Deutschland - Spanien  0:1 (0:0) Ein Kopfballtor reichte den besseren Spaniern - Junges deutsches Team hatte nur eine echte Chance

Wie 1970 nun gegen Uruguay um Platz drei Uruguay - Deutschland

Durban, 7. Juli 2010 (20:30) - Es geht los in dem Stadion, in dem Deutschland die WM mit einem 4:0-Sieg startete. Jogi Löw brachte wie erwartet Trochowski für den gesperrten Müller, Spaniens Coach del Bosque Pedro für den formschwachen Torres.
 

Die Spanier setzten die erste Duftmarke mit einem ganz gefährlichen schnellen Pass in den Strafraum. Friedrich konnte klären (3.). Dann sorgte der erste WM-Flitzer für Aufregung. Als das Problem bereinigt war, waren wieder die Rothemden dran. Und wie. Pedro sorgte mit feinem Pass in die Spitze, Villa entwischte Mertesacker, aber  Neuer war auf der Hut (7.). Aber was war das für einen Chance? So darf man Villar und Co nicht walten lassen.
Löws Elf reagierte nur. Erst in der zehnten Minute gab es erste Lichtblicke aus dem Mittelfeld. Schweinsteiger auf Özil, aber Abseitsstellung. Dann wieder der Gegner, der eine Ecke erkämpfte, die Iniesta reinbrachte, aber abgeblockt wurde. Deutschland eher abtastend, Spanien eher zupackend, so der klare Eindruck aus der ersten Viertelstunde in diesem Halbfinale. Dann aber auch Ecke für die Männer im weißen Trikot. Aber immer wieder finden die Spanier Lücken in der deutschen Deckung und kommen so zu Chancen. Es häuften sich die Fehlpässe, Schweinsteiger hier, Alonso dort - und das aus kürzester Distanz. Beide Teams zeigen Nerven.

Nach 20 Minuten bringen die Spanier mehr nach vorn zustande.

Deutschland Laufbereitschaft mit und vor allem ohne Ball ist noch nicht optimal. Wenn es einmal aus dem Mittelfeld gut läuft, gab es keine Anspielstationen vorn. So bei Özils Versuch, den aber Puyol kassierte (24.).

Die Löw-Elf lauert auf Konter, Spanien will das Spiel kontrollieren. Klar ist nach einer halben Stunde, dass die Spanier das Heft in der Hand haben. Nach Xabis groben Versuch der daneben ging, endlich wieder eine Ecke für Deutschland, aber Klose wurde gut geblockt. Jetzt stößt auch Trochowski schon einmal mit nach vorn, schoss auch, aber Casillas parierte (32.).

Dann ging einmal flott die Post ab beim Löw-Team. Schweinsteiger wollte Podolski schicken, der aber stand im Abseits.

Der beste deutsche Angriff lief über links mit Özil, der bis zur Grundlinie lief und flankte. Die Flanke des Bremers wurde abgeblockt, aber Khedira brachte den Ball noch nach innen, aber Casillas war mit einem Sprung zur Stele (35.).  Dann wieder Trochowski, der seinen Part nun recht gut einbringt. So das gesamte Team, das nun auch früher auf den Gegner geht. Aber das reicht gegen diesen Kontrahenten noch lange nicht. Es bleibt bei einem chancenarmen Spiel. Eine Chance gab es aber doch noch (44.): Özil drang soeben in den 16er der Spanier ein und lief sich fest, ein Foul war es sicher nicht. Dann gab es noch einen strammen Schuss der Spanier, den Neuer aber sicher fing. Und dann war schon Halbzeit.

2. Halbzeit

Gibt es nun eine couragiertere deutsche Elf? Zunächst die Spanier mit einem Schuss von Alonso. Dann der nächste Angriff mit mit einem erneuten Versuch Alonsos, der nur ganz knapp vorbeiging. Dann reagierte Löw. Er wechselte aus und brachte Marcel Jansen für Boateng (52.). Damit ist nun die offensivere Ausrichtung angesagt.

Aber es blieb auch dadurch bei der Rückwärtsbewegung. Spanien ließ sich nicht beirren und machte Druck. Iniesta, Ramos, Xavi und Alonso produzierten Chancen und Deutschland fand keine Mittel, aus der Umklammerung rauszukommen. Neuer musste zweimal eingreifen (58./59.). Wer sorgt für Entlastung?

