Universität Duisburg-Essen
Archiv Jan  - März 2010 
 

Eröffnung der Frühjahrsakademie - Neue Visionen für das Ruhrgebiet

Duisburg 18. März 2010 - Am kommenden Montag, 22. März, startet die einwöchige Frühjahrsakademie der Universität Duisburg-Essen. Ruhrgebiet - Perspektiven für 2030, ein Projekt der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010. Zum Auftakt spricht Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Staatssekretär a.D. im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung über Nationale Stadtentwicklungspolitik (Beginn: 9.30 Uhr, Uni-Campus Duisburg, Lotharstraße 65, Hörsaal LB 104).

Prof. Dr. Rudolf Juchelka: "Es geht um die Zukunft unseres urbanen Systems aus dem Blickwinkel verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Die Workshops beleuchten perspektivisch Kernthemen wie Städtebau, Bildung, Kultur, Wirtschaft und Verkehr." Geleitet werden sie jeweils von einem Professor und einem externen Experten. Diskutiert wird u.a. über die gesunde Stadt, Gender und Arbeit im Ruhrgebiet ("Kinder, Karriere und Kohle"), gesellschaftliches Miteinander und Migrationsgesellschaft, demographischer Wandel, Medizin und  Gesundheitswirtschaft, Arbeitsmarktpolitik und berufliche Bildung oder die wirtschaftliche Lage des Ruhrgebiets in 20 Jahren.

Auf diese Weise sollen neue Leitbilder, Visionen und Szenarien für das Ruhrgebiet, entworfen, diskutiert und zusammengeführt werden. Die Workshops werden vertieft durch Exkursionen zu ausgewählten Orten mit Modellcharakter für die Entwicklung des Ruhrgebiets. Die Workshop-Ergebnisse werden zum Finale am Freitag, 26.03., am Essener Campus präsentiert und eingeordnet. Um 14.00 Uhr wird der Landtagsabgeordnete Oliver Wittke im Hörsaal S07 S00 D07 über das Thema
"Metropole Ruhr - Gemeinsam stark!" sprechen.

UDE: Fast alle Studienplätze zügig vergeben

Duisburg 18. März 2010 - Zweimal jährlich kann man sich auf zulassungsbeschränkte Studiengänge an den Universitäten bewerben. Davon machen immer mehr Studierende häufig mehrfach Gebrauch, so dass die zeitnahe Verteilung der vorhandenen Studienplätze eine echte Herausforderung für die Studierendensekretariate ist.
Dies ist aber im vergangenen Wintersemester dennoch außerordentlich gut gelungen, weil die Zulassungsbescheide terminlich koordiniert versendet wurden. Dies vermelden jetzt die Leiter von Uni-Studierendensekretariaten, die sich zur "Initiative koordinierte
Hochschulzulassung" zusammengeschlossen haben. Dazu zählen neben der
Universität Duisburg-Essen (UDE) u.a. auch die Unis Hamburg, München (LMU), Kiel, Mainz, Wuppertal, Bonn und Paderborn, Münster oder auch die Berlin (FU).

Welche Uni nimmt mich?
Der Vorteil ist, dass die Studierenden schnell darüber informiert sind, an welcher der Hochschule ihrer Wahl sie einen Studienplatz erhalten haben und können sich dort dann zeitnah und verbindlich einschreiben. Generell ist es in mehr als 90 Prozent gelungen, die Studienplätze schon im ersten Verfahrensschritt erfolgreich zu vergeben. Auch für das kommende Wintersemester soll es wieder einen abgestimmten Terminplan geben. Zusätzlich sollen weitere Hochschulen für die Initiative gewonnen
werden.
Im vergangenen Wintersemester musste an der UDE beispielsweise nur noch in 19 von 39 zulassungsbeschränkten Studiengängen ein Nachrückverfahren eingeleitet werden. Im Vorjahr war dies noch für 25 Studiengänge (von 33 insgesamt) nötig. Außerdem sank die Zahl der anschließend noch im Losverfahren zu verteilenden Studienplätze im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel. Ludwig Ciesielski, Leiter des Bereichs Einschreibungs- und Prüfungswesen an der UDE: "Diese Zahlen belegen, dass sich die
koordinierte Terminabsprache auch für unsere Studierenden auf jeden Fall bewährt hat."

UDE: Perspektiven für das Ruhrgebiet - Workshops für jedermann

Duisburg, 6. März - „Jeder kann mitmachen“ – mit diesem Vorsatz startet die interdisziplinäre Frühjahrsakademie „Ruhrgebiet – Perspektiven für 2030“, die an der Universität Duisburg-Essen (UDE) mit Wissenschaftlern und Praktikern vom 22. bis 26. März 2010 als Beitrag zum Kulturhauptstadtjahr veranstaltet wird. Aufgezeigt werden langfristige Entwicklungsperspektiven und Szenarien für das Ruhrgebiet. Das Interesse
ist groß, rund sechzig Anmeldungen liegen bereits vor. Die Plätze sind jedoch noch nicht ausgebucht.
Die große Themenvielfalt der acht geplanten Workshops und zahlreichen Exkursionen ist für die Teilnehmer besonders spannend und lehrreich. Unter der Leitung von jeweils einem Professor und einem externen Experten analysieren die Beteiligten Kernthemen wie Städtebau, Arbeitsmarkt, Sprachenvielfalt, Industrie, Image, Bildung, Kultur und
Verkehr und erzeugen anschließend passende Leitbilder und Visionen für das Ruhrgebiet.
Überraschende Einblicke zur Rolle der Frau verspricht ein Workshop mit dem klangvollen Titel „Kinder, Karriere und Kohle“, zu dem auch eine Besichtigung der Deutschen Arbeitsschutzausstellung (DASA) und des Ostfriedhofs in Dortmund vorgesehen ist.
Was eine Arge ist, wie eine komplette Unternehmensumstrukturierung funktioniert und wie sich der Spagat zwischen Arbeitsplatzabbau und neuen Arbeitsplätze vollzieht, auf diese im Alltag häufig auftretenden Fragen liefert der Workshop „Arbeitsmarktpolitik und berufliche Bildung im Ruhrgebiet“ interessante Antworten. Praktische Ansätze vermitteln den Teilnehmern alles Wissenswerte rund um das Thema „Arbeit“. Zusätzlich thematisiert der Kurs die Situation älterer Arbeitnehmer. Exkursionen in
ein modernes Ausbildungszentrum und ein Berufskolleg, das über die Integrationsprobleme junger Migranten und Jugendlicher ohne Schulabschlüsse informiert, runden den Workshop ab.
Kreativität wird den Teilnehmern in dem Seminar „Paris, London, New York, Metropole Ruhr – Innovative Kommunikationsstrukturen für Fan-, Fun-, und Touristshopping“ abverlangt: Nach dem Serienvorbild „Sex and the City“ entwickeln die Mitmachenden eine künstlerische Kampagne, die das Image der Ruhrmetropole verbessern soll.

