Duisburg-Neudorf, Dezember 2012 - Wenn sich der Februar 2013
ankündigt, wird es nach den seit Anfang Dezember vorliegenden
Ergebnissen von CAP-Markt Betreiber Regenbogen e.V. der Markt
an der Mozartstraße schließen müssen. "Wir sind sehr
traurig", erklärte Elisbeth Hofmann das Ergebnis der
Wirtschaftsprüfung ihres Hauses zu diesem bitteren Ereignis.
"Aber bevor wir in die Insolvenz rutschen, müssen wir leider
zu dieser Maßnahme greifen. Das Schlimme dabei war, dass wir
dies den Mitarbeitern noch vor Weihnachten mitteilen mussten.
Und dabei hatten wir mit neuem Marktleiter noch alles
versucht, aber die Eröffnung des neuen Penny-Marktes am
Sternbuschweg in diesem Jahr sowie die Neueröffnung von
Kaisers im nächsten Jahr in unmittelbarer Nähe ließen keine
günstige Prognose zu. Wir wurden jetzt auch nicht mehr so gut
angenommen."
75 Monate gab es dann also den CAP-Markt in Neudorf.
Dazu Harald Jeschke, Ehrenvorsitzender des
Bürgervereins:
Der CAP-Markt mit
dem Alleinstellungscharakter im tiefen Neudorfer Süden
auch zu liefern reichte wohl nicht.
Nun sind 16 Mitarbeiter, davon 7 mit Behinderung, zwei Azubis
sowie die Mitarbeiter/Innen des Bäckerladens, betroffen.
Wir stehen also wie zu Weihnachten 2004 vor der erneuten
Herausforderung, irgendwie die Nahversorgung für den tiefen
Neudorfer Süden und seiner immer älter werdenden Bevölkerung
zu sichern. Das wird zur echten Herausforderung, da jetzt
sozusagen die Nahversorgungslandschaft hier "verbrannt" ist.
Wir hatten mit dem Wochenmarkt und dem CAP-Markt zwei
Schritte nach vorn machen können, müssen nun aber einige
zurück vollziehen.
Meine Einstellung ist positiv und durchaus im großen Rahmen
zu denken und zu handeln, jetzt aber finde ich die Lage
einfach nur schlimm. Ich hatte immer umzugswilligen Menschen
aus Mülheim oder Voerde und Rheurdt, die damit liebäugelten
nach Neudorf zu ziehen vermitteln können, dass die
Nahversorgung hier absolut gesichert sei.
Waren es 2004 und 2005 1,6 Kilometer aus dem Bereich "alte
Lotharstraße", Waldhorn- und Steinbruchstraße zum nächsten
Nahversorger, so reduziert sich das mit der Eröffnung von
Kaisers auf rund 1,2 oder nur einem Kilometer, aber das war
es auch schon.
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Duisburg-Neudorf, Oktober 2011 -
Am Freitag, 21. Oktober wird an der Mozartstraße gefeiert:
Der CAP-Mark besteht fünf Jahre.
Das Grundstück im Jahre
1985...
...und im Jahre 2004. Zu
Weihnachten 2004 schloss der Markt. Fotos: Dieter Wozny
Regenbogen e.V. als Betreiber teilt mit:
Fünf Jahre ist es her, dass die Regenbogen
Integrationsbetriebe GmbH 2006 die Versorgungslücke für Neudorf-Süd schloss und
an der Mozartstraße 17 den CAP-Markt eröffnete. Seitdem haben die Bürger des
Stadtteils wieder eine Einkaufsmöglichkeit mit Vollsortiment direkt in der
Nachbarschaft. Doch der CAP-Markt bietet mehr.
Die CAP-Markt-Mitarbeiter, Menschen mit und ohne HandiCAP, geben der typischen
Frage „Darf es etwas mehr sein?“ eine weitere Bedeutung. Im CAP-Markt steht das
Menschliche im Mittelpunkt. Dazu zählen die überdurchschnittlich hohe Präsenz
der Mitarbeiter im Markt, das Mehr an Freundlichkeit und Zuwendung, das unsere
Kunden bei uns erfahren und der Rundum-Service der unter anderem beinhaltet,
dass wir sämtliche Waren aus dem Supermarkt und der angeschlossenen Bäckerei bis
zu Ihnen nach Haus liefern.
