CD-Besprechung Petra Hammesfahr Das letzte
Opfer
Alle 2 Jahre, jeweils am 14. September, schlägt ein Mörder
mit schöner Regelmäßigkeit zu. Stets gehören junge Frauen zu
seinen Opfern. Drei Leichen findet die Polizei. Fünf Frauen
werden aber noch immer vermisst. Der 14. September 1990 fällt
allerdings aus dem Rahmen. An diesem Tag gibt es kein Opfer.
Dafür ist es der Tag, an dem Karen Stichler einen alten Mann auf
dem Fahrrad überfahren hat.
Ulrich Pleitgen heißt der Sprecher, dessen Stimme hier zu hören
ist. Jahrgang 1945, ist ihm seine inzwischen jahrzehntelange
Präsenz in Bühne, Film und Fernsehen deutlich anzusehen. Sehr
gepflegt spricht er hier. Hörbücher scheinen sein Metier zu
sein; schließlich wirkte er schon in vielen mit.
Doch Vorsicht! Hörbücher sind nicht unbedingt das beste Medium
für einen Krimi. Es fehlt die Spannung und die Dramatik, wie sie
beispielsweise Hörspielen zu eigen ist. So gekonnt die Lesung
auch ist, so fehlen ihr gewisse Elemente. Ohne großen Schaden zu
nehmen hätte die Handlung hier leicht umgeschrieben werden
können. Verschiedene Sprecherrollen, Hintergrundgeräusche,
Jingles und ein wenig Musik hätten dem Krimi schon gut getan.
Die Handlung wirkt sehr brav und bieder, fast schon
gutbürgerlich. Kein abgehalfterter Detektiv zieht hier als
einsamer Steppenwolf seine Kreise. Die Hauptdarsteller
entstammen dem deutschen Mittelstand. Ihren miefen Staub
verspürt man fast schon auf der Zunge.
Der erste Satz. Im Journalismus gilt er als der schwierigste. Er
soll spannend sein und in das Thema einführen. Im übertragenen
Sinne ist dieses Hörbuch mein erster Satz. Ich wollte dieses
Hörbuch als Einstieg in die Romane von Petra Hammesfahr nutzen.
Der Versuch misslang.
CD-Besprechung Jules Verne Von der Erde zum Mond?Die
Mitglieder des "Kanonen Clubs" in Baltimore sitzen nach dem Ende
des amerikanischen Bürgerkriegs gelangweilt herum. Da schlägt
der Präsident vor, eine Kanone zu bauen, die so groß ist, dass
sie ein Geschoß auf den Mond befördern kann. Alle gehen das
Projekt voller Euphorie an. Bis ein geheimnisvoller Besucher aus
Europa auf eine noch kühnere Idee kommt: auch Menschen mit
dieser Kanone zum Mond zu befördern, steht als Inhaltsangabe auf
der Rückseite der CD Hülle.
Rufus Beck ist sicherlich ein hervorragender Leser. Ihm ist die
Begeisterung für den Text durchaus anzuhören. Für mich ist der
Text aber nicht dazu geeignet, als Lesung auf CD gebannt zu
werden. Mal davon abgesehen, dass er zu schwülstig, zu
umständlich und zu ausschweifend gestaltet ist, bietet er sich
geradezu dazu an, in ein Hörspiel umgestaltet zu werden. Allein
schon verschiedene Sprecherrollen und Hintergrundgeräusche
würden die Geschichte schon aufwerten. Aber was rede ich da?
Dies ist (leider) nicht der erste Text, der als Lesung verhunzt
wurde. Ein so maßloser und überzogener Text gehört zumindest in
der vorliegenden Form nicht auf CD: selbst als Lesung hätte er
um die vielen Übertreibungen gekürzt werden müssen.
Jules Verne. Von der Erde zum Mond; Hörbuch Hamburg Verlag
Margrit Osterwold 2005; 4 CD 282 Minuten; Regie: Margrit
Osterwold; Sprecher: Rufus Beck; Musik: Parviz Mir-Ali; ISBN: 3
89903 303 5 - CD Besprechung Jules Verne Reise um
den Mond
Die drei Freunde Barbicane, Nicholl und Ardan starten ihre
Reise zum Mond. Dabei werden sie von der Anziehungskraft des
Mondes eingefangen. In ihrem Projektil kreisen sie nun um den
Erdenbegleiter. Wenn die drei Reisenden durch den Mondschatten
fliegen, müssen sie mörderische Kälte überstehen.
Sauerstoffmangel bedroht sie. Ein auf ihre Weltraumkugel
zuschießender Meteorit explodiert kurz vor dem Zusammenstoß mit
der Kugel. Erst eine Idee Barbicanes bewahrt die Reisenden
davor, für immer im Weltraum zu bleiben.
Der Bühnen-, Film- und Fernsehschauspieler Rufus Beck (Jahrgang
1957) gestaltet die Lesung. Gelegentliche Musiksplitter lockern
war die Lesung auf, verhindert allerdings nicht, daß eine
eigentlich spannende und lesens-/hörenswerte Geschichte im
Grunde genommen zu langweilig präsentiert wird. Eine Erweiterung
in Richtung Hörspiel würde eine Geschichte wie diese nur
aufwerten. Hintergrundgeräusche und verteilte Sprecherrollen
seien hier nur als Beispiele genannt. Beck gelingt es zwar, der
Figur Ardan einen französischen Akzent zu verpassen. Dieser wird
aber so übertrieben eingesetzt, daß es fast schon wieder
unglaubwürdig wirkt. Warum also nicht einen französischen
Muttersprachler einsetzen, der die Sprecherrolle übernimmt?