Podolski und Klose versuchten es. Dann war wieder Ramos dran. Es war ja nicht so, dass die ballsicheren Spanier überragend spielten - nur fand das deutschen Team bis jetzt keine Mittel, selbst mehr zu agieren. Es blieb nur Stückwerk. Dann erneuter Wechsel: Kroos kam für Trochowski. Und Kroos hatte das Ding des Tages auf dem Schlappen. Einmal lief es über links gut. Özil auf Podolski, der flankte auf Kroos und der zog sofort ab. Casillas rettete Spanien. Was war das für eine Chance (68.).

Aber dann war es passiert: Tor für Spanien (73.)
Xavi brachte eine Ecke von rechts in den Strafraum, wo sich Carles Puyol mit dem Kopf gegen den eigenen Mitspieler Piqué durchsetzt und den Ball vom Elfmeterpunkt ins Netz wuchtete. Manuel Neuer war absolut machtlos. Es war der zweite Rückstand für das jungen deutsche Team bei dieser WM. Der erste brachte auch gleich die Niederlage gegen Serbien, da allerdings mit nur zehn Mann.

Wer stachelt jetzt an? Geht da überhaupt noch was?
Pedro hat die Entscheidung für die Spanier in der 83. Minute auf dem Fuß, war schon vorbei an Friedrich. Links standTorres völlig frei, aber Pedro zögerte und Kroos konnte dazwischen gehen.
Die Löw-Elf warf natürlich alles nach vorn. Die Revanche für die 0:1-Europemeisterschaft-Finalniederlage in Wien gelang also nicht. Spanien erreichte um 22:22 Uhr zum ersten Mal ein WM-Finale. Dort treffen sie auf Niederländer, die zwar schon zweimal Erfahrung mit einem Endspiel machten, aber stets unterlagen. Dies aber immer dem jeweiligen Gastgeber (1974 Deutschland, 1978 Argentinien). Das ist nun auch anders.

So paradox es klingen mag: Es ging zwar nicht ganz nach oben, aber trotzdem sehr hoch hinaus.
2002 wurde Deutschland Vizeweltmeister, 2006 WM-Dritter und auch jetzt kann maximal die 2006er Leistung wiederholt werden - aber die Perspektive einer deutschen Mannschaft war noch nie so zukunftsträchtig. Das bleibt als Zwischenfazit - und das ist das, was eigentlich erstaunt. Den Himmel schon jetzt zu stürmen gelang ihnen nicht, aber die Herzen der Fußballwelt hatten sie zuvor schon mit couragiertem Spiel erobert. und wann ist das schon einmal von einer deutschen Mannschaft so geschrieben worden.
Respekt hatte man Deutschland immer gezollt, aber seit 2006 kam eine ganz andere Einstellung aller Fußballnationen durch die famose und herzliche Public-Viewing-WM dazu. Jetzt aber ist der Respekt und auch ein wenig Bewunderung sportlich erarbeitet worden. Durch beherztes Spiel nach vorn. Ein deutlicher Imagegewinn. Der Rest wird kommen. Harald Jeschke
 

12.05.1935

LS

112

Köln

Spanien

1

2

23.02.1936

LS

124

Barcelona

Spanien

2

1

12.04.1942

LS

191

Berlin

Spanien

1

1

28.12.1952

LS

211

Madrid

Spanien

2

2

19.03.1958

LS

248

Frankfurt/M

Spanien

2

0

20.07.1966

WM25

313

Birmingham L Emmerich

Spanien

2

1

11.02.1970

LS

345

Sevilla

Spanien

0

2

24.11.1973

LS

384

Stuttgart

Spanien

2

1

23.02.1974

LS

385

Barcelona

Spanien

0

1

24.04.1976

EM5

408

Madrid

Spanien

1

1

22.05.1976

EM6

409

München

Spanien

2

0

02.07.1982

WM51

478

Madrid

Spanien

2

1

20.06.1984

EM15

501

Paris

Spanien

0

1

15.10.1986

LS

529

Hannover

Spanien

2

2

17.06.1988

EM18

546

München

Spanien

2

0

21.06.1994

WM69

610

Chicago

Spanien

1

1

22.02.1995

LS

619

Jerez d. l. Fr.

Spanien

0

0

16.08.2000

LS

694

Hannover

Spanien

4

1

12.02.2003

LS

727

Palma d. M.

Spanien

1

3

   29.06.2008

808