Duisburg, 03.
Oktober 2020 - 1.860 Zuschauer, die anscheinend auch mit
Mundschutz Anfeuerungen und Gesänge anstimmen konnten, sahen
eine erste Hälfte auf niedrigem Drittliganiveau. Der MSV kam
erst zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff überhaupt im Spiel
an. Vermeijs Schuss aus 26 Metern, den der Lübecker Torhüter
Raeder knapp zur Ecke lenken konnte, war die erste Torchance
der Zebras. Es war die 36. Minute. Fünf Minuten später
lief Leroy Mickels in einen Pass von Vermeij, traf dann das
Leder nicht richtig und der Lübecker Schlussmann konnte den
Ball sicher aufnehmen.
In der zweiten Halbzeit trat
der MSV dann von Beginn an gut und offensiv auf. Schon nach
drei Minuten erlief Vermeij einen Rückpass auf Raeder,
setzte den Ball an dem Schlussmann vorbei diagonal knapp
neben den linken Pfosten ins Toraus. In der 51. Minute
verfehlte Connor Krempicki die Führung ebenfalls nur knapp,
der Ball ging über den Querbalken. Auch der gerade
eingewechselte Sinan Karweina verfehlte mit einer
Direktabnahme nach Pass von Mickels das Tor nur um
Zentimeter.
Deichmann machte es im Gegenzug besser,
setzte sich gegen Krempicki durch und traf aus 16 Metern
flach ins rechte Eck. Leo Weinkauf war noch mit den
Fingerspitzen dran, bekam den Ball aber nicht mehr um den
Pfosten gedreht. Die Gastgeber führten, zu diesem Zeitpunkt
völlig überraschend.
Zehn Minuten später lief Leroy Mickels alleine auf Raeder
zu, brachte das Leder links am Torhüter vorbei und traf nur
das linke Außennetz. Vier Minuten später dann doch der
verdiente Ausgleichtreffer.
Karweinas Flanke von rechts köpfte Vincent Vermeij aus
zentraler Position ins linke Eck.
Duisburg blieb
offensiv, wollte hier den ersten Dreier mitnehmen. Pepic
traf zehn Minuten vor Schluss, ein Schuss von Ademi war
abgefälscht bei ihm gelandet, aus spitzem Winkel das linke
Außennetz, in der Schlussminute schlug ein Lübecker Ademis
Schuss aus zentraler Position im Fünfmeterraum weg.
So blieb es beim 1:1-Unentschieden, mit dem die Gastgeber,
im Gegensatz zu beiden Traineraussagen, zufriedener sein
dürfen als die Duisburger.
Während Vincent Gembalies
dieses Mal immerhin im Kader war und auf der Bank saß,
durfte Dominik Schmidt wieder eine eher mäßige Leistung, mit
Ballverlusten und "Pässen", die Torschüssen ähnelten,
präsentieren. Stabilität und Sicherheit für die Abwehr, für
die der Routinier geholt wurde, sieht anders aus.
Auch Mirnes Pepic macht einen Lukas Daschner bis dato nicht
vergessen, Leroy Mickels wollte heute, wieder einmal, zu
viel, ihm gelang letztendlich kaum etwas. Nach den schlecht
getretenen Freistößen, die reihenweise in der Mauer endeten
oder, wie die Ecken, locker vom Gegner geklärt werden
konnten, darf man sich auch mal fragen, ob hier nicht
Zusatzschichten angesagt sind.
Von dem MSV Duisburg
der letzten Saison, bis zur Winterpause, ist diese
Mannschaft zur Zeit weit entfernt. Aktuell geht es,
bestimmt mit neun weiteren Mannschaften, gegen den Abstieg.
MSV-Torschütze Vincent Vermeij: "Wir haben
hier zwei Punkte liegen lassen, weil wir das Tor nicht
erzielt haben. Wir machen zu wenige Tore, wir müssen unsere
Chancen besser nutzen. Uns fehlt die Konstanz, wir müssen
erwachsen werden. Das fehlt uns noch."
MSV-Trainer Torsten Lieberknecht:
"Insgesamt gesehen ist es ein leistungsgerechtes
Unentschieden. Lübeck hatte gute Chancen, genau wie wir. Wir
nehmen einen Punkt mit, hier werden noch andere ohne Punkte
nach Hause fahren. Ich freue mich, dass Vincent Vermeij
wieder getroffen hat, auch anderes, was wir uns vorgenommen
hatten, hat funktioniert."
VfB-Trainer Rolf Landerl: "Gemischte
Gefühle. Wir kommen super nach vorne, schießen das 1:0. Uns
fehlte dann die Ruhe und Abgeklärtheit, wir haben den Gegner
selber stark gemacht. Nach dem 1:0 waren wir gut im Spiel.
Ramay wird uns länger fehlen."
Auf der Suche nach dem 'Kollektiv' Duisburg, 01.
Oktober 2020 - "Diese Mannschaft ist nicht schlechter als
die Mannschaft der letzten Saison", sagte MSV-Trainer
Torsten Lieberknecht in der Video-Pressekonferenz vor dem
Spiel in Lübeck. Wenn dem so ist, dann hat er sie noch nicht
gefunden.
Warum er Vincent Gembalies eine schlechte
Vorbereitung und Fehler im Spiel in Rostock bescheinigt und
nicht einmal in den Kader gegen Zwickau aufnimmt, über die
haarsträubenden Fehler des Routiniers Dominik Schmidt im
Spiel gegen Zwickau aber hinwegsieht, erschließt sich mir
nicht. Nimmt man die Qualität eines Vincent Gembalies, der
sich im Laufe der letzten Saison zum Stammspieler entwickelt
hat, muss die Frage doch lauten, wer hat die Klasse, neben
ihm zu spielen? Nach dem Auftritt von Schmidt, dem von
Volkmer im Pokalspiel gegen Dortmund hätte Fleckstein seine
Chance verdient.
Auch Wilson Kamavuaka, neben Engin
in Rostock der auffälligste Duisburger, durfte gegen Zwickau
nicht eingreifen, musste auf der Bank Platz nehmen. Max
Jansen kam für ihn in die Startelf. Ich hatte mir
vorgestellt, mit Kamavuaka und Jansen im Mittelfeld zu
spielen. Der Neuzugang als der defensive Part, der andere
mit offensiven Vorstößen. Zumal mit Moritz Stoppelkamp die
belebende Offensivposition auf unbekannte Zeit ausfällt.
In Lübeck will Torsten Lieberknecht, der sich nach
eigenen Aussagen in Duisburg sowohl in der Stadt als auch im
Verein wohl fühlt, wieder angreifen und dem Gegner sein
Spiel aufdrücken. Vorausgesetzt, er findet dafür 'das
Kollektiv'. Ein Erfolgserlebnis könnte das
beschleunigen.
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