Als Hörer möchte man noch viele andere Verbesserungsvorschläge
machen. Wer der Geschichte zuhört, erwartet Geräusche einer
startenden Rakete genauso wie Geräusche vom Leben an Bord oder
von der Heimkehr. Der Hörbuch Verlag Hamburg gibt das Hörbuch
zwar heraus; produziert wurde es aber vom Hessischen Rundfunk.
Da kann man als Literaturliebhaber einen Sinn für Dramatik und
Höreffekte erwarten.
Jules Verne: Reise um den Mond; Hörbuch Verlag Hamburg 2005; 3
CD; 222 Minuten; ISBN 3 89903 304 3
CD Besprechung Reise um die Erde in achtzig Tagen
Jules Verne: Reise um die Erde in achtzig Tagen; Produktion:
Hessischer Rundfunk 2001; Veröffentlichung Hörbuch Hamburg
Verlag Margrit Osterwold 2001; 6 CD Gesamtspielzeit 427 Minuten;
Sprecher: Rufus Beck
ssm Jahre 1872 gibt es eine Neuigkeit, die um die Welt geht:
Der Exzentriker Phileas Fogg wettet in seinem Londoner Club,
dass es unter günstigsten Umständen und Ausnutzung aller zur
Verfügung stehenden Verkehrsmittel eine Möglichkeit gibt, die
Erde in 80 Tagen zu umrunden. Mit dabei ist sein gerade
eingestellter Diener Passepartout. Dieser wollte eigentlich die
Sesshaftigkeit und Stetigkeit eines englischen Gentleman
kennenlernen. Weit gefehlt: Eine wilde Jagd quer um den Globus
beginnt. Zeitgleich wird der dreiste Bankräuber gejagt, der es
wagte, am helligten Tage die "Bank of England" um ziemlich viel
Geld zu erleichtern.
Die Geschichte, um die es hier geht, ist eigentlich bekannt. Das
Buch selbst ziemlich erfolgreich wurde schon mehrfach verfilmt.
Daher ist es schon ein Wagnis, die Geschichte als Lesung auf CD
zu bannen. Welche Geschichte eignet sich zum Hörspiel, wenn
nicht diese? Mir ist es völlig unverständlich, warum der
Hörverlag eine Lesung daraus macht. So sehr sich Rufus Beck auch
bemüht, so wenig kann er den Charme der Geschichte angemessen
wiedergeben. ?Es ist schon eine Frechheit und Unverschämtheit,
ein solches Hörbuch auf den Markt zu werfen, schießt es mir
durch den Kopf. Nicht nur, dass Lesungen oft genug Langeweile
und Monotonie verbreiten; insbesondere die Filme bieten eine
Vergleichsmöglichkeit, die Maßstäbe bietet.
In dem gleichnamigen amerikanischen Film aus dem Jahre 1956
spielt David Niven unter der Regie von Michael Anderson den
Phileas Fogg. 70.000 Statisten wurden in 13 Ländern eingesetzt.
Der Film wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet. So berichtet es
das beigefügte Textblatt. ?Was für ein Aufwand, schießt es mir
durch den Kopf. Und frage mich gleich: ?Warum gibt sich der
Verlag nicht mehr Mühe und setzt beispielsweise verschiedene
Sprecherrollen und Hintergrundgeräusche als Stilelemente ein?
CD Besprechung Verne Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
Jules Verne: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde; Produktion
Mitteldeutscher Rundfunk / Radio Berlin Brandenburg 2005
Veröffentlichung Der Hörverlag 2006; 2 CDs Gesamtspielzeit: 156
Minuten; Hörspielbearbeitung und Regie: Leonhard Koppelmann;
Regieassistenz: Corinna Waldbauer und Matthias Seymer;
Dramaturgie: Steffen Moratz; Komposition: Henrik Albrecht;
Technik: Holger König, Thorsten Weigelt, Robert Baldowski und
Jean Boris Szymczak; Sprecher: Wolf Dietrich Sprenger, Florian
Lukas, Bjarne Henriksen und viele andere.
Professor Lidenbrock, kauziger Experte in Sachen Steine und
Mineralien, findet in einem alten isländischen Buch eine
Wegbeschreibung ins Erdinnere. Mit seinem Neffen Axel steigt er
durch einen Vulkankrater hinab und entdeckt eine atemberaubende
Welt voll faszierender Landschaften und Lebewesen.
Die Geschichte ist eigentlich bekannt. In Vernes Phantasie
gelingt es einem (wohlgemerkt!) deutschen Forscher, was bis
heute noch niemandem gelangt. Professor Lidenbrock entdeckt den
Mittelpunkt der Welt!
Die akustische Umsetzung gefällt mir. Mit verschiedenen
Sprecherrollen (die teilweise ineinander übergehen), Musik und
Hintergrundgeräuschen werden alle Register der Hörspielkunst
gezogen. Das Hörspiel ist absolut professionell gemacht und
absolut hörenswert. Dies ist eines der perfektesten Hörspiele,
die ich je gehört habe. Ich kann dem Mitteldeutschen Rundfunk
nur mein Kompliment aussprechen. Hier stimmen literarische und
künstlerische Qualität absolut überein.