Anlässlich unseres fünften Geburtstages wollen wir mit unseren Kunden und
Mitarbeitern, vor allem aber auch mit allen Neudorfern feiern und uns Ihnen,
sollten Sie uns noch nicht kennen, näher vorstellen.
Deswegen laden wir Sie für Freitag, 21. Oktober, von 11 bis 16 Uhr, zu uns in
den Markt ein, um mit uns ins Gespräch zu kommen.
Sie erwartet an diesem Tag neben vielen Gesprächs- und Kontaktmöglichkeiten –
frisch Gegrilltes, kalte Getränke sowie Kaffee und Kuchen zu günstigen Preisen
und Infostände mit Informationen zu allen Bereichen des Lebens. Wir freuen uns,
Sie an diesem Tag begrüßen zu dürfen.
In den kommenden Monaten wird der CAP-Markt sich zudem gemeinsam mit dem
Bürgerverein verstärkt in den Straßen und Siedlungen der Nachbarschaft
vorstellen, um über die Bedeutung des Marktes am Standort Mozartstraße zu
informieren.
Die
Bemühungen der Wirtschaftsförderung Duisburg unter der Federführung von
Geschäftsführer Ralf Meurer und Projektmanagerin Sabine Hölscher sowie
des Bürgervereins Duisburg-Neudorf e.V. und des Runden Tischs in Neudorf
(RuTiNe) richteten sich auf die Wiederbelebung des im Dezember 2004
geschlossenen Frischmarktes an der Mozartstraße 17.
Nach langer
langer Planung und Umbaumaßnahmen ab Mitte August wurde ein neuer
Kundeneingang auf der Rückseite des Gebäudes eingerichtet, der den
Zugang direkt von den Parkplätzen ermöglicht. Marktleiter Frank Skeip und sein Stellvertreter Roman Chaber werden von neun
Mitarbeitern - darunter acht Personen mit Schwerbehinderung -
unterstützt.
Die Öffnungszeiten: Montags bis Freitags sind 8.00 Uhr - 19.00 Uhr, am
Samstag hat der Markt von 8.00 Uhr - 16.00 Uhr geöffnet.
Karin Frankhaenel vom Integrationsamt des Landschaftsverbandes Rheinland
(LVR) brachte Zahlen mit. ""Wir haben jetzt mit Duisburg den dritten
Markt in NRW eröffnet, demnächst folgt ein weiterer In Hilden. Allein
Duisburg hat jetzt schon zwei Märkte.. Wir unterstützen jährlich mit
insgesamt sechs Millionen Euro so einen Unternehmensaufbau. Derzeit
existieren 40 solcher Unternehmen im Rheinland mit über 800
Mitarbeitern. Das macht volks- und sozialpolitisch Sinn, da dies
kostengünstiger ist als die Finanzierung von Arbeitslosigkeit. Hinzu
kommt für behinderte sowie das nicht-behinderte Menschen
Sozialversicherungsbeiträge und Steuern gezahlt wird, also 95 Prozent
der Zuschüsse wieder in öffentliche Kassen zurückfließen."
Auch mit
Hilfe der ARGE Duisburg und der Arbeitsförderung wurden die
Arbeitsplätze in Duisburg Plätze geschaffen. Wobei die
Initialzündung von Bürgermeisterin Doris Janicki und dem Leiter der
Behindertenwerkstatt am Kalkweg Achim von Wehrden kam.
Thomas Heckmann, Bereichleiter der GDW Süd (Werkstätten für behinderte
Menschen) kannte die Entstehungsgeschichte der Cap-Märkte. "Es leite
sich von handicap ab. Dies begann mit dem ersten Markt in Herrenberg bei
Stuttgart. Nun gibt es bundesweit 42 dieser Märkte."
Der
neue Marktleiter Frank Skeip, ein Deutsch-Niederländer, hat das Umfeld
des Marktes in den letzten Wochen genau unter die Lupe genommen. "Ich
war in jeder Kneipe und habe mit sehr vielen Menschen gesprochen, ob sie
so einen Markt gutheißen werden. Wenn alle, die gesagt haben das wäre
gut, auch kommen und kaufen, werden wir keine Sorgen haben." In Neudorf
werden nun auf 650 Quadratmetern Verkaufsfläche mit 7000 Produkten
Lieferant ist Edeka) sowie eine Metzgerei und Bäckerei
angeboten.
