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Raumausstatter |
Wer hinter schwedischen Gardinen
sitzt, befindet sich im Kittchen. "Meine Gardinen sind schon aus
normalem Stoff," betont Edmund Koch, Obermeister der Raumausstatter
- Innung Rhein - Ruhr und Inhaber eines eigenen Ladens im nördlichen
Duisburger Stadtteil Marxloh.
Raumausstatter tapezieren, verlegen Fußböden, befestigen
Fensterdekorationen, Bauen Jalousien ein oder reparieren
Polstermöbel. Wer genauere Informationen sucht, sei an dieser Stelle
an die Literatur der Bundesagentur für Arbeit (insbesondere
BerufeNet) und die Internetenzyklopädie Wikipedie verwiesen. "Wikipedia
ist an zwei Stellen ungenau. Den Meisterkurs kann man erst nach 4
Jahren als Geselle beginnen. Und die Akademie für Gestaltung liegt
in Raesfeld," berichtet Koch.
"Wir sind ein Handwerk," betont Koch. "Die Beratung steht bei uns
nicht so sehr im Vordergrund, wie viele Jugendliche meinen. Wir sind
keine Innenarchitekten." Wer lernwillig, sauber, ordentlich und
pünktlich sei und handwerkliches Geschick, ein freundliches
Auftreten sowie Benehmen besitze, sei für den Beruf geeignet. Um
festzustellen, ob man sich für den
Beruf des Raumausstatters eigne,
sei schon ein Betriebspraktikum sinnvoll. "Warum nicht in den
Schulferien ein solches Praktikum machen? Als Betrieb sehe ich, ob
ein Jugendlicher Geschick besitzt oder nicht. Und als Jugendlicher
verdiene ich vielleicht sogar etwas Geld. Hier sind allerdings auch
Eltern und Lehrer gefordert. Sie müssen den Wert von Arbeit
vermitteln.
Leistungen wie "Ausbildungs begleitende Hilfen" (sprich: vom
Arbeitsamt finanzierte Nachhilfe) kommt seiner Ansicht nach zu kurz.
"Ich brauche mich bei einem Baum auch nicht um die Blätter kümmern,
wenn das Wurzelwerk krank ist," drückt es Koch bildlich aus.
Der Innungsbezirk umfasst Duisburg, Oberhausen und Mülheim. 48
Betriebe gehören der Innung an, was einem Organisationsgrad von 50
- 60 Prozent entspricht. Neben den materiellen Vorteilen ("Wenn ich
die kostenlosen Dienstleistungen der Innung nutze, mache ich auf
jeden Fall Gewinn!"), ist Koch der Austausch mit Kollegen, das
Gemeinschaftsgefühlt und die gegenseitige Hilfe wichtig. "Die
Mitgliedschaft in der Innung ist zwar freiwillig; das Kostenargument
zieht aber für mich nicht," betont Koch. "Sind günstige
Versicherungen und Hilfe bei Ausbildungsfragen etwa nichts?"
Schaut man sich die Raumausstatterbetriebe an, gibt es viele
mittelständische Familienbetriebe. "Der Trend geht zum
Generalunternehmer, der sich mit Elektrikern, Glasern, Malern und
Lackierern arrangiert, wenn es darum geht, einen größeren Auftrag
durchzuführen. Es kann nicht jeder alles können. Die Sachkenntnis
ist schon wichtig."
"Man soll sich früh genug um einen Nachfolger kümmern," gibt Koch
älteren Betriebsinhabern mit auf den Weg. "Am besten ist es, man
beginnt 5 bis 10 Jahre vor dem Ende der Berufstätigkeit damit. Der
Nachfolger soll eingearbeitet werden. Die Kunden sollen ihn
kennenlernen und Vertrauensverhältnis aufbauen. Kommt der
Generationswechsel zu plötzlich, laufen dem neuen Betriebsinhaber
die Stammkunden weg."
Über modische Trends in der Raumausstattung unterhalte ich mich
nicht mit Herrn Koch. Wer die wissen möchte, sollte schon selbst
den Raumausstatter seines Vertrauens fragen.
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Schriftsteller
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Wer eine spitze Zunge hat, der macht
gelegentlich Bemerkungen, die verletzen. Wer eine spitze Feder hat,
der bringt Sachverhalte überspitzt auf den Punkt. "Ich möchte meine
Leser lediglich unterhalten," berichtet Andreas Rüdig, seines
Zeichens Hobby-Autor.
"Schriftsteller sind Personen, die das Verfassen insbesondere von
literarischen Texten als einen beruflichen Schwerpunkt setzen. Wegen
Definitionsproblemen wird diese rechtlich nicht geschützte
Berufsbezeichnung wegen ihres gattungs- und genreübergreifenden
Charakters zuweilen sogar in einen Gegensatz zur Bezeichnung Autor
gebracht.
Der Begriff
Der Begriff Schriftsteller wurde im 17. Jahrhundert aus ?(in) eine
Schrift stellen im Sinne von ?verfassen gebildet und ersetzt seitdem
als Berufsbezeichnung die Fremdwörter Skribent und Autor. Nach den
Gebrüdern Grimm leitet sich Schriftsteller noch 1616 von einem
Concipienten ab, der für andere rechtliche Schreiben aufsetzt, und
die Anwendung des Wortes Schriftsteller für einen, der berufsmäßig
eine literarische thätigkeit ausübt, wird erstmals 1723
belegt. Sie zitieren u.a. auch noch Immanuel Kant, für den einer,
der zum Publikum im eigenen Namen spricht, Schriftsteller bzw. Autor
genannt wird sowie Friedrich Schiller, für den der Begriff
Schriftsteller den des Schöngeists ablöste, während Joachim Heinrich
Campe Schriftstellerei und schriftstellern als ?niedrige, aber
deswegen noch nicht verwerfliche Wörter ansah.
Definitionsprobleme Schriftsteller Autor
Wiewohl sich die eine von der anderen ableitet, wird zuweilen
zwischen den Bezeichnungen Schriftsteller und Autor unterschieden.
Autor ist jeder, der einen Text gleich welcher Art in welchem Medium
auch immer veröffentlicht und dafür Urheberrechte geltend machen
kann. Die rechtlich ungeschützte Bezeichnung Schriftsteller sucht
hier eine Abgrenzung, die jedoch nach derzeitigem Sprachgebrauch
alles andere als eindeutig ist - sie hängt von dem jeweiligen Umfeld
ab, in dem diese Bezeichnung genutzt oder sogar eingefordert wird.
So ist nicht zuletzt zwischen dem Selbstverständnis unter Autoren
und der Bezeichnung durch andere zu unterscheiden.
Selbstverständnis unter Autoren
Autoren, die darauf gesonderten Wert legen, als Schriftsteller
bezeichnet zu werden, verbinden dies nicht selten mit einem
Leistungsnachweis, der sich nach der Anzahl ihrer nicht im Selbst-
oder Zuschussverlag veröffentlichten Bücher, der Höhe der jeweils
verkauften Auflagen und der etwaig kritischen Aufnahme durch die
Rezensenten bemisst. Unterstrichen wird dies auch noch durch die
Option, seinen Lebensunterhalt ausschließlich durch
Buchveröffentlichungen zu bestreiten. Dies wird zuweilen auch mit
der Selbstbezeichnung Freier Schriftsteller kenntlich gemacht -
obgleich, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, auch sie nur selten
allein von den aus Buchveröffentlichungen erwirtschafteten Tantiemen
leben können, sondern sich und ihre weitere Arbeit an den
Manuskripten durch Lesungen, Vorträge, Anträge für Stipendien und
andere immerhin Literatur nahe Arbeiten finanzieren müssen. (?Frei
meint hier aber auch, als Autor nicht an einen Verlag gebunden zu
sein da dies für die künstlerische Freiheit sehr bedeutsam, für
den Lebensunterhalt aber auch von Nachteil sein kann, ist daraus
nicht mehr als eine Zustandsbeschreibung abzulesen.) Angesichts des
Gefälles zwischen dem hohem Anspruch und der Lebenswirklichkeit
dürften sich in Deutschland bestenfalls hundert von mehreren tausend
in Schriftstellerverbänden organisierten Autoren als Schriftsteller
bezeichnen.
Obschon ein Schriftstellerverband wie der gewerkschaftliche Verband
deutscher Schriftsteller Autoren (und Übersetzer!) aller Gattungen
und Genres versammelt und sich im DGB daneben lediglich der
Journalistenverband dju als eigenständige Organisation etabliert
hat, wird mit der Bezeichnung Schriftsteller auch noch zuweilen eine
?ehrenvoll gemeinte Einschränkung auf Autoren der Belletristik
verbunden. (Lyriker dagegen nennen sich Dichter, was dann wiederum
als eine sich vom Schriftsteller abhebende ?Ehrenbezeichnung gemeint
ist.) Nach dieser Lesart wäre aber selbst eine Kinderbuch- und
Fantasyautorin wie Joanne K. Rowling keine Schriftstellerin, da
Kinderbuch- und Genreliteratur zwar Prosa aber im engeren Sinne
keine Belletristik darstellt - von Sachbüchern ganz zu schweigen.
Es ist jedoch zu beobachten, dass Autoren der jüngeren Generation zu
diesem Begriff ein unverkrampfteres Verhältnis haben und als
Verfasser von Texten gleich welcher Art schlicht von ihrer
Schriftstellerei leben wollen können. Zudem sind nur noch die
wenigsten Autoren bzw. Schriftsteller Puristen, was ihr Thema oder
die Gattung angeht, sondern sie versuchen ihr Auskommen durch ein
Crossover in verschiedenen Genres und Medien zu sichern. So gibt es
nicht wenige Romanautoren, die Gedichte und Kinderbücher, aber auch
Theaterstücke und Drehbücher zu Filmen verfasst haben.
Bezeichnung durch andere
Je nach Umfang im Umgang mit Literatur gilt für die Öffentlichkeit
im Allgemeinen jeder als Schriftsteller, der ein Buch gleich welcher
Art veröffentlicht hat. Schriftsteller wird hierbei vermutlich
schlicht von Schriftenhersteller abgeleitet, was etymologisch zwar
falsch ist, der umfassenden Zuordnung nach aber dem etymologischen
Ursprung als Ersatz des Fremdwortes Autor näher kommt als eine wie
auch immer geartete wertende Unterscheidung zwischen diesen beiden
Bezeichnungen.
Bei den Rezensenten des Feuilletons wird ebenfalls kaum noch eine
wertend gemeinte Unterscheidung zwischen Autor und Schriftsteller
getroffen. Trotzdem wird die Bezeichnung als Schriftsteller
innerhalb einer Rezension von manchen Autoren wie ein Ritterschlag
wahrgenommen. Wobei das Ansehen in der Öffentlichkeit vermutlich mit
dem Erfolg eines Buches zusammenhängen mag, was in der Regel über
die Nennung in den Medien (Rezensionen, Interviews mit dem Autor,
biografische Abhandlungen usw.) vermittelt wird. Denn nicht jeder
Verkaufserfolg mus das Ansehen steigern, falls er nicht medial
bearbeitet wird.
Werdegänge
Während sich z. B. in Japan Schüler traditionell im Haiku-Schreiben
üben, wird in den Schulen des deutschen Sprachraums nach wie vor
mehr über Literatur geredet als zur eigenen Gestaltung derselben
angeregt. Schriftsteller im deutschen Sprachraum sind deshalb nicht
selten von sich aus zuerst intensive Leser, um sich dann zumeist als
Autodidakten eigene Wege zu suchen, das Schreiben wie auch das
Vermarkten von Manuskripten beizubringen.
An der Universität Hildesheim und seit 1995 an der Universität
Leipzig (Deutsches Literaturinstitut Leipzig) gibt es aber
mittlerweile auch nach US-amerikanischen Vorbild eine
schreibhandwerkliche Ausbildung bzw. einen Studiengang zum
diplomierten Schriftsteller. Gasthörer können diese Seminare
ebenfalls besuchen. Darüber hinaus bieten zahlreiche
Schreibwerkstätten, wie z. B. das Junge Literaturforum
Hessen-Thüringen oder die Marburger Sommerakademie, angehenden
Autoren interaktives Training oder ein Coaching durch bereits
etablierte Schriftsteller an.
Trotz wie auch immer gearteter Vor- und Ausbildung gelingt es nur
sehr wenigen Schriftstellern, allein von ihren Publikationen bzw.
Buchhonoraren zu leben. Die meisten gehen deshalb noch anderen
Tätigkeiten nach - entweder völlig jenseits der Literatur oder in
einer immerhin artverwandten Kombination als Übersetzer,
Lesereisender oder, wie schon seit längerem in den USA, als Dozent
für Creative Writing.
Viele, wenn nicht die meisten Schriftsteller sind in
Berufsverbänden, in Deutschland nicht zuletzt in dem
gewerkschaftlichen Verband deutscher Schriftsteller organisiert.
Diese Berufsverbände verstehen sich vor allem als
?Standesvertretungen ihrer bereits durch eine bestimmte Anzahl nicht
selbstverlegter Buchveröffentlichungen ? gerechtfertigten Mitglieder
und bieten ihnen u.a. Rechtsschutz und Beratung in Fragen des
Urheberrechts," beschreibt die Internetenzyklopädie Wikipedia den
Beruf des Schriftstellers.
"Würde ich meine Texte bei einem großen, renommierten Verlag - wie
dtv, Bastei Lübbe, Diogenes oder dem graphit - Verlag - anbieten,
hätte sie keine Chance, das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken.
Dafür sind sie nicht gut genug. Ich bin Hobbyautor; mein beruflicher
Schwerpunkt liegt auf dem Journalismus. Da mir der Ehrgeiz fehlt,
habe ich mir bei den literarischen Produktionen auch nie richtig
Mühe gegeben."
Waren es in den `90er Jahren noch gedruckte Literaturzeitschriften,
die Veröffentlichungsmöglichkeiten boten, so brachte in den
vergangenen Jahren das Internet neue, ungeahnte Produktionschancen.
Hier entstanden viele Literaturzeitschriften, in die kostenfrei
Texte eingestellt werden können.
"Diese elektronischen Literaturzeitschriften bringen aber auch
diverse Nachteile. Der Autor zahl zwar nichts für die
Veröffentlichung seines Textes, erhält im Gegenzug aber auch kein
Honorar. Lästig sind aber auch andere Sachen. Hobbyautoren sind
Einzelkämpfer. Leute wie ich haben nicht unbedingt Zeit, Lust und
Geduld, die Texte anderer Autoren zu lesen, zu korrigieren, zu
redigieren und dann auch noch einen klugen Kommentar abzugeben. Oft
genug wünsche ich es mir, diese elektronischen
Literaturzeitschriften hätten einen hauptberuflichen, bezahlten
Redakteur, der dies für mich übernehmen würde."
Dem Wikipedia - Text kann man entnehmen, dass es den Verband
deutscher Schriftsteller gibt. "Auch auf die Gefahr hin, etwas
misszuverstehen, aber wenn ich den Wikipedia - Text lese, habe ich
den Eindruck, dass ich als Hobbyautor dort unerwünscht bin," sagt
Rüdig. "Mir fehlt die berufsständische Interessensvertretung der
Hobby- und Freizeitautoren."
Was sich auf den ersten Blick als albern anhören mag, macht für
Rüdig durchaus Sinn. "Nehmen Sie nur die VG Wort," berichtet Rüdig.