Cornelia Funke: Herr der Diebe;
4 MC; 473 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Hessischer
Rundfunk Veröffentlichung: Jumbo Neue Medien & Verlag 2000; Ton:
Jens Kronbügel; Produktion und Regie: Jens Kronbügel und Anja
Hasse; Musik und Komposition: Jens Kronbügel; Sprecher: Rainer
Strecker; ISBN: 3-89592-475-X
"Bo und Prosper sind nach Venedig ausgerissen, in die Stadt der
Engel und goldenen Löwen. Als die Mutter gestorben war, sollte
der kleine Bo von Prosper getrennt werden. In den Gassen und
Winkeln Venedigs richten sich die Brüder ein wildromantisches
"Sternenversteck" ein. Ihr Anführer ist der `Herr der DiebeŽ.
Er zeigt aber nie sein Gedicht," berichtet die Inhaltsangabe.
Krimi, Jugendbuch und Abenteuerbuch - alles in einem ist dieses
Hörbuch. Was sich vordergründig an Kinder und Jugendliche
richtet, ist auch für jung gebliebene Erwachsene gut geeignet.
Die Lesung wird von gelegentlicher klassischer Musik
unterbrochen.
Ich gebe gerne zu, dass ich Lesungen eigentlich nicht mag. Oft
genug ist es sehr monoton, über längerer Zeit nur ein und
derselben Stimme zu lauschen. Unter hörakustischen
Gesichtspunkten erscheinen Hörspiele abwechslungsreicher und
somit besser hörbar.
Bei der vorliegenden Produktion stört mich dieser vermeintliche
Nachteil nicht. Die Geschichte ist spannend. Sie ist
atmosphärisch und menschlich dicht erzählt. Hier geht es nicht
um gewöhnliche Krawallaction. Die Geschichte wird feinfühlig und
einfühlsam erzählt. Trotz der überlangen Spielzeit macht es
Spaß, dieser Produktion zu lauschen. Die Autorin beschreibt
Werte wie Familie, Freundschaft, Zuverlässigkeit und
Zusammengehörigkeit, die in Zeiten der äußeren Anfeindung
besonders wichtig sind.
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Peter Hoeg: Fräulein Smillas
Gespür für Schnee; 2 MC 110 Minuten Gesamtspielzeit;
Produktion und Veröffentlichung: der hörverlag Stuttgart 1995;
Toningenieur: Roland Seiler; Schnitt: Regina Kraus;
Regieassistenz: Stefan Klawitter; Musik: Peter Zwetkoff; Regie:
Hermann Naber; Hörspielbearbeitung: Valerie Stiegele; Sprecher:
Krista Posch, Rosemarie Fendel, Jürgen Thormann, Hans Peter
Hallwachs, Markus Hoffmann und viele andere; ISBN: 3895840270
"Im Kopenhagener Hafen wird ein neunjähriger Junge aufgefunden.
Tot. Spuren auf dem Dach. Für die Polizei steht die Todesursache
fest: Unfall. Nur Fräulein Smilla glaubt an Mord. Doch je
entschlossener sie nachforscht, um so entschiedener werden die
Versuche, sie aus dem Weg zu räumen," berichtet die
Inhaltsangabe.
Peter Hoeg ist Däne. Er wurde 1957 in Kopenhagen geboren. Er
lebt heute als freier Autor in der Nähe seiner Geburtsstadt.
Sein drittes Buch ist auch sein bislang erfolgreichstes. Es
liegt nun hier als Hörbuchproduktion vor.
Diese Hörspielproduktion bietet gute Unterhaltung. Eine
Grönländerin glaubt nicht an den Unfalltod eines kleinen Jungen;
also macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder. Der Krimi
wird atmosphärisch, erzählerisch und menschlich dicht erzählt.
Jesaja heißt der kleine, tote Junge. Sein Tod geht Fräulein
Smilla sehr nahe. An anderen Stellen ist sie aber sehr
abgebrüht. Beide Sachen passen aber nicht zueinander. Dies ist
aber auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich hier anbringen
kann. Alles in allem gefällt mir das Hörbuch. Ich kann es nur
weiterempfehlen.
Jean-Claude Izzo: Total Cheops; Produktion DeutschlandRadio
1997 Veröffentlichung Die Audio DeutschlandRadio Marketing GmbH
2002; 2 CDs Gesamtspielzeit 103 Minuten; Sprecher: Hans Peter
Hallwachs, Hilmar Eichhorn und andere; Hörspielbearbeitung:
Harald Brandt; Ton: Bernd Friebel; Schnitt: Monika Brummund;
Regieassistenz: Heike Tauch; Regie: Ulrich Gerhard
Fabio Montale kehrt nach Marseille zurück. Doch die Stadt seiner
Jugend gleicht einem Pulverfass. Konkurrierende Banden, die
Schlägertrupps der Front Nationale und die Polizei bekämpfen
sich. Als zwei Freunde aus alten Tagen erschossen werden, wird
Fabio aktiv.
Dies ist eines der Hörbücher, die ich schnell beiseite lege.