Die
Installierung eines Wochenmarktes auf dem Vorplatz des Waschhauses
inmitten der Einschonsteinsiedlung konnte die daraus entstandenen
Engpässe für die dort lebenden älteren Menschen aber auch des
angrenzenden südlicher gelegenen Bereich Neudorfs durchaus lindern,
nicht aber gänzlich ausräumen.
Seit der Schließung des ehemaligen Frischmarktes hatte sich die
Wirtschaftsförderung Duisburg mit dem Verein Regenbogen EV um eine
Neubelebung nach dem Pilotobjekt im Norden Duisburgs bemüht. Nun wird auch in Neudorf ein so genannter
CAP-Markt im Gebäude an der Mozartstraße seine Pforten öffnen. Vorbild
war
der CAP-Markt - abgeleitet von HandiCAP - in Röttgersbach, in dem unter
anderem die Frischwaren zum täglichen Leben auch durch behinderte
Menschen Personal angeboten werden.
Das Röttgersbacher Pilotprojekt in Duisburg hat
erfolgreich mit behinderten Menschen zum einen diesen einen Arbeitsplatz
ermöglicht und zum anderen die Engpässe im Frischwarenbereich der
direkten Umgebung nach Schließung des vorherigen Marktes beheben können.
An der Mozartstraße wurde mit Starthilfekapital des Landschaftsverbandes
Rheinland elf Arbeitsplätze - darunter acht für Schwerbehinderte -
geschaffen. Weitere Kapitalgeber kam von der Initiative
"Aktion Mensch" und der Stiftung Wohlfahrtspflege des Landes NRW.
"Dem Regenbogen e.V., bzw. der
Tochtergesellschaft "Regenbogen Integrationsbetriebe gGmbH als neuer
Franchise-Nehmer des CAP-Marktes sowie dem Ortsteil Neudorf-Süd eröffnen
sich jetzt vielfältige neue Perspektiven und Möglichkeiten", betont
Elisabeth Hofmann, Geschäftsführerin des Regenbogen e.V.. Franchisegeber
ist die GDW - Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd
eG, Sindelfingen, die seit 1999 CAP-Märkte in Süddeutschland betreibt.
Seit
1986 bestand an der Mozartstraße ein Frischemarkt, der im Dezember 2004
die Ladentür schließen musste. Seither herrscht im Bereich der nahen
Strauß- und Einschornsteinsiedlung sowie im weiteren Umfeld eine
Unterversorgung mit frischen Lebensmitteln. (Foto Manfred
Schneider)
Ein neuer Wochenmarkt, der
freitags für vier Stunden öffnet, konnte diese Lücke nicht schließen.
"Mit dem neuen CAP-Markt in Neudorf wird das Angebot an frischen
Lebensmitteln und Gebrauchswaren des Alltags erheblich verbessert",
berichtet Elisabeth Hofmann. Der Großhändler für die CAP-Marktketten ist
Edeka. Das Warenangebot und die Preise in dem rund 650 Quadratmeter
großen Ladenlokal werden vergleichbar sein, mit dem einer gängigen
Filiale der Supermarktkette mit Vollsortiment. Zusätzliche Attraktivität
wird der Markt durch einen Bäckereistand und einen Metzger mit Käsetheke
erhalten.
Dabei sind CAP-Märkte keine Supermärkte im herkömmlichen Sinne. Denn in
den über 30 CAP-Märkten, die es bereits bundesweit gibt, arbeiten
Menschen mit und ohne Handicap zusammen. In Anlehnung an die Bezeichnung
"Menschen mit Handicap" entstand das Konzept der CAP-Märkte.
Der neue Supermarkt des Regenbogen e.V. bietet somit nicht nur
Lebensmittel in einem reichhaltigen Sortiment, sondern ermöglicht es
Menschen mit Schwerbehinderung einen Arbeitsplatz auf dem ersten
Arbeitsmarkt zu finden. "Eine Chance, die diese Menschen oftmals nicht
bekommen", berichtet Elisabeth Hofmann. Der Cap-Markt schafft für die
Kunden und für die Beschäftigten einen "Lebensmittel-Punkt". Insgesamt
werden in dem neuen Supermarkt elf sozialversicherungspflichtige
Arbeitsplätze entstehen, davon acht für schwerbehinderte Arbeitnehmer.
