Dieses" besser", liebe Kolleginnen und
Kollegen, heißt nicht, dass ich so vermessen
wäre, alles besser zu wissen, besser zu können
und anders zu machen. Ganz im Gegenteil. Vieles
in unserer Stadt ist jetzt schon Spitze: Der
Sport mit seinen vielen Vereinen und dem
Sportpark Duisburg. Der Landschaftspark. "Tiger
and Turtle". Oder der Zoo mit über einer Million
Besucher im Jahr. Der Innenhafen ! Unsere
Innenstadt hat sich toll gemacht. Die
Erfolgsstories von duisport und logport.
Dann unser Kulturangebot mit der Oper und den
Philharmonikern.
Wir haben drei große Kunstmuseen von nationalem
Rang: Lehmbruck-Museum, Küppersmühle und DKM!
Wer hat das schon? Gerade solche Beispiele
zeigen aber, dass wir unsere Stadt nicht neu
erfinden, sondern viel besser vermarkten müssen.
Wir reden zu viel von den Schwächen, und viel zu
leise von unseren Stärken. Vieles ist gut in
Duisburg. Wir müssen uns wirklich nicht
verstecken. Aber wir müssen an vielen Stellen
besser werden. Und unser Besserwerden besser
vermitteln.
Ich will mich hier auf drei Themen
konzentrieren, die aus meiner Sicht in den
kommenden Jahren an erster Stelle stehen
müssen. Daneben stehen viele andere Aufgaben,
denen wir uns zuwenden müssen, auf die ich aber
angesichts unserer Tagesordnung für die
Ratssitzung jetzt nicht eingehen kann.
Erstes Thema: Ich will, dass Duisburg und
Bildung künftig in einem Atemzug genannt werden,
auch landes- und bundesweit, ähnlich wie früher"
Duisburg" und" Stahl". Die "Stadt Montan" hat
uns geprägt und stark gemacht, und ich bin stolz
darauf, dass wir der größte Stahlstandort in
Europa sind.
Aber: Wir sind mittlerweile mehr als die" Stadt
Montan". Ich will, dass Duisburg auch so
wahrgenommen wird! Als Stadt, die allen Kindern
gute Bildungschancen bietet. Als Stadt, die für
Chancengleichheit steht. Deswegen muss
Bildungspolitik im Kern unserer Arbeit stehen.
Sie ist zugleich Wirtschafts- und
Strukturpolitik, ist Sozial- und Kulturpolitik,
sie ist Finanz- und Stadtentwicklungspolitik.
Denn: Bildung heißt, die Chancen und
Potenziale unserer Stadt zu fördern. Ganz
besonders die jungen Menschen. Und da ist es
völlig egal, ob jemand Paul oder Ali, Birgit
oder Fatma heißt, und ob er im Norden oder Süden
unserer Stadt wohnt. Egal, wo die Eltern
herkommen.
Bildung heißt, die künftigen Soziallasten
unserer Stadt zu verringern Bildung heißt, für
Unternehmen attraktiv zu sein. Bildung heißt
gesellschaftliche Integration und Teilhabe.
Bildung heißt immer auch soziale Gerechtigkeit!
Wir dürfen keinen zurücklassen I Wir müssen die
Potenziale aller Duisburgerinnen und Duisburger
erschließen. Wir brauchen endlich ein breites
öffentliches Bewusstsein für den Stellenwert von
Bildung. Wir brauchen den Strukturwandel in den
Köpfen.
Was folgt daraus, liebe Kolleginnen und
Kollegen? Erstens: Ich will, dass wir mit
Hochdruck den U3-Ausbau voran bringen und den
gesetzlichen Anspruch erfüllen. Und ich will,
dass wir die frühe Förderung ernst nehmen, dass
wir sie wörtlich nehmen, und dass wir noch hier
besser werden. Das heißt auch, dass wir immer
wieder evaluieren, wo wir stehen. Zweitens: Ich
will, dass die Duisburger Schullandschaft
zukunftsfähig aufgestellt ist.
Deshalb bin ich froh über den Schulkonsens zum
Thema Sekundarschule auf Landesebene, aber auch
hier im Rat. Ich will die Sekundarschule im
engen Dialog mit den betroffenen Menschen
einführen. Nur so kann die Einführung gelingen.