"Heute kann man auch für im Internet veröffentlichte Texte Geld von
der VG Wort erhalten. Wie das im Detail funktioniert, kann man im
Internetauftritt der VG Wort nachlesen. Ich habe es schon erlebt,
dass ein Betreiber einer Literaturplattform stinkesauer auf mich war,
und das nur, weil ich ihn gebeten hatte, Vorpixel in meine Texte
einzubauen. Ich frage mich manchmal, in was für einer Welt die
Betreiber von Internet - Literaturplattformen leben. Als Autor habe
ich nichts von einer Veröffentlichung dort; ich glaube nicht, dass
elektronische Literaturzeitschriften jemals ein Sprungbrett für
angehende Stars der Literaturszene sein werden. Es ist wohl eher so,
dass die Betreiber von Literaturplattformen einen konkreten Nutzen
von uns Autoren haben. Sie erhalten kostenlos (!) jede Menge
brauchbarer Texte. Nutzt man die Eitelkeit und Unerfahrenheit der
Hobbyautoren geschickt aus, kann man deren Texte nicht nur im
Internet, sondern - beispielsweise - auch in gedruckter Form
veröffentlichen. Als Hobbyautor ist mein finanzieller und
beruflicher Nutzen an dieser Stelle gleich Null."
Auf das Thema Druckkostenzuschussverlage soll hier nicht weiter
eingegangen werden. Offensichtlich gibt es noch immer genügend
Autoren, die bereit sind, für die Veröffentlichung ihrer Texte und
Bücher zu bezahlen. Wie seriös eine solche Vorgehensweise ist, wird
jeder Leser sicherlich selbst beurteilen können. Eine berufliche
Interessensvertretung der Hobbyautoren macht hier auf jeden Fall
Sinn. Arbeit muss sich auch bei Hobbyautoren lohnen. Es kann nicht
angehen, dass ein Autor viel Zeit und Geld in die Produktion von
Literatur steckt und am Ende keinen Nutzen daraus ziehen kann.
"Ein solcher Autorenverband wäre auch in ganz anderer Hinsicht
interessant, nämlich hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmung von
Autoren," denkt Rüdig laut nach. "Ein solcher Verband könnte kultur-
und gesellschaftspolitisch als Interessensvertreter auftreten,
Lehrgänge und Weiterbildungsangebote für Hobbyautoren anbieten und
Lobbyarbeit betreiben. Solange Autoren ihre literarische Tätigkeit
als Freizeitbeschäftigung ansehen müssen, weil es weder
Verdienstmöglichkeiten noch soziale Absicherung, geschweige denn
öffentliche Anerkennung gibt, gäbe es auch noch viel zu tun für
einen solchen Verband." |
Schuhmacher |
Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wer diese Aufforderung hört,
soll sich auf die Sachen konzentrieren, die er kann und kennt. "Ich
habe mich auf die Reparatur von Schuhen spezialisiert," berichtet
Harald Willems. Der stellvertretende Obermeister der früheren
Duisburger Schuhmacherinnung ist heute "nur noch" Inhaber eines
kleinen Ladens im Duisburger Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen.
Der Schuhmacher ist ein Beruf, im dem Schuhe hergestellt und
repariert werden. Kundenberatung und (in eingeschränktem Umfang)
Verkauf kommen als Tätigkeiten hinzu. Wer weitergehende
Informationen sucht, der sei an dieser Stelle auf die Seiten der
Agentur für Arbeit (insbesondere BerufeNet) und die
Internetenzyklopädie Wikipedia (Suchworte: Schumacher,
Orthopädieschuhmacher, Stand: 18.10.2007) verwiesen. "Der Text in
Wikipedia beschreibt die Situation in dem Beruf sehr gut," wie
Willems betont.
Dass die Ausbildung bei den Schuhmachern zumindest in Duisburg keine
Rolle mehr spielt, habe einen handfesten Grund. "Gesellen sind teuer
und finden nach der Ausbildung keine Stelle," berichtet Willems. "Wieviele
reine Schumacherbetriebe es in Duisburg? Mir schwebt da die Zahl 8
durch den Kopf; ich bin mir aber nicht ganz sicher. In der Innung
engagierten sich jedenfalls nur 2. Wir fusionierten Ende 2006 mit
der Innung des Mode schaffenden Handwerks. Seitdem bin ich auch nicht
mehr Obermeister."
Er habe sich bewusst für einen Reparaturbetrieb und gegen Ergänzungen
wie einen Schlüsselschnelldienst entschieden. "Ich möchte das
Handwerk erhalten. Ich mag diese Schnell - Schnell - Atmosphäre
nicht. Der Verkauf von Schuhen lohnt sich nicht, seit selbst
klassische Lebensmittel - Discounter Schuhe anbieten. Die können die
Schuhe fast schon unter Preis verkaufen. Da geht es über die Masse.
Ich muss ja noch Posten wie Lagerhaltung mit in den Preis
einkalkulieren." Es lohne sich auch nicht, maßgeschneiderte Schuhe
herzustellen. Mit Preisen um die 200 Euro seien die
maßgeschneiderten Schuhe für viele Kunden einfach unerschwinglich.
Manchmal drängt sich hier der Eindruck auf, dass berufsständische
Dünkel und starre rechtliche Vorschriften eine Fortentwicklung des
Berufs verhindern. Warum gibt es (noch?) eine Trennung zwischen
Schumachern und Orthopädieschuhmachern? Dürfen Schuhmacher auch
lederne Produkte wie Handschuhe, Portemonnaies, Taschen und Koffer
herstellen und vertreiben? Können Schuhmacher auch in dem Bereich
der Orthopädiemechanik arbeiten, der sich mit den Beinen
beschäftigt? Hier sind die Innungen als berufsständische
Organisationen gefordert, ein klares Profil des Berufes
herauszuarbeiten und auf eine Verbesserung des wirtschaftlichen
Umfeldes hinzuwirken. Für mich als Außenstehenden ist es jedenfalls
nicht einsichtig, warum Dienstleistungsangebote wie ein
Schlüsseldienst von einem Handwerker wahrgenommen werden, während
die Reparatur bequemer, eingelaufener und hübscher Schuhe so teuer
ist, dass sich die Reparatur nicht lohnt und man besser neue Schuhe
kauft.
Eine private Randnotiz sei hier erlaubt. Peter Neuber heißt der
Obermeister der früheren Schuhmacher - Innung. Ihn hatte ich
ursprünglich interviewen wollen Leider wurde nichts daraus. Als ich
bei ihm im Laden stand, zog er seine Gesprächszusage zurück.
Kollegen aus dem Handwerk hätten ihm bei früheren Interviews Ärger
bereitet; ob es damit zusammenhängt, dass Neuber eigentlich einen
Orthopädieschuhmacherbetrieb führt, kann ich nicht beurteilen. Fade
bleibt der Beigeschmack aber trotzdem.
"Ein Schnabelschuh ist ein nach wendegenähter Machart gefertigter
Schuh, der mit einer sehr langen Schuhspitze versehen ist.
Schnabelschuhe sollen ihre Entstehung (um 1089) dem Grafen Fulko von
Anjou oder Angers zu verdanken haben, der wegen seiner deformierten
Füße auf diesen Einfall gekommen sein soll und vorn lang zugespitzte
Schuhe trug. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie in Europa bei den
Polen zuerst in Anwendung kamen, worauf der früheste englische Name,
Cracowes (von Krakau), vielleicht hinweist; doch schon zuvor wurden
sie im Orient getragen. An den europäischen Schnabelschuhen war
allerdings neu, dass die Schuhe eines Paars nicht gleich, sondern
für den rechten und den linken Fuß unterschiedlich geschnitten
waren.
Sie wurden zuerst im 12. und bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts
getragen, kamen dann eine Zeit lang aus der Mode und tauchten im 14.
Jahrhundert in Frankreich unter dem Namen Poulaines
(Schiffsschnäbel) wieder auf. Sie hatten, auch von den Frauen
getragen, bei den vornehmen Ständen bis zu 2 Fuß lange Spitzen, die
mit Werg ausgestopft waren. Um damit besser laufen zu können, wurden
sie (um 1360) oft mit einer Kette oder Agraffe am Bein befestigt, in
Deutschland auch manchmal vorn mit einem Glöckchen versehen. Die
Länge der Schnabelschuhe richtete sich oft nach dem Stand des
Trägers, worauf die Redensart ?auf großem Fuß leben zurückzuführen
ist. Sogar Ritter zu Pferde trugen zeitweilig eiserne (abnehmbare)
Spitzen an ihren Schuhen, um modisch gekleidet zu sein.
Im Laufe der Zeit trugen nicht nur die Adligen, sondern alle
Schichten Schnabelschuhe, weswegen in manchen Gegenden das Tragen
von Schnabelschuhen nur bestimmten Bevölkerungsgruppen erlaubt und
eine Maximallänge der Spitzen festgelegt wurde. Trotz aller
Reglementierungen hielten sich die Schnabelschuhe bis gegen das Ende
des 15. Jahrhunderts, wo an ihre Stelle die Entenschnäbel und später
die ganz stumpfen Bärenklauen oder Ochsenmäuler traten.
Zu den Schnabelschuhen kamen in der ersten Hälfte des 15.
Jahrhundert bei beiden Geschlechtern besondere Unterschuhe oder
Trippen, die aus Holz mit einem Überzug aus Leder, genau nach der
Form der Sohle, zur Unterstützung der Schnäbel langspitzig gestaltet
und zu ihrer Befestigung mit Spannriemen versehen waren. Die
Schnäbel wurden Gogeln, Gozgeln oder auch Kogeln genannt," kann ich
im Internet lesen.
Warum ich das extra noch erwähne. Weil ich dem Leser vermitteln
möchte, dass die Vorbereitung des Gesprächs an einigen Stellen auch
Spaß machte. |
Sinologe
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Die Sinologie wird auch "Chinakunde"
genannt. Wie die Germanistik gehört die Sinologie zu den Sprach- und
Literaturwissenschaften. Seit dem 16. Jahrhundert beschäftigt sich
das wissenschaftliche Fachgebiet mit der chinesischen Sprache,
Schrift, Philosophie und Geschichte.
Als sich damals christliche Missionare auf ihre Arbeit in China
vorbereiteten, studierten sie die chinesische Sprache und Kultur.
Sie übersetzen chinesische Klassiker in Latein und andere
europäische Sprachen. Im Gegenzug übersetzen sie die Bibel ins
Chinesische. Sie verfassten Berichte über das bis dahin unbekannte
China. Diese Berichte wurden in Europa mit großem Interesse
aufgenommen.
Der erste Lehrstuhl für Sinologie wurde zu Beginn des 19.
Jahrhunderts in Paris eingerichtet. Deutschland begann erst Anfang
des 19. Jahrhunderts, sich wissenschaftlich mit China zu
beschäftigen. 1829 - 1831 kaufte der Orientalist Carl Friedrich
Neumann in Guangzhou rund 12.000 Bücher, verschiffte sie nach
München und schuf so die Grundlage der Ostasiatischen Sammlungen der
Bayerischen Staatsbibliothek und der Staatsbibliothek zu Berlin. Als
bahnbrechend gelten auch die geologisch - geographischen
Forschungsreisen Ferdinand zu Richthofens. Ab 1833 lehrte Wilhelm
Schott in Berlin Chinesisch und chinesische Philosophie.
Soweit zur berufskundlichen Theorie. Doch wie sieht die universitäre
Praxis aus? Der Duisburger Generalanzeiger fragt nach.
"Können Sie mit Stäbchen essen?" Nein, kann ich nicht. "Mögen Sie
grünen Tee?" Habe ich noch nie probiert. "Oh, oh, dann wird das
Interview schwierig," befürchtet die Vorzimmerdame, als ich Prof.
Dr. Christian Christoph Wu besuche. "Der Herr Professor hat nämlich
Reise mit Bambussauce und grünen Tee vorbereitet."
Wu erhebt sich aus dem Schneidersitz, als ich sein Büro betrete.
Schwarze Kappe, roter Seidenmantel, Jeans und bequeme Schuhe trägt
er. "Willkommen in meinem Büro," begrüßt er mich. "Bitte, setzen Sie
sich." Doch wohin? "Aber mein lieber Herr Reporter, Sie wissen doch,
daß man sich in China auf Sitzkissen setzt. Die Tische sind ja
dementsprechend niedrig."
Ich würde ihn an seinen Vorfahren erinnern. "Welchen Vorfahren,"
frage ich. "Theobald Ambrosius Maximilian Freiherr von Würselen." Er
lebte im 17. Jahrhundert, war Jesuit und sollte 1649 nach China
gehen, um dort zu missionieren. "Sie wissen: 1648 endete der
30jährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden. Die katholische
Kirche holte zur Gegenreformation aus und wollte auch in Asien neue
Gläubige gewissen."
Würselen war überzeugte Katholik, seit Jahren Ordensmitglied und
wollte seiner Kirche dienen. Dass er China nicht kannte, störte ihn
nicht weiter. "Was sich bei der Überfahrt schon rächen sollte,"
berichtet Wu. In einem alten, morschen Segelschiff umrundete
Würselen Afrika, Arabien, Indien und Siam. Als der Monsun mit seinem
Regen und den Stürmen kann, wurde das Schiff mächtig
durchgeschüttelt. "Als mein Urahn wieder festen Boden betrat, war er
doch sehr schwach auf den Beinen. Er hatte sich vor lauter Übelkeit
nur von Tee und Zwieback ernährt."
Würselen ging in Shanghai an Land. Ob Opium damals schon weit in
Shanghai verbreitet war? Keine Ahnung. teste es genauso wenig wie
Glasnudeln, Vogelnester oder Schlangen. Er lernte aber die Freuden
der Liebe kennen. Wu Ying Yang heißt diese Dame. Wegen ihr blieb
Würselen in China. Offiziell missionierte er. Gleichzeitig lebte er
in einer eheähnlichen Gemeinschaft. Er reiste durch das Land. Er
besuchte die Klöster und kaufte ihre Literatur. Er kaufte auch alles
andere, was ihm interessant und bemerkenswert erschien. So konnte er
das Geheime Chinaarchiv der Jesuiten aufbauen.
Als sich China Mitte der 19. Jahrhunderts dem Westen öffnen musste,
konnten die deutsch - chinesischen Nachfahren endlich nach
Deutschland ausreisen. Sie brachten das Archiv mit nach Duisburg.
"Es waren mehrere Tonnen Bücher, Bekleidung, Porzellan und andere
exotischen Sachen. Meine Vorfahren brauchten zwei Schiffe für den
Transport. Die Schiffe waren so überladen, dass meine Vorfahren sich
mehrfach gegen Piratenangriffen erwehren mussten und fast vor den
Kapverden gesunken wären," berichtet Wu.