Inhaltlich und handwerklich gefällt es mir überhaupt nicht. Es
ist eine Vermischung aus Kriminalliteratur und Beschreibung
sozialer Verhältnisse. Da ich noch nie in Marseille gewesen bin,
kenne ich die Verhältnisse dort nicht. Sie interessieren mich
aber auch nicht besonders; daher möchte ich auch nichts darüber
in einem Krimi erfahren. Hinzu kommt: Die Handlung spielt in
kleinkriminellen Kreisen. Ihre Welt ist nicht meine; es fällt
mir schwer, mich da hineinzuversetzen. Inhaltlich schätze ich
doch mehr Krimis, die sich in gutbürgerlichen Kreisen bewegen.
Und handwerklich? Eigentlich schätze ich ja Hörbücher. Doch hier
muss ich aufpassen, dass ich nicht den Anschluss verliere. Die
Handlung verläuft nämlich in schneller Abfolge und wirkt daher
an manchen Stellen wirr und konfus auf mich. Ist es schon
schwierig, mich in ein südfranzösisch-hafenstädtisches Ambiente
hineinzuversetzen, verliere ich durch die akustische Umsetzung
erst recht die Lust, zuzuhören. Ach, hätten die Produzenten doch
die Leichtigkeit des Seins entdeckt. Schließlich liegt in der
Ruhe die Kraft.
Fred Vargas: Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord;
Produktion: Südwestrundfunk 2003 Veröffentlichung: Der Audio
Verlag 2004; 1 CD Gesamtspielzeit 55 Minuten; Regie: Annette
Kurth; Sprecher: Ulrich Matthes, Ulli Philipp
"Als auf Pariser Bürgersteigen über Nacht Kreidekreise
erscheinen, in ihrer Mitte jeweils ein anderer Gegenstand, nimmt
nur einer die Sache ernst: Jean-Baptiste Adamsberg, der neue
Kommissar im 5. Arrondissement. Ihm haftet zwar ein sonderbarer
Ruf an, diesem seltsam intuitiven Mann von irritierender
Schönheit, und doch: Eines Nachts geschieht, was Adamsberg
befürchtet hat: Es liegt ein toter Mann im Kreis."
So steht es als Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle.
Irgendwann bin ich dann doch furchtbar irritiert. Anfangs
erscheint der Roman sehr ungewöhnlich, zumindest was den Inhalt
anbelangt. Doch im Laufe der Handlung entsteht eine sehr
durchschnittliche Geschichte mit einem sehr gewöhnlichen Motiv
für die Morde, die hier passieren.
Handwerklich ist die Geschichte durchaus gelungen. Verschiedene
Sprecherrollen, Musik und Hintergrundgeräusche werden hier als
Stilelemente eingesetzt. Sonst passiert es dem geneigten Hörer
wie mir, nämlich, dass er quasi zurückspulen muss, weil der den
roten Faden verloren hat.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Hörbuch wirklich
weiterempfehlen kann. Wer Fred Vargas kennenlernen möchte - so
wie ich -, kann gerne zu dieser CD greifen. Sie wird es ihm
ermöglichen, sich ein eigenes Urteil zu bilden.
"So weit so gut" sagt man beim (mündlichen) Erzählen, wenn man
einen Teil der Erzählung abgeschlossen hat und nun zum nächsten
Teil überleitet. "So gut" heißt eine CD von Herbert Grönemeyer,
die 1992 bei Intercord Ton GmbH veröffentlicht wurde. Die CD
enthält 10 (zumeist) Liebeslieder aus den Jahren 1979 bis 1986,
von denen "Total egal" und "Musik nur, wenn sie laut ist" die
bekanntesten sind.
Gute deutschsprachige Hausmannskost bietet Grönemeyer. Schlecht
sind die Lieder nicht, nur eben Durchschnitt und Mittelmaß. Ich
bin mir nicht sicher, ob ich mich in einer Woche noch an die
Lieder erinnern werde. Ein Lied, das mir exorbitant gefällt und
das ich gerne ein zweites Mal anhöre, ist jedenfalls nicht
dabei.
Ich hoffe ja nicht, dass ich zu streng über die Lieder urteile.
Auf mich machen sie aber keinen bleibenden Eindruck. Inhaltlich
und musikalisch sind die Lieder noch weit von der erfolgreichen
Musik des Herbert Grönemeyer entfernt. Daher frage ich mich
schon, warum die Lieder vom Verlag noch einmal auf den Markt
geworfen wurden. Naiv, wie ich bin, dachte ich immer, dass nur
die erfolgreichen und guten Lieder auf eine Best-of-CD
zusammengefaßt werden. Anscheinend bin ich da wohl wirklich zu
blauäugig.
Die Gruppe Kraftwerk veröffentlichte ihre Platte "Die Mensch -
Maschine" im Jahre 1978. "Der Roboter" ist darin ihr
bekanntestes Lied.
Ich höre mir die CD Mitte November 2006 an. Und bin von dieser
Kombination aus Musik, Computerklängen und Stimme sehr angetan.
Auch wenn sie schon fast 30 Jahre als ist, hört sich diese Musik
trotzdem sehr modern und aktuell an. Verglichen mit dieser Musik
wirkt so mancher HipHop und Rap aus heutigen Tagen irgendwie
eintönig und langweilig.
Ich habe nun keine Ahnung, wie Musikwissenschaftler über diese
Platte urteilen. Eine Sache wundert mich persönlich. Als die
Platte auf den Markt kam, war ich gerade einmal 10 Jahre alt. Da
es sehr verpönt zu sein scheint, im Radio deutschsprachige Musik
zu spielen, taucht ein Titel wie "Der Roboter" dementsprechend
in keiner Oldie-Sendung auf. Trotzdem ist er mir über all' die
Jahrzehnte im Gedächtnis geblieben.