Weitere wissenswerte und bildende Themen der vorgesehenen Vorträge und Diskussionsrunden sind u.a. die gesunde Stadt, Gender und Arbeit im Ruhrgebiet, die nächste Industrielle Revolution, Transport, Mobilität, das Ruhrgebiet als sprachlicher Schmelztiegel und Engagement für neue Ideen.
Eingeladen zum Mitmachen sind nicht nur Studierende, sondern alle interessierten Bürger. „Wenn das Teilnehmerfeld noch gemischter wäre und auch Workshops mit klassischen Themen wie Kultur, Gender und Arbeitsmarkt stärker besucht werden, würde ich mich sehr freuen“, sagt Svenja Böttcher.

Das Programm der interdisziplinären Frühjahrsakademie wird am Montag, 22. März, mit einem Festakt am Duisburger Campus eröffnet. Die während der Woche erarbeiteten Ergebnisse werden zum Finale am Essener Campus präsentiert und eingeordnet. Anmeldungen sind bis zum 11. März online möglich. Die Teilnahmegebühr von 100 Euro schließt auch die Exkursions- und Versorgungskosten ein, Studierende zahlen 60 Euro.
Weitere Informationen und Anmeldung:
http://www.uni-due.de/kulturhauptstadt/fruehjahrsakademie.shtml,
Prof. Dr. Rudolf Juchelka, Tel. 0201/183-2632, und Svenja Böttcher, Tel.
0201/183-4332, Kulturhauptstadt@uni-due.de

Workshop an der UDE: Wege aus der geringfügigen Beschäftigung
Minijob mit Nebenwirkungen

Duisburg, 4. März - Nur in Deutschland gibt es diese Beschäftigungsform: Minijobs. Maximal 400 Euro verdienen die Beschäftigten „brutto für netto“. Die Befreiung
von Steuern und Sozialversicherung kostet sie die eigenständige soziale Absicherung – und den Staat beträchtliche Einnahmeausfälle in den öffentlichen Kassen. Minijobs stehen in der Praxis aber auch für Niedriglöhne, Nichtachtung von Arbeitnehmerrechten und die Absenkung sozialer Standards in den Betrieben. Wie sich diese Abwärtsspirale
stoppen lässt, war Kernfrage eines Workshops an der Universität Duisburg-Essen (am 1. März), auf dem Wissenschaft, Politik und Mitbestimmungsakteure Wege aus der „geringfügigen Beschäftigung“ diskutierten.
Über 7 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in Minijobs. Dass die Überlegungen, sie abzuschaffen, auf Protest stoßen werden, ist abzusehen – sowohl bei den Beschäftigten als auch bei den Arbeitgebern, die sich etwa in der Gastronomie, in der Gebäudereinigung, im Einzelhandel oder auch in Privathaushalten mit der geringfügigen Beschäftigung gut arrangiert haben. Eine Reform würden die Teilnehmer des Workshops, der vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni und dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung
orgnaisiert wurde, deshalb auch „nicht gegen, sondern mit den Betroffenen“ vorantreiben wollen: Es müsse Bewusstsein über die Nachteile der geringfügigen Beschäftigung geschaffen werden, und „wir müssen Übergangsregelungen finden für die Beschäftigtengruppen, die verlieren“, so Dr. Christina Klenner vom WSI. Zugleich aber sollten die Fehlanreize beseitigt werden, die verheiratete Frauen von einer
sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit abhalten. Regelungen im Steuer- und Sozialversicherungsrecht machen Minijobs für sie auf den ersten Blick attraktiv, führen aber im weiteren Lebensverlauf in die „Minijobfalle“ mit erheblichen Armutsrisiken.

Rechtsansprüche einfordern und kontrollieren
Zunächst aber muss geltendes Recht wirksam durchgesetzt und kontrolliert werden, zeigte die Diskussion: Für die Arbeitgeber ist der Minijob mit der Pauschalabgabe von 30 Prozent inzwischen theoretisch sogar teurer als andere Beschäftigungsformen. In der Praxis wird dies allerdings dadurch kompensiert, dass geringfügig Beschäftigte häufig einen geringeren Stundenlohn erhalten und ihnen – obwohl damit das Diskriminierungsverbot im Teilzeit- und Befristungsgesetz verletzt wird – weitere Arbeitnehmerrechte wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, für Feiertage und bezahlter Urlaub vorenthalten werden. „Die Beschäftigten wissen häufig nicht, welche Ansprüche sie haben, und sie trauen sich nicht, sie einzufordern“, stellen die Gewerkschaftsvertreter fest. Sie können allerdings auch wenig helfen – die wenigsten Minijobber sind gewerkschaftlich organisiert. Nicht zuletzt werden die Minijobs genutzt,
um im Betrieb Druck auf die normal sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auszuüben, „die sozialen Standards im Betrieb und letztlich auch auf dem Arbeitsmarkt werden aufgeweicht“, weiß die IAQ-Wissenschaftlerin Dr. Dorothea Voss-Dahm.
„Wie lange kann Deutschland es sich noch leisten, dass für mehr als jedes fünfte Arbeitsverhältnis keine Steuern und Sozialabgaben gezahlt werden?“ fragte IAQ-Direktorin Dr. Claudia Weinkopf. „Minijobs, in einzelnen Branchen bereits das Normalarbeitsverhältnis, werden dadurch öffentlich subventioniert. Analysen des IAQ zeigen, dass mit über 80 Prozent die große Mehrheit in Minijobs für Niedriglöhne arbeitet.“
Nicht selten wünschen sich geringfügig Beschäftigte mehr Arbeitsstunden bzw. einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. Vorliegenden Untersuchungen zufolge haben sich die auch auf der politischen Ebene bestehenden Hoffnungen, dass der Minijob als eine Brücke in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung fungieren könne, jedoch nicht erfüllt. Auch die Annahme, dass betroffene Frauen über den Ehemann
abgesichert seien, stimmt nur begrenzt. 2008 lebte nur jeder zweite Minijobber in einem Haushalt mit mindestens einem Normalverdiener. Immerhin gut ein Drittel hatte aber keine weiteren Erwerbstätigen zur Seite.

