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Universitätsstraße - Duisburgum doctrum - Das gelehrte Duisburg 

Denkmalschutz - Katharinenkloster und Alte Universität

(14. Oktober 1655 - 19. Oktober 1818) 163 Jahre und fünf Tage  Duisburger Universität

Bis 1875 in der Junkernstraße der Aufbau der neuen Synagoge"
begonnen wurde, befand die Synagoge der Duisburger jüdischen Gemeinde sich in dem Haus Nr. 32. Beinahe genau gegenüber, Haus Nr. 29 (früher Nr. 11), hatte seit 1918/19 die kleine ostjüdische Gemeinde zeitweise 3 Gebetsräume.


Aus "Unsere Stadt" Babel Verlag 1959

Duisburgum doctrum - Das gelehrte Duisburg                                                       
Die Universität Duisburg wird gegründet

Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der gleichzeitig Herzog von Kleve war, befahl die Einrichtung einer Universität in Duisburg. Er wollte damit "das Studium auf ausländischen Universitäten unnötig machen".
Diese neue Universität wurde am 14. Oktober 1655 feierlich eröffnet. Ein großes Wandbild von der Einweihung ist im Rathaus noch heute, zu sehen: Gerade ist auf dem Bilde der Beauftragte des Großen Kurfürsten, Moritz von Nassau-Siegen, der gleichzeitig Statthalter von Kleve war, mit den Kuratoren am Rheinufer eingetroffen. Vor ihm stehen die Professoren in wallenden Roben, an ihrer Spitze der erste Rektor Johannes Clauberg. Auf den Bühnen ringsum sitzen die Studenten. Die Duisburger Ratsherren und Bürger haben sich in prächtige Festkleider und Waffenschmuck zum Empfang aufgestellt.
                                                                   
Wo die Universität in Duisburg lag
Die Gebäude der Universität gehörten zum Teil dem Duisburger Katharinenkloster an der Beekstraße. Hier waren der große Hörsaal, die Bibliothek, die Anatomie, der botanische Garten, das Gewächshaus und das Gärtnerhaus untergebracht. Als der Platz um die Salvatorkirche im Jahre 1955/56 umgestaltet wurde, entdeckten die Bauarbeiter noch Reste einer Kapelle.
Die Krypta dieser Kapelle diente an Wochentagen als Sezierraum für die Anatomie. Sonntags wurde darin Gottesdienst abgehalten.

Duisburger Professoren und Studenten
Unsere Universität hatte gleichzeitig nie mehr als 150 Hörer. Insgesamt wurden in Duisburg etwa 6000 Studenten ausgebildet. Die Zahl ist so gering, weil die Duisburger Universität als Landesuniversität nach dem Bekenntnis des Großen Kurfürsten reformiert war. Die meisten evangelischen Pfarrer, Beamten und Ärzte der damaligen Zeit in Kleve, Moers, Geldern, Mark, Ravensberg, Ostfriesland, Lingen und Tecklenburg hatten die Duisburger Universität besucht.
Es gab eine theologische, juristische, medizinische und philosophische Fakultät. Zu den bedeutendsten Lehrern gehörte zunächst der Rektor Johannes Clauberg. Er wohnte im Hause Gerhard Mercators in der 0berstraße und war mit einer Urenkelin des großen Geographen verheiratet. Friedrich Adolf Krummacher war Professor der Theologie und der Beredsamkeit.