Als ich die CD höre (dort ist "Der Roboter" das allererste
Lied), erkenne ich das Lied sofort wieder. Woran es liegt, dass
sich das Lied so tief in mein Langzeitgedächtnis eingegraben
hat? An seiner Qualität? An Text und Komposition? Oder seiner
Originalität? Ich habe keine Ahnung. Möglicherweise ist es eine
Mischung aus allem. Ich habe auch keine Ahnung, ob die CD
überhaupt noch auf dem Markt erhältlich ist. Auch wenn die CD
nicht überschäumend großartig ist, kann ich jedem Leser nur
empfehlen, sich die CD irgendwo zu besorgen, `reinzuhören udn
sich überraschen zu lassen. Lohnen tut es sich auf jeden Fall.
Gehört Düsseldorf eigentlich zum Ruhrgebiet? So richtig
eigentlich nicht, oder? Wurde die Stadt früher "die Schreibstube
des Ruhrgebiets" genannt, so ist sie heute Heimat der
Punkrockband "Die Toten Hosen" um Sänger Campino.
Ihr Werk "125 Jahre Die Toten Hosen - Auf dem Kreuzzug ins
Glück" fällt mir in der Stadtbibliothek Duisburg in die Hände.
Auch wenn es eine Doppel-CD ist - ich leihe sie mir aus. Ob mir
die Musik gefällt? Ja, auf jeden Fall. Guter alter Rock ist hier
zu hören. Wie gesagt: Ich bin kein Musikexperte; daher werde ich
jetzt auch eine hochwissenschaftliche Analyse anstellen können.
Die Texte sind - wen wundert`s - auf Deutsch. Da ich noch in
einer Zeit aufgewachsen bin, in der deutschsprachige Musik
(jenseits aller Pseudo - Musik) geschätzt wurde, es also auch
noch deutschsprachige Pop-Musik gab, schätze ich es durchaus,
die Texte zu verstehen.
Eine Sache gebe ich gerne zu: Eigentlich bin ich ja gar kein Fan
von lauter Musik. Rhythm`m'Blues, Reggae und die Musik von Abba,
Supertramp und Rod Stewart sind eher mein persönlicher
Geschmack. Warum ich mir dan die Toten Hosen antue? Es hat was
mit lokaler Verbundenheit, aber auch Neugierde, Interesse und
das Verlangen, bisher Versäumtes nachzuholen, zu tun.
Die Hosen kannte ich bisher nur aus der Tagespresse und den
Musikkanälen im Fernsehen. "Der Kreuzzug ins Glück" ist als eine
erste gute Gelegenheit, die Musik der Hosen auf Schallplatte /
CD zu hören. Leider fehlt hier der Beipackzettel, so dass ich
weder Liedtexte noch sonstige Informationen zur Hand habe -
irgendein Blödmann hat nur das Umschlagsbild übriggelassen und
den Rest abgeschnitten. Irgendeinen Nachteil hat es immer wenn
man sich eine CD ausleiht. Und trotzdem: Ich bin schon richtig
gespannt auf die nächsten Werke, die ich mir ausleihen werde.
Alexandre
Dumas: Der Graf von Monte Christo; 3 CDs;
Hörspielbearbeitung: Helmut Peschina; Regie: Walter Niklaus;
Musik: Mario Peters; Sprecher: Ernst Jacobi, Mathieu Carrieré,
Thomas Holtzmann, Angelica Domröse, Cornelius Obonya, Ulrich
Wildgruber und viele andere; Ton: Dietmar Hagen; Schnitt: Holger
Kliemchen, Produktion: Mitteldeutscher Rundfunk / Bayerischer
Rundfunk / Österreichischer Rundfunk 1997 Veröffentlichung: Der
HörVerlag 1997; ISBN: 3-89584-417-9
Der junge Seemann Edmond Dantès kehrt mit der "Pharaon", einem
Schiff des Reeders Morrel, nach Marseille zurück. Dantès, der an
Bord erster Offizier ist, genießt die Wertschätzung Morrels und
soll zum Kapitän befördert werden. Auch sein privates Glück
scheint perfekt: Er liebt die schöne Katalanin Mercedes, die
Hochzeit des Paares ist beschlossene Sache.
Während der Fahrt der "Pharao" ist der bisherige Kapitän Leclère,
ein Anhänger Napoleons, verstorben. Auf dem Sterbebett vertraut
er Dantès ein Paket an und befiehlt ihm, es dem Großmarschall
Bertrand auf der Insel Elba auszuhändigen, wohin Napoleon ins
Exil verbannt wurde. Dantès erfüllt den letzten Wunsch des
Kapitäns, erhält auf Elba wiederum einen Brief Napoleons und den
Auftrag, diesen in Paris einem bestimmten Mann zu überbringen.
Dantès merkt in seiner Unerfahrenheit und Naivität nicht, wie
seine glücklichen Lebensumstände von Neidern in seiner Umgebung
aufgenommen werden, die er für seine Freunde hält: Danglars,
Zahlmeister an Bord der "Pharao" und neidisch auf Dantès' steile
Karriere, belauscht das Gespräch zwischen Dantès und Leclerc und
beobachtet Dantès' Aktivitäten auf Elba mit Argwohn. Ferdinand
Mondego, ein mittelloser katalanischer Fischer von impulsivem
Temperament, liebt Mercedes (die seine Cousine ist) mit wildem
Begehren und würde alles tun, um Dantès loszuwerden.