Lösungsvorschläge: 15 Wochenstunden und Mindestlohn
Als erste Ansatzpunkte zur Eindämmung des Missbrauchs von Minijobs wurde die Wiedereinführung der Höchstgrenze von 15 Wochenarbeitsstunden ebenso wie ein gesetzlicher Mindestlohn gefordert. Dies würde zwar nicht zu einer deutlichen Reduzierung der Zahl der Minijobs führen, aber zumindest Niedrigstlöhne ließen sich so verhindern. Bei einer Sozialversicherungsfreigrenze von 400 Euro könnten bei einem Mindestlohn von 7,50 Euro maximal 13 Stunden pro Woche gearbeitet werden.

UDE: IAQ-Report zur Beschäftigungsunsicherheit
Mehr Angst, den Job zu verlieren

Duisburg, 25. Februar - Die Angst vor dem Jobverlust hat in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren zugenommen, obwohl die Beschäftigungsverhältnisse tatsächlich nicht instabiler geworden sind. Das zeigt ein aktueller Report aus dem
Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.
„Die schlechte Lohnentwicklung könnte eine Erklärung für diesen Widerspruch sein, neben der zunehmenden Einkommensungleichheit und dem drohenden Statusverlust bei längerer Arbeitslosigkeit“, vermutet der IAQ-Arbeitsmarktforscher PD Dr. Marcel Erlinghagen.
Zwischen 2001 und 2004 wuchs die Angst vor dem Jobverlust bundesweit  erheblich, wie die IAQ-Auswertung von Daten des Soziooekonomischen  Panels (SOEP) zeigt. In den alten Bundesländern verdoppelte sich der Anteil der Beschäftigten mit Arbeitsplatzsorgen von 10 auf rund 20 Prozent; in den neuen Bundesländern fürchtete im Jahr 2004 sogar jeder Dritte Beschäftigte um seinen Job. Im Gegensatz zu früheren
Konjunkturzyklen haben sich die Sorgen um den Verlust des Arbeitsplatzes im folgenden Aufschwung kaum verringert: Im Jahr 2008 machten sich weiterhin gut 15 Prozent der Beschäftigten in den alten Bundesländern große Sorgen um ihren Arbeitsplatz, und noch mehr waren es zuvor in den Aufschwungjahren 2006 und 2007 - bereits lange bevor die aktuelle Wirtschaftskrise begann.

Schock durch Hartz IV-Reformen
Demgegenüber hat die Beschäftigungsstabilität – anders als in einer weit verbreiteten öffentlichen Wahrnehmung – in Deutschland im Verlauf der vergangenen zwei Jahrzehnte nicht generell abgenommen, konstatiert Erlinghagen auf der Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). „Im Jahr 1985 waren die Beschäftigten in Westdeutschland seit durchschnittlich zehn Jahren in ihrem Betrieb beschäftigt. Bis Ende der 1990er Jahre reduzierte sich dieser Wert auf rund 9,5 Jahre, um anschließend bis zum Jahr 2008 wieder auf über zehn
Jahre anzusteigen. Die neuen Länder erreichten im Jahr 2008 mit einem Wert von knapp zehn Jahren annähernd westdeutsches Niveau.“
Erlinghagen vermutet, dass es vor allem in den alten Bundesländern nicht nur unter den real von Arbeitslosigkeit Betroffenen, sondern auch unter Beschäftigten zu einem nachhaltigen Schock durch die so genannten „Hartz-Reformen“ gekommen sein könnte: „Der Übergang von der alten Arbeitslosenhilfe, die den sozialen Abstieg abfederte, hin zum weitgehend statusunabhängigen Arbeitslosengeld II scheint zumindest von
den Beschäftigten in den alten Bundesländern als bedrohlicher Bruch wahrgenommen worden zu sein, was sich dann in der wachsenden Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes widerspiegeln könnte.“


Angst macht krank
Haben Beschäftigte Angst, ihren Job zu verlieren, kann dies weitreichende Folgen haben: So kann sich Beschäftigungsunsicherheit negativ auf den Gesundheitszustand auswirken und darüber hinaus familiäre Probleme verursachen. Für Betriebe können verunsicherte Belegschaften zum Problem werden, da Arbeitsmotivation und
Innovationsbereitschaft der Beschäftigten ab- und Krankenstand und Fluktuation zunehmen. Auch gesamtgesellschaftlich betrachtet steigen die Kosten, z.B. durch Gesundheitsausgaben, Steuereinbußen und Konsumzurückhaltung.
Die subjektive Beschäftigungsunsicherheit könnte sich auch auf die langfristige internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auswirken, meint Erlinghagen. „Es ist davon auszugehen, dass eine verstärkte gesundheitsbelastende Beschäftigungsunsicherheit in jungen Jahren die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft in der späteren Karriere senkt. Dies wäre angesichts eines zu erwartenden Fachkräftemangels im Zuge des demographischen Wandels fatal. Somit sind langfristige negative volkswirtschaftliche Folgen hoher Beschäftigungsunsicherheit durchaus denkbar“.