Drittens: Ich bin dem Rat dafür dankbar, dass
die Mittel für die Sprachförderung nicht gekürzt
werden. Aber auch hier müssen wir besser werden.
Dazu gehört, dass wir - wo es sein muss - die
Eltern und das soziale Umfeld stärker in die
Pflicht nehmen, ihre Verantwortung für den
Spracherwerb wahrzunehmen. Insgesamt muss beim
Thema Integration auch die ehrliche Frage
erlaubt sein, ob es wirklich richtig ist, dass
wir uns immer wieder neu denen zuwenden, die
hier geboren und schon in der dritten Generation
Duisburger sind.
Viertens: Ich will, dass wir uns
solidarisch denen zuwenden, bei denen nicht
alles rund gelaufen ist. Denen, die nicht sofort
einen Ausbildungsplatz finden, Schulabbrechern,
älteren und Langzeitarbeitslosen. Sie haben eine
zweite Chance verdient, und wir brauchen sie auf
dem Arbeitsmarkt.
Fünftens: Ich will die vielen verschiedenen
Bildungs- und Weiterbildungsträger unserer Stadt
besser vernetzen. Hier haben wir schon heute ein
starkes Angebot mit hoch engagierten Leuten.
Insbesondere will ich alles tun, um die Zahl der
Analphabeten in unserer Stadt deutlich zu
senken.
Sechstens: Ich will, dass wir uns endlich auch
als Universitätsstadt verstehen und begreifen.
Unsere Uni liegt nicht auf der grünen Wiese,
sondern fast in der Innenstadt. Ich will, dass
wir sie enger an unsere Stadt anbinden. Denn sie
muss eine führende, eine prägende Rolle im
öffentlichen Leben bekommen, besonders auch als
Partner der Wirtschaft. Und schließlich: Ich
will, dass wir kreativ auch mal kleine Schritte
wagen, die Signalwirkung haben. Der
Büchereiausweis für Erstklässler ist ein schönes
Beispiel. Wenn er Erfolg hat, will ich das
Modell weiterverfolgen, damit unsere Kinder, wie
damals ich und viele von uns, "lesen lieben
lernen".
Mein zweites Thema: Ich will, dass Duisburg für
eine gute Lebensqualität steht. Dazu gehört,
dass Duisburg eine saubere und sichere Stadt
ist. Denn Sauberkeit und Sicherheit sind der
selbstverständliche Anspruch der Bürger an ihre
Kommune. Denn Sauberkeit und Sicherheit sind
Voraussetzung dafür, dass Bürger diese Stadt als
ihren Lebensmittelpunkt wählen, auch die vielen
Leistungsträger unserer Gesellschaft.
Ein sauberes und sicheres Umfeld ist
Voraussetzung dafür, dass Bürger ihrerseits
Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen.
Und zwar vom sprichwörtlichen Kehren vor der
eigenen Haustür bis hin zu bürgerschaftlichen
Initiativen wie unserer" Offensive für ein
sauberes Duisburg".
Was Bürger auf diese Weise selbst in die Hand
nehmen, entlastet uns als Kommune spürbar.
Was folgt daraus?
Erstens: Ich will die vielen Qualitäten unserer
Stadt viel stärker herausstellen.
Wir haben Problemquartiere wie jede
Großstadt. Aber wir haben weitaus mehr intakte
Nachbarschaften und Stadtquartiere. Wir müssen
dafür sorgen, dass die guten Seiten unserer
Stadt das öffentliche Bild bestimmen. Nach innen
wir nach außen. Beim Stichwort "Köln" denken die
Leute auch an den Dom und nicht an Chorweiler.
Zweitens: Ich will den Schulterschluss zwischen
der Stadt und ihren Bürgern stärken. Dazu
gehört, dass wir die Bürger ausdrücklich
motivieren, hin- statt wegzuschauen. Dass wir
ihre Hinweise ernst nehmen und schnell handeln.
Das 48-Stunden-Dreckweg-Versprechen ist
Beispiel. Es wird schon bald kommen und setzt
das Signal: Müll in der Stadt findet Null
Toleranz.