Die Familie Würselen habe nicht schlecht gestaunt, als sie die
"gelbe, schlitzäugige" Verwandtschaft sah. Die Adelsfamilie
quartierte sie in einem Seitenflügel des Schlosses ein. Und vergaß
sie dort erst einmal. Bis die Duisburger Universität anfragte, ob
man sich um die Damen und Herren kümmern dürfe. Man wolle den
Nachlaß des Freiherren erforschen. "Seit dieser Zeit sitzt imemr ein
Mitglied unserer Familie auf dem Lehrstuhl für Sinologie," berichtet
Wu. "Wir wissen einfach zu viel über das Land." |
Sport- und Fitnesskaufmann |
Zebrastreifen weiß und blau / da weiß
doch jeder ganz genau / das ist der M - S - V. Heißt so das
Vereinslied des MSV? Keine Ahnung; ich bin schon lange nicht mehr im
Stadion gewesen. "Der MSV ist ein guter Partner für uns. Schließlich
bilden wir unsere Lehrlinge, die Sport- und Fitnesskaufleute werden
wolle, im Verbund aus," berichte Uwe Busch, Geschäftsführer des
Duisburger Stadtsportbundes.
"Der Stadtsportbund Duisburg ist die Dachorganisation der Duisburger
Sportvereine und als Unterorganisation des Landessportbundes NRW ein
Instrument der Sportselbstverwaltung. Die Aufgabenpalette des
Stadtsportbundes: von der Unterstützung der Verein in allen Belangen
über die Werbung für den Sportverein innerhalb der Bürgerschaft bis
hin zur Werbung für den Sport in der Stadt Duisburg.
Was macht nun die konkrete Arbeit des SSB aus, welches sind die
Aufgaben des Stadtsportbundes, in dem rund 500 Vereine mit 100.000
Mitgliedern organisiert sind? Der SSB vertritt als Bindeglied
zwischen den Vereinen, der Politik und der Verwaltung die Interessen
der Vereine. Dabei ist der SSB ein Ansprechpartner von Politik und
Verwaltung.
Durch die Mitgliedschaft im SSB haben die Vereine besondere Vorteile
wie beispielsweise vergünstigte Hallenstunden, Fahrtkostenzuschüsse
durch die Kommune oder Investitions-, Grundgeräte- und
Übungsleiterzuschüsse durch den Landessportbund NRW. Mit dem
Stichwort Übungsleiter ist gleichzeitig ein weiterer
Hauptaufgabenbereich angesprochen. Neben den im Frühjahr und Herbst
stattfindenden Übungsleitergrundausbildungen finden im Laufe des
Jahres über 30 lizensierte und unlizensierte
Qualifizierungsmaßnahmen statt. Hinzu kommen noch Ausbildungen für
Sonderlizenzen, wie die Sonderausbildung `Sport der Älteren' oder
`Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter'," stellt sich
der Stadtsportbund selbst vor.
"Sport- und Fitnesskaufleute sind Dienstleistungskaufleute, die
durch ihre vielfältigen betriebswirtschaftlichen, organisatorischen
und kundenorientierten Tätigkeiten zu einem reibungslosen
Sportbetrieb beitragen. In Fitness- und Gesundheitsstudios sowie
Vereinen und Verbänden entwickeln sie Konzepte für Sport- und andere
Dienstleistungsangebote. Sie betreuen Kunden und beraten sie zu
Sportangeboten sowie zu gesundheitlichen Aspekten von Bewegung und
Ernährung. Marketing- und gesundheitsbezogene Veranstaltungen zu
planen und durchzuführen gehört ebenfalls zu ihrem
Beschäftigungsfeld. Außerdem übernehmen sie Aufgaben im
Rechnungswesen, im Controlling und in der Personalwirtschaft,"
beschreibt BerufeNet, das berufskundliche Internetprogramm der
Arbeitsverwaltung, den recht jungen Beruf vor.
"Um eine Sache deutlich zu sagen: Der Schwerpunkt liegt bei uns auf
dem kaufmännischen Teil. Wer sportlich aktiv sein möchte, kann dies
gerne woanders tun," betont Busch eine wichtige Ausrichtung der
Ausbildung. "Unsere Ausbildung erfolgt im Verbund: Wir vermitteln
die Sportorganisation. Das Malteser Krankenhaus St. Anna übernimmt
den kaufmännischen Teil der Lehre. Daneben suchen wir größere
Sportvereine mit eigener Geschäftsstelle. Dort lernen die Azubis die
klassische Vereinstätigkeit wie Training, Sportveranstaltung und
Vereinsverwaltung kennen. Der Stadtsportbund ist der Arbeitgeber,
aber nicht der alleinige Ort, an dem die Ausbildung stattfindet."
Wichtig dabei: Bei dieser Ausbildung handelt es sich nicht um eine
überbetriebliche Ausbildung, sondern um eine klassische 3jährige
Lehre. "Der Sport ist ein Wachstumsbereich. Auch die Vereine, die
heute noch ehrenamtlich arbeiten, kommen auf Dauer nicht darum
herum, professionelle Sport- und Fitnesskaufleute einzustellen."
Ein Abschluss Klasse 10 Hauptschule, gute Noten in Mathe, Deutsch und
Englisch und die preußischen Kardinalstugenden (Fleiß, Höflichkeit,
Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit usw.) sind in dem Beruf
selbstverständlich. Man muß zeitlich flexibel sein, da
Veranstaltungen auch abends und an Wochenenden stattfinden. Wer sich
für den Beruf interessiert, muß kein aktiver Sportler sein; eine
Affinität zum Sport sollte aber schon vorhanden sein. "Man sollte
schon wissen, wer die Füchse und die Zebras sind," so Busch.
Den Beruf des Sport- und Fitnesskaufmanns gibt es seit 2001. Der
Beruf ist zwar unbekannt, aber kein Ausweichberuf für Jugendliche,
die sonst keine Lehrstelle finden. "Wer sich bei uns bewirbt,
bewirbt sich gezielt, weil er einen Draht zum Sport hat."
Sponsoren wie ARGE, Sparkasse, Haniel und Grillo finanzieren die
Ausbildung mit . "Die Verbundausbildung stellt sicher, dass unsere
Lehrlinge die ganze Bandbreite des Berufes kennenlernen und am Ende
keine Fachidioten sind. Das ist auch der Garant dafür, dass wir am
Ende der Ausbildung eine hohe Vermittlungsquote haben. Im
Zweifelsfall kann man ja auch noch in andere kaufmännische Berufe
wechseln."
Der Landessportbund bildet auch Sport- und Fitneßkaufleute aus.
Inwieweit Fitnessstudios eine solche Ausbildung anbieten, habe ich
nicht kontrolliert. |
Stadtpfeifer |
Mein Projekt ist geheim. Sehr geheim
sogar. Niemand soll davon erfahren. Ihnen kann ich aber davon
erzählen. Sie sind ein Freund, der Stillschweigen bewahren kann.
Ihnen kann ich vertrauen.
Der Beruf des Stadtpfeifers gilt heute als ausgestorben. Musiker
gibt es zwar wie Sand am Meer; sie spielen heute aber überwiegend in
Orchestern, modernen sogenannten Bands und als Einzelinterpreten.
Das hat aber nichts mehr mit dem klassischen Stadtpfeiferwesen zu
tun. Was? Sie fragen, was ein Stadtpfeifer ist? Sie hätten noch nie
davon gehört? Ich anfangs auch nicht. Also habe ich in verschiedenen
Wörterbüchern nachgeschlagen und habe im Internet, genauer gesagt in
der Internetenzyklopädie Wikipedia folgende Beschreibung gefunden.
"Stadtpfeifer (ital. Piffari) waren besonders im 14.-18. Jahrhundert
von Städten angestellte Musiker, die sich in Zünften (in
Süddeutschland meist ?Pfeiferbrüder genannt, im Alemanischen
Pifferbrüder) zusammenschlossen; im 19. Jahrhundert wurde dieses Amt
zu Stadtkapellen ausgeweitet. Deren Aufgaben lagen in der
musikalische Ausgestaltung von Festlichkeiten der Stadt. In manchen
Städten waren die Piffari zugleich als Türmer mit signalgebenden
Aufgaben betraut.
Auch kleinere Städte wie zum Beispiel Eisenach (mit ca. 6000
Einwohnern) besaßen eine Stadtpfeiferei. Die Tradition der
Stadtpfeifer erhielt sich, besonders in Mitteldeutschland, bis ins
20. Jahrhundert. Vielerorts gingen zunächst städtische
Musikkapellen, dann auch städtische Orchester daraus hervor.
Die Stadtpfeifer waren zunftmäßig organisiert. Ein Meister nahm sich
Gesellen und Lehrburschen, die bei ihm möglichst alle gängigen
Instrumente lernen mussten. Die Stadtpfeifer spielten auf Zinken,
Naturtrompeten, Posaunen, Violinen, Rauschpfeifen, Dulzianen,
Pommern, Krummhörnern, Flöten und Schlagwerk.
In der Literatur sind exemplarisch zwei Zinken und drei Posaunen (Hora
decima, Vierzig Leipziger Turmsonaten von Johann Christoph Pezel)
bzw. einen Zink und drei Posaunen (Quatricinien - von Gottfried
Reiche) zu finden.
Stadtpfeifer spielten bei Verlobungen, Hochzeiten, Banketten und
anderen festlichen Ereignissen, wie z. B. dem Einzug des Landesherrn
in seine Stadt. Daneben bliesen sie das Zeitsignal vom Turm der
Stadt, um den Bürgern, die in der Regel keine Uhr besaßen, die Zeit
anzuzeigen. Auch wurden sie teils zur Kirchenmusik herangezogen.
Dabei galt: normale Tage im Kirchenjahr wurden mit Posaunen und
Zinken gespielt, Festtage mit Trompeten und Pauken.
(Bis heute ist mit Pauken und Trompeten - ein Idiom für etwas
Großartiges). Im Gottesdienst duplizierten die Stadtpfeifer die
Singstimmen des Chores, die sogenannte Colla parte-Begleitung.
Als besonders beeindruckend schildern Zeitzeugen den Einzug der
siegreichen Truppen nach den Türkenkriegen in Wien: Abwechselnd
Kantorei und Stadtpfeifer von den Dächern, dazwischen die
Heeresmusik und Kanonendonner."
Fünf Musiker habe ich eingestellt. Einer spielt Trommel, einer
Pauke, einer Becken, einer Trompete und einer Gong. Sie können bei
offiziellen städtischen Veranstaltungen einen Tusch spielen, sobald
er gebraucht wird.
(Auszug aus einem Brief)
Liebste Agathe,
stell Dir vor, ich habe eine neue Arbeit. Und das als
Trommel-Spieler. Und das in meinem Alter. Ich bin jetzt im Büro des
Oberbürgermeisters angestellt. Ganz egal, ob es in Ratssitzungen,
Ausschusssitzungen oder Außenterminen ist - ich muss den Herrn
Oberbürgermeister begleiten. Gibt er mir ein Zeichen, muss ich einen
Trommelwirbel spielen und damit ankündigen, dass der Herr
Oberbürgermeister was wichtiges zu sagen hat. Höre ich auf, beginnt
der Oberbürgermeister mit seinen Ausführungen. Es gibt zwar keinen
dümmeren und unbefriedigeren Arbeitsplatz; aber was soll`s? Ich habe
mein Auskommen und kann meine Familie ernähren. Wie geht es übrigens
Karl-Xaver und den Kindern?
(am nächsten Tag im Kulturausschuss)
Ich erschieße den Kerl. Ich erschieße ihn standrechtlich. Er
trommelwirbelt zu lang und lässt mich nicht zu Wort kommen....
Ich könnte den Kerl umbringen. Er trommelt nicht lang genug und
lässt doch tatsächlich den Blödmann von Oberbürgermeister zu Wort
kommen... |
Steinmetz
|
Hans-Jürgen Vorsatz wurde 1945 in Düsseldorf geboren. Seine Lehre als
Steinbildhauer dauerte von 1960 - 1963. 1970 wurde er
Steinbildhauermeister. Seit 1976 nimmt er regelmäßig an Gruppen- und
Einzelausstellungen teil; seit 1985 kommen Projekte im öffentlichen
Raum, seit 1989 Rauminstallationen hinzu.
"Ich stamme aus einer Familie, die sehr musisch war," berichtet
Vorsatz bei einem gemeinsamen Plausch in seinem Atelier an der
Goldstraße. Eine frisch aufgebrühte Tasse Tee dampft auf dem
künstlerisch gestalteten Tisch aus Glas und Stein.
"Der erste prägende Einfluss kam von meinem Opa," blickt Vorsatz
zurück. "Er sagte immer: `Wenn du etwas im künstlerischen Bereich
machst, lerne erst einmal ein Fundament.' Mit meiner Ausbildung in
der bildhauenden Kunst bin ich allerdings etwas aus der Art
geschlagen."
Es gebe zwei Bildhauer, die ihn künstlerisch prägten. Der erste war
Reiner Siegel, ein schon lange verstorbener Bildhauer aus
Düsseldorf. Siegel leitete einen eigenen Betrieb, der lebensgroße
figürliche Sakralkunst herstellte und beispielsweise in den '60er
Jahren den Düsseldorfer Nordfriedhof gestaltete. "Bei ihm ging es um
neue Gestaltungsmöglichkeiten der Kunst und um neue Denkweisen."
Reiner Graner heißt ein Bildhauer aus Düsseldorf, der Kunst für den
öffentlichen Raum herstellte - die Mariensäule in der Düsseldorfer
Altstadt ist ein Beispiel hierfür. "Die '70er Jahre waren meine
Lehr- und Wanderjahre," blickt Vorsatz auf die damalige Zeit zurück.
Ende der '70er Jahre holt ihn der legendäre Kulturdezernent Konrad
Schilling nach Duisburg - ein Ort, in dem Vorsatz menschlich und
beruflich Fuß fassen sollte. "Ich habe hier meine Frau kennengelernt
und sie vor 9 Jahren geheiratet," beschreibt Vorsatz die eine Linie.
Arbeiten für das Arbeitsamt, Landgericht und vor allem die
Stadtwerke sind Beispiele für das künstlerische Schaffen.
Kann man denn davor leben? Eine Frage, die sich insbesondere
freischaffende Künstler oft anhören müssen. "Es fehlt zwar die
Sicherheit des regelmäßigen Einkommens; man muss sich aber irgendwann
entscheiden, was man möchte," erzählt Vorsatz. "Selbständigkeit
heißt, eigene Aufträge zu akquirieren, aber auch Auftragsarbeiten
für Steinmetzbetriebe und ein Zubrot durch das Taxi fahren. Zum
Glück habe ich eine Frau, die mich immer unterstützte."
Wir unterhalten uns über die kommunale Duisburger Kulturpolitik. Dass
Kulturförderung auch immer Wirtschaftsförderung ist, wird dabei sehr
schnell klar. Von Schriftstellern weiß ich, dass sie oft genug ein
zweites Standbein brauchen, um wirtschaftlich zu überleben. Sie sind
Lehrer, Dozenten, Ärzte. Wie es im Bereich der bildenden Kunst
aussieht, kann ich als Außenstehender schlecht beurteilen.
Köln, München und vor allem Berlin - sie scheinen die bevorzugten
Standorte von Künstlern zu sein. "Es sind Schickimicki - Orte, in
denen viel Schau betrieben wird," betont Vorsatz. Für bodenständige,
Heimat verbundene Menschen also nicht das bevorzugte Ambiente.
Natürlich würde es hier zu weit führen, hier jedes Detail des
Gespräches wiederzugeben. Der dampfende Tee, die kreative Luft des
Ateliers, das angefangene Bild auf der Staffelei, die Pinsel, die
Farben - sie lösen die Zunge und entlocken Ideen, die noch nicht
ausgereift genug sind, um (schon) an die Öffentlichkeit zu gelangen.
