Neue Werte
Düsseldorf/Duisburg,
16. Februar 2023 - Die
wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland haben
sich in den vergangenen Wochen weiter aufgehellt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft
in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist
dementsprechend erneut gesunken, und zwar den
vierten Monat in Folge. Das signalisiert der
Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie
und Konjunkturforschung (IMK) der
Hans-Böckler-Stiftung.
Zum ersten Mal seit Februar 2022 schaltet der nach
dem Ampelsystem arbeitende Indikator auf
„gelb-grün“. Das steht für ein moderates Wachstum.
Für die drei Monate von Februar bis Ende April weist
der Indikator, der Daten zu den wichtigsten
wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, ein
Rezessionsrisiko von 21,7 Prozent aus. Anfang Januar
waren es noch 29 Prozent für die folgenden drei
Monate. Die statistische Streuung, ein Maß für die
Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist mit 16,4
Prozent zwar weiterhin relativ hoch und nur wenig
zurückgegangen.
Rezessionswahrscheinlichkeit und Streuung
zusammengenommen unterschreiten nun aber die
Schwelle, ab der der Indikator eine erhöhte
konjunkturelle Unsicherheit ausweist, wie sie noch
im Januar durch die Ampelphase „gelb-rot“
signalisiert wurde. Die erneute Entspannung bei der
Rezessionswahrscheinlichkeit ergibt sich im
Wesentlichen aus positiven Trends bei Stimmungs- und
Finanzmarktindikatoren, die das IMK-Konjunkturradar
erfasst. Insbesondere die Exportaussichten hellen
sich auf, unter anderem weil sich die US-Wirtschaft
trotz hoher Zinsen robust entwickelt und sich die
wirtschaftliche Situation in China normalisiert.
Der Einkaufsmanagerindex für Deutschland hat die
Expansionsschwelle erreicht, für den Euroraum
überschreitet er sie bereits. Uneinheitlich sind die
Signale aus der Realwirtschaft, daher haben sie
aktuell keinen großen Einfluss auf die Entwicklung
des Indikators. So zeigten die Auftragseingänge im
verarbeitenden Gewerbe zuletzt nach oben, was aber
stark durch mehrere Großaufträge bestimmt ist. Die
Produktion in Industrie und Baubranche war hingegen
rückläufig.
Die neue
Drei-Monats-Vorschau des Indikators stehe im
Einklang mit der aktuellen Konjunkturprognose des
IMK, nach der ab dem zweiten Quartal mit einer
konjunkturellen Erholung zu rechnen ist, erklärt
Konjunkturforscher Dr. Thomas Theobald: „Die
deutsche Wirtschaft dürfte die Talsohle
durchschritten haben.“ Doch trotz der positiveren
Aussichten blieben konjunkturelle Unsicherheiten,
sagt der IMK-Experte. „Ob die Erholung im
Jahresverlauf aber mehr als ein gedämpftes Wachstum
erlaubt, ist angesichts weiter steigender Zinsen mit
einem Fragezeichen zu versehen. Als Sorgenkind
erweist sich zudem die Entwicklung der Produktion in
energieintensiven Industriezweigen.“
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche
Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein.
Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument
Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die
Industrieproduktion als Referenzwert für eine
Rezession, weil diese rascher auf einen
Nachfrageeinbruch reagiert als das
Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird
monatlich aktualisiert.
Zum IMK-Konjunkturindikator
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