BZ-Home BZ-Duisburg Politik aktuell Sonderseiten - Fotostrecken und mehr



BZ-Sitemap












 

Etatrede von Herrn Oberbürgermeister Sören Link
Einbringung des Haushaltsentwurfs 2022 / 2023 in den Rat der Stadt Duisburg

Etatrede von Herrn Stadtdirektor und Stadtkämmerer Martin Murrack
Duisburg, 27. September 2021

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

wenn man so will: Die meisten kennen Duisburg nur arm. Seit Jahrzehnten wird in dieser Stadt Haushaltskonsolidierung betrieben. Jahr für Jahr musste erneut der Rotstift angelegt werden. In Duisburg musste man - von Ausnahmen in wenigen Jahren abgesehen - seit Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre mit strukturellen Haushaltsdefiziten umgehen. 1977 – vor 44 Jahren – war das erste kommunale Haushaltssicherungskonzept erforderlich.

Das Dilemma, einerseits sparen und andererseits zukunftsweisend investieren zu wollen und zu müssen, war seitdem unser tägliches Brot. Uns fehlte es dabei wohlgemerkt niemals am Gestaltungswillen, sondern an Gestaltungsmöglichkeit. Doch mit diesem Doppelhaushalt, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist endlich der Wendepunkt erreicht. Das Tal der Tränen ist durchschritten, die Überschuldung der Stadt Duisburg absehbar Geschichte!

Heute ist ein guter Tag für Duisburg, in finanzieller Hinsicht der beste seit über vier Jahrzehnten. In den Ihnen vorliegenden Dokumenten ist diese Zäsur noch nicht erkennbar, weil wir die neuesten Zahlen und Entwicklungen nicht mehr vor Redaktionsschluss einarbeiten konnten. Doch selbst vorsichtigste Prognosen lassen uns inzwischen sicher erkennen, dass wir es Ende 2022 geschafft haben werden: Die Stadt Duisburg wird wieder Eigenkapital aufbauen. Und damit alle gesetzlichen Einschränkungen einer überschuldeten Stadt hinter sich lassen!

Diese großartige Entwicklung hat viele Ursachen. Doch letztlich ist Fakt, dass wir uns diesen Erfolg hier in Duisburg selbst hart erarbeitet haben. Weil wir seit 2012 mit Einfallsreichtum und Kreativität, aber notwendigerweise auch unter großen eigenen Anstrengungen den richtigen Weg gegangen sind.

Weil wir mutig waren, aber zugleich mit Vorsicht agierten. Weil wir unsere berechtigten Forderungen gegenüber Bund und Land immer wieder und zuweilen auch erfolgreich gestellt haben. Im parteiübergreifenden Schulterschluss mit anderen Ruhrgebietskommunen oder im Aktionsbündnis „Für die Würde unserer Städte“ habe ich nicht locker gelassen. 40 Millionen Euro hat uns das jüngst bei den Kosten der Unterkunft eingebracht.

So sind wir unserem großen Ziel, finanzielle Handlungsfähigkeit zurückzuerlangen, Stück für Stück nähergekommen. Und dieser Haushalt, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ist der letzte, der zur Genehmigung nach Düsseldorf muss! Danach stehen wir nur noch in der Anzeigepflicht. 

Es war ein Kraftakt über Jahre und Jahrzehnte – viele von Ihnen wissen, woher wir kommen. Mit Aufstellung der Bilanz des Jahres 2010 hatten wir unser Eigenkapital endgültig aufgebraucht und waren überschuldet. Doch kurz vor meinem Amtsantritt eröffnete sich dann mit dem „Stärkungspakt Stadtfinanzen“ des Landes NRW eine echte, große Chance für Duisburg. Denn er gab uns endlich eine reelle und faire Möglichkeit, den überschuldeten Haushalt perspektivisch in den Griff zu bekommen.

Wir haben daraufhin mutige und richtige Entscheidungen getroffen. Wir mussten den Bürgern und auch den Mitarbeitern der Stadt einiges zumuten. Aber heute zeigt sich, dass wir die Weichen genau richtig gestellt haben. Wir haben unsere Chance ergriffen und genutzt.

2015 haben wir in Duisburg zum ersten Mal die schwarze Null erreicht. Ein ausgeglichener Haushalt erstmals wieder seit 1992! Schon das war in riesiger Erfolg! Aber auch danach haben wir keine neuen Schulden mehr gemacht und den Haushaltsausgleich Jahr für Jahr geschafft. Wir haben unser Schicksal in die eigene Hand genommen und Prioritäten gesetzt, kurz: Wir haben einen tragfähigen Duisburger Weg im Umgang mit dem knappen Geld gefunden.