Drittens: Ich will, dass die Bürger im Gegenzug
sehen, dass ihre Stadt ihrerseits hinschaut und
präsent ist, beim Thema Sauberkeit ebenso wie
bei der Verkehrsüberwachung. Deshalb will ich
unseren städtischen Außendienst personell
verstärken. Die Bürger sollen merken, dass wir
stärker als bisher hinschauen und sanktionieren,
wo beispielsweise Müll weggeworfen, falsch
geparkt oder gerast wird.
Viertens: Bei alledem will ich als
Oberbürgermeister viel authentischer hören, was
den Duisburgern unter den Nägeln brennt. Ich
will dialogorientiert an die Dinge herangehen.
Meine Bürgergespräche vor Ort in den Bezirken
sind mir deshalb ganz besonders wichtig. Im
November geht's los.
Fünftens: Ich will, dass wir aus den
berechtigten Sorgen der Bürgerinnen und Bürger
beim Thema Zuwanderung aus Südosteuropa endlich
die richtigen Konsequenzen ziehen. Niemand ist
zufrieden mit dem, was in der Vergangenheit
gelaufen ist. Jetzt müssen effektive Schritte
kommen. Deshalb steht seit einigen Tagen ein
Wagen des Ordnungsamtes für mehrere Stunden
täglich an bestimmten Brennpunkten.
Deshalb gibt es ab sofort eine .Task Force", in
der Ordnungsamt, Bauordnung,
Wirtschaftsbetriebe, Feuerwehr, Sozial-,
Jugend- und Gesundheitsamt zusammenarbeiten. Je
nach Situation ergänzt durch weitere Behörden
wie die Polizei. Dieses Netzwerk muss rund um
die Uhr arbeitsfähig sein und zur Not auch In
tiefer Nacht vor Ort entscheiden, was zu tun
ist. Flexibel, entschlossen und wirksam, mit
klarer Rückendeckung durch den
Oberbürgermeister.
Eine zweite Gruppe wird sich, ebenfalls ab
sofort, dem Thema .Problemimrnobilien "
zuwenden. Damit sich niemand mit
heruntergekommenen Häusern bereichert, damit
niemand dort menschenunwürdig leben muss. Und
ich sage ausdrücklich: Wir haben nichts gegen
die Menschen, die im Rahmen der bestehenden
Rechtsordnung zu uns kommen. Aber sie müssen
sich ausnahmslos an unser Recht, unser Gesetz
und unsere Gepflogenheiten halten.
Um das zu erreichen, will ich dreierlei tun:
Die Integration derer unterstützen, die - ob es
uns gefällt oder nicht - bei uns bleiben werden,
• eventuelle Regelverstöße konsequent ahnden, ·
und Hilfen von Bund und Land einfordern und den
Schulterschluss mit anderen Kommunen suchen.
Und schließlich sechstens: Dazu will ich eine
interkommunale Initiative starten. Und das
Konnexitätsprinzip an dieser wie an anderen
Stellen massiv einfordern, notfalls bis zur
gerichtlichen Klärung.
Und damit, liebe Kolleginnen und Kollegen, komme
ich zu meinem dritten Schwerpunktthema:
Ich will, dass Duisburg eine Stadt ist, die
zusammenrückt und die ihre Finanzen in den Griff
bekommt, die bis zum Ende des Jahrzehnts keine
neuen Schulden mehr macht. Denn ich will, dass
Duisburg eine Stadt ist, die auch in schwerer
Zeit handlungsfähig ist und ihre Zukunft selbst
gestaltet. Denn ich bin überzeugt, dass die
Entscheidungen, zu denen wir hier im Rat kommen,
grundsätzlich besser und lebensnäher sind als
die vom Schreibtisch der Kommunalaufsicht. Eine
nachhaltig starke Stadt ist nicht die, die sich
tatsächlich etwas" leistet", sondern die, die es
sich aus eigener Kraft leisten kann.
Was folgt daraus? Erstens: Ich will, dass die
historische Chance des Stärkungspaktes genutzt
wird, damit Duisburg seine Finanzhoheit
wiedergewinnt und dann wieder Luft zum Atmen
hat. Es ist eine Riesenchance für unsere Stadt.
Dazu müssen wir hier im Rat eng zusammenrücken.
Denn es ist auch ein Gebot unserer Ehrlichkeit
als Kommunalpolitiker, Klientelinteressen
zurückzustellen zugunsten der Gesamtstadt.
