos zugänglichen Plattformen
allerlei Wissen zur Verfügung, die Online Poker zur
Verfügung stellen, erklären und grundsätzliche Strategien
vermitteln. Auch werden Unterschiede zwischen den Formaten –
Poker Cashgames vs. Turniere – aufgezeigt.
Manche
Trainingsseiten erfordern ein monatliches Abo, um an die
Materialien zu gelangen. Dies kann sich als lohnenswert
erweisen, da erfahrene Spieler Videos und Artikel
aufbereiten. Jedoch sollten zunächst die Grundlagen
gefestigt werden, bevor sich Spieler fortgeschrittenem
Wissen zuwenden.
Fast Fold Poker vs. Kartenspiele in der Spielbank
Wer in der Spielbank Poker spielt, bekommt stündlich
etwa 25 Hände zu sehen. Online steigt das Pensum auf 100
Hände. An Fast-Fold-Tischen – Zoom, Rush & Cash, Snap –
verdoppelt sich das Spielvolumen abermals auf 200 bis 250
Hände. Die Diskrepanz zwischen Online und Live Poker lässt
sich nicht von der Hand weisen. Online-Spieler schließen in
kürzester Zeit zu Live-Akteuren auf, die 10 oder 20 Jahre
Vorsprung haben. Denn: Während man in der Spielbank an einem
Tisch Platz nimmt, können online zeitgleich 4, 5 oder 6
Tische geöffnet werden.
Übung macht bekanntermaßen
den Meister. Beim Pokern gibt es hunderte Spielsituationen,
und manche treten überaus selten auf. Nur wer seinen Hut
wiederholt in den Ring wirft, ist imstande, mit jeder noch
so schwierigen Hand fertigzuwerden. Hat man weniger Hände
gespielt, steigt das Risiko, ratlos dazustehen. Auf
unbekanntem Terrain schleichen sich unweigerlich Fehler ein,
die von erfahrenen Spielern rigoros bestraft werden. Während
im Cashgame das Buy-in aufgeladen werden kann, verblasst das
Turnierleben oft nach dem ersten folgenschweren Fehler. Deep
Runs enden – bloß, weil man zu unerfahren war, eine Hand
richtig einzuschätzen.
Statistiken und gespielte
Hände erfassen Mithilfe verschiedener Tools ist es
möglich, gespielte Hände in einer Datenbank abzulegen und
nach der Session zu analysieren. Statistiken zu anderen
Spielern lassen sich mit einem Heads-Up-Display (HUD)
darstellen. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel
ermitteln, wie oft ein Gegner gegen Continuation-Bets am
Flop aufgibt, oder wie häufig zur 3-Bet gegriffen wird.
Daraus lässt sich eine ungefähre Range (Bandbreite der
realistischen Hände) ableiten. Einsteiger messen den
Statistiken oft zu viel Bedeutung bei. Denn: Der Schein kann
trügen, wenn zu wenig Daten vorliegen.
Von Poker-Streams lernen Twitch und YouTube
haben
einen neuen Berufszweig geschaffen: den Poker-Streamer.
Manche Spieler lernen am besten, indem sie anderen über die
Schulter schauen. Obgleich die Streams den Unterhaltungswert
in den Vordergrund rücken, können aufmerksame Zuschauer
Erkenntnisse aus den Videos ziehen. Bekannte Streamer
schaffen es bei Turnieren regelmäßig an den Final Table.
Spieler können sich live oder im VOD-Archiv anschauen, wie
das Turnier abgelaufen ist, und wie sich die Spielweise je
nach Turnierphase oder Stack verändert hat.
Auch
Turnier-Festivals werden oft live übertragen und
kommentiert. In der Regel gibt es einen oder zwei Feature
Tables, die zeitverzögert übertragen werden – mit den
eingeblendeten Händen aller Spieler. Vor allem an
High-Roller-Turnieren nehmen die
besten Poker Spieler teil. Die offen sichtbaren Hole
Cards verraten extrem viel über die beste Spielweise.
GTO – Poker mathematisch lösen Poker
ist mathematisch lösbar. Solver-Programme berechnen,
wann Value-Bets oder Bluffs mit welchen Einsätzen zu
empfehlen sind. Ziel des spieltheoretisch optimalen Ansatzes
ist es, eine Strategie zu ersinnen, die langfristig
garantiert Gewinne erzielt – ganz gleich, was der Gegner
unternimmt.
Obwohl dies zunächst widersinnig erscheint, erzielt GTO
nicht die höchsten Erträge. GTO soll lediglich Schwächen im
Spiel ausmerzen, die ein findiger Gegner ausnutzen könnte.
Deshalb ist GTO bemüht, die Balance zwischen Value-Bets und
Bluffs zu wahren. Da wenige Spieler in der Lage sind,
fehlerfrei zu spielen, ist es oftmals ratsam, von der
GTO-Spielweise abzuweichen. Dennoch sollten sich angehende
Profis ausgiebig mit GTO beschäftigen. Je besser der Gegner,
desto sinnvoller ist es, einwandfreies Poker zu spielen und
auf die Varianz zu hoffen.
Solver-Programme
und Trainings-Tools Mit Solver-Programmen lässt
sich durchspielen, wann welche Einsätze angebracht sind.
Gegnerische Ranges lassen sich anpassen, was die
Poker-Fähigkeiten schult. Manche Trainings-Tools stellen den
Spieler vor besonders trickreiche Spielsituationen und
erfassen auf diese Weise das GTO-Verständnis. Gespielte
Hände lassen sich – sofern in einer Datenbank abgespeichert
– einspeisen, um sie rechnerisch zu lösen.
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