So dauert das Gespräch doch länger als gedacht... |
Straßenbauer |
Duisburg, September 2007 - Wer sich auf den Weg macht, der beginnt
gerade etwas. "Wir sind die Vorreiter der Garten- und
Landschaftsbetriebe," berichtet Jürgen Figura. Figura, Jahrgang
1939, ist Straßenbaumeister, Inhaber eines eigenen
Straßenbaubetriebes und Obermeister der Duisburger Straßenbau -
Innung.
Straßenbauer stellen Straßen, Geh- und Fahrradwege, Fußgängerzonen
sowie Autobahnen und Flugplätze her. Nach dem Abstecken der
Baustelle beginnen die Erdarbeiten. Böden müssen gelöst,
transportiert, planiert und verdichtet werden. Dabei kommen Bagger,
Raupen und Walzen zum Einsatz. Auf dem verdichteten Untergrund
bringen die Straßenbauer als Unterbau meist eine Schotterschicht.
Weitere Gesteinsschichten kommen darauf. Zuletzt folgt eine Beton-
oder Asphaltschicht als Fahrbahn. Straßenbauer kümmern sich auf um
die Pflasterarbeiten, Randbefestigungen, Böschungen und
Entwässerungsgräben. Neubau, Unterhaltungs- und Reparaturarbeiten
gehören zum Leistungsspektrum der Handwerker. "Ein guter
Straßenbauer ist Alleskönner," betont Figura. "Ich kann nicht nur
Steine klopfen; ich kann ich große Maschinen wie Walzen bedienen und
mit LKW`s umgehen."
Rund 30 Betriebe (von rund 60 im ganzen Innungsbezirk) gehören der
Innung an; zum Kammerbezirk gehören Duisburg und der Kreis Wesel.
Straßenbaubetriebe arbeiten für den Öffentlichen Dienst als
Auftraggeber. Private Kunden kommen hinzu. "Für sie stellen wir
beispielsweise Terrassen, Gärten und Garagenhöfe her."
Wer sieben Jahre als Geselle gearbeitet hat, kann sich selbständig
mache - was für andere Gewerke gilt, zählt bei den Straßenbauern
nicht. Da sie zu den gefahrgeneigten Handwerksberufen zählen, gibt
es hier noch den Meisterzwang. "Eine fundierte Ausbildung ist schon
wichtig. Sonst liefert man keine Qualität ab," verteidigt Figura
diesen Zustand.
Doch lohnt es sich überhaupt, eine Ausbildung im Straßenbau zu
beginnen? "Straßen sind eine der wichtigsten Sachen, die wir im
öffentlichen Leben besitzen. Das Wegenetz können wir nicht auf Dauer
vernachlässigen. Schlaglöcher können ein negativer Standortfaktor
sein."
Ob sich wohl Straßenbauer, Straßenwärter und Gleisbauer irgendwann
in einem Betrieb vereinen? Immerhin könnten sie sich dann gemeinsam
in einem Stadtteil im Auftrag der Kommune (die für die
Dienstleistung dann auch bezahlt) um die Straßen kümmern. Schnee
schippen, Ampeln reparieren und Schlaglöcher auffüllen also aus
einer Hand?
"Das ist schlecht zu fassen. Zum einen ist es eine Frage der
Investitionen. Als Betrieb müsste man viele sehr teure Maschinen
anschaffen. Angesichts von Basel II sind die Banken aber oft sehr
zurückhaltend, solche Anschaffungen zu finanzieren. Außerdem ist es
eine Frage der Kontrolle. Wie soll ich mich vor schwarzen Schafen
schützen, die nicht fachgerecht arbeiten?"
Wie der ideale Lehrling aussieht? Fast schon Standardware liefert
Figura als Antwort. Leistungsabbildende Schulnoten und fundierte
Mathekenntnisse gehören dazu. Handwerkliches Geschick und
Genauigkeit kommen hinzu. Auch preußische Kardinalstugend wie
Höflichkeit, Pünktlichkeit, Arbeitseifer und Sorgfalt sind angesagt.
Der ideale Lehrling kann auch Praktika und Ferienbeschäftigungen im
Straßenbau und somit eine Vorstellung von dem Beruf vorweisen.
"Ein Vorteil der Innung ist, dass sie bei allen Fragen der Ausbildung
helfen kann," betont Figura. Worauf muss ich beim Ausbildungsvertrag
achten? Was mache ich, wenn die Firma pleitegeht und keine
Ausbildungsvergütung mehr zahlt? Das können typische Fragen sein.
Die Interessensvertretung beispielsweise der Stadt gegenüber, die
Unterbindung der Schwarzarbeit, der Informationsfluss über regionale
Themen, die gegenseitige Hilfe, die Kontaktpflege und die
Rechtsberatung können weitere Gründe für die freiwillige
Mitgliedschaft in der Innung sein.
Die Innung wurde im Jahre 1901. Und schon im Jahre 1924 berichtet
Arthur Speck: "Ein armes Volk kann sich den Luxus schlechter Straßen
nicht erlauben." |
Straßenwärter |
Das Auto ist des Deutschen liebstes
Kind. Von Montag bis Freitag steht man fröhlich auf dem Weg von und
zur Arbeit im Stau, samstags wird gewienert, am Sonntag fährt die
Familie dann ins Grüne. "Auch wenn viele Autofahrer es nicht
wahrhaben wollen und uns sehr oft beschimpfen wenn sie wegen
Bauarbeiten im Stau stehen, sind wir Straßenwärter eigentlich
Dienstleister an ihnen," behauptet Klaus Schlüter vom nordrhein
-westfälischen Landesverband des Verbandes Deutscher Straßenwärter.
Straßenwärter kontrollieren Verkehrsflächen wie Straßen und Radwege
auf Schäden der Fahrbahndecke, um Gefahren für die
Verkehrsteilnehmer abzuwenden - eine Beschreibung, die die
berufskundliche Literatur der Agenturen für Arbeit liefert. Sie
beseitigen Verschmutzungen, reparieren Schäden in der Fahrbahndecke,
stellen Verkehrsschilder auf, reinigen Leitpfähle und Leitplanken".
Bei der Streckenkontrolle überprüfen sie auch den Zustand von
Verkehrszeichen und Signalanlagen. Sie pflegen die Grünflächen im
Straßenbereich, mähen das Gras an Straßenrändern und halten Gräben
sauber. Doch auch der Winterdienst gehört zur Arbeit: Im Winter
räumen Straßenwärter Schnee und streuen bei Glätte abstumpfende oder
auftauende Mittel. Sie benutzen bei ihrer Arbeit Spezialfahrzeuge,
Maschinen und Geräte, für deren Pflege und Wartung sie ebenfalls
zuständig sind. "Der Straßenwärter ist alles in einer Person: Vom
Maurer und Schlosser bis zum Landschaftsgärtner."
Der Öffentliche Dienst ist in der Regel Arbeitgeber für
Straßenwärter. Galt eine Beschäftigung dort für lange Zeit als
sicherer Arbeit, änderte die chronische Ebbe in den Kassen das Bild.
"Ich würde es meinem Sohn nicht raten, Straßenwärter zu werden. In
der Privatwirtschaft gibt es so gut wie keine
Beschäftigungsmöglichkeiten. Es wird von den Stellenplänen und der
Finanzlage abhängen, wie der Arbeitsmarkt für Straßenwärter
aussehen." Ob die Arbeit wohl privatisiert werden könnte? "Nein. Die
Arbeit in einzelne Gewerke aufzugliedern und dann zu privatisieren,
wäre zu teuer. Die Arbeiten müssten ausgeschrieben, überwacht und
bezahlt werden. Viel Aufwand für eine kaputte Ampel oder Leitplanke.
Dementsprechend wäre auch kein Privatunternehmen dazu bereit, weil
sich das Geschäft nicht lohnt. Wir können schnell, zeitnah und
kostengünstig arbeiten. Wenn man uns mit privaten Firmen vergleicht
und eine Mischkalkulation anstellt, sind wir vom Öffentlichen Dienst
gleichwertig."
Der Arbeitsdruck habe sich aber im Laufe der Zeit kontinuierlich
erhöht. Kümmerten sich vor 30 Jahren 35 Leute um 230 km Straße,
leisten heute 21 Leute auf 320 km Straße die gleiche Arbeit. Hinzu
kommen 150 km Radwege."
Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind. Ein dichtes Verkehrsnetz
und ein hohes Verkehrsaufkommen sprechen für die Bedeutung des
Verkehrsträgers Auto. Dementsprechend hoch ist die wirtschaftliche
Bedeutung der Automobilindustrie. "Daher glaube ich auch nicht,
dass
sich in der Verkehrspolitik viel ändern wird," schätzt Schlüter.
"Ich plaudere aber kein Geheimnis aus, wenn ich erzähle, dass bei
Autobahnen schon daran gedacht wird, eine streckenbezogene Abgabe zu
erheben. Die Technik dafür gibt es schon. Sie muss nur noch
aufgerüstet werden. Das Problem: Wieviel sind die Bürger bereit zu
zahlen? Die Steuern und Benzinpreise sind eh schon enorm hoch." 1
Mann 1 Auto - bleibt es bei diesem Verhältnis, ist der
Verkehrsinfarkt nicht mehr abzuwenden - wenn er nicht sowieso schon
da ist, wie Schlüter mein. Solange sich daran nichts ändert, wird es
noch viel zu tun geben für Straßenwärter.
|
Supervisor
|
Wer Arbeit sucht, der findet auch
welche. Ist zumindest Volkes Meinung. Wer keine Arbeit vorweisen
kann, gilt schnell als fauler Drückeberger. Darum kann sich
glücklich schätzen, wer eine Arbeitsstelle hat. Doch was tun, wenn
nicht alles rund läuft im Job? Ein Lösungsansatz: die Supervision.
"Die Leute sollen dabei sich selbst in ihrer Arbeit reflektieren.
Ich entwickele eine professionelle Sicht von Außen. Ich helfe meinen
Kunden, selbst eine Lösung zu entwickeln," erzählt Susanne Krieger.
Die Duisburgerin arbeitet als selbständige Supervisorin und gehört
der Deutschen Gesellschaft für Supervision an.
Die Herausforderungen im Zusammenhang beruflicher Arbeit nehmen zu.
Fragen und Probleme der Kooperation und Kommunikation,
Organisations- und Strukturwandel, steigende Ansprüche an fachliche
und soziale Kompetenz, Über- und Unterforderung von Einzelnen - in
all diesen Bereichen entstehen Fragen, die unter Zuhilfenahme von
Supervision mit dem Blick von außen zufriedenstellen gelöst werden
können.
So kann ein neu zusammengestelltes Team sinnvoll unterstützt oder
eine Führungskraft bei der Übernahme einer Funktion gestärkt werden,
der strukturelle Wandel eines Betriebes oder einer Organisation kann
reflektierend begleitet werden, professionell Handelnde können bei
ihrer Arbeit mit schwierigen Kunden oder Klienten entlastet und neu
befähigt werden.
Supervision dient ganz allgemein der Verbesserung beruflicher
Arbeit. Sie schafft Reflexionsräume und ermöglicht ein vertieftes
Verstehen beruflicher Realität, indem sie eine Situation aus
verschiedenen Blickwinkeln und Dimensionen analysiert und erörtert.
Supervision richtet dabei ganz besonders ihre Aufmerksamkeit auf den
Prozess des Arbeitens und Zusammenarbeitens. Die durch Supervision
zu erzielende Kompetenzerweiterung liegt vor allem im Bereich der
Kooperationsfähigkeit, der Übernahme einer beruflichen Rolle, der
Gestaltung von Arbeitsbeziehungen und Änderungen von betrieblichen
und institutionellen Arbeitsstrukturen. Supervision ist sicherlich
kein Allheilmittel. Sie ersetzt nicht fachliche Qualifikation,
unangemessene Strukturen oder fehlende Führungsprofile in einer
Organisation. Supervision trägt letztendlich dazu bei, das Einzelne,
Arbeitsteams oder Organisationen und Betriebe ihre Aufgaben besser
und mit größerer Zufriedenheit und Effizienz erfüllen können.
Supervision findet im wesentlichen im Gespräch statt. Supervision
instruiert oder schult nicht, sondern erhebt, analysiert und
erörtert Situationen des beruflichen Alltags. Dabei ist der
Supervisor darauf angewiesen, die Problembearbeitung und
Problemlösung gemeinsam mit den Teilnehmern vorzunehmen.
Supervision bedient sich unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher,
soziologischer oder psychologischer Verfahren. Im Rahmen dieser
Verfahren (etwa der Gruppendynamik, der Psychoanalyse, der
Systemtheorie, der Kommunikationstheorie) setzen Supervisoren
unterschiedliche Methoden und Übungen ein, um die vereinbarten Ziele
einer Supervision zu erreichen: Rollen- und Planspiele,
Visualisierungstechniken, Soziogramme, Aufstellungen und vieles
andere mehr.
Für eine Supervision wird das jeweils geeignete Setting gewählt. Der
Supervisor muss entscheiden, welcher Personenkreis in welcher Art
und Weise (Zeit, Ort, Häufigkeit) das gestellte Supervisionsziel
erreichen kann: Einzelsupervision, Gruppensupervision oder
Organisationssupervision für Arbeitsteams und Führungskräfte.
Supervision ist eine Profession, die durch ihre Tradition, ihre
lebendige fachliche Diskussion und ihre Auseinandersetzung mit der
Realität der Arbeitswelt bestimmten Werten verpflichtet ist. Die
Aufklärung von Kooperationsstrukturen und die Emanzipation in
Arbeitsbeziehungen stehen dabei im Vordergrund. Supervision will
dazu beitragen, dass Menschen selbst mit gestalten zu können, dass
Organisationen und Betriebe offen bleiben für einen
partnerschaftlichen Dialog über die Ziele und die Art und Weise
gemeinsamer Arbeit.
Der sorgsame Umgang mit Abhängigkeiten sowie Macht und Einfluss und
eine nicht-parteiliche Haltung bei der Lösung von Konflikten sind
für Supervisoren selbstverständlich. Supervision kann nicht
funktionalisiert werden, um problematische Eigeninteressen in einem
Betrieb - etwa die versteckte Durchsetzung von Entlassungen oder die
Demontage einer Führungskraft - gegen andere Parteien in einer
Organisation zu unterstützen. Gleichwohl ist ein Supervisor zur
kritischen Loyalität seinem Auftraggeber gegenüber verpflichtet.
So beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Supervision die
Funktionsweise der Supervision. Doch wer ist dieser Verband? Seit
ihrer Gründung mit zunächst 40 Mitgliedern im Jahre 1989 entwickelte
sich die Gesellschaft als Berufs- und Fachverband nach eigenen
Angaben zu einem Kompetenzzentrum für Supervision in Deutschland.
Über 3.000 qualifizierte Mitglieder sowie 37 Ausbildungsstätten
schlossen sich inzwischen hier zusammen, um Supervision als
professionelle Beratung zur Qualitätssicherung am Arbeitsplatz in
der Fachwelt und am Beratungsmarkt weiterzuentwickeln und zu
fördern. Standardisierte und kontrollierte Ausbildungen, Forschung,
die Fachdiskussion sowie die Öffentlichkeitsarbeit sind dabei die
Arbeitsgebiete der Gesellschaft. Die Gesellschaft führt
Informationsveranstaltungen durch und ist in über 30 regionalen
Gruppen in ganz Deutschland präsent.