Zweitens: Ich will viel stärker als bisher auf
die Einnahmeseite schauen. Dazu will ich die
Drittmittelakquise systematisch organisieren und
neu aufstellen. Es kann nicht sein, dass gerade
wir unterdurchschnittlich an Förderprogrammen
partizipieren. Auch für Sponsoring oder den
Dialog mit Stiftungen sind wir nicht
professionell genug aufgestellt. Das werde ich
ändern.
Ich will, dass jeder Cent, der in Duisburg
gebraucht wird und sinnvoll eingesetzt werden
kann, in unserer Stadt landet.
Drittens: Ich will den Demografischen Wandel zur
Stärkung der Finanzen nutzen: durch den Verzicht
auf überflüssige Infrastruktur, durch die
Umnutzung freier Flächen für die Wirtschaft, für
ein Mehr an Lebensqualität durch ein Mehr an
Grün. Im Stadtumbau, Stichwort "Duisburg 2027
'', liegen viele Chancen, auch unsere Finanzen
zu stärken. Sie will ich nutzen.
Viertens: Gerade diese Themen werde ich, werden
wir alle im engen Dialog mit den Bürgerinnen und
Bürgern zu diskutieren haben. Letztlich ist es
ihr Geld, das wir ausgeben. Deshalb sage ich
hier und heute verbindlich zu, jeden seriösen
Vorschlag zu prüfen, zu bewerten und umzusetzen,
wenn er hilfreich ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme zu
meinem Fazit:
Wer immer nur von den Schwächen seiner Stadt
redet, muss sich nicht wundern, wenn sie schwach
wahrgenommen wird. Ja, wir haben Probleme, und
wir reden sie nicht klein. Denn wir haben die
Kraft, sie zu lösen. Ich will, dass wir ehrlich
und selbstbewusst über unsere Stadt sprechen und
uns aktiv neue Ziele setzen. Sonst bleibt unsere
Stadt weit unter ihren Möglichkeiten.
Das zu tun, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist
Kern meiner und unserer Arbeit in den nächsten
Jahren, gerade hier im Rat. Und ich bin davon
überzeugt, dass wir die Abwärtsspirale, in der
viele unsere Stadt in den letzten Jahren gesehen
haben, erstaunlich schnell in eine
Aufwärtsspirale umdrehen können.
Wenn die Menschen merken, dass Dinge gelingen in
Duisburg. Dann werden sie wieder stolz auf ihre
Stadt sein und sich ihrerseits Ins Gelingen
verlieben. Zugegeben: Das wird kein
Honigschlecken. Aber zum Honigschlecker sind wir
nicht gewählt. Die Aufgaben der nächsten Jahre
stellen neue Anforderungen an unsere
Kreativität, an unsere Entschlossenheit und
Konsequenz, an unsere Diskussionskultur hier im
Rat Sie stellen neue Anforderungen an unsere
Bereitschaft, die Bürgerinnen und Bürger bei
allen politischen Prozessen mitzunehmen und zu
beteiligen.
Dort, wo sie Verantwortung für Duisburg
übernehmen. Aber auch dort, wo sie mit ihren
Wünschen, ihren Ideen, ihren Sorgen kommen. Den
Bürger ernst nehmen heißt aber auch, ihm nichts
vorzumachen. Ihm zu sagen, wo etwas nicht geht,
und sich da ins Zeug zu legen, wo etwas geht.
Manche Wahrheit ist unerfreulich, aber sie
bleibt die Wahrheit. Liebe Kolleginnen und
Kollegen, ich bitte Sie heute, diesen Weg an
meiner Seite mitzugehen. Denn ich bin überzeugt,
dass wir Duisburger uns auf das besinnen müssen,
was wir ohnehin am besten können.
Bergleute und Stahlarbeiter haben es uns
vorgemacht:
• Erstens eng zusammenrücken, solidarisch und
diszipliniert,
• zweitens entschlossen anpacken, vielleicht
auch mal ein wenig unkonventionell,
• drittens die vorhandenen Chancen nutzen, im
Wissen um die eigene Kraft.
Für diesen Dreiklang stand Duisburg in vielen
Kapiteln seiner Geschichte. Ich freue mich auf
das nächste. Glückauf!
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