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Archiv Politik aktuell November 2012

'Klüngelklub Hochfeld':
Besuch des Bundespräsidenten für Hochfeld eine Enttäuschung

Foto Staatskanzlei

Duisburg, 26. November 2012 - Der Besuch des Bundespräsidenten Joachim Gauck in Duisburg hatte zunächst beim Klüngelklub, der Haus- und Grundeigentümerinitiative in Hochfeld, Freude und Zustimmung ausgelöst, würde doch endlich ein Berliner Politiker Notiz von den Lebensbedingungen in Hochfeld nehmen.
Tausende von Armutsflüchtlingen aus vor Allem Südosteuropa stellen die Integrationsfähigkeit des Stadtteils auf eine harte Probe!
Um so größer nun unsere Enttäuschung!
Unser Angebot, als Bewohner des Stadtteils dem Präsidenten diesen vor Augen zu führen, wurde von den Zuständigen nicht einmal abgesagt. Zu groß wohl die Furcht, der Bundespräsident könnte etwas von den Problemen Duisburgs bemerken.
Stattdessen wird ihm vom Oberbürgermeister eine Mustereinrichtung vorgezeigt.
Die besuchte Straße ist hermetisch abgesperrt, als habe der Präsident Angst vor seinen Bürgern.
Statt Gespräche Bürgern zu führen, werden ihm 25 glockenhelle Stimmchen ein Begrüßungsliedchen trällern; wo sind eigentlich die übrigen etwa 35 Kinder der Tageseinrichtung zu dieser Zeit? Wo die Hunderte von bulgarischen Kindern, die zugewandert sind?
Wir, die Mitglieder des Klüngelklubs, wollten unsere Hinweise auf die wahren Lebensumstände im Viertel vor Ort demonstrieren und die Hilfe der Bundesrepublik Deutschland für eine Stadt(spitze) reklamieren, die ihre Probleme nicht alleine schultern kann. Zugelassen sind allerdings nur die Bewohner der besuchten Straße.
Als ehemaliger Bewohner der DDR wird Herr Gauck das ja immerhin kennen.
Es drängt sich auf zu vermuten, dass die Duisburger Stadtspitze ein Interesse an der Verschleierung der Wahrheit hat. Möchte sie vermeiden, dass die eigenen Versäumnisse offenbar werden?
So sauber waren die Straßen die letzten 10 Jahre nicht!

Wir sind enttäuscht über die Ignoranz der Düsseldorfer Staatskanzlei sowie des Präsidialamtes, die uns ebenso wie die Bundesregierung ignorieren.
Wir sind ebenso enttäuscht von dem OB Sören Link. Wir hatten nach Adolf Sauerland eine Verbesserung erwartet.

Ein Stadtteil,
dessen Bevölkerung zu 70% Migrationshintergrund hat,
in dem mehr als 120 Nationen zusammenleben,
der mit das niedrigste Durchschnittseinkommen in Duisburg hat,
dessen kulturelle Schätze schwer zu entdecken sind,
dessen Kommune schlichtweg „pleite“ ist,
hat ein Problem:
Wer soll die Integrationsarbeit leisten?
Mit welchen Mitteln?

Deshalb fordern wir die Bundesrepublik Deutschland auf, den Kommunen zusätzliche Mittel zur Hand zu geben, um die Probleme der Armutswanderung reduzieren zu können.
Geradezu genial wäre eine Strategie, die Ursachen der Armut zu beseitigen!
Für den Klüngelklub Thomas Rensing / Franz Beuels

 

Offener Brief des 'Klüngelklubs' Hochfeld anlässlich des angekündigten Besuchs des Bundespräsidenten

Duisburg, 1. November 2012
Offener Brief

Besuch des Bundespräsidenten am 26. November 2012 in Duisburg

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Link,

am 26. November wird der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Herr Joachim Gauck, die Stadt Duisburg besuchen, um sich über die Situation in unserer Stadt zu informieren. Der Presse entnehmen wir, dass er dabei unter Anderem beabsichtigt, den Stadtteil Hochfeld aufzusuchen.

Der Klüngelklub, ein Zusammenschluss Hochfelder Hauseigentümer, die überwiegend auch im Viertel wohnen, freut sich auf seinen Besuch besonders deshalb, weil endlich einmal ein politischer Mandatsträger aus der Hauptstadt bereit ist, sich über die Probleme einer Kommune wie Duisburg - speziell eines Stadtteils wie Hochfeld - zu informieren.

Hierzu gehört die Zuwanderung aus Südosteuropa, insbesondere aus Bulgarien und Rumänien. Derzeit kommt rund jeder 8. der 16.000 EinwohnerInnen Hochfelds dorther, nach Schätzungen überwiegend Roma, die der dortigen Armut und sozialen Ächtung entfliehen.

Diese Entwicklung wirft nicht nur enorme integrationsspezifische Probleme in Kindergärten, Schulen und auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt auf. Es gibt auch aus ordnungspolitischer Sicht eine Menge ungelöster Probleme wie eine deutliche Zunahme der Vermüllung von öffentlichen und privaten Flächen, Wohnungsüberbelegungen, Tagelöhnerei und eine Zunahme der Prostitution.

Die Bundesregierung hält, wie wir nach einer Anfrage des MdB Bärbel Bas wissen, eine nationale Strategie zur Integration von Roma in Deutschland für nicht erforderlich, da die vermutlich ca. 70000 hier lebenden Sinti und Roma bereits gut integriert seien. Diese Aussage verkennt die Realität!
Gleichzeitig wird über die weitere Zuwanderung von Roma aus Serbien und Mazedonien lamentiert!

Gerne bieten wir uns an, als vor Ort lebende "Fachleute" dem Bundespräsidenten wie auch Ihnen, Herr Oberbürgermeister, die Hochfelder Realität zu zeigen. Nach einem Rundgang durch den Ortsteil würden wir zur Diskussion einladen, mit Schlüsselpersonen des Klüngelklubs, des "Runder Tisch Hochfeld", der EG-DU u.a.

Wir wollen nicht, wie es in anderen Stadtteilen anklingt, das Ende der Demokratie beschwören. Aber wir wollen die Hilfsbedürftigkeit unserer Gemeinde gegenüber dieser Demokratie verdeutlichen.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister: wir bitten Sie um Vermittlung in dieser Angelegenheit. Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass unser Angebot zum Nutzen Duisburgs und Hochfelds wahrgenommen wird!

Mit freundlichen Grüßen
gez.  Thomas Rensing