Am Vorabend der Hochzeit von Dantès und Mercedes spinnt Danglars
eine Intrige gegen Dantès, indem er ihn als bonapartistischen
Agenten denunziert: Er entwirft einen Denunziationsbrief, den er
zerknüllt und wegwirft, den Ferdinand schließlich aufhebt und
heimlich zur Post bringt. Zeuge der Verschwörungsszene wird
Caderousse, ein Nachbar von Dantès, der betrunken ist und nicht
eingreift. Während der Hochzeitsfeier am folgenden Tag, noch vor
der Eheschließung, wird Dantès verhaftet und dem
Untersuchungsrichter Villefort vorgeführt. Villefort, der vor
dem Verhör seine Verlobung mit Renée von Saint-Méran gefeiert
hat erkennt schnell die Unschuld des jungen Mannes und will ihn
gerade wieder in die Freiheit entlassen, als er erfährt, an wen
der kompromittierende Brief Napoleons adressiert ist: an
Noirtier, Villeforts eigenen Vater! Noirtier ist ein bekannter
Parteigänger Napoleons, während Villefort die Interessen des
jetzt herrschenden Königshauses vertritt. Würde die Affäre um
den Brief bekannt, könnte dies seinem beruflichen Aufstieg zum
Staatsanwalt großen Schaden zufügen. Deshalb vertuscht Villefort
alle Spuren und schickt Dantès ohne Gerichtsverhandlung in das
berüchtigte Gefängnis Château d'If, eine Festungsinsel vor der
Küste von Marseille.
Kerkerhaft, Flucht und Reichtum
Dort verbringt Dantès unschuldig 14 Jahre in Kerkerhaft. Er
verzweifelt und beschließt, Selbstmord zu begehen, indem er
keine Nahrung mehr zu sich nimmt. Kurz vor seinem Tod hört er
Klopfgeräusche, und sein Lebenswille kehrt zurück. Die Geräusche
stammen von dem Gefangenen Abbé Faria, der einen Tunnel gräbt,
sich in seinen Berechnungen geirrt hat und so den Weg in Dantès'
Zelle findet. Zwischen Dantès und Faria entsteht eine innige
Freundschaft. Der alte Geistliche, der von großer Gelehrsamkeit
ist, wird für Dantès ein Mentor und väterlicher Freund. Er
erteilt Dantès Unterricht in einer Vielzahl von Wissenschaften
und Sprachen. Es gelingt Faria, die Ursache von Dantès'
Verhaftung und Einkerkerung zu rekonstruieren. Daraufhin schwört
Dantès sich selbst unerbittliche Rache an denen, die sein
Lebensglück zerstört haben.
Während ihrer täglichen Gespräche graben sie einen weiteren
Tunnel, der sie in die Freiheit führen soll. Faria erlebt die
Fertigstellung des Tunnels nicht mehr, sondern erleidet einen
Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmt. Einen dritten, tödlichen
Anfall erwartend, vertraut er Dantès sein größtes Geheimnis an:
das Wissen um einen Schatz, der die Reichtümer des
Grafengeschlechts Spada begründete und im 15. Jahrhundert vom
damaligen Grafen Spada aus Furcht vor den mörderischen
Machenschaften des Papstes Alexander VI. und dessen Sohn Cesare
Borgia auf der unbewohnten Insel Montecristo vergraben wurde.
Faria war Privatsekretär des letzten Grafen der nun
ausgestorbenen Adelsfamilie. Er bestimmt Dantès zu seinem Erben
und vermacht ihm den Schatz.
Nach dem Tod Farias wird dessen Leichnam von den Wärtern in
einen Leichensack eingenäht, um ihn in die See zu werfen. In
einem unbeobachteten Moment gelingt es Dantès, den Platz im
Leichensack statt der Leiche einzunehmen und wird über die
Festungsmauer ins Meer hinabgeworfen. Er befreit sich aus dem
Leichensack und wird von einem Schmugglerboot gerettet. Er
bleibt einige Monate bei der Schmugglerbande und dient ihnen als
Seemann. Bei einem Zwischenstopp auf der Insel Montecristo
findet Dantès den Schatz, der, wie sich herausstellt, von
ungeheurem Wert ist. Als reicher Mann kehrt er nach Frankreich
zurück.
Belohnung der Wohltäter
Hier stellt er Nachforschungen an: über seine einstigen Freunde
und über diejenigen, denen er Rache geschworen hat. Dabei tritt
er in verschiedenen Verkleidungen und unter verschiedenen Namen
auf: als exzentrischer Lord Wilmore, als italienischer
Geistlicher namens Abbé Busoni und als geheimnisvoller Sindbad
der Seefahrer.
Er besucht Caderousse, seinen einstigen Nachbarn, der jetzt
einen heruntergekommenen Landgasthof führt. Von ihm bekommt
Dantès in Gestalt des Abbé Busoni die Bestätigung, dass die von
Faria rekonstruierte Verschwörung der Wahrheit entspricht. Von
ihm erfährt er auch, dass die Beteiligten gesellschaftlich
aufgestiegen sind und hohe Positionen bekleiden: Danglars ist
durch Börsenspekulation zu Reichtum gekommen, er ist jetzt Baron
und vermögendster Bankier von Paris, Villefort ist königlicher
Prokurator und verkörpert Recht und Gesetz im Königreich,
Mondego hat militärisch Karriere gemacht und ist für seine
Verdienste bei der Verteidigung von Janina gegen die Türken zum
Grafen von Morcerf ernannt worden. Mehr noch: Mondego heiratete
Mercedes, und aus der Ehe ging ein Sohn hervor, Albert von
Morcerf.