UDE: Workshop zur geringfügigen Beschäftigung - Minijob mit Nebenwirkungen

Duisburg, 12. Februar - Wie steht es um die geringfügige Beschäftigung und welche politischen Handlungsoptionen ergeben sich daraus? Mit diesen Kernthemen befasst sich ein Workshop am 1. März an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Organisatoren sind das Institut Arbeit und Qualifikation der UDE und das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut in der Hans-Böckler-Stiftung.
Der Minijob ist im Vormarsch: Mittlerweile gehört jedes fünfte Beschäftigungsverhältnis auf dem deutschen Arbeitsmarkt in diese Kategorie. Vor allem Frauen arbeiten in Minijobs, die in den letzten Jahren stark zugenommen haben, weil für diese Beschäftigungsform besondere steuer- und sozialversicherungsrechtliche Regelungen gelten. Nebenwirkungen sind: Mit dem Verdienst kann man keine eigene Existenz
sichern, die soziale Absicherung der Beschäftigten ist minimal, die öffentlichen Kassen verzichten auf Einnahmen und in den Betrieben zeichnen sich Sogwirkungen für die Absenkung sozialer Standards ab.
Auf dem Workshop im Mercator-Haus am Duisburger Campus, Lotharstraße 57, Beginn: 10 Uhr, steht der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Mitbestimmungsakteuren im Vordergrund. Neue Forschungsvorhaben werden vorgestellt und politische Handlungsoptionen diskutiert.

UDE und IAQ bieten Fortbildung für Pädagogen
Beste Praxisbeispiele für die Kita

Duisburg, 1. Februar - Wissenschaftliche Erkenntnisse helfen in der Praxis weiter: Dabei konzentriert sich das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen jetzt auch auf den beruflichen Alltag in Kindertageseinrichtungen. Aus den Forschungsergebnissen verschiedener IAQ-Projekte zu Bildung und Erziehung wurden Schulungen für pädagogische Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung entwickelt.
Das Programm „Wissenschaft für die Praxis“ für das 1. Halbjahr 2010 bietet ab März 19 Seminare, Workshops und Gesprächsrunden an. Die Themenpalette reicht von der Eltern- (und Väter-)beteiligung über Suchtprävention in der Kita, Motivation im Team bis zu den „Herner Materialien“ zur Früherkennung von Verhaltensauffälligkeiten. Träger der Weiterbildung ist der neu gegründete Verein best practice e.V., offizieller Kooperationspartner ist die Universität.
„Veranstaltungen, die wir zuerst nur für einige wenige Projektteilnehmer konzipieren konnten, werden durch dieses Programm für größere Kreise geöffnet“, begrüßt Dr. Sybille Stöbe-Blossey, Leiterin des Forschungsschwerpunkts „Bildung und Erziehung im Strukturwandel“, das neue Vorhaben. Die bisherigen Projektergebnisse sollen so weitere Interessenten erreichen. „Daneben stoßen wir in den Fortbildungen aber auch auf neue Probleme und Herausforderungen aus der Praxis, für die wir maßgeschneiderte Lösungen entwickeln wollen“, versichert die IAQ-Wissenschaftlerin Karin Altgeld, Vorsitzende von best practice e.V.

UDE: Großer Erfolg in Berlin - Teil des Spitzenclusters LogistikRuhr

Duisburg, 27. Januar 2010 - Großer Jubel herrscht auch an der Universität Duisburg-Essen (UDE), als jetzt die Nachricht bekannt wurde, dass sich der "EffizienzCluster LogistikRuhr" beim Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesforschungsministeriums (BMBF) erfolgreich durchgesetzt hat. Der Cluster arbeitet in den kommenden fünf Jahren in sieben technischen und sozio-technischen Leitthemen insgesamt 33 Verbundprojekte aus, die mit 40 Mio. Euro aus Bundesmitteln sowie mit mehr als 60 Mio. Euro aus der Wirtschaft realisiert werden.
Am EffizienzCluster LogistikRuhr sind insgesamt 124 Unternehmen und 18 Forschungs- und Bildungseinrichtungen beteiligt. Den Kern des Netzwerks bilden die Standorte Dortmund -- mit den Fraunhofer-Instituten für Materialfluss und Logistik (IML) sowie für Software- und Systemtechnik (ISST) und der Technischen Universität -- sowie Duisburg mit dem Zentrum für Logistik und Verkehr (ZLV) der Universität Duisburg-Essen. Weiterer strategischer Partner ist die European Business School der
Logistikregion Rhein-Main.
Rektor Prof. Ulrich Radtke lobt: "Das ist ein toller Erfolg für den Wissenschaftsstandort Ruhrgebiet, der beflügelt wird durch die viel versprechende Zusammenarbeit zwischen den Fraunhofer-Instituten, der TU Dortmund und dem ZLV unserer Universität." Ziel ist es, die wirtschaftlichen Herausforderungen von morgen ökologisch und sozial
verträglich zu meistern, etwa die individuelle Warenversorgung, Mobilität und Produktion mit 75 Prozent der Ressourcen von heute sicherzustellen. "Der Logistik kommt dabei die entscheidende Rolle zu. Zunehmend hat sie sich von der transportierenden zur leistungsbestimmenden Instanz von Wirtschaftssystemen im Sinne von mehr Effizienz gewandelt", so Prof. Bernd Noche vom ZLV.
Die Jury attestierte dem Antrag hohe wissenschaftliche Qualität, überzeugende Forschungsstrategien, marktnahe Technologieentwicklung und internationale Kooperationen. In der Metropole Ruhr operieren mehr als 5.000 Logistikunternehmen mit weit über 160.000 Beschäftigten.
Hintergrund für die Erfolgsgeschichte sind die Nähe zu den wichtigsten nationalen und europäischen Märkten, die leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur und die starke industrielle Basis. Hinzu kommen das große Potenzial an gut ausgebildeten Arbeitskräften, attraktive Gewerbeflächen, das dichte Netz der Hochschulen und
Forschungseinrichtungen sowie hohe Technologiekompetenz in einer einzigartigen strategischen Lage für die Weiterentwicklung hochwertiger Logistikdienstleistungen.