Soweit zur Theorie. Doch wie sieht denn nun die Praxis aus?
Supervision ist überwiegend im non-profit-Bereich tätig, erzählt
Krieger. "Zu meinen Kunden zählen also Einrichtungen, die vorrangig
nicht gewinnorientiert arbeiten. Die Bandbreite reicht von der
Schuldnerberatung über Alten- und Kinderheimen bis zu den
Wohlfahrtsverbänden. Sie kommen aus dem sozialen Bereich." Eine
wichtige Voraussetzung, um erfolgreich an einer Supervision
teilzunehmen: Der Supervisant, also die Person, die eine Supervision
in Anspruch nimmt, muss dazu bereit sein. "Supervision meint
prozessorientiertes Arbeiten. Meine Kunden müssen ihre Antworten
selbst finden. Wer dazu nicht bereit ist, dem bringt eine
Supervision auch nichts. Wie sieht meine berufliche Rolle aus? Wie
sind meine persönlichen Erwartungen an die Arbeit? Welche
Erwartungen werden an mich gerichtet? Wie gehe ich bei meiner Arbeit
mit meinen Kunden um? Wie sieht mein idealer Arbeitsplatz aus: Wie
sind Arbeitsklima, technische Ausrüstung und andere Details? Wie
sind meine biographischen Bezüge, wie die meiner Kollegen? Dies sind
Fragen, die in einer Supervision zur Sprache kommen können.
Im Idealfall dauert eine Supervision zwischen 90 Minuten und
anderthalb Stunden. Je nach Bedarf treffe ich mich etwa alle drei
Wochen mit meinen Kunden. Ihre eigene Person, die Organisation, ihre
Klienten und ihre berufliche Rolle stehen dabei im Vordergrund des
Gesprächs. Die eben genannten Fragen sind gute Beispiele für die
Themen, die besprochen werden," erzählt Krieger.
Die Klienten sollen ihre berufliche Handlungsfähigkeit
wiedergewinnen. Nicht durch Impulse von außen, sondern durch
Reflexion der eigenen Situation. "Ich bin wie ein Spiegel," so
Krieger. Wie hoch die Erfolgsquote ist? Keine Ahnung. Eine
Einschränkung mach Krieger allerdings am Ende doch noch: "Für Leute
ohne Job ist eine Supervision nicht vorstellbar. Eine feste Stelle
ist hier schon wichtig." |
Systemgastronom |
Der Pott kocht. Mit diesem Slogan warb
der Kommunalverband Ruhrgebiet. "Halt, stop. Der Fachmann für
Systemgastronomie arbeitet in einem Restaurant," berichtet Stefan
Camman von der "Faktorei" im Duisburger Innenhafen.
Die Fachleute für Systemgastronomie organisieren alle Bereiche eines
Restaurants. Die Systemgastronomie zeichnet sich dabei durch ein
einheitliches, klar strukturiertes Konzept aus. Dieses Konzept soll
für einen hohen Wiedererkennungseffekt bei den Kunden sorgen. Die
Fachleute für Systemgastronomie achten darauf, dass die vorgegebenen
Standards eingehalten werden. Sie kümmern sich um den Einkauf, die
Lagerhaltung, den Service und die Gästebetreuung sowie die Arbeit in
der Küche. Weitere Arbeitsbereiche sind die Kostenkontrolle, die
Qualitätskontrolle bei den Produkten und das Marketing. Außerdem
achten sie darauf, dass die Sicherheits- und Hygienevorschriften
eingehalten werden.
Die Faktorei gehört keiner Gastronomiekette an. "Mir ist es wichtig,
die Qualität im eigenen Haus zu sichern. Bei uns lernt der Lehrling,
nach einem festen System zu arbeiten," betont Camman.
Die Individualgastronomie stagniert, die Systemgastronomie wächst.
"Die Systemgastronomie macht das Essen vorhersehbar. Der Kunde will
im Vorfeld wissen, was er für sein Geld bekommt. Man ist nicht der
Tageslaune des Kochs ausgesetzt. Der Kunde erwartet, dass das
Rumsteak montags genauso schmeckt wie mittwochs und freitags,"
betont Camman. "Was will der Kunde? Es gibt keine festen Zeiten.
Gegessen wird spontan."
Und wie sieht der ideale Bewerber für den Beruf aus? "Er hat Spaß an
Dienstleistungen. Man kann hochflexibel mit den Arbeitszeiten
umgehen. Die klassischen Tugenden wie Sauberkeit, Pünktlichkeit,
Höflichkeit, Respekt und Begeisterungsfähigkeit kommen hinzu."
Ferienjobs und Praktika bieten einen Vorteil: Jugendliche / Schüler
und Betrieb können feststellen, ob man zueinander passt.
Camman würde gerne noch einen zweiten Azubi einstellen. Sein Problem
dabei: "Es ist schwer, einen geeigneten Bewerber zu finden. Die
Anforderungen an die Ausbildung sind gestiegen. Betriebswirtschaft,
Recht und Marketing sind in den vergangenen Jahren dazugekommen.
Gleichzeitig ist das allgemeine Schulwissen gesunken." Wer trotzdem
noch eine Ausbildung in das Gastronomie sucht, kann sich gerne bei
Camman melden.
Er sei der dienstälteste Gastronom am Innenhafen, berichtet der
sympathische junge Mann. "Unser Credo lautet: `Die Kunst zu
genießen. Es hat was mit Stil und Atmosphäre zu tun. Wir möchten ein
Ruhepool im Hafen sein. Es gibt bevorzugt á la carte - Gerichte mit
dem Schwerpunkt Fisch."
|
Tätowierer
|
Tätowierer sind Experten für den
Entwurf und die Anfertigung von permanenten Körperbemalungen,
sogenannten Tattoos. Dabei rasieren und desinfizieren sie zunächst
die entsprechende Hautpartie, skizzieren das zukünftige Motiv mit
einem Farbstift auf die Haut und bestreichen diese in der Regel mit
Vaseline. Zum Tätowieren benutzen sie ein elektrisches Gerät, das
mit einer Frequenz von 50 bis 3.000 Schwingungen in der Minute
senkrecht vibriert und Farbe in die zweite Hautschicht, die Dermis,
einbringt. Mit einer einzelnen Nadel ziehen Tätowierer Umrisse des
Tattoos nach und füllen die farbigen Flächen anschließend mit einem
Nadelblock von fünf bis sieben Nadeln. Dabei können sie die Tiefe
der Einstiche genau der Hautdichte anpassen und entsprechend
einstellen. Abschließend reinigen sie das fertige Tattoo,
desinfizieren es, streichen es mit einer Heilsalbe ein und verbinden
es mit einem Folienverband, der nach etwa einem Tag entfernt werden
kann, berichtet die Bundesagentur für Arbeit auf ihrer Plattform BerufeNet.
Ich liebe meine Frau. Ich liebe meine Frau rasend. Ich liebe meine
Frau wahnsinnig. Ich liebe sie so sehr, daß ich immer mit ihr
zusammensein möchte. Doch wie kann ich das erreichen? Ein Foto von
ihr ist schon in meinem Portemonnaie. Ein kleines Foto von ihr
befindet sich auf meinem Hochzeitsring. Doch damit ist sie mir noch
immer zu weit weg. Doch wie kann sie mir noch näher sein? Heureka,
ich hab`s! Ich werde mir ein Ganzkörpertatoo verpassen lassen. Ich
werde mich so endgültig enthaaren lassen, daß ich keinen Bartwuchs
mehr haben werde. Soll ich mir auch eine Brust implantieren lassen?
Igitt, nein. Mein Geschlecht werde ich nicht umwandeln lassen. Nur
auf der Hülle möchte ich mich verändern, nicht aber im Kern.
Dieser Tätowierkünstler ist wirklich hervorragend. Ich sehe meiner
Frau tatsächlich zum Verwechseln ähnlich. Die Hautbemalung ist
perfekt, die Perücke feminin, der Einsatz der Kosmetika dezent.
Meine Frau ist jetzt nicht nur in meinem Portemonnaie vorhanden,
sondern auch auf meiner Haut und in meinem Herzen.
Oh Gott! Die ganze Arbeit war umsonst. Meine Frau ist mit einem
anderen Mann durchgebrannt. Und das ausgerechnet mit diesem Tölpel,
diesem Deppen. Also nein, das schmerzt doch sehr. (Seufzer)
(Schwerer Seufzer)
Was mache ich denn jetzt mit meiner Ganzkörperbemalung? Mal
überlegen. Abwaschen kann ich es mir nicht. Bleichen kann ich es
auch nicht; das ist zu teuer. Hm. Was soll ich also tun? Es bleibt
also nur eine Sache: das Häuten. Der Tätowierer wird mir also bei
lebendigem Leibe die Haut vom Körper abziehen müssen. Nur wenn ich
die alte Haut entferne und durch eine neue ersetze, werde ich
sicherstellen können, daß meine Frau komplett und vollständig aus
meinem Leben verschwindet. Ich möchte die Frau nie mehr sehen.
(beim Tätowierer) Der Mann soll endlich beginnen. Er möchte mit dem
Rücken beginnen. Dort wäre die Arbeit am einfachsten. |
Tankwart |
Das Auto ist der Deutschen liebstes Kind. Es wird
gehätschelt und gepflegt. "An unseren Stationen erhalten Sie
qualitativ hochwertige Kraftstoffe zu marktkonformen Preisen. Im
Shop bieten wir Ihnen unser Convenience - Sortiment, viele frische
Produkte für den täglichen Bedarf und eine freundliche und
zuvorkommende Bedienung. Was unseren Shell Tankwart-Service ausmacht
und welche Leistungen Sie vom Shell Tankwart-Service erwarten
können? Der Tankwart berät Sie bei der Wahl des richtigen
Kraftstoffes. Der Tankwart betankt Ihr Fahrzeug. Der Tankwart prüft
den Ölstand. Der Tankwart überprüft das Wischwasser. Der Tankwart
reinigt die Frontscheibe," stellt Sendogan Günes von der Shell -
Tankstelle auf der Düsseldorfer Landstraße einen neuen Service vor.
Aufpreis für diese Dienstleistung: 1 ?.
Was der Tankwart ansonsten macht, berichten die berufskundlichen
Schriften der Arbeitsverwaltung ("BerufeNet", "berufe aktuell",
siehe dort). "Die Beschreibung ist ganz gut," so Günes.
Günes bietet für das kommende Lehrjahr wieder eine Lehrstelle für
den Beruf des Tankwarts an. "Der Schulabschluss ist nicht so
wichtig. Der zukünftige Tankwart muss technisches Verständnis
mitbringen. Außerdem muß das Erscheinungsbild stimmen. Der
Jugendliche muss Vertrauenswürdigkeit ausstrahlen."
Günes ist einer der wenigen Ausbildungsbetriebe, der überhaupt zum
Tankwart ausbildet. Im laufenden Ausbildungsjahr konnte die
Lehrstelle nicht besetzt werden. Schlampige Bewerbungen und
mangelnde Eignung der Bewerber verhinderten, daß eine Nachwuchskraft
eingestellt wurde. "Ich werde also im kommenden Jahr zum ersten Mal
ausbilden," berichtet Günes. Ist der Tankwart ein Exotenberuf,
eventuell ein Ausweichberuf? "Wer hier anfängt, lernt viele
kaufmännische und kraftfahrzeugbezogene Inhalte. Der Beruf ist also
schon anspruchsvoll," betont Günes, nur um zu ergänzen: "Unser
Tankwart-Service hat den Beruf erst wieder interessant gemacht."
Ich selbst habe zwar einen Führerschein, seit über 15 Jahren aber
kein eigenes Auto. Dementsprechend lange war ich auch nicht mehr in
einer Tankstelle. Seit Ende September 2008 gibt es kein
Normal-Benzin mehr bei Shell. Stattdessen werden Diesel, Super und
sogenannte Premium-Kraftstoffe angeboten. Über die hohen Spritpreise
unterhalte ich mich nicht mit Günes. Stattdessen staune ich über den
kleinen Laden. Getränke werden hier genauso angeboten wie
Zeitschriften. So wundert es nicht, dass Günes auch einen
Einzelhandelskaufmann-Lehrling beschäftigt. Wie haben sich die
Zeiten doch geändert. Als ich noch Auto gefahren bin, war eine
Tankstelle wirklich noch eine Tankstelle und kein
Einzelhandelsladen. |
Theaterwissenschaftler |
Die Theaterwissenschaft ist eine
relativ junge Wissenschaft. Sie beschäftigt sich mit dem Theater von
der Antike bis zur Gegenwart. Die Theaterwissenschaft beschäftigt
sich mit den Autoren genauso wie mit deren Werken wie auch mit
Theateraufführungen. Die Theaterwissenschaft überschneidet sich also
mit der Medienwissenschaft und der Literaturwissenschaft.
Max Herrmann ist einer der ersten Theaterwissenschaftler in
Deutschland. Ab dem Jahre 1900 hielt er erste
theaterwissenschaftliche Vorlesungen in Berlin. Artur Kutscher kam
ab 1909 in München dazu.
Die Theaterwissenschaften lassen sich in Theatergeschichte, Theater
/ Dramentheorie / Dramaturgie / Ästhetik und praktische Übungen
gliedern.
Die Theaterwissenschaften sind nun auch in Duisburg angekommen. Die
Niederrheinische Universität zu Duisburg errichtete zum gerade
startenden Sommersemester eine Professur in den
Theaterwissenschaften. Der Duisburger Generalanzeiger sprach mit
Wilhelm Schüttelbirne, dem ersten Inhaber des Lehrstuhls.
(Duisburger Generalanzeiter, 1. April 2015)
Die Warnung ist eindeutig: "Der Herr Professor ist schlechter Laune.
Bei seinen Studien schlug er sich ganz heftig auf den Daumen. Mit
einem Hammer wohlgemerkt! Nach einem solchen Malheur redet er immer
ganz geschwollen," behauptete seine Sekretärin bei unserem
Vorgespräch.
Hammer? Handwerkliche Arbeit? Hat ein Professor das überhaupt
möglich? Gibt es dafür nicht professionelle Handwerker? Aber egal.
Ich mache mich auf den Weg in den Hörsaal, wo ich den
Wissenschaftler treffen möchte. Und bin erst einmal überrascht. Vor
mir steht ein relativ kleiner Mann, der mittelalterlich gekleidet
ist - Halskrause, Wams und Strumpfhosen sowie Ballettschuhe gehören
dazu. dass der dazugehörige Hut auf einem Beistelltisch liegt,
bemerke ich erst später. Ein prächtiger Bart ziert das pausbäckige
und rote Gesicht.
"Was glotzt Er so? Was macht Er hier? Hat Er noch nie jemanden
arbeiten sehen," fragt mit plötzlich der Bart: Staunend betrete ich
den Hörsaal. Eine kleine Bühne ist dort aufgebaut. Eine Couch, zwei
Sessel und ein Stuhl gruppieren sich um den Tisch. Ein Fernseher,
ein kleiner Bücherschrank und ein Kleiderständer ergänzen die Szene.
"Was ist das," frage ich den kuriosen Mann. "War Er noch nie in
einem Hörsaal? Bei uns Theaterwissenschaftlern werden die
Vorlesungen nicht von einem Lesepult aus, sondern von einer Bühne
aus gehalten. Und wer ist Er?"
