Für das
Kaufhaus Kaufhof (ehem. Merkur, Horten) Düsseldorfer Str. 32-34,
wurde am 30.05.2006 durch den Landschaftsverband
Rheinland/Rheinisches Amt für Denkmalpflege (LVR/RhAD) der
Antrag auf Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Duisburg
gestellt.
Heute,
September 2018, fusionierten die beiden größten deutschen
Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof. Die Zukunft der beiden
Häuser in Duisburg ist ein wenig ungewiss, grundsätzlich kann
davon ausgegangen werden, dass das Duo weiterhin die Innenstadt
beleben wird.
Der
vorliegende Unterschutzstellungstext, zu dem das LVRIRhAD mit
Schreiben vom 26.06.2006 das gemäß § 21 Abs. 4 DSchG NRW
erforderliche Benehmen hergestellt hat, benennt alle
wesentlichen, das Denkmal konstituierenden Elemente und liefert
die Begründung für die Unterschutzstellung im Sinne von § 2,
Abs. 1 DSchG NRW: „Denkmäler sind Sachen, Mehrheiten von Sachen
und Teile von Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein
öffentliches Interesse besteht. Ein öffentliches Interesse
besteht, wenn die Sachen bedeutend für die Geschichte des
Menschen, für Städte und Siedlungen oder für die Entwicklung der
Arbeits- und Produktionsverhältnisse sind und für die Erhaltung
und Nutzung künstlerische, wissenschaftliche, volkskundliche
oder städtebauliche Gründe vorliegen.“
Das Kaufhaus mit seiner vorgehängten Gitterfassade ist bedeutend
für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen.
Seine Erhaltung und Nutzung liegen aus wissenschaftlichen,
insbesondere architekturgeschichtlichen sowie städtebaulichen
Gründen im öffentlichen Interesse.
Die Anhörung des Eigentümers erfolgte am
04.07.2006. Der Eigentümer äußerte seine Bedenken in einem
Antwortschreiben zur Anhörung am 13.09.2006. Auf Anregung des
Stadtentwicklungsdezernten sollte daraufhin ein unabhängiges
Zweitgutachten in Auftrag gegeben werden. Das mit Schreiben vom
27.04.2007 eingegangene Gutachten von Dr. Silke Langenberg vom
Lehrstuhl Prof. Dr. Uta Hassler/ETH Zürich bestätigt den
Denkmalwert, beschränkt ihn allerdings auf die beiden
Umfassungswände mit der vorgehängten Gitterfassade aus
Kunststein-Elementen. Das Benehmen des LVRIRhAD zum geänderten
Schutzumfang erfolgte am 04.07.2007.
Die vorläufige Eintragung der Umfassungswände mit zweiseitig
vorgehängter Gitterfassade in die Denkmalliste gern. § 4 DSchG
NW erfolgte am 01.07.2007.
Gegen diesen Bescheid legte der Eigentümer mit Schreiben vom
10.07.2007 Widerspruch ein, der mit Schreiben vom 02.08.2007
begründet wurde. Der Widerspruch wurde am 09.11.2007 der
Bezirksregierung Düsseldorf zur Entscheidung vorgelegt. Bis
heute (Stand 10.07.2008) liegt noch kein Bescheid vor.
Am 31.08.2007 stellte die Metro-Group einen Abbruchantrag. Die
Bewertung und der Bescheid des Abbruchantrages konnte noch nicht
erfolgen, da Ende 2007 ein
Fassadenwettbewerb durch die Metro-Group ausgelobt wurde. Das
Stadtentwicklungsdezernat hat der Antragstellerin gegenüber
zugesagt, dass das Wettbewerbsergebnis, das im Herbst 2008
erwartet wird, in die Abwägung desdenkmalrechtlichen
Erlaubnisverfahrens maßgeblich einfließen wird.
Der Schutz von Baudenkmälern ist nach dem DSchG NRW zweistufig
gestaltet. Es ist zu trennen zwischen der konstitutiven
Begründung des Denkmalschutzes durch die Eintragung
( 3 DSchG NRW) und den Wirkungen des Denkmalschutzes ( 7 DSchG
NRW). Auf der ersten Stufe, die allein Gegenstand des aktuellen
Verfahrens (Unterschutzstellung) ist, findet eine
Interessensabwägung nicht statt. Hier ist allein die
Denkmaleigenschaft ausschlaggebend; einen Ermessensspielraum
gibt es nicht. Individuelle Belange der Eigentümer oder der
Nutzungsberechtigten wie z.B. Nutzungsinteressen und
Vermögensverhältnisse sind im Unterschutzstellungsverfahren
rechtlich unerheblich. Steht fest, dass es sich um ein
Baudenkmal handelt, so muss eine Eintragung erfolgen ( 3, Abs.
1).
Die Untere Denkmalbehörde hat im Benehmen mit dem LVRIRhAD als
weisungsunabhängige Gutachterbehörde den Denkmalwert der
Vorhangfassade des Kaufhofs festgestellt. Da das Objekt die
Voraussetzungen des o. zit. § 2, Abs. 1 DSchG NRW erfüllt, ist
die Eintragung vorzunehmen. Durch das DSchG NRW ist darüber
hinaus zwingend vorgeschrieben, auch solche denkmalwerten
Objekte unter Schutz zu stellen, deren Erhaltung aus anderen
Gründen nicht möglich sein wird.
Wirtschaftliche Interessen und Möglichkeiten, Fragen der
künftigen Nutzung bzw. Umnutzung, lnstandsetzungs- und
Sanierungsvorhaben sowie weitere Veränderungswünsche finden erst
in der zweiten Stufe des Denkmalschutzgesetzes, dem
Erlaubnisverfahren nach § 9 DSchG NRW Berücksichtigung. Hier
werden auch andere
öffentliche Belange abgewogen. Das Ergebnis einer Abwägung kann
letztlich auch die Beseitigung eines Denkmals verlangen, wenn
andere öffentliche Belange die des Denkmalschutzes überwiegen.
Kurzbeschreibung des Denkmals
1958 nach Plänen von Harald Loebermann und Helmut Rhode als
Kaufhaus Merkur für den Horten Konzern errichtetes Gebäude mit
zweiseitig vorgehängter Gitterfassade aus
Kunststein-Rahmenelementen („Kettenhemd“). Für Deutschland
prototypischer Gebäudetyp des Kaufhauses als kubisch
geschlossene Blockarchitektur mit teppichartig ornamentierter
Vorhangfassade (,‚Wabenfassade“) über durchfenstertem
Erdgeschoss.
Umfang des Denkmals
Das Denkmal umfasst die Außenwände des Gebäudes an seinen beiden
Hauptschauseiten entlang Düsseldorfer Straße und
Friedrich-Wilhelm-Straße einschließlich der vorgehängten
Gitterfassade aus Kunststein-Rahmenelementen. Das Innere des
Gebäudes, Raumstrukturen sowie ortsfeste und bewegliche
Ausstattung sind aus dem Schutzumfang ausgenommen.