HKM und UDE unterzeichnen Kooperationsvertrag

Duisburg, 25. Januar 2010 - Zur Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages zwischen den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) und der Universität Duisburg-Essen (UDE) waren neben den ersten drei Kommilitonen die Vertreter der Direktion des Unternehmens und der Universität am Montag im Verwaltungsgebäude am Tor 1 in Hüttenheim zusammengekommen.
Betont wurde insbesondere die „Passgenauigkeit“ der kooperativen Ingenieurs-Ausbildung (KIA), die bei HKM inzwischen zum Ausbildungsalltag gehört, für die Stahlindustrie.
Prorektor Prof. Dr. Franz Bosbach (UDE) betonte den hochattraktiven Studiengang und die optimale Betreuung der Studenten durch die Firma HKM bei diesem Referenzprojekt. In zwei Jahren machen die Teilnehmer bei HKM eine Ausbildung mit Prüfung vor der IHK, absolvieren zudem ihren Bachelor Abschluss an der Uni.
Prof. Dr.-Ing. Paul Josef Mauk (UDE) verwies auf die europaweit einmalige Kombination und insbesondere auf die Vorteile am Standort Duisburg. Die 8 Semester Bachelor Studium in dem völlig neuen und innovativen Studiengang „Steel Technology and Metal Forming“ (STMF) in dem gezielt ingenieurwissenschaftliches Fachpersonal in der Stahlwerksmetallurgie ausgebildet werden. Es handelt sich dabei um einen internationalen
Studiengang, der überwiegend in englischer Sprache durchgeführt wird. Im Anschluss ist die Verlängerung um 4 Semester für den „Master“ möglich.
"Die Idee dazu wurde in einem Kreis von Wissenschaftlern und Kollegen aus der Fachindustrie geboren", sagt Studiendekan Prof. Dr.-Ing. Paul Josef Mauk. "Duisburg ist das Zentrum der Eisen- und Stahlindustrie, da liegt eine Kooperation mit den hier ansässigen Unternehmen nahe. Wir wollen fachlich spezialisierte Kräfte ausbilden, die einen starken Praxisbezug mitbringen und in einer kleinen Gruppe unter sehr guten Bedingungen ausgebildet wurden."
HKM Geschäftsführer Dr. Herbert Eichelkraut erklärte, dass HKM diese duale Ausbildung mit ermöglicht, weil geeigneter metallurgischer Ingenieur Nachwuchs unglaublich schwierig zu bekommen ist. Die Ausbildung dauert zwei Jahre, wobei die Auszubildenden dabei pro Woche drei Tage bei HKM, und zwei Tage an der Uni verbringen. Auch künftig soll die nunmehr auch schriftliche besiegelte Zusammenarbeit ihre Früchte tragen. Es gibt keinen „Numerus Klausus“ und auch Bewerber mit einer Fachhochschulreife werden zugelassen. Und bereits 14 Bewerber hat man für den nächsten Lehrgang gewinnen können.
Arbeitsdirektor Peter Gasse (HKM) hob hervor, dass man für die Studierenden spezielle Arbeitszeit Modelle entwickeln wird, oder, wie es Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Deike (UDE) als Slogan wiedergab: „Ich studier nach Vier!“ - Für die drei Studenten: Jasmin Fietz (19, Duisburg), Thomas Lange(19, Duisburg) und Michaela Braasch (20, Dortmund) war die getroffenen Entscheidung für den Studiengang die beste, die sie treffen konnten. Festlegen, ob sie ihren „Master“ machen, wollen sie sich allerdings erst nach dem „Bachelor“ Abschluss. Somit wurde durch die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages der Grundstein für eine zukunftsträchtige Zusammenarbeit zwischen Industrie und Universität gelegt. HaMo

Vor der Unterzeichnung:
Vl.: Gabriele vom Ende (HKM), Jasmin Fietz, Arbeitsdirektor Peter Gasse (HKM), Thomas Lange, Prof. Dr.-Ing. Paul Josef Mauk (UDE), Michaela Braasch, Dekan Prof. Dr.-Ing. Dieter Schramm (UDE), Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Deike (UDE) und Prorektor Prof. Dr. Franz Bosbach (UDE)

2. Bei der Vertragsunterzeichnung: Bildmitte HKM Geschäftsführer Dr. Herbert Eichelkraut

UDE-Institut: Nur jeder Zehnte arbeitet bis 65 - Wege in den Ruhestand

Duisburg, 21. Januar 2010 - Lediglich jeder dritte Deutsche geht direkt aus einer stabilen Beschäftigung in Rente, nur jeder Zehnte arbeitet dabei bis 65. Das zeigen aktuelle Ergebnisse des Altersübergangs-Monitors des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung und des Forschungsnetzwerks Alterssicherung wird der Übergang zwischen Erwerbsleben und Ruhestand untersucht. „Die Beschäftigungsbedingungen für Ältere und die individuelle Beschäftigungsfähigkeit im Alter müssen dringend verbessert werden, wenn die Rente mit 67 realisiert werden soll“, fordert der IAQ-Arbeitsmarktforscher Dr. Martin Brussig.
Wie hoch die Rente ausfällt, hängt wesentlich von der bisherigen Erwerbstätigkeit ab. Brussig hat drei Wege untersucht: aus stabiler Beschäftigung, aus kurzfristiger Übergangsarbeitslosigkeit und aus Langzeitarbeitslosigkeit. Etwa die Hälfte der Personen, die eine Altersrente direkt nach einer stabilen Beschäftigung beziehen, nahm 2007 Abschläge in Kauf. Noch weiter verbreitet sind Abzüge bei Langzeitarbeitslosen: Drei Viertel gehen vorzeitig in Rente – und zwar im Durchschnitt dreieinhalb Jahre früher, ein Drittel mit maximalen Abschlägen von 18 Prozent des Rentenanspruchs.
Dies wirkt sich deutlich auf den monatlichen Betrag aus: Während beim direkten Wechsel aus stabiler Beschäftigung die Rente im Durchschnitt 1.028,80 Euro beträgt, liegt die durchschnittliche Zahlung nach Übergangsarbeitslosigkeit bei 799,80 Euro; Neurentnern nach Langzeitarbeitslosigkeit werden im Schnitt 725,90 Euro ausgezahlt. Unfreiwillige Arbeitslosigkeit vor der Rente kann nach Einschätzung Brussigs einerseits den Eintritt in den Ruhestand beschleunigen, um schnell in den „sicheren Hafen“ der Altersrente zu gelangen. Andererseits gibt es auch Indizien dafür, dass ein Teil der Arbeitslosen den Beginn verzögert, um Abschläge zu vermeiden oder zu vermindern.
„Die Wahlmöglichkeiten zum flexiblen Rentenbeginn werden gerade von Personen genutzt, die ihrer prekären Arbeitsmarktposition am Ende des Erwerbslebens entfliehen und dafür auch dauerhafte Einbußen in der Rente hinnehmen“, folgert Brussig. 

