Neue Werte

Düsseldorf/Duisburg, 18. März 2023 - Die Wahrscheinlichkeit,
dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine
Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen geringfügig
gestiegen, bleibt aber auf relativ niedrigem Niveau. Das
signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für
Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der
Hans-Böckler-Stiftung. Der nach dem Ampelsystem arbeitende
Indikator zeigt „gelb-grün“. Das steht für ein moderates
Wachstum.
Für die drei Monate von März bis Ende Mai weist der
Indikator, der Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen
Kenngrößen bündelt, ein Rezessionsrisiko von 23,0 Prozent
aus. Anfang Februar waren es 21,7 Prozent für die folgenden
drei Monate. Die statistische Streuung, ein Maß für die
Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist gleichzeitig von
16,4 Prozent auf 12,3 Prozent zurückgegangen.
Rezessionswahrscheinlichkeit und Streuung zusammengenommen
unterschreiten wie im Vormonat die Schwelle, ab der der
Indikator eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit ausweist.
Die Indikator-Prognose deute für die kommenden Monate auf
ein „gedämpftes Wachstumstempo“ hin, aber nicht auf eine
„durchgreifende Konjunkturerholung“, erklärt
IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld.
Mit Blick auf das zu Ende gehende erste Quartal sei es nicht
ausgeschlossen, dass die deutsche Wirtschaft eine leichte
technische Rezession durchlaufen habe. Eine technische
Rezession liegt vor, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
zwei Quartale in Folge zurückgeht. Dazu würde passen, dass
der IMK-Konjunkturindikator noch im Dezember, als es um den
Ausblick bis Ende Februar ging, „rot“ signalisierte.
Das gemischte Bild spiegelt sich nach Hohlfelds Analyse auch
in den Faktoren wider, die der Algorithmus des Indikators
aktuell als relevant für das Konjunkturbild einordnet, und
die unter dem Strich zum geringfügigen Anstieg der
Rezessionswahrscheinlichkeit geführt haben. Positiv wirken
einige Stimmungs- und Finanzmarktdaten. So zeigt der
ifo-Geschäftsklimaindex nach oben und der Aufschlag, den
Unternehmen für ihre Anleihen gegenüber Staatspapieren
zahlen müssen, war in den vergangenen Wochen rückläufig.
Dagegen belasten aber die hohe Inflation und die deutlich
gestiegenen Geldmarktzinsen insbesondere die Baubranche. Und
die Aufträge aus dem Inland an das Verarbeitende Gewerbe
entwickelten sich in letzter Zeit schwach, ebenso wie die
Produktion in energieintensiven Industriezweigen, etwa der
Chemie. Dass die konjunkturellen Aussichten angesichts
dieser Gemengelage auch schon für die kommenden Monate eher
positiv seien, hat auch viel mit der Stabilisierungspolitik
der Bundesregierung zu tun, unterstreicht Ökonom Hohlfeld:
„Ohne die vielfältigen expansiven fiskalischen Maßnahmen der
Bundesregierung wäre es zu einem stärkeren und längeren
Abschwung gekommen.“
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus
der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus
berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK
nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine
Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch
reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der
Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert. Zum
IMK-Konjunkturindikator
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