Geschichte und Lage
Das Kaufhaus an der Düsseldorfer Straße 32-36 / Ecke
Friedrich-Wilhelm-Straße wurde 1958 (Bauantrag) als Kaufhaus
Merkur errichtet. Architekten waren Helmut Rhode und
Harald Loebermann. Die Kaufhauskette Merkur war seit 1953 eine
Marke des Horten-Konzerns.
Es handelt sich um ein sechs Geschosse aufragendes, streng
blockhaftes Gebäude, welches als Stahlbetonskelettbau mit
zweiseitig vorgehängter und bis auf wenige Unterbrechungen
ungeteilter Gitterfassade aus Kunstwerksteinen über einem
weitgehend in Schaufenster aufgelösten Erdgeschoss konzipiert
wurde. Die zwei zur Straßenkreuzung Düsseldorfer Straße und
Friedrich-Wilhelm-Straße orientierten Hauptschauseiten mit ihren
Vorhangfassaden kaschieren sowohl die Mehrgeschossigkeit des
kastenförmigen Aufbaus als auch verschiedene in der hinteren
Fassade angeordnete Fensteröffnungen des Warenhauses. Deutlich
ablesbar sind nur acht gleichformatige große Stahlfenster im 4.
Obergeschoss, welche als Band beziehungsweise eine durchgehende
Öffnung in die Vorhangfassade eingeschnitten sind und
ursprünglich der natürlichen Belichtung des dahinter
befindlichen Gastronomiebereiches dienten.
Zur Düsseldorfer Straße hin ist ein Glockenspiel angebracht. Das
Erdgeschoss liegt etwas zurück, so dass die „Box“ darüber in der
Ansicht gleichsam zu schweben scheint. Die Vorhangfassade
besteht aus 12 cm tiefen, aus hellem Kunststein gebildeten
rechteckigen Rahmenelementen, welche laut Baubeschreibung von
1958 aus vier mit einem Kunststoffkleber auf Epoxydharzbasis
miteinander verklebten Teilen gebildet und — mit kleinen
Abstandelementen - versetzt zueinander angeordnet sind.
Abgefangen wird die Vorhangfassade geschossweise über an den
Decken angesetzte Kragsteine aus Stahlbeton. Zusätzliche
Sicherung erfolgt durch vertikale Drahtanker hinter der vorderen
„Haut“. Laut Baubeschreibung sollten außerdem verschiedene
horizontale und vertikale Dehnungsfugen Spannungen in der
vorgehängten Fassade verhindern, die dahinter liegenden
Fassadenflächen dunkelgrau bis schwarz gestrichen werden.
Momentan ist die Konstruktion der Vorhangfassade an
verschiedenen Stellen durch nachträglich eingefügte
Stahlkonsolen unterstützt, die hintere Fassade blau gefasst.
Die Fassade erscheint in ihrer Gestalt ansonsten unverändert und
ihre Konstruktion grundsätzlich original vorhanden. Die
Fassadenstruktur, häufig umgangssprachlich als „Kettenhemd“
bezeichnend, ist bis auf obere und untere Abschlussbänder und
die dünnen Rahmungen der wenigen Fensterausschnitte ohne weitere
horizontale oder vertikale Unterteilung (auch nicht an den
Gebäudekanten) und besitzt daher ausgesprochen großflächigen
Charakter. Optische Wirkung und funktionale Begründung dieser
Gestaltung werden in der zeitgenössischen Baubeschreibung
treffend charakterisiert: „Vor die eigentliche Front des
Kaufhauses wird eine durchbrochene Fassadenhaut aus Kunststeinen
gelegt. Es wird hierdurch erreicht, daß ein klarer Baukörper
gebildet wird, und daß hinter der durchbrochenen Fassade die
Fenster des Kaufhauses nach den Bedürfnissen der inneren Nutzung
eingebaut werden können.“ Ein Indiz dafür, dass es sich um eine
bautechnisch innovative und ungewöhnliche Lösung handelte, ist
die Tatsache, dass das Bauaufsichtsamt der Stadt Duisburg vor
Genehmigung von den Architekten noch eine Detailbeschreibung der
vorgesehenen Technik anforderte, und dass offenbar im Vorfeld
diverse wissenschaftliche Gutachten hierzu angefertigt wurden.
Die an der Fassade bereits vorgenommenen Sicherungsmaßnahmen
unterstützen die ursprüngliche Konstruktion, ersetzen sie aber
nicht. Die für die Bedeutung des Gebäudes wesentliche äußere
Gestaltung ist augenscheinlich weitgehend original und
anschaulich erhalten.
"Kaufhof
Kaufhof Warenhaus AG
Unternehmensform Aktiengesellschaft
Gründung
1879
Unternehmenssitz Köln, Deutschland
Unternehmensleitung Lovro Mandac
Mitarbeiter
25.000 (2006)
Umsatz
3,609 Mrd. EUR (2006)
Branche
Einzelhandel
Produkte
Textil, Hartwaren, Lebensmittel
Website
www.galeria-kaufhof.de
Begründung des Denkmalwertes
Das Kaufhaus Düsseldorfer Str. 32-36 ist bedeutend für die
Geschichte des Menschen, da es ein charakteristisches und
anschaulich erhaltenes Beispiel einer Baugattung darstellt, die
symbolhaft für Umstände und Erfolg des „Wirtschaftswunders“
steht und somit einen wichtigen, historisch abgeschlossenen
Abschnitt der Kultur- und Wirtschaftsgeschichte in Deutschland
verkörpert.
Warenhäuser stellen eine heute mittlerweile rund 150 Jahre alte
Bauaufgabe dar, die mehrere Phasen durchlaufen hat. Das hier
behandelte Objekt ist zeitlich in der dritten Phase, dem
Wiederaufbau der Warenhausunternehmen nach weitgehender
Zerstörung ihres Bestandes im Zweiten Weltkrieg, zuzuordnen (zur
Einteilung Irrgang 1980). Direkte bauliche
Vorläufer sind in Deutschland die um die Jahrhundertwende
erstmals entstandenen großen Warenhauspaläste der ersten und die
in der Zwischenkriegszeit Ideen und Konzepte der Moderne
aufgreifenden Warenhäuser der zweiten Generation. Die dritte
Generation ist gekennzeichnet vom wirtschaftlichen Aufschwung
Deutschlands. Alte und neue Unternehmen, z.T. aus „arisiertem“
Besitz erwachsen oder wiedererstanden, überzogen große und auch
kleinere Städte mit Filialen. Vor allem die Horten-Häuser mit
ihren charakteristischen Fassaden, ein prägnantes Beispiel für
modernes „Corporate ldentity“ in der Architektur, sind „zu einem
Signum des in Erfüllung gegangenen deutschen Wirtschaftswunders“
geworden (Mönninger, S. 199), da sie die unerwartet schnell
gewachsene Massen-Kaufkraft, zunächst in der Bundesrepublik,
später auch in der DDR repräsentierten.
