Duisburg, 11. März 2014 - Der MSV
Duisburg nimmt die intensive Arbeit der vergangenen Wochen
und Monate innerhalb des Vereins zum Anlass, zu informieren,
wie und in welcher Form der Verein gegen Gewalt und
extremistische Ausschreitungen vorgeht. Wir möchten
Ihnen aber auch aufzeigen, was wir als Fußballklub nicht
leisten können. Der MSV Duisburg betont dabei erneut,
dass bei uns Integration, Toleranz und Respekt gelebt
werden.
In den letzten Monaten gab es rund um Liga-
und Pokalspiele Vorfälle, die wir nicht tolerieren können
und wollen. • Während des DFB-Pokalspiels im Sommer 2012
beim Halleschen FC fielen mehrere Personen auf, die
offensichtlich rechtsextrem motiviert waren. Unter anderem
wurde eine Fahne mit der Aufschrift „Good night left side“
für einen kurzen Moment gezeigt. • Nach dem Spiel gegen
Regensburg im August 2013 skandierten die Fans ein
lautstarkes „Sieg“ in Richtung Mannschaft, welches durch
zwei Personen um den Ausruf „Heil“ verlängert wurde. •
Nach dem Spiel gegen den 1.FC Saarbrücken im Herbst 2013 kam
es am Fancontainer auf dem Parkplatz vor der
Schauinsland-Reisen-Arena zu einer handfesten
Auseinandersetzung zwischen verschiedenen MSV Gruppierungen.
• Während des Spiels in Heidenheim im Dezember 2013 kam es
zu einer handfesten Auseinandersetzung im Fanblock, als ein
Transparent ausgerollt wurde. • Rund um das Auswärtsspiel
bei Borussia Dortmund II im Februar 2014 gab es verschieden
gewalttätige Vorfälle, sowohl im Bahnhof in Essen auf dem
Hinweg als auch im Gästeblock während der Begegnung, an der
Bahnhaltestelle in Dortmund und bei der Rückkehr im
Hauptbahnhof Duisburg.
Auf Basis des regelmäßigen
Austauschs u.a. mit der Polizei und dem Staatsschutz, gehen
wir davon aus, dass es unter den größtenteils
aufgeschlossenen und friedlichen Fans, die regelmäßig die
Spiele der Zebras besuchen, auch einige wenige gewalttätige
und extremistische Personen gibt. Die Behörden haben in
den vergangenen Jahren nach ihren Angaben uns gegenüber
keinen bedeutsamen Anstieg festgestellt. Eine belegbar
politisch rechtsextrem oder linksextrem motivierte Straftat
habe es – das ist Stand der aktuellen Ermittlungen – dabei
nicht gegeben.
Nach einigen der oben genannten
Vorfälle konnte der MSV Duisburg mit Hilfe der Polizei
Personalien feststellen. Es kam zu folgenden Reaktionen:
• Nach den Vorkommnissen vom Pokalspiel gegen den Halleschen
FC wurden gegen einwandfrei ermittelte Täter mehrere
Stadionverbote ausgesprochen. • Eine Person, die „Heil“
an den Ruf „Sieg“ angehängt hat, wurde ebenfalls mit
bundesweitem Stadionverbot belegt. Allerdings hat die
Staatsanwaltschaft ein weiteres eingeleitetes Strafverfahren
eingestellt. • Drei Personen, die an der
Auseinandersetzung nach dem Spiel gegen Saarbrücken
beteiligt waren, sind mit bundesweiten Stadionverboten
belegt worden. • Nach dem Spiel in Dortmund hat der MSV
insgesamt 28 zeitlich begrenzte Hausverbote ausgesprochen.
Die Entscheidungen über bundesweite Stadionverbote werden
durch den DFB und Borussia Dortmund getroffen. Die
Auswertungen aus Heidenheim liegen uns noch nicht vor.