Ich stelle mich vor. Wir setzen uns an den Bühnentisch. In seiner
Vorlesung geht es heute um Bauernschwänke. Da habe er schon einmal
das entsprechende Bühnenbild aufgebaut.
"Wie ist Ihro Durchlaucht an die Theaterwissenschaften geraten?"
Meine Güte, jetzt rede ich schon wie der kauzige Professor. "Nehme
Er doch meinen Namen: Heinrich Schüttelbirne ist die deutsche Form
von William Shakespeare. Ich bin ein direkter Nachfahre des
berühmten englischen Theaterdichters. Nun frage Er doch nicht, wieso
Shakespeare deutsche Nachfahren hat. Das ist doch allgemein bekannt.
William war mit der Situation in London unzufrieden. Die Theater
waren damals in einem miserablen baulichen Zustand. Niemand wollte
mehr seine Stücke sehen. Die Konkurrenz war groß. Also wanderte er
nach Hamburg aus. Er lernte die deutsche Sprache und germanisierte
seinen Namen. Als er begann, Singspiele für Shanty - Chöre zu
schreiben, setzte auch wieder der Erfolg ein. So berichtet es die
Familienchronik."
Alles Quatsch, nicht wahr? Da will uns jemand auf den Arm nehmen und
erlaubt sich einen arbeitsaufwendigen Spaß! So lautet mein erster
Gedanke. Als ich ihn laut äußere, ernte ich einen strengen und bösen
Blick. "Mitnichten," behauptet die Schüttelbirne, nein, ähm, hm,
Herr Schüttelbirne.
Er sei vielmehr der erste in der Familie, der sich professionell und
wissenschaftlich mit dem berühmten Vorfahren beschäftigt habe. "Die
Stücke kenne ich natürlich alle auswendig," behauptet der
Wissenschaftler. "Dazu gehören auch die gängigen Interpretationen.
Mich persönlich interessiert eine ganz andere Frage: Wie wurden
damals Theaterstücke aufgeführt? Es gab keinen Strom und kein
Mikrophon. Im Vergleich zu heute war Theater primitiv. Und trotzdem
hat es bis heute überlegt."
Es muss wohl reine Neugierde gewesen sein, die Schüttelbirne dazu
veranlasste, Theaterwissenschaften zu studieren. In den folgenden
Jahren nach Dissertation und Habilitation arbeitete Schüttelbirne
erst einmal unternehmerisch. Er brachte historische Theaterstücke so
originalgetreu wie möglich auf die Bühne. War die Produktion
erfolgreich, verfilmte er sie. So wurde auch die Universität auf ihn
aufmerksam. "Was meint Er wohl, warum ich hier arbeite? Ich soll die
Studenten unterrichten. Sie sollen ein Gespür dafür bekommen, wie
Theater praktisch funktioniert. Wer weiß, wie er mit seinen bloßen
Händen, mit seinem Körper und ohne jegliche Hilfsmittel ein Stück
auf die Bühne bringen kann, der wird nicht nur ein guter
Schauspieler werden. Er wird das Theater auch unter
wissenschaftlichen Augen sehen. Privat forsche ich zu Schüttelbirne.
Ach nein, mein Vorfahr heißt ja Shakespeare. Mein Haus ist voller
Literatur, meine Garage voller Requisiten und Garderobe. Und in
meinem Garten stapeln sich die Dekorationen. Manchmal kann ich meine
Frau vor lauter Bühnenbilder schon gar nicht mehr sehen.
Und hier an der Universität geht das Bühnenleben weiter. Jede
Vorlesung erhält ihr eigene Bühnenausstattung. Ich schreibe meine
Vorlesungen in Form von Theaterstücken, mit Frage und Antwort und
verschiedenen Schauspielern. Was hält Er denn davon?"
Zum Glück kam an dieser Stelle die Sekretärin. Der Herr Professor
werde am Telefon verlangt, berichtete sie. "Die Frau Gemahlin fragt
an, wann der Herr Dichterfürst denn zum Essen nach Hause zu kommen
gedenke?" An dieser Stelle musste der Professor das Gespräch
abbrechen. "Meine Frau ißt gerne pünktlich. Sie ist das sehr eigen,"
stottert der Professor ganz verlegen.
Ob Moliere und Ibsen wohl auch jemals nach Deutschland gekommen
sind? |
Tischler |
Es wird gegessen, was
auf den Tisch kommt. Solange du an meinem Tisch sitzt, tust du auch,
was wir dir sagen. Wer seinen Eltern widerspricht, bekommt solche
Sprüche zu hören. "Tischler bieten heute mehr als Möbel an. Treppen,
Wintergärten, Praxiseinrichtungen, Holzfußböden, Fenster und
Inneneinrichtungen gehören genauso dazu," erzählt Rolf Bickert, der
beim Fachverband Holz und Kunststoffe in Dortmund die Tischler
betreut.
Tischler stellen - zumeist in Einzel- und Kleinserienfertigung -
Produkte aus Holz, Holzwerkstoffen und Kunststoffen her, wie zum
Beispiel Schränke, Regale, Kommoden oder Tische, aber auch Gehäuse,
Behälter, Särge sowie Turn-, Spiel- und Sportgeräte. Sie fertigen
und montieren Messe-, Laden-, Büro- und Gaststätteneinrichtungen,
also Einbauschränke, Raumteiler, Wand- und Deckenverkleidungen. Auf
Baustellen setzen sie Fenster, Treppen und Türen ein. Oft handelt es
sich dabei um Einzelanfertigungen im Kundenauftrag nach eigenen oder
vorgegebenen Entwürfen. Neben Reparaturen und
Instandhaltungsarbeiten unter Beachtung der Bauart und des Baustils
der Möbelstücke sind Tischler auch mit Restaurierungsarbeiten
beschäftigt. Hauptwerkstoff ist das Holz. Daneben verwenden sie
jedoch auch Spanplatten, Kunststoffe, Metalle und Glas.
Von den zu fertigenden Teilen werden zunächst Zeichnungen erstellt,
die entsprechenden Hölzer ausgesucht, Platten auf die gewünschten
Maße zugeschnitten, Oberflächen bearbeitet: geglättet, furniert, mit
Kunststoff belegt oder mattiert, Kanten für den späteren Verbund
vorbereitet: genutet, gefräst, gezinkt oder gefalzt. Danach werden
die Einzelteile durch Leimen oder Verschrauben zusammengefügt. Es
folgen die Nacharbeiten wie zum Beispiel Beizen, Polieren, Wachsen
oder Schleifen.
Bei ihrer Arbeit setzen die Tischler vorwiegend spezielle
Holzbearbeitungsmaschinen wie zum Beispiel Band- und Kreissägen,
Bohr-, Fräs-, Hobel- und Schleifmaschinen sowie
Furnierklebemaschinen ein. So beschreibt "beruf aktuell", die
berufskundliche Literatur der Arbeitsverwaltung, den Beruf des
Tischlers. "Was die Grundlagen anbelangt, ist diese Beschreibung
sicherlich richtig. Bedingt durch die moderne technische Entwicklung
kommen aber viele Vertiefungen und Ergänzungen im Laufe des
Berufslebens hinzu," berichtet Bickert.
"Das eindimensionale Tätigkeitsbild des Möbelmachers und
gestaltenden Handwerks trifft längst nicht mehr zu. Die Palette der
im Tischlerberuf verwendeten Materialien ist in den vergangenen
Jahren enorm breit geworden. Der Ladenbau übernahm in dieser
Entwicklung die Vorreiterrolle, Möbel-, Küchen- und Innenausbau
zogen nach. Das aktuelle Design zeigt, dass der natürliche Rohstoff
Holz von Laminaten, Glas, Aluminium, Marmor, Schiefer, Acryl- und
Plexiglas oder von Mineralwerkstoffen ergänzt wird, teilweise sogar
mit ihnen im Wettstreit liegt. Wir setzen heute unsere Materialien
bewusst gestalterisch ein. Für mich ist der Trend zur Vielfalt ein
Spiegelbild unserer multiplen Gesellschaft," so Bickert.
Die Vielfalt der im Möbel- und Innenausbau verwendeten Materialien
verlangt entsprechend breite Fachkenntnisse bei der Konstruktion und
bei der Verarbeitung. So gilt es, die spezifischen
Produkteigenschaften zu berücksichtigen und am Projekt unter einen
Hut zu ringen. Ausdehnungsverhalten unter Feuchtigkeit und Wärme,
statische Belastbarkeit sowie Klebe- und Schraubmöglichkeiten sind
beim Entwerfen und Konstruieren ebenso einzuplanen wie die optische
Wirkung verschiedener Holzarten oder unterschiedlich behandelter
Oberflächen."
Der Möbelprofi kennt die Auswirkungen der Materialvielfalt auf die
Herstellungsprozesse: "Wir sind heute auf die Multitalente in der
Werkstatt angewiesen. Schmirgelarbeiten an Metallprofilen können
genauso anstehen wie der feine Umgang mit erlesenen Furnieren.
Gleichzeitig werden immer wieder neue technische Lösungen für die
Wünsche der Kundschaft gesucht und gefunden. Das macht den
Tischlerberuf vielseitig und spannend."
Viele Materialien verlangen spezielle Maschinen und Werkzeuge zur
Bearbeitung. Hartmetallbestückte Fräser und Kreissägeblätter gehören
zur Standardausrüstung im Maschinenraum. Der Trend geht hin zu
Diamantwerkzeugen, die eine bessere Standzeit und damit
Wirtschaftlichkeit versprechen. Hinzu kommen Spezialmaschienen wie
etwa Vakuumpressen für die Herstellung gewölbter Formteile aus
Mineralwerkstoffen oder Furnieren. Aber auch normale
Tischlereimaschinen werden mittels immer feinerer Drehzahlversteller
den Bearbeitungsbedingungen unterschiedlicher Materialien angepaßt.
Die entsprechenden Verarbeitungstechniken gehören heute zum
Fachwissen des Tischlers. Oberflächenbeschichtungen spielen dabei
ebenso eine Rolle wie spezielle konstruierte Beschläge und
Verbindungsmittel. Wachse, Öle und umweltschonende Klebstoffe haben
im Zuge des Trends zur Ökologie einen enormen Aufschwung genommen,
und für den Möbelbau stehen materialgerechte Scharniere, Schlösser
und Verbinder in breiter Auswahl zur Verfügung.
Dem Kundenbedürfnis `alles aus einer Hand' kommen viele Tischler
entgegen, indem auch einen Bodenverlegeservice anbieten; Parkett
erfreut sich derzeit einer außerordentlich hohen Beliebtheit. Vor
wenigen Jahren noch den Bodenlegern überlassen, gehört es für
manchen Holzhandwerker wieder ins Angebot. Mit zu den Rohstoffen des
Tischlers zählen auch die Halbfabrikate und vorgefertigten
Einbauteile wie Fenster, Türen und Treppen, die in Serienfabrikation
wirtschaftlich hergestellt werden. Sie ergänzen die Eigenproduktion
der individuell fertigenden Betriebe.
"CAD - Computer Aided Design" lautet die Zauberformel für die
kundengerechte Darstellung von Möbelideen, Küchenausbauten, Treppen
oder ganzen Holzhäusern. Denn beim Kundengespräch kann schon die
perfekte fotorealistische Darstellung der Entwürfe den Kaufentscheid
auslösen. Die Gestaltung am Bildschirm wird dabei immer
raffinierter. Die geplante Küche entsteht aus einer
zweidimensionalen Raumaufteilung und läßt sich dann dreidimensional
aus allen Ecken und Winkeln heraus betrachten. Die Wohnwand kann im
Handumdrehen mit zusätzlichen Türen oder einem Nebenregal
ausgerüstet werden und beim Holzbau sind größere Fenster oder eine
zweite Verandatür innerhalb Sekunden montiert. Die virtuelle
Realität des Bildschirm macht`s möglich und die verwendeten
Materialien lassen sich täuschend echt abbilden. Ob es sich um
Holzarten, Beiztöne, Fliesen, Tapeten oder Beschläge handelt -
selbst Dekorationselemente wie die Bücher im Regal, die Zahnbürste
im Bad oder der Gemüsekorb in der Küche lassen sich per Mausklick in
das Bild hineinzaubern.
Der Kundenwunsch nach Individualität bei gleichzeitig raschester
Lieferbereitschaft fand seinen Niederschlag auch in der technischen
Ausrüstung der modernen Tischlerei. Für den Tischlergesellen in der
Werkstatt läßt sich neben der Materialliste die fertig vermaßte
Produktionszeichnung am Bildschirm generieren und am Plotter in
höchster Qualität auf Papier zeichnen. Das Reißbrett hat somit
mehrheitlich ausgedient.
Im Maschinenraum lautet ein wichtiges Kürzel für die Ausrichtung auf
den individuellen Kundenwunsch "CNC - Computerized Numeric Control".
Es handelt sich bei CNC-Maschinen um einen Typ, der aus der
Metallbearbeitung kommt und vor rund zwanzig Jahren Eingang in die
Holzbearbeitung fand. Die wichtigsten Arbeitsgänge wie Formatfräsen,
Bohren, Profilieren und Kantenanleimen lassen sich - je nach Modell
- auf diesen Maschinen über eine Computersteuerung erledigen.
Wichtig ist die elektronische Vernetzung des Betriebs. Was auf dem
CAD - Bildschirm als technische Zeichnung oder als Kundenentwurf
entstand, kann direkt in Steuerungsprogramme für die CNC -
Bearbeitung umgewandelt werden. Das bedeutet, dass die mühsame
Programmierung von Hand weitgehend entfällt und der Tischler nicht
auch noch Hobbyinformatiker sein muss.
"Tischler streben dabei vorrangig nach Komplettlösungen und
Innenausbau. Das Kunsthandwerk fertigt eher Einzelstücke an," sagt
Bickert. 60 Prozent des Umsatzes werden im gewerblichen Bereich
erzielt, also beispielsweise bei Gaststätten, Läden, Apotheken oder
Arzt- und Anwaltspraxen. Privatkunden tragen 30 %, Öffentliche Hand
und Export 10 % zum Umsatz bei. Tür- und Fensterbau seien natürlich
konjunkturabhängig. Geht es dem Bau gut, freut sich auch der
Tischler. Bei den Privatkunden verschieben sich inzwischen die
Zielgruppen. "Natürlich bewegt sich das Tischlerhandwerk im
Hochpreisniveau. Dafür liefern wir aber eine hohe Qualität, eine
individuelle Anpassung und Paßgenauigkeit."
Galt früher "Die Ersteinrichtung kommt vom Billiganbieter und die
Zweiteinrichtung vom Tischler", vollzieht sich hier ein Wandel.
Ältere Menschen ab 60 zählten bisher nicht zur Zielgruppe, weil sie
als finanzschwach galten. Inzwischen sind ältere Menschen
anspruchsvoller, mobil und auch finanzstärker - und plötzlich öffnen
sich hier neue Geschäftsfelder. Und dass in der Erbengeneration ein
ungeheures Wirtschaftspotential steckt, ist auch dem
Tischlerhandwerk nicht verborgen geblieben.