Inzwischen gilt jedoch die prägende Zeit des Kaufhauses selbst
in Großstädten als weitgehend beendet, sind
Einzelhandels-Discounter einerseits, Einkaufszentren neuen Typs
andererseits an seine Stelle getreten. Bezeichnenderweise ist im
letzten Jahrzehnt eine Fülle von Studien und Artikeln
erschienen, die sich dem Kaufhaus als wirtschafts- und
kulturgeschichtlichem Phänomen und Symbol widmen.
Als gegen Ende der 50er Jahre entstandenes Warenhaus zeigt der
Duisburger Merkur-Bau die sowohl baulichen als auch
gestalterischen Zeichen der neuen Planungstheorien sowie die
Auswirkungen des wirtschaftlichen Aufschwunges auf den
Warenhausbau und dessen Ausstattung, zumal als letztes
erhaltenes Zeitzeugnis dieser Bauaufgabe in der Duisburger
Innenstadt nach Abbruch des 1948-50 erbauten ersten
Horten-Warenhauses an der Königstraße.
Das Kaufhaus ist bedeutend für Duisburg, erstens bezogen auf
örtliche Verhältnisse im Sinne der oben dargelegten Bedeutung
für die Geschichte des Menschen, zweitens und vor
allem, weil Duisburg innerhalb der bundesrepublikanischen
Kaufhausgeschichte sowie der Geschichte des Horten-Konzerns eine
zentrale Rolle spielt.
Das inzwischen abgebrochene Karstadt-, vormals Horten-Kaufhaus
an der Königstraße (1948-50) war nach übereinstimmender Meinung
in der Literatur der erste Kaufhaus-Neubau nach dem Zweiten
Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland. Bauherr war das
wiedererstandene Unternehmen von Helmut Horten, dessen
Unternehmerkarriere 1936 ebenfalls in Duisburg begonnen hatte.
Die
Kaufmannsfamilie Horten ist seit 1710 in Kempen / Niederrhein
nachweisbar. Der Kaufhaus-Konzerngründer Helmut Horten (1909-1
987) entstammte einem Juristen- und Beamtenzweig der Familie;
sein Vater war Senatspräsident am Oberlandgericht Köln, sein
Großvater Reichsgerichtsrat am Reichsgericht Leipzig. Er selbst
erhielt im Tietz-Warenhaus Düsseldorf eine Ausbildung zum
Textilkaufmann. 1936 wurde er Abteilungsleiter in einem (bereits
„arisierten“) Textilkaufhaus in Köln. Im selben Jahr kaufte
Horten sein erstes eigenes Kaufhaus, das Kaufhaus Alsberg in
Duisburg - wie die weiteren, die in rascher Folge hinzu kamen,
jüdischer Besitz (Wattenscheid, Gevelsberg, Königsberg,
Marienburg und Marienwerder). Durch Kriegszerstörungen und
Verluste im ehemaligen Ostdeutschland zunächst schwer getroffen,
begann mit der Duisburger Neueröffnung 1950 die beispielhafte
Nachkriegskarriere Hortens.
1953 erwarb er die Mehrheit an der in den 1930er Jahren
enteigneten, nach 1945 aber vorübergehend wieder in Besitz der
(jüdischen) Familie Schocken befindlichen
„Merkur“-Kaufhauskette. Ein Jahr später kam die DEFAKA-Kette von
Jakob Michael, einem ebenfalls jüdischen, nach Amerika
ausgewanderten Unternehmer, hinzu. Zahlreiche
Zweigniederlassungen, mit einem Schwerpunkt zunächst in
zentralen Orten am Niederrhein, ließen die Helmut-Horten-GmbH
zum zeitweilig viertgrößten Kaufhauskonzern in Deutschland
(hinter Kaufhof, Hertie und Karstadt) wachsen: Ende der 50er
Jahre existierten je 22 DEFAKA und Merkur-Kaufhäuser unter ihrem
Dach (später alle schrittweise in Horten umbenannt). Horten galt
vor allem als sehr dynamisches, innovationsfreudiges
Unternehmen: so erweiterte man in den 1950/60er Jahren als erste
das Warenangebot um Lebensmittelläden und fachgeschäftartige
Abteilungen.
1969 wurde der Konzern in eine AG umgewandelt; Helmut Horten
verkaufte seine Anteile bereits bis 1972 an ein Bankenkonsortium
und zog sich in die Schweiz zurück. Kurz vor Hortens Tod 1987
entfachte der Schriftsteller F.C. Dellus eine heftige
öffentliche Debatte, als er in einem Werk die (zweimalige)
Grundlegung von Konzern und Reichtum des Kaufhausgründers auf
(z.T. zwangsweise „arisiertem“) jüdischem Besitz anprangerte und
als ein Symbol der Schattenseiten von deutscher Politik und
„Wirtschaftswunder“ im 20. Jahrhundert beschrieb.
Zu Duisburg, „wo sich das Zentrum seiner unternehmerischen
Aktivitäten befand“ (wichtige Duisburger Persönlichkeiten wie
Ernst Wilhelm Bohle, Hans Gatermann und Wilhelm Großhans waren
dem Unternehmen verbunden), hat Horten auch intensive
gesellschaftliche Bindungen gepflegt. „Vor allem für Duisburg
... wurde Horten nach dem Krieg ein wichtiger Förderer. Er wurde
Mitglied des Duisburger Clubs Raffelberg, dem er u.a. einen
centre court für große Tennisturniere bauen ließ, förderte den
Fußball, den Duisburger Karneval und stiftete dem Duisburger Zoo
einen Elefanten. Lediglich der Wunsch, in Duisburg ein Kabarett
nach Berliner Vorbild zu installieren, konnte nie ausgeführt
werden“ (Zitat aus wikepdia Artikel zu H. Horten).
Dynamik und lnnovationskraft des Horten-Konzerns drückten sich
auch im frühen und konsequenten Streben nach Markenidentität
durch Design und Architektur aus. Die bald sprichwörtliche
„Horten-“ oder „Eiermann-Wabe“ wurde nicht nur das Logo des
Hauses, sondern ganz allgemein standen die charakteristischen
Horten-Häuser lange Jahre als — bewundertes und geschmähtes -
Synonym für Kaufhausarchitektur: die „Kaufhauskiste“ mit
vorgehängter Wabenfassade. Und das Kaufhaus an der Düsseldorfer
Straße, das Horten für seine neue, von Schocken erworbene Marke
„Merkur“ errichten ließ, nachdem das Haus an der Königstraße
1955 an das Konkurrenzunternehmen Karstadt verkauft worden war,
war deutschlandweit der Prototyp dieses Gebäudetyps.