Professor Fuchs war Jurist: Er wurde später der Erste Ratgeber des Großen Kurfürsten. Die Professoren Günther und Carstanjen waren angesehene Mediziner. Sie ließen sich nach Aufhebung der Universität als Ärzte in Duisburg nieder. Professor Merrem war Naturwissenschaftler.
Professor Plessing war mit Goethe befreundet. Der Dichter besuchte ihn 1792 in seiner Wohnung auf der Oberstraße. In der "Harzreise im Winter" setzte er seinem Freunde ein literarisches Denkmal.
Die berühmtesten Studenten unserer Universität waren Karl Arnold Kortum und August von Kotzebue. Beide waren Dichter. Kortum wurde durch seine in Knittelversen geschriebene "Jobsiade" und Kotzebue durch sein Lustspiel "Der Reh- bock" bekannt. Lortzing benutzte dieses Lustspiel als Vorlage für seine Oper "Der Wildschütz", die im Stadttheater noch heute zuweilen aufgeführt wird.
Die Universität in Not
Unsere Universität hatte fortwährend unter Geldmangel zu leiden. Deshalb war das Leben eines Professors in Duisburg nicht gerade rosig. Beim Friedensschluss zu Basel (1795) wurde das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten. Dadurch hörte der Zuzug der Studenten von der linken Rheinseite nach Duisburg völlig auf. Wir lesen in einem Briefe Adolf Krummachers, dass er noch drei Studenten hatte und sein Gehalt seit Monaten ausblieb. Es wundert uns daher nicht, dass Krummacher, um diese schlechte Lage zu beenden, eine Berufung als Pfarrer nach Kettwig annahm und Duisburg den Rücken kehrte.
Noch heute sind in der Salvatorkirche einige Sterbetafeln der Professoren unserer Universität zu sehen. Die Akten der Duisburger Universität liegen im Staatsarchiv zu Düsseldorf.
Duisburg schließt - Bonn öffnet die Pforten als Alma mater.
Am 19 Oktober 1818 wurde durch eine königliche Kabinettsorder die Universität aufgelöst. Zu gleicher Zeit wurde in Bonn eine neue Universität eröffnet.

Denkmalschutz - Katharinenkloster und Alte Universität, Universitätsstraße in 47051 Duisburg

 

 

Beschreibung des Denkmals
Überreste der mittelalterlichen klösterlichen Niederlassung des Dritten Ordens
(sog. „Katharinenkloster“) mit Ordenshäusern, Wirtschaftsgebäuden und weiteren Häusern. Der Baubestand diente nach Auflösung der Niederlassung im 17. Jahrhundert der im Jahr 1655 neu gegründeten Duisburger Universität (Auflösung 1818). Im Zusammenhang mit dem Einzug der Universität wurden Teile der Klostergebäude aufgegeben, andere Gebäude, darunter auch die Anatomie, kamen hinzu.

Das Bodendenkmal Katharinenkloster/ Alte Universität Duisburg grenzt im Westen an die Beekstraße, im Osten an die Steinsche Gasse, im Süden und Norden an vorhandene, innerstädtische Bebauung. Die Universitätsstrasse kreuzt im nördlichen Bereich das Areal von West nach Ost. Beekstraße, Steinsche Gasse und Universitätsstraße sind Teil des eingetragenen Bodendenkmals Nr. 32 b „Straßenräume der westlichen Innenstadt“ und
werden daher nicht als Teil des Bodendenkmals Katharinenkloster/ Alte Universität Duisburg unter Schutz gestellt, da auf diesen Flächen die Unterschutzstellung bereits vollzogen ist.

 