"Der Drang zur Selbständigkeit ist ungebrochen," meint Bickert. "Wer
an einem Meisterkurs teilnimmt, eröffnet zu 70 % einen eigenen
Betrieb. Vom Einzelkämpfer bis zum Großbetrieb mit 400 Mitarbeitern
ist hier alles vertreten. Bezogen auf das Handwerk ist das
Tischlergewerbe mittelständisch organisiert. Ein durchschnittlicher
Betrieb beschäftigt 7 - 8 Leute. Trotz aller Krise ist auch die Zahl
der Betriebe konstant geblieben. Eine Produktionsverlagerung ins
Ausland kommt hier nicht in Frage. Auch wenn die Betriebe
wirtschaftlich denken und Synergien nutzen, sind sie doch sehr
bodenständig."
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Türmer |
Wie in alten Zeiten braucht Duisburg
auch heute eine Stadtmauer. Behauptet zumindest Klaus - Geld Schyrio.
Das Großenbaumer Urgestein ist der letzte seines Standes - er
arbeitet als Türmer.
Türmer werden auch Turmwächter oder Turmbläser genannt. Im
Mittelalter war dies die Bezeichnung für einen Wächter, der von
einem Turm aus die Umgebung beobachtete. Die Aufgabe des Türmers
bestand darin, vom höchsten Turm aus die Stadt oder Burg vor
Gefahren zu warnen.
Je nach örtlichen Gegebenheiten nutzten die Türmer entweder
Kirchtürme oder Türme der Stadtbefestigung. Wollten sie die Menschen
vor einer Gefahr warnen, setzten sie Wächterhörner, Glocken,
Signalflaggen oder Lampen (bei Dunkelheit) ein. In früheren Zeiten
wohnten viele Türmer auch im Turm. Herannahmende Truppen und Banden
mussten genauso gemeldet werden wie Brände oder andere Gefahren.
Was das alles mit unserer heutigen Zeit zu tun hat? Schließlich gibt
es in unseren heutigen Tagen weder Raubritter noch großflächige
Stadtbrände. "Nein, das nicht," stimmt Schyrio zu. "Stellen Sie sich
aber mal folgendes vor: Es gibt eine Stadtmauer rund um den
Duisburger Süden. Stadtteile wie Huckingen und Mündelheim wären dann
sichtbar gegen Düsseldorf und Krefeld abgegrenzt. Die Vorteile? Da
es dann auch wieder Wachtürme gibt, können wir Verspätungen bei Bus
und Bahn melden. Sind die U 79 in Düsseldorf und die 941 in Krefeld
aufgehalten worden, bekommen wir das als Erste mit. Gibt es
Verkehrsbehinderungen auf der B 8 Richtung Düsseldorf und B 288
Richtung Krefeld, können wir die Autofahrer sofort warnen."
Er könne auch bei Wettervorhersagen helfen; schließlich seien
tieffliegende Vögel ein Warnsignal für Regen und Wetterleuchten ein
Hinweis auf ein aufziehendes Gewitter.
Der Turm der Salvatorkirche brannte im Jahre 1467 völlig aus - der
Türmer war neben einer brennenden Kerze eingeschlafen. Ob der Türmer
den Brand überlebte? Keine Ahnung. Ist der Beruf des Türmers also
ein gefährlicher Beruf? "Mitnichten," betont Schyrio. "Ich bin
Bauunternehmer. Ich werde also in der Lage sein, einen sicheren
Beobachtungsturm zu bauen. Stadtbrände, Erdbeben, Überflutungen oder
Wüstensandstürme brauche ich also nicht zu fürchten. Blitzableiter
schützen vor Blitzen, alte Autoreifen und Fangnetze vor
Autounfällen. Wir müssen nur befürchten, dass uns Flugzeuge auf den
Kopf fallen. Die modernen Wegelagerer heißen Finanzamt, Bezirks- und
Landesregierung. Und gegen die können wir eh' nichts machen.
|
Uhrmacher |
"Time is cash Time is
money" singt die Kölner Musikgruppe BAP. Zeit bestimmt unser
tägliches Leben. Zeit ist Geld, wie der Volksmund behauptet. "Uhren
sind Zeit in ihrer schönsten Form," behauptet Johannes Rebbelmund.
Der Uhrmacher- und Optikermeister ist Innungsmeister der Uhrmacher -
Innung Duisburg und Inhaber eines eigenen Geschäfts in
Neukirchen-Vluyn.
Uhrmacher sind in Betrieben der Industrie und des Handwerks
beschäftigt. Sie müssen viele Metallbearbeitungsarten beherrschen
und mit feinen Uhrmacherwerkzeugen wie Pinzette, Gewindeschneider,
Schraubendreher, Bohre und Feile umgehen können. Sie arbeiten mit
der Uhrmacherdrehmaschine und mit elektrischen Messgeräten wie
Zeitwaage und Oszillograph.
In der Industrie werden die Einzelteile der Uhren hergestellt,
zusammengesetzt und auf richtigen Lauf überprüft. Seltener werden
Einzeluhren hergestellt, die dann als Musterstücke und
Verkaufsmuster für spätere Serienfertigungen dienen.
Die Handwerker übernehmen die Wartung und Reparatur der
mechanischen, elektrischen und elektronischen Zeitmesser. Sie müssen
Klein- und Großuhren zerlegen und zusammensetzen, Schäden und Fehler
am Uhrwerk feststellen und beheben. In besonderen Fällen stellen sie
auch Einzelteile selbst her.
Welche Arbeit eine ganz normale Armbanduhr leistet, zeigt die
tägliche Praxis. Die schrankgroße Atomuhr der Physikalisch -
Technischen Bundesanstalt in Braunschweig zeigt die Zeit mit
einhundertprozentiger Genauigkeit an, arbeitet sie doch unter
optimalen Raum- und Temperaturverhältnissen. Eine Armbanduhr
arbeitet dagegen unter ungleich schwereren Bedingungen:
Lagenveränderung, schwankende Temperatur, Magnetismus, Staub,
unregelmäßiges Aufziehen und Ölen setzen ihr zu. Und trotzdem zeigt
sie jeden Tag 86.400 Sekunden an. Sollte eine mechanische Uhr mal
für eine Sekunde pro Tag vorgehen, so hat sie nur eine Abweichung
von 0,0011 Prozent.
"Die Unruh einer Uhr, angetrieben durch die Uhrfeder, deren Kraft
einem Hundert-Millionstel einer Pferdekraft entspricht, macht
täglich mindestens 432.000 Halbschwingungen (18.000 A/h). Ein Punkt
auf der Peripherie dieses Rädchens legt dabei täglich 20 km, also in
5 1/2 Jahren cirka 40.000 km, gleich dem Erdumfang, zurück.
Die Spirale bildet einen wichtigen Bestandteil der Uhr. Sie ist eine
dünne Feder, die auf der Unruh sitzt. Die Herstellung dieser kleinen
Spiralen ist sehr kompliziert. Spiralfeder für kleinen Uhren wiegen
nur 2 Tausendstel Gramm und werden auf 1 / 100 Millimeter (0.01 mm)
ausgewalzt.
In kleinen Uhren werden Schrauben verwendet, deren Kubikinhalt nur
0,054 Kubikmillimeter beträgt. Diese Schräubchen sind für unser Auge
kaum sichtbar. Man braucht ca. 50.000 Schräubchen, um einen
Fingerhut prall zu füllen. Jede dieser Schrauben besitzt ein
tadelloses Gewinde und einen fein polierten Kopf," beschreibt die
Firma Maurice Lacroix die Präzision einer Uhr und den damit
verbundenen Arbeitsaufwand.
Etwa 50 Uhrmacher - Betriebe gibt es im Kreis Wesel, Oberhausen,
Mülheim und Duisburg. Aber nur etwa 25 von ihnen sind auch in der
Innung zusammengeschlossen. Im wesentlichen macht Rebbelmund zwei
Gründe hierfür aus. Zum einen nimmt der Großhandel immer mehr zu.
"Gerade Kaufhausketten machen ihre Mitarbeiter in einer
Schmalspurausbildung zu Uhrmachern und verkaufen dann Uhren," so
Rebbelmund. Aus Sicht des Fachmannes lauern hier aber diverse
Gefahren. "Sobald der Kunde das Band gekürzt haben möchte, geht er
dann wieder zum Uhrmacher und möchte die Arbeit am liebsten umsonst
gemacht bekommen. Qualifizierter Service meint mehr als eben mal die
Batterie bei einer Quarzuhr zu wechseln. Selbst bei Quarzuhren muss
ein Uhrmacher in der Lage sein, Kontakte zu reinigen und die
verbliebenen mechanischen Teile zu reparieren."
Hinzu kommt die Frage der Ausbildung. Immer weniger Betriebe bilden
aus. "Interesse an einer Ausbildung in der Uhrmacherei ist bei den
Jugendlichen schon vorhanden. Eben weil die heutigen Uhrmacher
allmählich ins Rentenalter kommen, sind die Berufsaussichten schon
günstig. Ich muss allerdings bereit sein, einen Betrieb zu
übernehmen und selbständig zu arbeiten." Wer eine Ausbildung zum
Uhrmacher beginnen möchte, sollte allerdings wissen, dass es nur
wenige Berufsschulen in Deutschland gibt. Ihre Standorte? Münster,
Arnsberg, Hamburg, Furtwangen - also weit weg von zuhause. "Nicht
jeder ist bereit, den Blockunterricht fernab von zuhause
mitzumachen," beobachtete Rebbelmund. Hinzu kommt das Problem der
Ausbildungsinhalte. Mechanik und Elektronik können nicht in 3 Jahren
vermittelt werden, meint Rebbelmund. "Soweit ich mich erinnere,
dauerte die Ausbildung bei den Uhrmachern früher 3,5 bis 4 Jahre.
Dann hatte ich aber auch einen hochqualifizierten Uhrmacher. Bei der
Ausbildung muss sich noch vieles ändern."
1996 konnte der Betrieb sein hundertjähriges Bestehen feiern. 1896
machte sich Johann Hubben als Uhrmachermeister und Augenoptiker in
Rheurdt selbständig. 1921 eröffnete Peter Hubben, ebenfalls
Uhrmachermeister und Augenoptiker, sein Geschäft in Vluyn. 1965 kam
eine Zweigstelle in Neukirchen hinzu. "Da männlicher Nachwuchs
fehlte, machte meine Frau eine Ausbildung zur Uhrmacherin und führte
das Geschäft weiter," erzählt Rebbelmund.
Ein Uhrenmuseum konnte inzwischen auch seine Pforten eröffnen. "Eine
100 Jahre alte Uhrmacherwerkstatt mit altem Werkzeug, Werkbänken,
alter Fachliteratur und etlichen alten Uhren und Schmuckstücken
geben einen Einblick in die Arbeitswelt der Uhrmacher hier am
Niederrhein in den vergangenen Jahrzehnten," erzählt Rebbelmund.
"Hinzu kommen alte Messgeräte, Halbfabrikate und Werkzeuge." Dass
ein Uhrmacher auch Brillen verkauft, sei eher ungewöhnlich. "Typisch
ist eher, dass Uhrmacher auch Schmuck verkaufen und sich damit ein
zweites Standbein aufbauen."
Und dennoch: Trotz aller Schwierigkeiten blickt Rebbelund nicht
pessimistisch in die Zukunft. "Die Quarzuhren waren in den
vergangenen 20 Jahren auf dem Vormarsch. Heute erinnern sich die
Leute wieder an die Schönheit der mechanischen Uhren. Man kann mit
ihren auf Jubiläen und Familienfeiern gut präsentieren. Hier sehe
ich durchaus noch ein Markpotential für Uhrmacher."
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Urlauberpfarrer |
Mallorca ist gleich Sommer, Sonne,
Strand. Dies ist das gängige Bild von der spanischen Insel, das
viele Urlauber (und auch Daheimgebliebene) haben. Mallorca ist aber
auch der Arbeitsplatz von Heiner Süselbeck, Pfarrer der
Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde auf den Balearen. Er hat
eine halbe Gemeindepfarrstelle und eine halbe Stelle als
Urlauberpfarrer inne. Das Amt des Urlauberpfarrers gibt es seit
Anfang der `70er Jahre. Immerhin kommen 2,5 Millionen Deutsche jedes
Jahr nach Mallorca und Ibiza, 20.000 leben ständig dort.
"Ich habe die Beobachtung gemacht, dass hier mehr Menschen zum
Gottesdienst kommen als zuhause in Deutschland," meint Pfarrer
Süselbeck. Seine Aufgaben sind das Erwachsenenkatechumenat,
Gottesdienst und Seelsorge. "Da wir hier keine eigenen
Räumlichkeiten haben, müssen wir schon sehr eng mit der spanischen
katholischen Kirche zusammenarbeiten. Die stellt uns Kirchen und
Klöster für die Gottesdienste und anderen Veranstaltungen zur
Verfügung," erzählt Süselbeck. Daneben ist auch die Zusammenarbeit
mit der deutschen Botschaft, spanischen Behörden und der spanischen
evangelischen Kirche wichtig. "Oft erfahre ich erst auf diesem Wege
von den Schwierigkeiten und Nöten der Urlauber," ist sein Eindruck.
"Hier haben die Menschen genug Ruhe, um über biblische Inhalte
nachzudenken und sich über deren Bedeutung für ihr Leben
auszutauschen."
Dazu bietet Pfarrer Süselbeck viermal wöchentlich Veranstaltungen
an, sowohl zu theologischen als auch zu landeskundlichen Themen. Im
Winter obliegt ihm, zusammen mit seinem
`Langzeiturlauberseelsorger', die Betreuung der etwa 200.000
Senioren, die auf Mallorca überwintern. Viel Arbeit für den Pfarrer,
dessen Stelle auf 6 Jahre befristet ist und dessen Arbeit durch die
EKD und Kollekten finanziert wird. "Es war Interesse an ökumenischer
Zusammenarbeit unter den Herausforderungen des kommenden neuen
Europas," beschreibt Pfarrer Süselbeck seine Motivation, diese
Stelle auf den Balearen anzunehmen. Auch wenn dieser Text in den
1990er Jahren entstand, ist er - unabhängig von aller
Tagesaktualität - auch heute noch interessant. Zum einen beschreibt
er ein kirchliches Tätigkeitsfeld. Und zum anderen möchte er dem
Leser eine Hilfe sein, der auch im Urlaub nicht auf Vertrautes
verzichten möchte.
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Vulkaniseur |
Wer auf dem Vulkan tanzt, lebt gefährlich. "Sie immer
mit ihren Kalauern," schimpft in diesem Augenblick Horst Kornetka,
seines Zeichens Vulkaniseurmeister, Inhaber eines eigenen Betriebes
in Duisburg-Walsum und Obermeister der Vulkaniseur- und
Reifenmechaniker-Innung Essen - Bergisches Land Köln.
Vulkaniseure / Reifenmechaniker rüsten Fahrzeuge mit Reifen aus. Sie
überprüfen Autoreifen aus Gummi auf Fehler und Mängel, reparieren
sie bei Bedarf, wuchten die Reifen aus und montieren sie. Auch die
Runderneuerung von Reifen gehört dazu. Vulkaniseure vermessen die
Fahrwerke und stellen sie ein. Doch damit nicht genug. Vulkaniseure
kümmern sich um Flugzeugreifen, Förderbandtechniken,
Gummibeschichtungen, Trommelbeschichtungen oder Dichtungen -
Fensterdichtungen, Hebewerkzeuge oder Gasrohrabdichtungen seien hier
als Beispiele genannt.