Zum Zeitpunkt der Errichtung des hier behandelten Gebäudes sind
sowohl die Person Helmut Horten als auch sein Unternehmen
bedeutend für die Stadt Duisburg. Die Tatsache, dass Horten
seinen Firmensitz wenige Jahre zuvor — 1955 - nach Düsseldorf
verlegt, ändert an dieser Tatsache nichts. Das an Karstadt
veräußerte Warenhaus an der Königstraße,
welches im Jahr 2005 abgebrochen wurde, hatte als erster großer
Warenhausneubau der Nachkriegszeit sicher einen hohen Wert für
die Stadt Duisburg, v.a. aber auch regionale Bedeutung. (Zum
Zeitpunkt des Abbruchantrages waren die
Tatbestandsvoraussetzungen gemäß § 2 DSchG NRW nicht in Form
eines Gutachtens nachgewiesen, so dass eine rechtliche Basis für
eine Unterschutzstellung nicht gegeben war). Die Eröffnung des
ersten Bauabschnitts nach nur 100 Tagen Bauzeit wird von Horten
als herausragende Wiederaufbauleistung zu Werbezwecken
vermarktet und der Bau entsprechend publiziert. Die 1950 bis
1952 als Muschelkalkverblendung ausgeführte Fassade des Gebäudes
(Entwurf Emil Fahrenkamp) ist beispielhaft für zahlreiche
nachfolgende Warenhausbauten.
Für das Horten-Unternehmen selbst scheint 1958 jedoch die
Errichtung des vollkommen neuartigen und in die Zukunft
weisenden Hauses an der Düsseldorfer Straße Priorität gehabt zu
haben. Das neue Duisburger Warenhaus stellt genau wie der „Bau
der 100 Tage“ an der Königstraße das erste, in Deutschland
realisierte Gebäude des neuen Warenhaustyps dar. Die Eröffnung
des Merkur-Hauses in Duisburg bei gleichzeitiger Aufgabe des
bekannten Warenhauses an der Königstraße zeigt den Aufbruch des
Unternehmens in eine neue Phase. Dass dieses Gebäude nicht in
einer anderen Stadt sondern eben in Duisburg errichtet wird,
zeigt die Verbundenheit des Unternehmens zur Stadt
beziehungsweise, welche Bedeutung ihr von Seiten des
Unternehmens Ende der 50er Jahre beigemessen wird.
An der Erhaltung und Nutzung des Kaufhaus-Gebäudes in Duisburg,
Düsseldorfer Str. 32-36 besteht ein öffentliches Interesse aus
wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen Gründen, da
es sich um den Prototyp eines bedeutenden und bekannten
Gebäudetyps in Deutschland handelt, des Kaufhauses als kubisch
geschlossene Blockarchitektur mit teppichartig ornamentierter
Vorhangfassade (,‚Wabenfassade“) über durchfenstertem
Erdgeschoss. Der Fassade des Duisburger Merkur-Warenhauses kommt
als in Deutschland zum ersten Mal in dieser Form errichteter
Warenhausfassade sowie auch im Diskurs um die Urheberrechte an
dieser Konzeption und Gestaltung eine Schlüsselrolle zu.
Das Duisburger Kaufhaus ist in zeitgenössischen
Architekturzeitschriften offenbar nicht publiziert worden. Es
blieb daher überregional lange unbeachtet, seine Rolle als
Prototyp der Wabenfassade wurde vielmehr durch die unmittelbar
nachfolgenden Horten-Kaufhäuser des berühmten Architekten Egon
Eiermann für Stuttgart und Heidelberg in den Hintergrund
gedrängt. So galt Eiermann auch bis vor kurzem als „Erfinder“
der volkstümlich bezeichnenderweise auch nach ihm benannten
Fassadenlösung („Eiermann-Wabe“). Erst in den letzten beiden
Jahrzehnten hat die Forschung herausarbeiten können, dass der
Duisburger Bau und seine Architekten Helmut Rhode und Harald
Loebermann die eigentlichen Vorreiter dieser Konzeption waren.
Architekturgeschichtliche Darstellungen der Kaufhausgeschichte
konzentrieren sich häufig auf die Anfänge (z.B. der berühmte
Schinkel-Entwurf von 1827) bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts.
Kennzeichnend für diese Phase ist der zumeist repräsentative und
ästhetisch unmittelbar ansprechende Charakter dieser Gebäude,
oft palastartig prachtvoll und aufwendig dekoriert, verbunden
mit innovativen, jedoch überwiegend im Inneren verborgenen
bautechnischen Lösungen (z.B. frühe Skelettkonstruktionen; Eisen
und Glas als Baumaterialien in Galerien und Hallen u.ä.).
Nach dem Zweiten Weltkrieg findet in dieser Hinsicht eine
bezeichnende Veränderung statt. Zwar kann z.T. weiterhin von
durchaus innovativen bautechnischen Lösungen gesprochen werden
(z.B. bei der Vorhangfassade), die maßgebliche gestalterische
Entwicklung bewegt sich aber weg von Repräsentationsbauten hin
zu funktionalistischen Entwürfen, welche die betriebstechnischen
Erfordernisse des Bautyps innen wie außen weitergeben - mit
zwischen Radikalität und Banalität pendelnder Haltung: die
sprichwörtliche Warenhaus-“Kiste“.
Ab 1950 gab es in Deutschland wieder Kaufhaus-Neubauten durch
rasch wieder kapitalkräftige Konzerne. Innerhalb der wieder
aufgebauten Innenstädte wurden die Kauf- und Warenhäuser mit
ihrem umfassenden Warenangebot zum Symbol des
Wirtschaftswunders. Gestalterisch waren die ersten Jahre noch
unentschieden und man bediente sich verschiedener
Formensprachen, von traditionalistisch (Natursteinfassaden) bis
funktionalistisch-modern (Skelett-Konstruktionen mit
Rasterfassade). In den zeitgenössischen Architekturzeitschriften
werden Kauf- und Warenhäuser ab Mitte der 1950er Jahre vermehrt
behandelt, als sich mit der „curtain wall“ eine neue
eigenständige lkonographie herauszubilden begann. Für eine kurze
Zeit waren es Konstruktionen aus horizontalen
Fenster-/Brüstungsbändern, die das Erscheinungsbild bestimmten.
Berühmt wurde die von der Kaufhof-Bauabteilung (Architekten:
Hermann Wunderlich/Reinhold Klüser) entwickelte Aluminium/Glas-
Rasterfassade in zwei unterschiedlichen Grüntönen, die zum
Markenzeichen der Häuser dieses Konzerns wurde. Fassaden dieses
Typs sind inzwischen als wichtige architektonische Zeugnisse
ihrer Zeit erkannt und stehen z.B. in Köln bereits unter
Denkmalschutz.
Während sowohl konstruktive Rasterfassaden als auch
Fenster-Brüstung-Curtain-Walls noch einer vertrauten Auffassung
von Fassadengestaltung entsprachen, die die großen Volumina der
Gebäude zu mildern versuchte, entstand gegen Ende der 1950er
Jahre aus der Kombination der Möglichkeiten der curtain-wall und
den funktionalen Gegebenheiten des Kauf- und Warenhauses eine
neue Formensprache: die teppichmusterartig ornamentierte
Vorhangfassade (fast) ohne Fensteröffnungen, die zumindest in
den Obergeschossen ohne sichtbare Geschoss- oder
Stützenrasterteilungen auskam. Das Warenhaus wurde damit
monumentalisiert, auf eine funktionale Urform mit zugleich hohem
Signal- und Wiedererkennungswert zurückgeführt.
