Welker Villa,
bestehend aus Wohnhaus, Nebengebäude
(Gärtnerhaus), Hühnerstall
und Gartenanlage, Welkerstraße 17 in 47053 Duisburg
(ZA-2012-0007)
Kurzbeschreibung des Denkmals
Repräsentative backsteinsichtige Villa der 1920er
Jahre, bestehend aus Wohnhaus, Nebengebäude
(Gärtnerhaus), Hühnerstall und Gartenanlage.
Darstellung der wesentlichen charakteristischen
Merkmale des Denkmals
Im Dellviertel, der ersten gründerzeitlichen
Stadterweiterung Duisburgs, entstanden neben
gehobenen bürgerlichen Wohnhäusern in der
Blockrandbebauung im späten 19. Jahrhundert auch
freistehende Villenbauten für das vermögendere
Duisburger Bürgertum, insbesondere auf den Parzellen
östlich der Düsseldorfer Straße. Diese
Villenbebauung setzte sich auch außerhalb des
eigentlichen Dellviertels, südlich der das
Dellviertel bogenförmig umfahrenden Zweigbahntrasse
fort: die Topografische Karte von 1895 zeigt dort
beiderseits der Düsseldorfer Straße, im Anschluss an
die Ultramarinfabrik, mehrere Villenbauten mit
umgebenden Parkanlagen.
An der Ostseite der Düsseldorfer Straße ist die
Villa mit der Hausnummer 203 die südlichste der dort
abgebildeten Villen, ihre Grundstückstiefe reicht
fast bis an den geraden, im Norden an der
Zweigbahntrasse endenden Abschnitt der Kölner
Straße. An der Südseite dieses Grundstücks Nr. 203
wurde nach 1900 die Viehhofstraße angelegt, deren
erhaltener westlicher Abschnitt heute Welkerstraße
heißt. Der Erbauer dieser Villa dürfte der Kaufmann
H. Marcotty sein, der ab 1898 als Eigentümer und
Bewohner geführt wird; sein Bruder A. Marcotty
bewohnte (und besaß) das unweit gelegene Anwesen
Düsseldorfer Str. 192.
Dieser Straßenname leitet sich von Generaldirektor
Johann W. Welker (1870 - 1962) ab, der die Villa
Düsseldorfer Straße 203 zwischen 1915 und 1920
(vermutlich von den Erben der zuletzt dort lebenden
Witwe H. Marcotty) erworben hatte. Welker, der im
Duisburger Adressbuch 1896 erstmals unter der
Adresse Hafenstr. 18, dann im Adressbuch 1898 unter
der Adresse Katenbäumchensweg 4 (im Dellviertel)
geführt war, wohnte bis 1915 unter der
Adresse Wallstr. 32 und anschließend in der Wallstr.
42. Im Adressbuch 1920/1921 als Eigentümer des
Anwesens Düsseldorfer Str. 203 benannt, hat er die
Villa den Adressbucheinträgen zufolge jedoch nach
dem Kauf nicht selbst bezogen, sondern vermietet.
Stattdessen schuf sich Welker im Park der alten
Villa einen neuen, zeitgemäßen und auf seine
Bedürfnisse abgestimmten Wohnsitz. 1924 reichte er
eine Planung des Duisburger Architekten Wilhelm
Weimann für die heute als Welker-Villa bezeichneten
Bauten ein:
Ein Ensemble im rückwärtigen Teil des Gartens,
bestehend aus einem eingeschossigen sogenannten
Gartenwohnhaus, einem Nebengebäude mit Garage und
Gewächshaus und einem kleinen Hühnerstall (letzterer
im Februar 1925 beantragt).
Den neuen Wohnsitz konnte man, von der älteren Villa
aus, bereits aus der Distanz in den Blick nehmen:
Die breite eingeschossige Westfassade mit insgesamt
acht Achsen, davon die mittleren beiden leicht
hervortretend unter einem dreieckigen Giebel,
bildete zusammen mit dem nördlich benachbarten
Gärtnerwohnhaus und dessen Gewächshausflügel einen
breiten Prospekt zur alten Villa, der durch eine zum
Gartenwohnhaus leicht ansteigende Topografie noch
verstärkt wurde. Das repräsentative ziegelsichtige
Ensemble der sogenannten ‚Welker-Villa’ greift
Elemente des Barock, der Renaissance und des
Klassizismus auf und verbindet sie auf eine für den
gediegenen Villenbau der Zeit durchaus typische,
hier jedoch besonders qualitätsvolle Weise. Das
eigenständige, zur damals neu angelegten Kölner
Straße orientierte Ensemble, teilte sich mit der
alten Villa das Parkgrundstück.Die Villa
Düsseldorfer Straße 203 wurde im Zweiten Weltkrieg
zerstört, in den 1960er Jahre wurde das Grundstück
westlich der Welker Villa mit einem Altenheim der
nach dem Tod der Eheleuten Welker eingerichteten
Welker-Stiftung bebaut.
Ein Verbindungsgang verknüpft das mehrgeschossige
Altenheim, das aktuell (2012) seit mehreren Jahren
nicht mehr betrieben wird, mit der nördlichen
Schmalseite des Gartenwohnhauses. Das Gartenwohnhaus
(und damit die Welker Villa insgesamt) wurde zum
historischen Zentrum des in den 1950er Jahren
erbauten Altenheims der Welker-Stiftung und auf
diese Weise eine
wohnähnliche Nutzung fortgesetzt; zugleich wurde so
das Andenken an Johann Welker gewahrt, der im
Gartenwohnhaus auch durch ein großes Porträt über
einem Kamin präsent ist.
Umfang des Denkmals
Das Denkmal umfasst das gesamte Ensemble der
sogenannten Welker Villa, bestehend aus dem
Gartenwohnhaus, dem Nebengebäude mit Gärtnerwohnung
und Garage sowie dem Hühnerstall, zudem die
erhaltenen Elemente der Gartenanlage, insbesondere
das Gartenparterre östlich des Gartenwohnhauses mit
der abgesenkten Rasenfläche, den Treppenanlagen,
zeitgenössischen Bänken und Mauern sowie dem
funktional zugehörigen und in der Fläche noch
ablesbaren rechtwinkligen Wegenetz. Das Innere des
Gartenwohnhauses gehört ebenfalls zum Schutzumfang,
hier vor allem die funktionale Raumstruktur und die
ortsfeste Ausstattung des ebenerdigen Appartements
der Eheleute.