Düsseldorf/Duisburg,
13. Januar 2023 - Die
konjunkturellen Aussichten in Deutschland haben sich
in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich
aufgehellt. Dementsprechend ist die
Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in
nächster Zeit in eine Rezession gerät, spürbar
gesunken, und zwar zum dritten Mal in Folge. Das
signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts
für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der
Hans-Böckler-Stiftung.

Zum ersten Mal seit März 2022 schaltet der nach dem
Ampelsystem arbeitende Indikator von „rot“ auf die
niedrigere Warnstufe „gelb-rot“ zurück. Das steht
zwar für eine weiterhin erhöhte konjunkturelle
Unsicherheit im Winterhalbjahr, aber nicht mehr für
eine akute Rezessionsgefahr. Für das erste Quartal
2023 von Januar bis Ende März weist der Indikator,
der Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen
Kenngrößen bündelt, ein Rezessionsrisiko von 29
Prozent aus. Anfang Dezember waren es noch 52,5
Prozent für die folgenden drei Monate.
Die statistische Streuung, ein Maß für die
Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist mit 16,7
Prozent zwar weiterhin relativ hoch und nur wenig
zurückgegangen. Rezessionswahrscheinlichkeit und
Streuung zusammengenommen unterschreiten nun aber
klar den Schwellenwert von 70 Prozent, ab dem der
Indikator ein akutes Rezessionsrisiko ausweist.
Unabhängig davon, ob das Winterhalbjahr eine
wirtschaftliche Stagnation bringt, worauf die
neuesten Indikatorwerte hindeuten, oder doch eine
milde Rezession, sei eines ganz deutlich, betont
IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald: „Es ist
dem Staat und den Sozialpartnern mit umfangreichen
Maßnahmen wirkungsvoll gelungen, die Konjunktur zu
stabilisieren. Momentan hilft auch, dass im
Verarbeitenden Sektor bei weiter nachlassenden
Lieferengpässen der hohe Auftragsbestand der
Vorquartale produktionswirksam abgearbeitet werden
kann“, sagt der IMK-Referatsleiter für Finanzmärkte
und Konjunktur. „Dieser konjunkturelle Sondereffekt
dürfte allerdings nur bis zur zweiten Jahreshälfte
2023 reichen.“
Die deutliche Entspannung bei der
Rezessionswahrscheinlichkeit hängt stark mit
positiven Trends auf den Finanzmärkten zusammen: Die
Börsenkurse haben sich weiter erholt und die
Kreditrisikoprämien für Unternehmen sind noch einmal
gesunken. Der Finanzmarktstressindex des IMK, der
einen breiten Kranz von Finanzmarktindikatoren
zusammenfasst, hat sich ebenfalls weiter aufgehellt.
Positive Impulse kamen zudem vom
ifo-Geschäftsklimaindex.
Den Rückgang des Rezessionsrisikos etwas gebremst
haben die relativ schwache Entwicklung
internationaler Einkaufsmanagerindizes und ein
Rückgang der Auftragseingänge im Verarbeitenden
Gewerbe. Allerdings haben diese Faktoren im
Algorithmus des IMK-Indikators aktuell kein großes
Gewicht, was beispielsweise daran liegt, das viele
Industrieunternehmen nach wie vor über ein dickes
Auftragspolster verfügen.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche
Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein.
Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument
Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die
Industrieproduktion als Referenzwert für eine
Rezession, weil diese rascher auf einen
Nachfrageeinbruch reagiert als das
Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird
monatlich aktualisiert. IMK-Konjunkturindikator
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