Regenbogen e.V. betreibt in der Nähe des Standortes, in Duissern, im
Wasserviertel und in Hochfeld Einrichtungen für Menschen mit einer
seelischen Erkrankung. Ein Teil der entstehenden Arbeitsplätze wird mit
Personen aus diesen Einrichtungen besetzt.
CAP-Märkte dienen der Entwicklung des Gemeinwesens durch eine
innerörtliche Versorgung, die immer im Interesse der Kommune liegen
muss. "Unser Projekt bekam nicht nur vom Landschaftsverband Rheinland
umfassende Unterstützung, Hilfe und Zuspruch erfuhren wir auch durch
kommunale Politiker", bedankt sich Elisabeth Hofmann.
Letztlich möglich wird der neue Neudorfer CAP-Markt jedoch vor allem
dank der Förderung des LVR. Diese umfasst voraussichtlich einen
einmaligen Zuschuss in Höhe von 160.000 Euro zu den Investitionskosten
und laufende Zuschüsse für das Jahr 2006 in Höhe von 19.200 Euro sowie
weitere Zuschüsse für die Folgejahre. Die Mittel werden aus den
Ausgleichsabgaben zur Verfügung gestellt, die Betriebe leisten müssen,
die im unzureichenden Maße Menschen
So
berichtet die Bürgerzeitung am 18. Oktober 2006:
Neudorfs
Bürgervereins-Vorsitzender Harald Jeschke erinnert sich
Es war im Winter 2001, als
ich in der Funktion des Pressesprechers der Eishockey-Nationalmannschaft
Deutschlands mit Vorbereitungsspielen gegen die Ukraine zu anstehenden
WM im eigenen Land (Nürnberg, Köln und Hannover waren Austragungsorte)
in Freiburg und Schwenningen war. Mit einem Nationalspieler, der heute
in Nordamerika in der NHL (National Hockey League) einige Millionen
Dollar in der Saison verdient, war ich dann im Nordschwarzwald in
Herrenberg.
Dort sah ich zum ersten Mal einen CAP-Markt. Da mich das
interessierte, fragte ich beim Geschäftsführer nach, was sich hinter dem
Kürzel verbarg. So wurde ich informiert, dass sich die CSU in
strukturschwachen Bereich um die Nahversorgung der Bevölkerung bemühte -
und dies mit Menschen mit Behinderung auch betrieb - zum Wohle aller. In
Sindelfingen soll der erste Markt dieser Art entstanden sein.
Zurück in Duisburg
ging mir das in den Tagen der Marktschließung an der Mozartstraße Ende
2004 nicht aus dem Kopf. Die anschließenden Bemühungen des
Gebäudeinhabers verfolgte ich eher mit Argwohn, als sich dort der "Schrey-Markt"
einnistete. Mit dem Immobilien-Eigentümer führte ich dann sehr intensive
Gespräche, doch der sich abzeichnenden Übernahme mit dem
CAP-Markt-Modell zuzustimmen. Das konnte ich mit dem Eigentümer echt gut
tun, da wir durch die Eishockey-Bundesligazeit des Eigentümers aus
Krefeld Berührungspunkte der besonderen Art hatten.
Als im Oktober 2006 sich die Pforte des CAP-Marktes öffnete, war ein
dornenreicher Weg begangen worden. Nun steht eventuell ein ebenso
gepflasterter Weg an, da mit der Ansiedlung von Kaisers auf dem
Buller-Gelände Umsatzkonkurrenz mit erheblicher Bedeutung ankündigt, was
zu fataler Entwicklung im tiefen Neudorfer Süden führen könnte, da es
hier für rund 1000 Haushalte im Umfeld des CAP-Marktes keine fußläufige
Alternative gibt.
Und da bei der hohen
Alterstruktur in diesem Bereich. Der Bürger dieses südlichen Neudorfs
wäre gut beraten, dieses Alleinstellungsmerkmal CAP-Markt auch zu
erhalten. |
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