Sein eigener Vater Louis Dantès, so erfährt Edmond weiter, ist
an Hunger und Gram gestorben. Sein einstiger Förderer, der
Reeder Morrel, der als ein aufrichtiger und moralisch integrer
Charakter geschildert wird, hat mehrere geschäftliche Schläge
hinnehmen müssen und steht kurz vor dem Bankrott. Morrels
tüchtige Kinder Julie und Maximilian Morrel müssen mitansehen,
wie sich alle Hoffnungen ihres Vaters zerschlagen. Morrel will
sich erschießen, um die Schande des Bankrotts nicht erleben zu
müssen. In dieser Situation der Hoffnungslosigkeit und
Verzweiflung greift Dantès als rettender Engel ein: Die
gesunkene Pharao, das letzte Schiff des wackeren Reeders, wird
von Dantès ersetzt und läuft mit voller Fracht im Hafen von
Marseille ein. In einem Abschiedsbrief unterschreibt der
geheimnisvolle Retter mit "Sindbad der Seefahrer".
Bestrafung der Verschwörer
Neun Jahre später beginnt Dantès seinen groß angelegten
Rachefeldzug, den er selbst nicht als Rache empfindet; statt als
Beleidigter, dem eine Vergeltung zusteht, sieht er sich als
personifizierte Strafe Gottes. Er hat sich eine neue Identität
geschaffen als Graf von Monte Christo, ein düster-grimmiger
Aristokrat von unermesslichem Reichtum, vollendeten Manieren und
rätselhafter Herkunft. In Rom begegnet er Albert von Morcerf und
dessen Freund Franz von Epinay, mit denen er den Karneval
feiert. Albert wird von der römischen Räuberbande um Luigi Vampa
entführt, die ein Lösegeld fordert. Der Graf von Monte Christo,
der mit Vampa freundschaftliche Verbindungen unterhält, "rettet"
Albert aus seiner Gefangenschaft und wird daraufhin nach Paris
eingeladen.
In Paris angekommen, erregt der Graf mit seiner luxuriösen
Lebensführung und seinem exotischen, orientalisch gefärbten
Geschmack Aufsehen in der adligen Gesellschaft. Er verkehrt
freundschaftlich mit den Familien Danglars, Morcerf und
Villefort. Von Danglars lässt er sich einen "unbegrenzten"
Kredit einräumen, den er zunächst auf 6 Millionen Franken
beschränkt. Durch Manipulation der Börse sowie ein
Ehe-Arrangement zwischen Danglars' Tochter Eugenie und dem
angeblich steinreichen Adligen Andrea Cavalcanti, der sich dann
aber als entflohener Sträfling entpuppt, versetzt er Danglars'
Existenz schwere Schläge. Der Abruf des 6-Millionen-Kredits
treibt Danglars schließlich in den Ruin. Danglars flieht nach
Italien, wo er von Luigi Vampas Banditen gefangengenommen und
seiner letzten Ersparnisse beraubt wird.
Durch das Eingreifen des Grafen von Monte Christo kommt die
Wahrheit über die Umstände ans Licht, unter denen der hoch
angesehene Offizier Ferdinand Mondego sein Glück machte. Bei der
Belagerung von Janina durch die Türken beging er Verrat an
seinem Befehlshaber Ali Pascha, dem Herrscher von Janina. Dessen
Tochter Haydee verkaufte er als Sklavin. Haydee, die später von
Monte Christo freigekauft wurde und bei ihm ein zurückgezogenes
Leben in fürstlichem Luxus führt, tritt als Zeugin vor der hohen
Pairskammer auf: Mondego ist entehrt und sein Sohn fordert
daraufhin den Grafen von Monte Christo zum Duell. Infolge dessen
wendet sich die Gräfin von Morcerf, Mercedes, an den Grafen von
Monte Christo und bittet ihn um Gnade für ihren Sohn. Sie
appelliert an das Gewissen des Grafen und nennt ihn bei seinem
Wahren Namen, Edmond Dantès, welcher sich aufgrund dieser
plötzlichen Offenbarung dazu verpflichtet Albert nicht zu töten.
Bei dem anstehenden Duell am Morgen des nächsten Tages
entschuldigt sich Albert bei dem Grafen von Monte Christo und
erklärt ihm, er wisse jetzt um die wahren Beweggründe um die
Entehrung seines Vaters und versteht sie. Ferdinand Mondego
stellt daraufhin den Grafen von Monte Christo in seinem Anwesen
zur Rede. Dieser enthüllt ihm seine wahre Identität, worauf
Mondego kurze Zeit später Selbstmord begeht.
Der Graf von Monte Christo deckt noch ein weiteres furchtbares
Geheimnis auf: Villefort und die Baronin Danglars haben zwanzig
Jahre zuvor ein Verhältnis gehabt. Heimlich brachte sie in einem
Landhaus in Auteuil ein Kind zur Welt, das Villefort im Glauben,
es sei totgeboren, in einem Koffer im Garten begrub. Just in
diesem Moment lauerte ihm Bertuccio auf, ein korsischer
Schmuggler, der von Villefort Monate zuvor unrecht behandelt
worden war, woraufhin er ihm Blutrache geschworen hatte.