Die dahinter stehenden funktionalistischen Überlegungen
schilderte die Bauwelt 1958 so: „Im vorigen Jahrhundert ordnete
man in großen Warenhäusern einen zentralen Lichthof an, um die
Verkaufsräume ausreichend zu beleuchten. Der dadurch entstandene
Verlust an Verkaufsfläche in den oberen Geschossen war aber
verhältnismäßig groß, so dass man später auf unwirtschaftliche
Lichthöfe verzichtete, um die große Fläche der Obergeschosse
besser zum Verkauf nutzen zu können. Vollkommen verglaste
Außenwände brachten aber für den inneren Betrieb des Kaufhauses
erhebliche Nachteile. Ein Kaufhaus mit seinen großen ungeteilten
Räumen hat nur wenige Wandflächen. Diese Wände sind aber für die
Aufstellung von Schränken und Regalen sehr wichtig. Bei der
Ausdehnung des Grundrisses großer Warenhäuser reichte die
natürliche Belichtung selbst bei ganz in Glas aufgelösten
Fassaden für die tiefen Räume nicht aus. Muss man aber die
Verkaufsräume künstlich belichten, so kann man auch an den
wertvollen Frontwänden Regale aufstellen. (...) In künstlich
belichteten Verkaufsräumen ist man von den Zufälligkeiten des
Tageslichts (...) unabhängig. Außerdem lassen sich Heizung und
Lüftung in einem geschlossenen Bau leichter regeln.“
Nach Vorläufern in den USA war ein viel publiziertes und
beachtetes Vorbild das Kaufhaus Bienenkorb in Rotterdam (1957,
Architekten: Marcel Breuer, A. Elzas, D. Schwartzman; New York!
Amsterdam): ein konsequent kastenförmiger Kubus, dessen
Travertinfassade in den Obergeschossen nur durch kleine
Schlitzfenster geöffnet wurde und ansonsten ein ornamentales
Bienenwabenmuster trug. Beim Merkur-Kaufhaus in Duisburg als dem
Prototyp dieser Bauweise in Deutschland handelt es sich zwar
noch nicht um das stilisierte „H“ der späteren Horten-Fassade,
sondern um ein kettenhemdartiges Raster aus kleinen
rechteckigen, durch Abstandstücke versetzt zueinander
angeordneten Kunststeinrahmen, trotzdem müssen Rhode und
Loebermann als die „Erfinder“ des später zumeist „Eiermann Wabe“
genannten Prinzips gelten. Egon Eiermann besorgte bei seinen
Entwürfen für die Horten- bzw. Merkur-Häuser in Heidelberg und
Stuttgart (1959) die Verfeinerung des Entwurfgedankens in Form
von stilisierten „H“-Keramikelementen, deren Netz allerdings
i.d.R. durch eine Hängekonstruktion aus Stahlstäben verstärkt
werden musste. (Dabei ist festzuhalten, dass die von Horten seit
den 60er Jahren immer wieder verwendeten, das stilisierende „H“
darstellenden Fassadensteine nicht auf einen Entwurf Egon
Eiermanns, sondern ein von Helmut Rhode für die Düsseldorfer
Hauptverwaltung gestaltetes, wenig später auch als Markenzeichen
des Unternehmen geschütztes Türdrücker-Motiv zurückgehen).
Während der Duisburger Bau in der überregionalen Publizistik
nicht wahrgenommen wurde, gab es um die Heidelberger und vor
allem die Stuttgarter Planungen Eiermanns heftige Diskussionen,
bei denen diese neue Art und Weise der Kaufhaus-Gestaltung
kritisiert und verteidigt wurde. In Stuttgart war Anlass die
Tatsache, dass zugunsten der Kaufhaus-,,Kiste“ das berühmte
Schocken-Kaufhaus von Erich Mendelsohn beseitigt werden sollte.
Eiermann sah sich genötigt, seinen Entwurf öffentlich zu
verteidigen. Er tat dies nicht mit ästhetisch gestalterischen,
sondern allein mit den oben geschilderten funktionalen
Argumenten - was allerdings gemäß lmmo Boyken in seinem Fall
nicht restlos überzeugt, hatte Eiermann die maschen- oder
wabenartige Fassadenstruktur doch schon vorher an einem anderen
prominenten Gebäude verwendet: der
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Festzuhalten bleibt,
dass der Eiermann-Entwurf fortan als Standard von Horten
verwendet wurde und seine beträchtliche imagefördernde
Signalwirkung bis heute, lange nach Ende des Horten-Konzerns
bewahrt hat.
Auch wenn die denkmalpflegerische Problematik des
Mendelsohn-Abrisses in Stuttgart in diesem Zusammenhang ohne
Belang ist, ist hier schon angelegt, was in der Folgezeit bei
der Beurteilung dieser Kaufhausarchitektur immer auch eine Rolle
spielte: die Meinung, dass es sich hierbei um ein maßstabs- und
gestaltloses Niedergangsphänomen der Baukultur handele (,‚Das
Kaufhaus Schocken in Stuttgart, das den Zweiten Weltkrieg wie
durch ein Wunder überstanden hat, aber 1960 abgerissen und durch
ein Betonwaben-Monstrum von geradezu bösartiger Hässlichkeit
ersetzt wurde, . ..“; Gottfried Knapp in der Süddeutschen
Zeitung v. 16.02.2000). Zwar gab es um 1960 gerade in
Fachkreisen viele Verteidiger dieser radikalen
funktionalistischen Idee, doch hinzu kam, dass Bauten dieser Art
oft bewusst rücksichtslos in vorhandene Altstadt- oder
Altbaustrukturen hineingestellt wurden. Der architektonische und
städtebauliche Zeitgeist bot hierfür noch eine breite Grundlage
- auch wenn die Bauwelt schon 1961 fragte, ob dies noch etwas
mit Baukunst“ zu tun habe. Nur vereinzelt regten sich
grundsätzliche Bedenken - so in Münster, als dort 1962 ebenfalls
eine Horten-Wabenfassade in der wieder aufgebauten Altstadt
errichtet werden sollte (Entwurf: Hentrich & Petschnigg). Z.T.
heftige Auseinandersetzungen folgten in vielen anderen Städten,
die heute schon wieder Teil einer Geschichte der Stadtplanung
und der städtebaulichen Denkmalpflege sind. Die Kaufhauskonzerne
gingen teilweise dazu über, Fassaden und Baukörper wieder zu
untergliedern. Doch schon 1962 bemerkte Helmut Hentrich dazu,
dass das schlichte Hinzufügen einiger vertikaler oder
horizontaler Streifen innerhalb der Hortenfassade das Problem
nicht löse und zudem zu architektonisch schlechteren Lösungen
führe als das wenigstens „ehrliche“ Grundmodell.