Seit dem 1. August 2004 gibt es einen Nachfolgeberuf, nämlich den
Mechaniker für Reifen und Vulkaniseur. Inhaltlich gibt es nur wenig
Unterschiede. Der Grund für die Neuordnung liegt darin, dass die
Ausbildung den aktuellen, modernen technischen Anforderungen
angepasst und somit zeitgemäß wurde. Wer genaue Angaben sucht, sei
an dieser Stelle an die berufskundlichen Seiten der
Arbeitsverwaltung verwiesen.
Das Bergische Land, das Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Essen, der
Kölner Raum und der Niederrhein bis Hünxe gehören zum Innungsbezirk.
28 Betriebe gehören der Innung an; das entspricht einem
Organisationsgrad von rund 25 %. Doch Vorsicht! "Hier geht es um
Meisterbetriebe, nicht um Geschäfte, die Reifen verkaufen," betont
Kornetka. Fortbildungen, eine kostenlose Rechtsberatung und Hilfe
beim Mahnverfahren gehören zum Angebot der Innung. Wer mehr wissen
möchte, sollte die Startseite der Innung im Internet anwählen.
Ausbildung ist schon ein Thema im Vulkaniseurhandwerk. Rund 38
Lehrstellen pro Jahr gibt es im Essener Kammerbezirk. "Es gibt kaum
ausbildungsfähige und ausbildungswillige Jugendliche," bestätigt
Kornetka so manches Vorurteil über frisch gebackene Schulabgänger.
"Wir müssen den Jugendlichen in 3 Jahren das beibringen, was die
Schule in 10 Jahren nicht geschafft hat."
Doch wie sieht der ideale Lehrling aus? "Er hat einen vernünftigen
Hauptschulabschluss mit eine `3' in Mathe und Physik," betont
Kornetka. "Bei uns muss man sich mit Elektronik auskennen. Man
braucht nicht nur ein praktisches Händchen, sondern auch ein
technisches Verständnis." Und nach der Ausbildung? "Ein guter
Vulkaniseur findet immer eine Arbeit," betont Kornetka.
Praktika können bei der Entscheidungsfindung helfen. Preußische
Kardinalstugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit, Höflichkeit und
Sauberkeit sind in dem Beruf ein Muss, wie Kornetka betont.
Ob der Vulkaniseur ein Ausweichberuf für Jugendliche ist, die keine
Ausbildungsstelle zum Kfz-Mechaniker gefunden haben, frage ich noch
zum Schluss. "Ja, auf jeden Fall," meint Kornetka. "Ich wollte als
Jugendlicher auch Kfz-Mechaniker werden. Ich habe aber keinen
passende Lehrstelle gefunden. Also bin ich Vulkaniseur geworden.
Heute bin ich es mit Leib und Seele. Ich habe meine Entscheidung
nicht bereut."
|
Wagner |
Vom Wohnmobil bis zum Handwagen fertigen und
reparieren Wagner verschiedene Fahrzeuge aus Holz. Sie erstellen
Angebote und setzen die Sonderanfertigungswunsch ihrer Kunden anhand
von selbst erstellten Zeichnungen und Skizzen um. Darüber hinaus
sind ihre handwerklichen Fertigkeiten bei der Restaurierung von
historischen Kutschen und Wagen gefragt. Bauteile aus Holz oder
Holzwerkstoffen, aber auch aus Metall und Kunststoffen bearbeiten
sie mit verschiedenen Werkzeugen oder an Maschinen. Sie behandeln
die Oberflächen beispielsweise mit Lack und montieren die
Einzelteile zum fertigen Produkt.
Wagner entwerfen und bauen Wohnwagen und Wohnanhänger, kleinere
Fahrzeuge aus Holz, wie Handwagen, Karren oder Anhänger, Holzräder
sowie Schlitten und hölzernes Sportgerät. Mitunter fertigen sie
Einzelteile aus Holz für den Wagen- und Spezialkarosseriebau an.
Ob Wohnanhänger oder Kirmeswagen, das handwerkliche Geschick der
Wagner bringt jeden fahrbaren Untersatz ins Rollen. Sie beraten
Kunden, kalkulieren Preisangebote und setzen die Vorstellungen ihrer
Auftraggeber individuell um. Dafür fertigen Wagner zunächst Skizzen
und Entwurfszeichnungen an, wählen das Material aus und kaufen es
ein. Sie stellen diverse Hölzer und Holzwerkstoffe, aber auch Werk-
und Hilfsstoffe sowie sonstige Materialien wie Beschläge, Metall-
und Kunststoffteile oder Klebstoffe bereit. Wenn sie das geeignete
Holz wie Eiche, Esche oder Buche auswählen, achten sie besonders
darauf, daß es eine Trocknungszeit von mehreren Monaten hinter sich
gebracht hat.
In der Werkstatt wartet ein fast fertiggestellter Leiterwagen nach
auf seine Räder. Wagner schneiden dafür zunächst das Holz von Hand
oder maschinell zu. Die Maschinen sind laut. Es entsteht Holzstaub.
Deswegen tragen Wagner einen Gehörschutz und verwenden auch
Staubschutzmasken, die die Atemluft filtern. Sie drechseln dann
sorgfältig die Naben für die Mitte des Rades an der Drehbank.
Anschließend stemmen sie Löcher für die Speichen in die Naben und
bringen die zuvor mit dem Ziehmesser bearbeiteten Speichen an.
Schließlich erhalten die Räder noch Holzfelgen und eine Ummantelung
aus Eisen. Jetzt können die Wagner sie montieren. Abschließend
beizen oder lackieren sie den hölzernen Wagen.
Wagner fertigen beispielsweise auch Wagen für Trabrennen und
bearbeiten dafür Kunststoffe oder Metalle. Sie schleifen
Kunststoffplatten ab und kleben oder schweißen sie zusammen,
schneiden Bleche auf Maß zu, bieten sie und lackieren alle
Metallteile, damit sie nicht rosten. Daneben reparieren sie die
unterschiedlichsten Wagen, Leitern und Gestellen und pflegen ihre
Werkzeuge und Maschinen.
(Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
So, die große Reise kann beginnen. Was früher ein ganz normaler
Wohnwagen war, ist jetzt zu einem Luxusschlitten per excellence
geworden. Ich habe nur die edelsten Materialien beim Umbau genommen.
Chrom, Leder, Teakholz und Mahagoni waren mir gerade gut genug.
Dafür bietet der Wohnwagen auch mehr als die Normalausführung. Er
ist jetzt Wohnzimmer, Kochecke, Schlafzimmer und Bad in einem. Er
bietet Hifi Anlage, Satellitenfernsehen, Navigationssystem sowie ein
kleines Büro im ersten Stock mit Internetzugang incl. Drucker und
Scanner. Ich arbeite als Journalist und Autor. Ich muß Fotos und
Texte automatisch per Funk versenden können. Mein Büro ist eine
Hochtechnologieeinrichtung, die mir mobiles Arbeiten überall auf der
Welt ermöglicht.
Ich bin Modejournalist. Ich muß also in Mailand genauso vertreten
sein wie in Düsseldorf, Moskau und London. Wenn ich da mein
traditionelles mobiles Büro (z. B. Laptop und Scanner) mitnehme,
habe ich schon alle Hände voll zu tun. Hätte ich auch noch meine
Kleidung mitnehmen wollen, hätte ich einen größeren Handwagen voll
gebraucht. Warum also nicht die Wohnung aufgeben und gleich ganz in
einem Wohnmobil leben?
Inzwischen beneiden mich meine Kollegen um meinen Wohnwagen. Einige
Kollegen fragten mich schon, wo ich ihn gekauft habe. Gekauft! Da
ich in meinem ersten Berufsleben Wagner war, kenne ich mich in dem
Handwerk natürlich aus. Also konnte ich den Wagen eigenhändig bauen.
Auch wenn ich hauptsächlich über Mode und Bekleidung schreibe,
berichte ich gelegentlich auch über Lifestyle Themen: Reisen,
Tourismus, Gastronomie. Dafür ist so ein Wohnmobil wie meines ideal.
Ich bin immer beweglich. Ich kann die Orte ansteuern, die mir
gefallen und wo ich gebraucht werden.
Es war meine Frau, die mich zu dieser Lebensweise trieb. Jeden
Morden stand sie stundenlang vor dem Spiegel und fragen sich (und
natürlich auch mich): ?Was soll ich nur anziehen? kaum hatte sie
irgendeinen Fummel gefunden, stand sie noch eine weitere Stunde vor
dem Spiegel, um sich zu schminken. Einen Handwerker wie mich trieb
das natürlich in den Wahnsinn. Wie kann man sich nur so dermaßen für
Äußerlichkeiten wie Kleidung und Kosmetika interessieren?
Esra merkte schon bald, daß sie mich mit ihrem Gehabe nervte. Als
eines Tages wenig in der Werkstatt zu tun war, fragte sie mich: ?Sag
mal, Andreas, willst Du nicht mit auf einen Schaufensterbummel
kommen? Nichtsahnend sagte ich zu. Stundenlang schleppte sie mich
durch die Boutiquen und Schuhläden. Wie jeder Mann war ich
(natürlich) davon genervt. Mein Interesse war aber trotzdem geweckt.
Ich begann, mich für Lifestyle Themen zu interessieren. Anfangs
waren es eher noch männliche Themen: Tuning, Möbel, Kunsthandwerk.
Um ein zweites berufliches Standbein neben dem Wagnerhandwerk zu
haben, erweiterte ich dann meine Garage um die Bereiche Tuning und
Möbelrestauration. Eines Tages stand dann ein Lokaljournalist vor
der Türe und wollte über meinen Laden berichten. Der Bericht war
aber so grauenhaft schlecht, daß ich zur Feder griff und eine
Gegendarstellung verfaßte.
Mein Text muß wohl den Nerv der Redaktion getroffen haben. Der
Leiter der Lokalredaktion rief mich nämlich eine Woche später an und
fragte, ob ich nicht über bestimmte Lifestylethemen berichten
möchte. Es gebe da eine Ratgeberseite; dort könne er immer Texte
über Lifestyle- und Modethemen brauchen. Warum also nicht über
antike Möbel, Wohnungseinrichtungen und Neuheiten in der Floristik
berichten?
Ein Handwerker und echter Mann als Tintenkleckser? Anfangs tat ich
mich schon schwer damit. Doch dann stellte sich allmählich der
Erfolg ein. Meine Artikel wurden gerne gelesen. Und mir gingen die
Themen aus. So groß ist unsere Stadt auch nicht, als daß ich mich
alle paar Tage bei den örtlichen Handwerkern sehen lassen könnte.
Ich ging also auf Messen. Ich begann, Hintergrundwissen zu sammeln.
Wie wurden früher Möbel hergestellt? Wie sehen englische
Landschaftsgärten aus? Worauf muß man verkehrsrechtlich bei
Wohnwagen achten? Als ich meinen 40. Geburtstag feierte, änderte ich
mein Leben radikal. Ich stellte ein paar Handwerker für meinen Laden
ein. Meine Frau führt ihn natürlich in meinem Namen weiter. Und ich
machte mich als Journalist selbständig. Es war eine Entscheidung,
die wir nicht bereuen sollten. Die Sehnsucht nach dem jeweils
anderen Partner ist der härteste Kitt für unsere Ehe.
|
Zimmermann |
Der Mann soll ein Haus bauen, einen Sohn in die Welt setzen und
einen Baum pflanzen. So verlangt es der Volksmund. "Sobald es um den
Dachstuhl geht, braucht er aber uns Zimmerleute," berichtet Sabine
Schäfer - Raab, ihres Zeichens stellvertretende Obermeisterin der
Dachdecker- und Zimmerer - Innung Duisburg.
Zimmerleute erstellen Holzhäuser und Dachstühle. Sie führend auch
Innenausbauten vom einfachen Dachgebälk bis zu Ingenieursausbauten
aus. Sie errichten Fachwerkkonstruktionen. Doch Zimmerleute können
mehr. Sie sind auch in der Lage, Treppen und Holzdecken einzubauen
oder Fertighäuser zu montieren. Sägen, Hobel und Bohrmaschinen
gehören zu den Geräten, mit denen sie arbeiten. Wer weiterführende
berufskundliche Informationen sucht, sei an die Literatur der
Arbeitsverwaltung (insbesondere BerufeNet), des Bundes Deutschre
Zimmermeister und der Internetenzyklopädie Wikipedia verwiesen.
70 Betriebe gehören der Innung ab, die sich über das ganze
Duisburger Stadtgebiet erstreckt. Ganze zwei (!) Lehrlinge sind dort
registriert. "In den besten Jahren hatte ich 6 Lehrlinge in meinem
Betrieb, je 2 pro Lehrjahr," berichtet Schäfer - Raab, selbst
Inhaberin eines Betriebes. "In unserer Innung könnten wir schon mehr
Lehrlinge einstellen. In meinem Betrieb habe ich allerdings im
abgelaufenen Lehrjahr allerdings keine Bewerbung erhalten. Ich mache
es den Schulen und den Eltern zum Vorwurf. Es ist doch deren
Aufgabe, sich rechtzeitig Gedanken über die Ausbildung ihrer Kinder
zu machen." Schließlich bieten das Berufsinformationszentrum der
Agentur für Arbeit und das Bildungszentrum des Baugewerbe genügend
Informationsmöglichkeiten.
Motivation, Pünktlichkeit, Engagement, Belastbarkeit,
Zuverlässigkeit, handwerkliches Geschick und Mathekenntnisse (incl.
räumliches Denken) sind die Eigenschaften, die der ideale Azubi
mitbringt. "Es sind nicht alle Jugendliche faul und schlecht. So
pauschal stimmt es nicht," kontert Schäfer - Raab, nur um
fortzufahren: "Wir können den Schulzeugnissen allerdings nicht mehr
trauen. Ich glaube den Noten nicht, weil die Lehrer den Jugendlichen
zu gute Noten geben. Sie wollen ihnen nicht die Zukunft verbauen.
Die Schule ist die Kinder irgendwann los und wir dürfen uns dann mit
ihnen herumschlagen."
Doch lohnt es sich überhaupt, eine Lehre in der Baubranche zu
beginnen? Gab es dort vor 10 Jahren noch 1,3 Millionen Beschäftigte,
beträgt deren Zahl derzeit rund 600.000. "Wenn man den
Wirtschaftsweisen glaubt, ist das der Bedarf der Zukunft. Gewerbe,
private und öffentliche Hand haben in den vergangenen Jahren im
Baubereich kräftig gespart. Es gilt jetzt, die Renovierungen,
Sanierungen und Modernisierungen, das sogenannte `Bauen im Bestand',
anzuschieben. Die Renovierung von Schulen und das
behindertengerechte Ausbauen von Gebäuden (Stichwort:
Barrierefreiheit) seien hier als Stichworte genannt."
Abitur, Ausbildung, Meisterschule und eigener Betrieb waren die
Stationen auf Schäder - Raabs bisherigem beruflichem Lebensweg. Dass
sie die einzige Frau in einem Männerberuf ist, sei hier nur am Rande
erwähnt. Ob wir es wohl noch erleben, dass die formalen Grenzen
zwischen den Berufen fallen, dass ein Zimmermann also auch Arbeiten
eines Maurers oder Dachdeckers erledigen darf? Im Moment ist das
noch Kaffeesatzleserei. Wer aber weiß, was die Zukunft bringen wird?
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