Bertuccio stach Villefort nieder und raubte den Koffer. Er
entdeckte, dass das darin befindliche Neugeborene noch am Leben
war, und übergab es seiner Schwägerin, die das Kind Benedetto
nannte und aufzog.
Benedetto entwickelte sich schon früh zu einem Kriminellen,
wurde Sträfling, entkam der Gefangenschaft und wurde vom Grafen
von Monte Christo nach Paris geholt. Es stellt sich heraus, dass
Benedetto identisch mit dem falschen Andrea Cavalcanti ist. In
dessen Gerichtsverhandlung, bei der Villefort die Anklage
vertritt, deckt Cavalcanti die Geschichte seiner Herkunft auf
und stürzt Villefort ins Verderben. Anwesend ist auch die von
Danglars entlassene Baronin von Danglars, welche bei der
Offenbarung Benedettos in Ohnmacht fällt, handelt es sich doch
bei dem ihrer Tochter ehemals zugedachten Mann ebenfalls um ihr
Kind. Aber es kommt noch schlimmer: Villeforts Frau begeht
mehrere Giftmorde, um ihrem abgöttisch geliebten Sohn Eduard das
gesamte Familienerbe zuzuschanzen. Verursacher ist auch hier
Monte Christo, der sie auf das Gift aufmerksam gemacht hat. Der
Tod trifft den Grafen und die Gräfin von Saint Méran (die Eltern
der ersten Frau Villeforts, also Valentines Großeltern) sowie
anstelle Villeforts Vater Noirtier dessen Diener Barrois. Als
Monte Christo aber von Maximilian Morels Liebe zu Valentine von
Villefort erfährt, sucht er verzweifelt sie und Noirtier vor der
Mordenden Hand zu schützen, was ihm auch gelingt. Als Frau von
Villefort von ihrem Mann der Giftmischerei überführt wird,
begeht sie Selbstmord und nimmt Eduard mit in den Tod. Villefort,
erschüttert von diesen Schicksalsschlägen, wird wahnsinnig.
Nach diesem schrecklichen Verlauf der Ereignisse muss sich der
Graf von Monte Christo eingestehen, das er in seiner Rache zu
weit gegangen ist. Er ordnet bei Vampa die Freilassung Danglars'
an, schenkt dem Liebespaar Maximilian Morrel und Valentine von
Villefort seine Güter in Frankreich und zieht sich mit Haydee an
einen unbekannten Ort zurück. Nach unerbittlicher Rache endet
der Roman in einer versöhnlichen und nachdenklichen Stimmung.
Ziemlich verworren, diese Geschichte, nicht wahr? Ich gestehe:
Diese Inhaltsangabe ich nicht auf meinem (geistigen) Mist
gewachsen; ich habe sie aus dem Internet abgekupfert. Ich bin
froh, dass ich sie bei Wikipedia gefunden habe, denn so fällt es
mir leichter, der Handlung zu folgen.
Stilistisch ist dieses Hörspiel sicherlich in Ordnung. Musik,
verschiedene Sprecherstimmen und Hintergrundgeräusche werden
hier als Gestaltungselemente eingesetzt. "Da kann ja nichts
schiefgehen," könnte man nun meinen. Doch der Eindruck täuscht.
Erzählerisch ist die Hörspielbearbeitung schwach. Personen- und
Ortsbeschreibungen fehlen völlig. Die Charakterzeichnungen
hätten schärfe und präziser sein können, nein: sogar sein
müssen. Die schwammigen Charakterzeichnungen Führen dazu, dass
man schon sehr genau und konzentriert zuhören muß, um nicht
durcheinanderzukommen. Dazu gehört auch, dass den Stimmen der
unverwechselbare Klang fehlt, der es ermöglicht, die Personen
eindeutig auseinanderzuhalten.
Der Originalroman erschien zwischen 1844 und 1846 als
Fortsetzungsroman in der Zeitschrift "Le Journal des debats".
Dumas war mit dem Roman sehr erfolgreich. Die ersten Nachdrucke
erschienen schon zu einem Zeitpunkt, als der Roman noch nicht
fertiggestellt war. Der Stoff wurde bereits mehrfach verfilmt,
als Konzeptalbum der deutschen Progressive Metal Band Vanden
Plas vertont und als Rockoper "ChristO" 2008 in München auf die
Bühne gebracht. Es gibt auch eine literarische Adaption von
Stephen Fry. Man könnte also sagen, dass Dumas einen
Abenteuerroman schuf, der zu Recht als Klassiker gilt. Liebe,
Haß und Leidenschaft kommen hier vor, gesellschaftlicher
Aufstieg, tiefer gesellschaftlicher Abstieg und vielleicht auch
ein zeitgenössisches Sittengemälde. Sprachlich und erzählerisch
ist das Hörspiel nicht dicht genug, um dies alles zu vermitteln.
Dafür fehlt die Eleganz der damaligen Sprache, an manchen
Stellen auch die epische Breite, die eine Szene erst
veranschaulicht. Ich bin mir nicht sicher. Lohnt es sich, den
Roman zu lesen? Wird dann die Handlung des Hörbuches
verständlich(er)? Ich weiß es nicht.
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