Architekturkritiker stellten in den 1970er!BOer Jahren fest,
dass Kompromiss-Lösungen wie z.B. das signethafte Anbringen
einer kleinen Waben-Fläche an einer ansonsten „angepassten“,
natursteinernen Fassade schlechter und lächerlicher seien als
das radikale Original. Der Kritiker Falk Jäger schildert 1980 in
der Deutschen Bauzeitung süffisant das Beispiel des damaligen
Horten- Neubaus in Andernach, wo der Konzern eine solche
Kompromiss-Fassade bauen wollte, die Stadt selbst aber auf einer
großflächigen Wabenfassade bestand und diese auch durchsetzte
(noch dazu an einem Bau, der außer als Kaufhaus zur Hälfte auch
als Rathaus der Stadt dient!).
Bis dahin weitgehend unbekannt, haben erstmals die Dissertation
von T. lrrgang 1980 und der darauf basierende Artikel von F.
Jäger in der Deutschen Bauzeitung 1980 die
architekturgeschichtliche Bedeutung des Duisburger
Merkur-Kaufhauses aufgezeigt. Seither ist es in der
Fachliteratur vielfach erwähnt und abgebildet worden:
H.G. Pfeiffer (1996), S. 76f: „Um von dem mit 50 KM/h durch die
Straßenschluchten der Städte fahrenden Kunden wahrgenommen zu
werden, bedurfte es einer Fassadengestaltung, die sich vom
architektonischen Umfeld als Blickfang abhob und zugleich über
Merkmale verfügte, die auch andernorts eine Wiedererkennung
zuließen. Hier leistete Helmut Rhode Pionierarbeit. Seine
erstmals 1958 am Merkur-Gebäude in Duisburg eingesetzte
Gitterwerkfassade ... erfüllte diese Ansprüche. ‚Dieser
netzartigen Vorhangfassade (Fassadentyp 3), die sich als zweite
Haut 40 cm vor der eigentlichen Fassade befindet, kommt für die
Erscheinungsformen der folgenden Jahrzehnte eine Art
Schlüsselfunktion zu.‘“ (Abb. S. 77)
H. Frei (1997), S. 148: „1955 übernahm diesen Bau [ Horten-Haus
in Duisburg von 1950; Verf.] die Rudolph Karstadt AG, während
Horten in Duisburg ein anderes Warenhaus errichtete, das einen
der interessantesten Geschäftsbauten der Nachkriegszeit
darstellte und unter dem Namen ‚Merkur‘ firmierte.
Charakteristisch sollte seine oft verschmähte, aber künstlerisch
höchst anspruchsvolle wie gleichzeitig praktische Vorhangfassade
werden.“ (Abb. S. 149) F. Hoebel (2004), S. 191: „Mit der
Fassade des Kaufhauses Merkur in Duisburg (Harald Loebermann und
Helmut Rhode, 1958) aus Kunststeinwaben war eine Richtung
gewiesen, deren weitere Erprobung Helmut Horten mehreren
Architekten gleichzeitig übertrug, so auch Egon Eiermann bei dem
Stuttgarter Haus.“
W. Pehnt (2005) S. 320: „Im Westen hielten strukturierte
Keramik- oder Kunststoffelemente Einzug, seitdem Egon Eiermann
und andere Architekten sich nicht zu schade gewesen waren, für
die Warenhauskette Merkur/Horten diese flirrenden, bald aber
langweilenden Kunststoffhäute zu entwerfen. Der Konzern nutzte
sie als leicht erkennbares Markensignet im Stadtbild. Früheste
Horten-Filiale scheint das Kaufhaus Merkur in Duisburg (1958)
von Harald Loebermann und Helmut Rhode gewesen zu sein.“ (in
diesem derzeit aktuellsten Standardwerk zur deutschen
Architekturgeschichte im 20. Jahrhundert ist das Kaufhaus eines
von lediglich sieben erwähnten Bauwerken in Duisburg).
Die noch stark antikapitalistisch-kulturkritisch beeinflusste
und sachlich etwas schwammige Bewertung Pehnts kann
stellvertretend für ältere Meinungen stehen, die außer acht
lässt, dass diese funktional sowie warenästhetisch verdichtete
Architektur inzwischen durchaus verbreitet differenziertere
Beurteilung erfährt. Spezielle Ausprägungen, die tatsächlich
auch direkte Bezüge zur zeitgenössischen Op-Art aufweisen wie
die ehem. Centrum- und Konsument-Kaufhäuser in Dresden und
Leipzig, stehen nicht nur unter Denkmalschutz, aktuelle
Abrisspläne sind auch überregional auf breite Kritik gestoßen.
Aber auch die einfachere bzw. frühere Variante, vielerorts akut
gefährdet oder bereits beseitigt, findet inzwischen sachliche
Würdigung nicht nur als kultur- und architekturgeschichtliches
Phänomen, sondern auch wegen ihrer architektonischen Qualitäten
(z.B. aktuell ehem. Centrum-Kaufhaus in Suhl, ehem. Horten in
Hamm, Diskussionen und Presseartikel in Viersen 2000). Auch die
jüngsten Ausstellungen zur deutschen Architekturgeschichte im
20. Jahrhunderte gaben diesem Bautyp entsprechenden Raum.
Am Rande sei erwähnt, dass auch funktional ähnlich gelagerte
Kulturbauten wie z.B. Museen öfter das gleiche Prinzip eines
streng kubischen Baukörpers mit in Fenstern aufgelöstem,
zurückversetztem Erdgeschoss und einer vollständig geschlossenen
Obergeschoss-“Box“ (eventuell durch Materialwahl oder Ornament
gestaltet) verwendeten. Ein frühes, mit dem Kaufhaus Merkur etwa
zeitgleiches Beispiel ist der — denkmalgeschützte —
Erweiterungsbau des Kestner-Museums in Hannover (1958-61), auch
die (abgerissene) Kunsthalle und das Römisch-Germanische-Museum
in Köln können als jüngere Bauten der 1960er Jahre angeführt
werden.
Architekturgeschichtlich begründetes Erhaltungsinteresse besteht
ferner, da es sich bei Helmut Rhode um einen renommierten
Architekten handelt, und um sein erstes Projekt in einer
Baugattung, mit der er und sein Büro später international
bekannt werden sollten.
Helmut Rhode wurde am 24.10.1915 in Berlin geboren. An der
dortigen TU absolvierte er auch sein Architekturstudium, bei den
Professoren Hans Poelzig, Hermann Jansen und Heinrich Tessenow.
Ein Wohnhaus in Hochheim am Main war 1938 das erste nach seinem
Entwurf ausgeführte Gebäude. Noch im selben Jahr ließ sich Rhode
in Düsseldorf nieder. Nach einer kurzen Phase im Büro von Helmut
Hentrich und Hans Heuser machte er sich 1950 selbständig. Unter
seinen späteren Namen Rhode, Kellermann, Wawrowsky bzw. ab
1971 „RKW“ wuchs sein Büro zu einer der großen deutschen
Architektengemeinschaften, mit Hauptsitz ist Düsseldorf.