Merkmale des Denkmals
Das Areal ist laut Aussage der Schriftquellen mindestens seit dem 14. Jahrhundert Sitz eines „Klosters des Dritten Ordens“, der Franziskanerinnen oder Pönitentiarierinnen (alle drei Begriffe sind in den Quellen genannt). Ob ein Zusammenhang mit dem in den Quellen erwähnten Brand von 1283 besteht und der Ansitz deshalb in den Folgejahren in die Beekstraße verlegt wurde (so die Literatur), konnte bislang noch nicht nachgewiesen werden.
Als Sitz eines „Dritten Ordens“ wird eine Gemeinschaft verstanden, in der Brüder oder Schwestern als Laien, aber nach klösterlichen Regeln, in diesem Falle nach der Regel des Franziskus, leben.
Auf dem Corputiusplan von 1566 ist das Areal als ein eingemauerter Bereich dargestellt. Etwas abgerückt von der Beekstraße ist dort die West-Ost-orientierte Klosterkirche zu sehen.
Ein Kreuzgang oder ein eindeutiger an die Kirche anschließender Klausurbereich fehlt. Da es sich um den Sitz eines dritten Ordens handelt, ist dies auch nicht weiter ungewöhnlich.
Stattdessen zeigen sich auf dem Gelände zwei Baugruppen, die aus mehreren zusammengebauten Einzelhäusern bestehen und die in den Quellen als „Großes
Ordenshaus“ und als „Kleines Ordenshaus“ genannt werden. Daneben gibt es weitere Einzelhäuser. Die meisten dieser Bauten dienten wohl den Laienschwestern als Wohnungen.
Im 17. Jahrhundert wurde der Orden aufgelöst und im Klosterareal die 1655 neu gegründete Universität eingerichtet. Die Klosterkirche wurde zum Auditorium Maximum umgebaut, aus dem Kleinen und Großen Ordenshaus wurden Wohnungen für die Professoren. Der Urriss von 1823 zeigt einen annähernd dem Corputiusplan entsprechenden Zustand, allerdings mit
einigen baulichen Reduktionen, die in der Zwischenzeit erfolgt sein müssen.
Nach Auflösung der Universität entstand 1826 als querende Straße die Universitätsstraße. Aus dem ehemaligen Anatomiegebäude der Universität (im Bereich Universitätsstraße 30) wurde 1824 durch Umnutzung eine Synagoge, die bis zum Bau der neuen Synagoge in der Junkernstraße, Ecke Kuhlenwall im Jahr 1875 in Betrieb war (Grundstückserwerb 1871, Baubeginn 1873, 1874 Verkauf der alten Synagoge in der Universitätsstraße). Heute befindet sich auf diesem Areal ein nach 1945 entstandener, unterkellerter Neubau.
Die mittelalterliche Bebauung wurde teilweise in die neu entstandene Bebauung integriert. Insgesamt war und ist der Bereich durch einzelne Hofflächen und teils isolierte, teils als Baugruppen aneinandergebaute Häuser unterschiedlicher Zeitstellung geprägt, die im Einzelfall auch noch vor die Gründung dieser Ordensniederlassung datieren können. Ältere Befunde können von dieser seit dem Spätmittelalter bestehenden Struktur ebenfalls überlagert sein.


Literatur (Auswahl)
Geuenich, Dieter/ Hantsche, Irmgard (Hrgs.): Zur Geschichte der Universität Duisburg 1655 - 1818. Wissenschaftliches Kolloquium veranstaltet im Oktober 2005 anlässlich des 350. Jahrestages der Gründung der alten Duisburger Universität  (= Duisburger Forschungen. 53; hrsg. v. Stadtarchiv Duisburg in Verbindung mit der Mercator-Gesellschaft), Duisburg 2007.

Kraume, Hans Georg, Die Universität in ihrer Stadt. Zu ihrer Topographie,
in: Geuenich, Dieter/Hantsche, Irmgard (Hrsg.), Zur Geschichte der Universität Duisburg 1655 - 1818 (= Duisburger Forschungen. 53), Duisburg 2007, 101 - 124.

Wilkes, Carl, Inventar des Archivs der evangelischen Gemeinde Duisburg mit einem Anhang über das Archiv des Katharinenklosters zu Duisburg
(= Inventare der nichtstaatlichen Archive der Rheinprovinz 1), Duisburg 1941, 197 - 260.

von Roden, Günter u.a.: Geschichte der Duisburger Juden
(= Duisburger Forschungen 34. 2 Bde.), Duisburg 1986. Siehe insbesondere: Die Synagoge der Duisburger Gemeinde, Bd. 1, 135 - 1