UDE: 17. Anne-Frank-Tag - Holocaust und Schulunterricht

Duisburg, 19. Januar 2010 - Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust verändert sich. Es gibt immer weniger Zeitzeugen, der Völkermord und die Verbrechen liegen über sechs Jahrzehnte zurück. Dass sie dennoch nicht vergessen werden und die
Geschichte wach gehalten wird, ist auch Sache des Schulunterrichts. Mit der "Erinnerung als religionspädagogische Aufgabe" befasst sich deshalb der 17. Anne Frank Tag der Arbeitsstelle interreligiöses Lernen der Uni Duisburg-Essen. Er findet am internationalen Holocaust-Gedenktag, 27. Januar, im evangelischen Studierendenzentrum Die Brücke, Campus Essen, statt und richtet sich an Lehrer, Wissenschaftler und Studierende.
"Man kann aus der Geschichte nicht aussteigen", hatte Rabbiner Dr. Ernst Stein auf einer der früheren Tagungen gesagt. Der 80-jährige Ehrendoktor der Berliner Humboldt-Universität ist einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen und stäniger Referent des Anne-Frank-Tages, den er traditionell mit einem Vortrag eröffnet. Diesmal geht es darum, was der Religionsunterricht gegen das Vergessen tun kann. Über entsprechende Erfahrungen an niederländischen Schulen spricht außerdem Prof. Dr. Wim Westerman von der Universität Amsterdam.
Bei den anschließenden Workshops werden weitere Beispiele vorgestellt, so das Projekt "Spurensuche" aus Mülheim und "Lass kein Gras drüber wachsen" aus Hamburg. Auch geht es um neue Konzepte und Unterrichtsmaterialen für die verschiedenen Schulformen und Altersklassen.
Anmeldungen zum 17. Anne-Frank-Tag sind noch bis zum 22. Januar möglich per E-Mail, rita.lehmann@uni-due.de, oder telefonisch unter 0201/183-4422. Der Programmflyer ist im Netz abrufbar: http://www.uni-due.de/imperia/md/content/evangelischetheologie/einladungaft2010flyer.pdf

UDE: Englisches Theater DUET spielt Arthur Miller
Von Hexen und Denunzianten

Duisburg, 19. Januar 2010 - Missgunst, Rachegelüste und Verleumdung – in Arthur Millers Stück The Crucible, das in Deutschland unter dem Titel Hexenjagd bekannt ist, geht es hoch her. Eine schauspielerische Herausforderung für das englische
Studententheater der Uni Duisburg-Essen DUET. Sie bringen das weltweit
gefeierte Stück vom 2. bis zum 5. Februar jeweils um 19.30 Uhr in Duisburg auf die Bühne (Gebäude SG, 1. Etage, Geibelstraße 4). Karten können telefonisch unter Tel. 02056/22111 oder per mail (duet@uni-due.de) vorbestellt werden.
Arthur Miller erzählt die Geschichte mehrerer junger Mädchen, die 1692 im amerikanischen Städtchen Salem nachts im Wald bei einem mysteriösen Vorhaben ertappt werden. Um sich zu rechtfertigen, beschuldigen sie andere der Hexerei. Die eingesetzte Untersuchungskommission glaubt in den Erzählungen die Stimme Gottes zu hören und lässt von ihnen ab. Ein Fehler: Die Mädchen nutzen ihre Narrenfreiheit und eine seltsame Anschuldigungsserie nimmt ihren Lauf. Schon nach kurzer Zeit steht die ganze Gemeinde unter Generalverdacht. Behauptungen werden zu angeblichen Beweisen und erste Todesurteile vollstreckt.
The Crucible entstand 1953 und basiert auf den historischen Hexenprozessen von Salem. Arthur Miller schrieb das Stück als Kommentar auf die Verfolgung von Kommunisten während der McCarthy-Ära.

UDE-Forscherin zur aktuellen Diskussion
Schlecker und die Leiharbeit -- kein Einzelfall

Duisburg, 14. Januar 2010 - Dass ein Unternehmen Beschäftigte kündigt und ihnen die gleiche Arbeit über eine Leiharbeitsfirma zu deutlich schlechteren Konditionen
anbietet, ist keineswegs ein Einzelfall. Wie die Firma Schlecker haben in den vergangenen Jahren "viele Unternehmen ein eigenes Zeitarbeitsunternehmen gegründet, um geltende tarifliche Standards zu unterlaufen" kritisiert Dr. Claudia Weinkopf, Forschungsdirektorin am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE). "Nicht selten kehren dieselben Beschäftigten auf diesem Wege auf ihren früheren Arbeitsplatz zurück -- nur für weniger Geld und zu
schlechteren Arbeitsbedingungen!"
Untersuchungen des IAQ zur Entwicklung der Zeitarbeit in Deutschland zeigen, dass es solche Praktiken in fast allen Branchen gibt. Nach Ergebnissen der Betriebsrätebefragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung hatten bis 2007 bereits gut 7 Prozent aller Unternehmen mit betrieblicher Interessenvertretung eine solche interne Zeitarbeitsfirma gegründet --
im Bereich von Banken und Versicherungen sogar mehr als 9 Prozent. Im Unterschied zum spektakulären Schlecker-Fall betrifft dies meist allerdings nur einen Teil der Gesamtbelegschaften. Nicht nur privatwirtschaftliche Unternehmen, sondern auch kirchliche Pflegeeinrichtungen oder große Wohlfahrtsverbände versuchen, auf diese
Weise Personalkosten zu reduzieren.
Illegal ist dies nach geltender Rechtslage nicht. Zwar wurden mit der letzten Reform der Arbeitnehmerüberlassung 2003 die Grundsätze von Equal Pay und Equal Treatment gesetzlich verankert. D.h., das Zeitarbeitunternehmen muss seinen Leiharbeitskräften die wesentlichen Arbeits- und Entgeltbedingungen gewähren, die im Betrieb des Kunden gelten. "Allerdings sieht das Gesetz eine Ausnahme vor, die inzwischen zur Regel geworden ist", stellt die Arbeitsmarktexpertin fest. "Abweichungen von diesen Grundsätzen sind möglich, wenn nach Tarifverträgen, die für die Leiharbeit abgeschlossen worden sind, entlohnt wird. Angaben von Arbeitgeberverbänden in der Zeitarbeit zufolge ist diese Ausnahmeklausel inzwischen zur Regel geworden -- mindestens 95 Prozent der Leiharbeitskräfte in Deutschland werden nach einem Tarifvertrag für Leiharbeit bezahlt, nicht nach dem Tarif im
Entleihbetrieb." Die Einstiegslöhne liegen aktuell zwischen 6,15 und 6,50 € in Ost- bzw. 7,35 und 7,51 € in Westdeutschland -- und damit weitaus niedriger als in vielen tarifgebundenen Betrieben in anderen Branchen.