Überregional bekannt machten Rhode die Verwaltungsgebäude der
ARAG-Versicherung (1956) und der Horten AG am Seestern in
Düsseldorf (1961), letzteres das erste Großraumbüro in
Deutschland, das heute unter Denkmalschutz steht. Zahlreiche
weitere Verwaltungsgebäude großer Unternehmen und Verbände
folgten. Besonderes Profil erlangten Rhode und später RKW im
Kaufhaus-, Warenhaus- und Einkaufszentrumbau. Hier verzeichnet
das Büro eine seit 1958 bis heute fortbestehende Tradition, die
es zu einem führenden Planer in diesem Sektor in Deutschland
machten (es ist sicher bezeichnend, das zwei in den letzten fünf
Jahren erschienene Standardwerke zu dieser Baugattung mit
Werkbeschreibungen des Büros RKW verbunden worden sind). Das
Kaufhaus Merkur in Duisburg von 1958 steht dabei am Anfang einer
Entwicklung, die über zahlreiche kleinere Gebäude wie Karstadt
in Rheydt, die DEFAKA-Häuser in Krefeld und Stuttgart oder auch
das Horten-Gebäude in Viersen hinführte zu Dimensionen wie der
vielbeachteten Ladenstraße „Galerie Kleiner Markt“ in Saarlouis
und dem CentrO in Oberhausen, für dessen Generalplanung
ebenfalls RKW verantwortlich zeichnen.
Am 06.10.1995 ist Rhode knapp achtzigjährig in Düsseldorf
gestorben.
An der Erhaltung und Nutzung des Kaufhaus-Gebäudes in Duisburg,
Düsseldorfer Str. 32-36 besteht ein öffentliches Interesse aus
städtebaulichen Gründen, da der große, einheitlich strukturierte
Bauköper in Ecklage an einer vielbefahrenen Straße und vor allem
die Hauptansichtsseiten der Vorhangfassade (Düsseldorfer Straße
/ Friedrich-Wilhelm-Straße) erhebliche Prägekraft und Dominanz
auf ihre Umgebung besitzen.
Neben der raumprägenden Größe des Hauses verbunden mit seiner
gut sichtbaren Lage sind als Wirkqualitäten auch die von Pehnt
angesprochene optische Flimmerwirkung der scheinbar ins
Unendliche gesteigerten Kleinstruktur der Fassade einerseits,
die von Pfeiffer angedeutete Ausrichtung auf den vorbeifahrenden
Autofahrer andererseits anzuführen.
In diesem Zusammenhang wird auch auf die Darstellung der
wissenschaftlichen, architekturgeschichtlichen Gründe verwiesen,
die für eine Unterschutzstellung sprechen, insofern als die hier
angesprochene städtebauliche Wirkkraft und Dominanz des Gebäudes
— gemessen an der umgebenden Bebauung - in Großflächigkeit und
Detailgestaltung der
Fassade sowie deren Fernwirkung zu suchen ist.
Quellen
- Gutachten des Landschaftsverbandes Rheinland! Rheinisches Amt
für Denkmalpflege vom 30.05.2006 gemäß 22 (3)
Denkmalschutzgesetz NRW zum Denkmalwert gemäß § 2 (1)
Denkmalschutzgesetz NRW.
- Gutachten von Dr. des Silke Langenberg! ETH Zürich vom
25.04.2007 zum Denkmalwert des ehemaligen Merkur-Warenhauses in
Duisburg
Literatur (in Auswahl und chronologischer Reihenfolge 1.
Geschichte und Architektur von Kaufhäusern
- Bauwelt 1958 Heft 15, Themenheft Kaufhäuser, darin S.340-343:
Der „Bijenkorf“ in Rotterdam.
Fa: in-Rapport. In: Bauwelt 1961, S.1294.
- 1 s lrrgang: Deutsche Warenhausbauten. Entwicklung und
heutiger Stand ihrer B€ -‚ Bau- und Erscheinungsformen. Diss. TU
Berlin 1980.
- F ager: Zum Thema Warenhaus. In: Deutsche Bauzeitung 1980
H.12, 5. 9-18.
- Wuif Schirmer (Hg.): Egon Eiermar Bauten und Projekte.
Stuttgart 1984, darin S. 59-71: Immo Boyken: Die Architektur
Eiern‘ ns aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Christian Schramm: Deutsche Warenhausbauten. Ursprung,
Typologie und Entwicklungstendenzen. Aachen 1995.
- Architektur für den Handel. Kaufhäuser, Einkaufszentren,
Galerien; Geschichte und gegenwärtige Tendenzen; mit einem
Werkbericht der Architekten RKW, Basel 1996, darin
S.64-142: Hans Georg Pfeifer: Die Entwicklung von Kauf- und
Warenhäusern in Deutschland von der Nachkriegszeit bis heute.
- Helmut Frei: Tempel der Kauflust. E Geschichte der
Warenhauskultur. Leipzig 1997.
- RKW. Rhode, Kellermann, Wawrowsky; Architektur + Städtebau,
Ostfildern-Ruit 1998, darin S. 326-339: Manfred Sack: Helmut
Rhode. Memoriam.
- Architektur im 20. Jahrhundert — Deutschland. Hrsg. v. Romana
Schneider u.a., München 2000, darin S. 1 9 Michael Mönninger:
Tauschen und konsumieren.
- Petra Ralle: K equenz Abriss. Das (un)vermeidbare Ende des
Kaufhauses Schocken von Erich Menoc in Stuttgart, Stuttgart
2002.
- Annemarie Jaeggi (Hg.): Egon Eiermann (1 904-1 970). Die
Kontinuität der Moderne, Osifildern-Ruit 2004, darin S. 190-193:
Friederike Hoebel: Kaufhaus Merkur Stuttgart, 1959-
1961; und S. 74-82 dies.: „Im unzertrennlichen Zusammenklang des
Außen und Innen“. Eine Betrachtung cer räumlichen Fassaden von
Egon Eiermann.
- Anna Minta: Der Silberwürfel kann gefallen. Fall eines
DDR-Riesen: In Dresden wird der Abriß des Centrum-Warenhauses
geplant. In: FAZ 15.12.2005. (s.a. http:llwww.centrum
warenhaus-dresden.de).
- Matthias Grünzig: Suhl — Dem ehemaligen Centrum-Warenhaus
droht der Abriss. In: Bauwelt 2006 H.12, S. 4. II. Horten /
Duisburg
- o.T. (Festschrift zur Einweihung des Kaufhauses Horten in
Duisburg, 20.09.1950), Privatbesitz. - Schreiben d. Architekten
H. Rhode an das Bauaufsichtsamt d. Stadt Duisburg v.
25.07.1958, betr. Fassade des Kaufhauses Merkur Duisburg
(Hausakte der Stadt Duisburg / im Archiv d. Verf.). - Jakob
Hermes: Die Kempener Kaufmannssippe Horten. In Heimatkalender
Kreis Kempen
Dr. Claudia Euskirchen, Untere Denkmalbehörde Duisburg
Der
Kunde ist König. Zumindest im Einzelhandel.