Wir haben die Spielräume, die wir uns selbst hart erarbeitet und durch den Stärkungspakt gewonnen haben, klug und gewinnbringend genutzt. Flächenentwicklungen brachten Arbeitsplätze durch Gewerbeansiedlungen, die Ausweisung attraktiver Wohnbauflächen sorgt für Einwohnerzuwachs. Und wir haben sogar Schulden abgebaut – 700 Millionen Euro in den letzten Jahren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe immer großen Wert darauf gelegt: Die schwarze Null ist kein Selbstzweck. Sondern die einzige Möglichkeit, unsere finanzielle Selbstbestimmtheit zurückzuerlangen und die Zukunft der Stadt Duisburg wieder in eigener Hand zu gestalten. Ich stelle heute fest: Dieser Plan ist aufgegangen! 

In diesem Jahr werden wir ein Plus von über 120 Millionen Euro machen. Und im Plan für 2022 ein Plus von knapp 50 Millionen. Wir lassen die Überschuldung Duisburgs endlich hinter uns! Wenn wir unsere Planzahlen erreichen, erlangen wir Möglichkeiten zurück, die in Duisburg jahrzehntelang unerreichbar schienen:

Alle künftigen Haushalte müssen wir uns nicht mehr genehmigen lassen  
Dementsprechend gibt es dann auch keine vorläufige Haushaltsführung mehr – wir müssen nicht mehr bis spät ins Frühjahr für jeden Bleistift und Gullydeckel nach Düsseldorf rennen. Investitionen für Straßen oder Schulen können ebenfalls sofort im Januar getätigt werden. 

Haushaltsmittel können ins Folgejahr übertragen werden. 
Und wir können dann Ausgaben, die uns notwendig und wichtig erscheinen, vornehmen, ohne vorher lang und breit mit der Bezirksregierung über deren Freiwilligkeit und Zulässigkeit zu diskutieren.

Praktisch bedeutet das zum Beispiel eine bessere Personalausstattung, schnelleren Bürgerservice und verlässliche Aufgabenerledigung. Weil es keine Wiederbesetzungssperren mehr geben wird, externe Einstellungen möglich sind und somit 
hinter jeder Stelle auch eine Person stehen wird.  Selbst im Personaldezernat unserer Stadt kann sich niemand mehr darin erinnern, wann dies in Duisburg zuletzt möglich war.

Oder im Baubereich, wo wir bei Straßen oder Gebäuden jahrzehntelang von der Substanz leben mussten:
Wir werden uns nicht mehr ständig fragen müssen, ob es irgendwelche Förderungsmöglichkeiten gibt – und, wenn ja,  ob wir uns unseren Eigenanteil leisten können.  Oder wo wir Geld wegnehmen, um es anderswo dringend einzusetzen.

Ich könnte diese Aufzählung beliebig fortsetzen – und auch Sie könnten sie gewiss umfangreich ergänzen. Wir haben es uns hart erkämpft und können auch stolz darauf sein, heute sagen zu können: Wir haben endlich wieder die Perspektive und den finanziellen Spielraum, diese Stadt für die Bürgerinnen und Bürger aktiv zu gestalten!

Wir können und werden diesen neuen Spielraum nutzen für eine attraktive, moderne Stadt Duisburg. Für eine Stadt mit einer starken Wirtschaft, einer leistungsfähigen Verwaltung und mit einer guten Infrastruktur. Für eine Stadt mit Lebensqualität für alle Generationen, eine Stadt mit einem vielfältigen Angebot für Kultur, Sport, Freizeit und Erholung.

Aber – und auch das muss an diesem besonderen Tag deutlich gesagt werden – wir müssen dabei weiterhin auf Sicht fahren. Ich habe als Oberbürgermeister immer dafür gestanden, das Machbare umzusetzen und zugleich den jeweiligen Haushaltsrahmen diszipliniert einzuhalten. Und ich werde auch in Zukunft dafür Sorge tragen, dass diese Leitplanken nicht aus den Augen verloren werden.

Auch künftig muss gelten:
Keine neuen Schulden und
den neu gewonnenen Rahmen durch Investitionen politisch sinnvoll nutzen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ich das Wort in dieser Sitzung an unseren Stadtdirektor und Kämmerer übergebe, möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Wir machen mit diesem Doppelhaushalt einen riesigen Schritt – und ich hoffe sehr darauf, auch künftig gut und konstruktiv mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ihnen allen wünsche ich gute Beratungen.

Darüber hinaus gilt mein Dank unserem Stadtkämmerer sowie seinem Team in der Kämmerei, dem Verwaltungsvorstand und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die gute Arbeit, die in den vergangenen Jahren geleistet wurde.

Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben!

Nutzen wir in diesem Sinne, liebe Kolleginnen und Kollegen, die gute Ausgangsposition dieses Tages als tragfähige Grundlage. Als Grundlage, um in Mut und Zuversicht, aber eben auch weiterhin mit Realismus und Umsicht Duisburgs Zukunft zu gestalten.

Vielen Dank und Glückauf!