Das macht es in vielen Bereichen attraktiv, Zeitarbeitskräfte nicht nur einzusetzen, um auf unterschiedlichen Arbeitsanfall reagieren zu können, sondern mehr oder weniger dauerhaft, zeigen die IAQ-Untersuchungen. Begünstigt werde diese Praxis dadurch, dass seit 2003 auch die zeitliche Begrenzung des Einsatzes von Leiharbeitskräften in einem Entleihbetrieb aufgehoben wurde, die anfangs bei maximal drei Monaten und vor der Reform 2003 zumindest noch bei 24 Monaten lag, so Weinkopf. Nunmehr können dieselben Leiharbeitskräfte über Jahre zu schlechteren
Bedingungen eingesetzt werden. "Bei gewerblicher Leiharbeit ist dies immer noch eher selten; die Gründung von unternehmensinternen Leiharbeitseinheiten hat dies aber offenbar stark beflügelt, denn diese Regelung ermöglicht es Betrieben, tarifliche Standards zu unterlaufen, ohne sich von erfahrenen Beschäftigten trennen zu müssen".
Wirksam unterbunden werden könnte Lohndumping durch Leiharbeit nur, wenn
tarifliche Abweichungen von Grundsatz "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" nicht mehr möglich wären. Frankreich und andere Länder machen vor, dass dies Leiharbeit nicht grundsätzlich verhindert, aber stärker auf das ursprüngliche Ziel -- den Ausgleich von Auftragsschwankungen -- begrenzt. Die Wiedereinführung einer Höchstüberlassungsdauer von  Leiharbeitskräften könnte in dieselbe Richtung wirken, schlägt die UDE-Wissenschaftlerin vor. "Alternativ oder ergänzend könnte man den
maximalen Anteil von Leiharbeitskräften auf der betrieblichen Ebene beschränken -- z.B. auf 20 Prozent."

UDE: Expertenseminar zu kausalen Modellen
Statistik verständlich präsentiert

Lässt sich die Komplexität des Lebens in Modellen erfassen? Und was könnte man dadurch realistisch vorhersagen? Wer sich mit statistischen Methoden auskennt, kann solche Fragen beantworten. Denn mit Strukturgleichungen lassen sich Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Variablen analysieren. Das nötige Expertenwissen wird allerdings nicht an jeder Hochschule vermittelt – in vielen Studiengängen gibt es nur Statistik-Grundlagenseminare. Vertiefende Kenntnisse bietet die Weiterbildung „Analyse kausaler Modelle“, die vom Institut für Soziologie der Universität Duisburg-Essen am 18. und 19. Februar angeboten wird.

Die Veranstaltung beschäftigt sich mit der Analyse komplexer Zusammenhänge zwischen beobachteten und/oder unbeobachteten Variablen. Dabei geht es u.a. um spezielle Modelle, Multiple Gruppenvergleiche und die statistische Überprüfung der Anpassungsgüte. Praktische Übungen runden die Theorie ab. Als Analyseprogramm wird EQS in der aktuellen Version 6.1 eingesetzt. Zusätzlich werden Vergleiche zu anderen weit verbreiteten Programmen wie LISREL und Mplus gezogen.

Das zweitägige Seminar findet im Gerhard-Mercator-Haus am Campus Duisburg statt und richtet sich an Interessenten, die Grundkenntnisse in multivariaten statistischen Analyseverfahren und Inferenzstatistik besitzen. Eine Anmeldung ist bis zum 12. Februar möglich, die Teilnahmegebühr beträgt 290 Euro.

Ministerin Thoben überreicht Bewilligungsbescheid für deutsch-kanadisches Brennstoffzellenprojekt in Duisburg

Landesregierung fördert die Entwicklung vielseitig ein-setzbarer, kostengünstiger Brennstoffzellen
Düsseldorf/Duisburg, 7. Januar 2010 - Das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie NRW teilt mit:Wirtschaftsministerin Christa Thoben, hat heute dem Zentrum für BrennstoffzellenTechnik (ZBT) an der Universität Duisburg-Essen (UDE) den Bewilligungsbescheid in Höhe von rund 380.000 Euro für das Projekt HiPerLoCo (Development of High Performance and Low Cost PEM Fuel Cells) überreicht. Die Mittel stammen aus dem NRW-EU Ziel 2-Programm.
Damit fördert dieLandesregierung die Entwicklung vielseitig einsetzbarer,  kostengünstiger Brennstoffzellen, die zukünftig verstärkt beispielweise als Aggregate zur Stromerzeugung oder im Verkehrsbereich eingesetzt werden könnten.

„Ziel unserer Wasserstoff- und Brennstoffzellenforschung und -entwicklung ist es, eine Technik zu erhalten, die praxistauglich, bezahlbar und effizient ist. Nordrhein-Westfalen will daher im Zusammenhang mit diesen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in den kommenden Jahren weitere Investitionen anstoßen,“ betonte Ministerin Thoben.