"Die Kaufhof Warenhaus AG mit Firmensitz in Köln betreibt 113
Warenhausfilialen in über 80 deutschen Städten und 15 Filialen
in 12 belgischen Städten. Auf insgesamt 1,5 Millionen
Quadratmetern Verkaufsfläche wurde 2006 ein Jahresumsatz von 3,6
Milliarden ? erzielt. Mehr als 2 Millionen Menschen betreten
täglich eines der Warenhäuser von `Kaufhof', `Galerie Kaufhof'
und `Galeria INNO' (Belgien). Das Warenhaus in Duisburg gehört
mit seinen über 15.000 qm Verkaufsfläche auf 6 Verkaufsebenen zu
den größeren Häusen des Unternehmens. Aus der Tradition von
`Horten' kommend, wurde das Gebäude 1959 gebaut," beschreibt
Johanna Groeneweg - de Kroon, Geschäftsführerin der Filiale in
Duisburg, den Duisburger Kaufhof. 160 Mitarbeiter sind in
Duisburg beschäftigt. Kommen 15.000 bis 20.000 pro Tag, kaufen
6.000 bis 9.000 auch tatsächlich ein. "Unser Konzept der
`Warenwelten' fügt zusammenhängende Waren in eine Erlebniswelt
zusammen. Erdgeschoß: die "Welt der schönen Dinge", 1. Etage:
Damen, 2. Etage: Herren, 3. Etage: Heimwelt, 4. Etage: Elektrik
- so könnte man das Ergebnis beschreiben. "Die Idee, die
dahinter steckt, heißt `Fishable Merchandising. Wir setzen die
Ware in Szene. Wir wollen eine attraktive Werbung betreiben.
Wichtig ist für uns auch, daß unsere Mitarbeiter Kontakt zu den
Kunden haben und sie beraten können. Sie werden in dieser
Hinsicht weiterentwickelt. Die Leute zwischen 25 und 45 Jahren
gehören zu unserer Hauptzielgruppe."
Etwa ein Drittel des Jahresumsatzes wird in der Adventszeit
erzielt. Insbesondere Uhren, Schmuck und Spielwaren werden dann
verkauft. Inzwischen kommen auch extrem viele Niederländer, wie
Groeneweg - de Kroon betont. "Das CentrO in Oberhausen hat 300
Busse aus den Niederlanden pro Tag. Wir nehmen die Konkurrenz
an. Wir machen jetzt auch direkt Werbung in den Niederlanden."
Wie die Planungen für 2008 aussehen? Die Metro plant, der
Galeria Kaufhof als Gebäude ein neues Gesicht zu geben. "Die
entsprechenden Planungen dafür sind bereits angelaufen."
Duisburg ändert sich zur Zeit schnell und stark. Die Diskussion
und MultiCasa und das Form ist beendet. "Zum Glück hat sich die
Kommunalpolitik für das Forum entschieden. Der jahrelange
Stillstand ist beendet. In den kommenden Jahren wird sich
Duisburg komplett verändern," blickt Groeneweg - de Kroon in die
Zukunft. Die gelernte Juristin stammt aus einer
Unternehmerfamilie. "Jura liegt mir nicht unbedingt. Ich habe
lieber mit Menschen zu tun. Ein Headhunter warb mich 2004 für
Galeria Kaufhof an. Das Firmenkonzept überzeugte mich schnell.
Außerdem wollte ich schon immer ins Ausland."
Kaufhof oder auch Galeria Kaufhof ist eine Warenhauskette der
Metro Group.
Geschichte
Ihre Geschichte geht bis 1879 zurück, als Leonhard Tietz in
Stralsund ein kleines Geschäft für Garne und Knöpfe, Stoffe und
Wollwaren eröffnete. Seine Geschäftsgrundsätze (Festpreise,
Barzahlung und Rückgaberecht) waren damals ein absolutes Novum.
Das erste reguläre Mehrabteilungs-Kaufhaus Deutschlands nach
französischem Vorbild eröffnete er dann im ersten großen
Industriezentrum Deutschlands in Wuppertal-Elberfeld (siehe
hierzu auch die WDR Dokumentation ?Von Stralsund über Elberfeld
nach Köln�) 1885 und verlegte auch den Firmensitz zu diesem
Zeitpunkt nach Elberfeld. 1891 eröffnete er in Köln auf der Hohe
Straße ein kleines Kaufhaus als Filiale zu seinem ersten
Kaufhaus und damaligen Firmensitz in Wuppertal. 1905 wurde die
Leonhard Tietz AG gegründet. Diese AG bestand bis 1933. Um die
durch die NSDAP angestrebte Auflösung des Unternehmens zu
verhindern, erfolgte die Umbenennung in Westdeutsche Kaufhof AG
und Veränderungen in den Führungsgremien. Die jüdische Familie
Tietz emigrierte derweil ins Ausland. 1965 erwirtschaftete der
Kaufhof-Konzern rund 2,940 Milliarden DM.
Anteile
Zur Kaufhof Holding gehörten bis zur Fusion 1996 mit der Metro
Cash & Carry die Marken:
* Kaufhof (Warenhäuser)
* Horten (Warenhäuser), Kette ab 1994 von Kaufhof Holding
übernommen und schrittweise in Kaufhof-Warenhäuser umfirmiert
* Galeria Horten (Warenhäuser), ab 1988 neuartige
Konzept-Warenhäuser, später Galeria Kaufhof
* Kaufhalle (Warenhäuser), ab September 2000 durch Oviesse
betrieben
* Multistore (Warenhäuser), ab September 2000 durch Oviesse
betrieben
* Media Markt (Elektrofachmärkte)
* Saturn (Elektrofachmärkte), 1985 übernommen und zur
deutschlandweiten Kette ausgebaut
* Vobis (Computerfachmärkte)
* Gemini (Medien-Märkte)
* Völkner (Versand und Fachmärkte für Elektronik)
* Reno (Schuhfachmärkte)
* Mac Fash (Textilfachmärkte)
* Oppermann (Versand von Werbeartikeln)
* Hawesko (hanseatisches Wein- und Sektkontor)
* HIT-Holland (Touristik)
* Jacques� Wein-Depot (Weineinzelhandel)
* Kaufhaus Kerber (Haupthaus in Fulda - heute in Kaufhof
integriert, Filialen in Alsfeld, Gießen, Herford, Lüneburg,
Mayen, Siegen, Soest und Suhl)
Heute gehören zur Kaufhof Warenhaus AG in Deutschland folgende
Marken:
* Galeria Kaufhof/Kaufhof (114 Filialen inklusive Lust for Life,
Sportarena)
* Carschhaus (Düsseldorf)
* Sportarena (13 Filialen)
* KIM
* Gemini (Personalservice)
* emotions (Das Konzept wurde Anfang 2005 eingestellt.)
* MoKi (Mode für Kinder)
* Galeria-Kaufhof.de (Online-Shop)
Auf dem belgischen Markt besitzt die Kaufhof Warenhaus AG 100 %
der Inno S.a.r.l., die mit 15 Warenhäusern der Marke * Galeria
Inno vertreten ist," berichtet die Internetenzyklopädie
Wikipedia. |