Folgende Maßnahmen – basierend u.a. auf den Beratungen
mit Experten der Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS)
und der Kompetenzgruppe "Fankulturen und Sport bezogene
Soziale Arbeit" (KoFaS), dem DFB und anderen Vereinen - hat
der MSV Duisburg ergriffen, um Gewalt und Extremismus noch
effektiver bekämpfen zu können: • der Ordnungsdienst
wurde über die vorgeschriebenen Maßnahmen hinaus erneut
geschult und sensibilisiert • der regelmäßige Dialog mit
Fanvertretern aus den verschiedensten Gruppen und Fanclubs
wurde weiter intensiviert • die Arbeit mit den Fanclubs
zum Thema „Für Integration, Respekt und Toleranz“ wird in
Kooperation mit dem Fanprojekt Duisburg weiter fortgeführt
• Gespräche zwischen Verein und Polizei bzw. Staatsschutz
haben stattgefunden.
Darüber hinaus sind weitere
Aktivitäten geplant: • Kooperation mit dem Institut für
Präventionsforschung und Sicherheitsmanagement (Klaus
Stüllenberg/Münster – erfahren auch im Sportbereich). Hier
soll ein externer Anbieter unvoreingenommen die Rolle des
Vermittlers übernehmen. • Weitere gemeinsame Aktionen mit
dem Fanprojekt Duisburg – nächster geplanter Programmpunkt
ist im April 2014 eine Lesung „Sexismus im Fußball“ •
Gründung eines Fangremiums – bestehend aus Fanclub- und
Gruppierungsvertretern, von Fans gewählt. Regelmäßige
Treffen in diesem Kreis als Fixpunkt • Kooperation mit
der mobilen Beratung NRW gegen Rechtsextremismus (gehört zum
Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport
des Landes NRW / kostenloses Angebot)
Wir möchten
betonen, dass wir hinter den Zielen, die wir in unserem
Leitbild definieren, stehen: • Als Zebrafamilie, mit all
unserer Vielfalt, sind wir weit über die Grenzen unserer
Stadt hinaus bekannt. • Wir halten zusammen, insbesondere
in schweren Zeiten. • Integration wird von uns gelebt.
Respekt und Toleranz prägen unseren Umgang miteinander.
Und auch in unserer Stadionordnung für die Heimspiele in
der Schauinsland-Reisen-Arena heißt es: „Den Besuchern des
Stadions ist das Mitführen folgender Gegenstände untersagt:
rassistisches, fremdenfeindliches und rechtsradikales
Propagandamaterial … Verboten ist den Besuchern weiterhin:
rassistische, fremdenfeindliche oder rechtsradikale Parolen
zu äußern oder zu verbreiten.“
Unser Wunsch ist es,
künftig mit allen, die sich offen und ehrlich zum MSV
bekennen, noch intensiver für unsere Ziele zu arbeiten. Das
heißt im Gegenzug: wir werden uns gegen das Auftreten von
Gruppierungen, die nicht bereit sind, sich diesen Zielen
anzuschließen, sondern den Namen unseres Traditionsvereins
nutzen wollen, um ihr oft unfassbares Gedankengut zu
verbreiten, mit allen uns zu Verfügung stehenden
Möglichkeiten wehren!
Wir wissen aber auch, dass
diese Möglichkeiten für einen Fußballverein nicht grenzenlos
sind, vor allem auch außerhalb unserer Arena.
Bei
den Landtagswahlen haben 2012 die Parteien „pro NRW“ und
„NPD“ 3,45% aller Zweitstimmen in Duisburg erhalten. Da das
Stadion ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, können wir
nicht ausschließen, dass es im Stadion oder in sozialen
Netzwerken eben auch Menschen gibt, die mit dem rechten
Gedankengut sympathisieren.
Wir möchten aber auch
betonen: Der Großteil unserer Fans verhält sich einwandfrei.
Gerade im letzten Sommer haben die Fans aus Duisburg sehr
eindrucksvoll bewiesen, mit welch friedlichen Aktionen sie
„Streifen gezeigt“ haben.
Wir weisen ausdrücklich
darauf hin, dass wir auf Hilfe angewiesen sind. Wer
extremistisches oder gewalttätiges Verhalten wahrnimmt, ist
aufgefordert, seine Wahrnehmungen umgehend mitzuteilen. Nur
so können wir Ermittlungen einleiten, die dann auch zu
Sanktionen führen.
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