Das ZBT wird eng mit dem renommierten kanadischen Forschungsinstitut NRC-IFCI (National Research Council Canada - Institute for Fuel Cell In-novation) in Vancouver zusammenarbeiten. Die internationale Kooperati-on hat das Ziel, Materialien und Wissenschaftler auszutauschen, um auch eine direkte Weiterbildung im Bereich der unterschiedlichen Technologien und Verfahren zu erreichen. Mit dem Projekt wird gleichzeitig Nordrhein-Westfalen als Brennstoffzellen-Standort für den nordamerikanischen Wirtschaftsraum erschlossen. Durch die Einbindung regionaler Firmen wird angestrebt, den technischen und wissenschaftlichen Austausch zu stärken und damit Arbeitsplätze in Forschung und Industrie zu schaffen und zu festigen.
Prof. Dr. Angelika Heinzel, Geschäftsführerin des ZBT: „In den kommen-den drei Jahren werden wir in dem Projekt mithilfe von Massenprodukti-onstechniken erkunden, wie sich vielseitig einsetzbare, günstige Brenn-stoffzellen-Systeme herstellen lassen. Anwendungsbereiche sind zum Beispiel mobile Antriebs-Anwendungen mit Batterie-Hybridtechnologien sowie die stationäre Stromversorgung.“
Im Fokus stehen Technologieentwicklungen für Systemkomponenten und der Betrieb in der Leistungsklasse 5 – 10 kWel. Nutzungsbereiche sind hier insbesondere mobile Antriebsanwendungen mit Batterie-Hybridtechnologien. Dadurch wird der Bogen zur Elektromobilitätsstrate-gie der EnergieRegion.Nordrhein-Westfalen geschlagen, in der die Batte-rietechnik und die Brennstoffzelle als zwei sich hervorragend ergänzende Techniken gesehen werden. Die Aktivitäten in der Modellregion Rhein-Ruhr Elektromobilität als Teil dieser Strategie können ebenfalls von die-sem Projekt profitieren. Daneben werden auch stationäre Anwendungen zur hochqualitativen Stromversorgung (z.B. USV Anlagen) optimiert.

UDE: Fünf Jahre Hartz IV -- eine Zwischenbilanz
Reform vor die Wand gefahren?

Duisburg, 7. Januar 2010 -Vor fünf Jahren wurden die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zum so genannten "Arbeitslosengeld II" zusammengeführt. Diese "Hartz-IV"-Reform hat auf dem deutschen Arbeitsmarkt einiges geändert und geringfügige
Verbesserungen erreicht. Aber das ursprüngliche Ziel der "Leistungen aus einer Hand" droht an Bürokratie und "politischer Gestaltungsunfähigkeit" zu scheitern. Diese Zwischenbilanz zieht Prof. Dr. Matthias Knuth, Forschungsdirektor am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.
Bei den Hartz-Reformen spielte die Verbesserung und Beschleunigung der Arbeitsvermittlung die zentrale Rolle. Doch nach den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit wurden im Jahre 2007 nur 1,1% und im Jahre 2008 nur 1,5% der ALG II Beziehenden (Jahresdurchschnittsbestände) in ungeförderte Beschäftigung (also nicht in 1-Euro-Jobs und ohne Arbeitgeberzuschuss) vermittelt. Immerhin zwischen 23% (2005) und 27% (2008) des jahresdurchschnittlichen Bestandes gelang es, eine Arbeit aufzunehmen. "Doch für eine Reform, in deren Zentrum die raschere
Vermittlung stand, sind diese Ergebnisse nicht wirklich überzeugend", meint Prof. Knuth.

Die jährlichen Übergänge aus Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit, der wichtigste Indikator für die Öffnung des Arbeitsmarktes für Arbeitslose und für die "Verflüssigung" der Arbeitslosigkeit, haben im vergangenen konjunkturellen Aufschwung ein wenig zugenommen -- vor allem bei den Arbeitslosen mit Versicherungsanspruch. Die Wirkung der Reformen könnte vor allem auf Abschreckung beruhen, vermutet Knuth: "Das "Fördern und Fordern" in der "Grundsicherung für Arbeitsuchende" beschleunigt stärker den Arbeitsmarktzugang derjenigen, die vermeiden wollen, in dieses System hineinzufallen, als derjenigen, die schon drin sind." Und das erfolgreiche Viertel, das pro Jahr aus der Grundsicherung heraus Arbeit aufnimmt, setze sich vor allem aus jenen zusammen, die ohne
Versicherungsanspruch arbeitslos wurden und nur kurze Zeit im System verbringen --- z.B. Hochschulabsolventen, Berufsrückkehrerinnen und gescheiterte Selbständige. Folglich bilden Langzeitbezieher die Mehrheit des Bestandes.

Ein wichtiges Anliegen der Reform wurde jedoch durchaus erfüllt: Mehr Personal betreut die Leistungsempfänger, die Fallzahlen pro Fachkraft wurden gesenkt, wenn auch nicht im versprochenen Umfang. Analysen des IAQ, die im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Evaluation durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass Intensität und Inhalt der Betreuung durchaus einen statistisch nachweisbar positiven Effekt auf die Arbeitsaufnahme haben. Andererseits jedoch fehlt es oft an der
erforderlichen fachlichen Qualität des Arge-Personals, kritisiert Knuth. Viele Betroffene nehmen die intensivierte Betreuung nicht als willkommene Unterstützung wahr, sondern als frustrierende und demütigende Gängelei, als "Fordern ohne Fördern".
Die zentrale Rechtfertigung für die Zusammenlegung von Arbeitslosen und Sozialhilfe war, dass man nur auf diesem Wege Zuständigkeiten und Leistungen "aus einer Hand" verwirklichen könne. "Die Vermischung von Bundeszuständigkeiten mit traditionell kommunalen führte allerdings dazu, dass sich die Reform in den Fallstricken der Verfassung verheddern musste", so Knuth. "Aus dieser Situation politischer Gestaltungsunfähigkeit könnte nur eine Änderung des Grundgesetzes
herausführen, sonst müssen die Arbeitsgemeinschaften zum Ende des Jahres 2010 aufgetrennt werden. Die meisten Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld II hätten es dann mit zwei Ämtern zu tun. Zumindest ihren offiziellen Sinn, Leistungen aus einer Hand zu gewährleisten, hätte die Reform damit verloren, und man kann wohl kaum erwarten, dass Betreuung und Förderung durch die Aufspaltung in getrennte Aufgabenwahrnehmung besser werden."