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Gelesen... Buchbesprechungen von Duisburger Autoren und Büchern über Duisburg
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 Raymond Chandler
1. Raymond Chandler: Mord im Regen; Produktion: Südwestfunk / Hessischer Rundfunk 1986 Veröffentlichung Der Audio Verlag; 1 CD Gesamtspielzeit: 59 Minuten; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Ton und Schnitt: Roland Seiler; Regieassistenz: Stefanie Hoster; Komposition Peter Zwetkoff; Interpretation: Helmuth Herold, Horst Friedel, Anastacia Grabow, Robert Bodenröder; Sprecher: Hans Peter Hallwachs, Otto Sander, Hans Timerding, Horst Hildebrand, Berth Wesselmann

"Der Ölmillionär Tony Dravec engagiert einen Detektiv. Seine Tochter Carmen ist schließlich dem Pornographie - Händler Harold Hardwich Steiner in die Hände gefallen. Als der Detektiv zu Steiners Refugium kommt, fallen Schüsse," berichtet die Inhaltsgabe.
Handwerklich - formal ist der Hörbuch gut gelungen. Musik, Hintergrundgeräusche und verschiedene Sprecherrollen sind die klassischen Stilelemente des Hörspiels. Sie werden hier eingesetzt. Und die Geschichte? Immer hart am Leben der Gesellschaft, in der sich das Verbrechen zu lohnen schein - war dies das Motto von Raymond Chandler? Ausgebildete Literaturwissenschaftler werden es natürlich eleganter, umfangreicher und detaillierter formulieren können. Mein Problem bei dieser Art von Hörbuch: Es fehlt ihnen oft die literarische Originalität, die europäische Klassiker ausmacht. Sozialromantik und ein Dokumentationscharakter gehören nicht in einen Krimi. Ein Krimi soll unterhalten. Die Chandler`sche Unterhaltung wirkt oberflächlich und gleichzeitig abstoßen, weil sie das Leben eher ruppig, sehr real und schonungslos beschreibt. Ein bißchen mehr Flucht in konstruierte Traumwelten wäre mir schon sehr angenehm gewesen.

2. Raymond Chandler: Gesteuertes Spiel; Produktion: Südwestfunk 1991 Veröffentlichung: Der Audio Verlag 2004; Ton und Schnitt: Udo Schuster und Gaby Kemper; Regieassistenz: Milena Maitz; 1 CD Gesamtspielzeit: 55 Minuten; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Sprecher: Hilmar Thate, Renan Demirkan, Matthias Ponnier, Friedhelm Ptok, Christoph Quest, Walter Renneisen, Jürgen Thormann und viele andere

"Philip Marlowe hat gegen einen Killer ausgesagt und steht nun zu einer eigenen Sicherheit unter strenger Bewachung. Trotzdem will er sich in dem Nachtclub `Las Olidas' ablenken. Doch da warten nicht nur Falschspieler auf ihn," berichtet die Inhaltsangabe.
Hintergrundgeräusche und verschiedene Sprecherrollen werden als Stilelemente eingesetzt. Dies ist aber auch schon die einzig erwähnenswerte Tatsache an der Geschichte. Inhaltlich plätschert die Geschichte so, wie sie nur plätschern kann. Sie erscheint mir dermaßen langweilig, daß ich aufpassen muß, nicht darüber einzuschlafen. Die Geschichte wirkt belanglos, nichtssagend und austauschbar. Ihr fehlt jegliche Originalität, die sie unverwechselbar macht. Für ein Hörspiel mag sie sich eignen; eine Zierde der Kriminalliteratur ist die Geschichte aber nicht.

3. Raymond Chandler: Zu raffinierter Mord; Produktion: Südwestfunk 1996 Veröffentlichung Der Audio Verlag; 1 CD Gesamtspielzeit: 55 Minuten; Ton und Schnitt: Heike Weyh und Christiane Köhler; Komposition: Peter Zwetkoff; Interpretation: Wolfgang Meyer und Klaus Burger; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Sprecher: Wolfgang Condrus, Hans Peter Hallwachs, Benjamin Reding, Walter Renneisen, Verena von Behr, Helmut Wöstmann, Berthold Toetzke, Peter Dirschauer und viele andere

"Der Regisseur Derek Walden, der sich mit erotischen Filmen einen Namen gemacht hat, wird erpreßt. Bevor der Privatdetektiv John Dalmas Näheres über die Gründe herausfinden kann, ist Walden tot. In einem Netz von Intrigen und Gewalt beginnt Dalmas mit den Ermittlungen," beschreibt die Inhaltsangabe das Hörspiel.
Sex & Crime - als Themen kenn ich das nur aus der Regenbogenpresse. Chandler nutzt dieses Bild, um einen Krimi daraus zu konstruieren. Die Pornoindustrie muß als Kulisse herhalten!Reiner Materialismus bestimmt die Erzählung, Phantasielosigkeit die Handlung. Probleme werden mit Gewalt gelöst; tiefgründige, ehrliche Emotionen ohne Hintergedanken gibt es nicht. Der Geschichte fehlt erzählerische Tiefe. Wie sehen Personen und Orte aus? Liebe, Haß, Idealismus, Ehrgeiz, Lust, Leidenschaft - es gibt viele Motive für Verbrechen; warum nutzt Chandler sie nicht? Leider wirkt die Geschichte viel zu sehr wie ein Groschenroman als daß sie überzeugen würde.

4. Raymond Chandler: Der Mann, der Hunde liebte; Produktion: Südwestfunk / Norddeutscher Rundfunk 1988 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Laufzeit 46 Minuten 1 CD; Ton und Schnitt: Udo Schuster und Christiane Köhler; Regieassistenz: Johannes Hertel; Komposition: Peter Zwetkoff; Interpretation: Horst Friedel, Robert Bodenröder, Hans Lemser; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Sprecher: Hans Peter Hallwachs, Christian Brückner, Helmut Wöstmann, Walter Langnitz, Johannes Hertel und andere

"Privatdetektiv Carmady verschlägt es auf der Suche nach einem vermißten Mädchen in einer Kleinstadt an der Pazifikküste. Das Mächen scheint zunächst spurlos verschwunden zu sein; doch dann findet Carmady ihren Hund Voss. Und er merkt: Hier werden keine Verbrecher gejagt, sondern Verbrecherjäger," berichtet die Inhaltsangabe.
Musik, Hintergrundgeräusche und verschiedene Sprecherrollen lassen das Hörspiel vordergründig wie ein klassisches Hörspiel erscheinen. Inhaltlich ist das Hörspiel aber dermaßen mißraten, daß es äußerst unglaubwürdig ist. Was die Polizei in den USA damals wirklich korrupt, versoffen und gewattätig? "Ich traue den Amerikanern zwar viel zu, hoffe aber, daß zumindest die Polizei anständig ist," sagt mir mein Idealismus. Zumindest in der Literatur hat dies so zu sein.Ist Amerika wirklich so gewalttätig, wie hier erzählt wird.

5. Raymond Chandler: Straßenbekanntschaft; Produktion: Südwestfunk 1999, Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Ton und Schnitt: Roland Seiler und Waltraud Gruber; Musik: Michael Rießer; Interpretation: Michael Rießler und Renaud Garcia - Fons; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Regieassistenz: Kirstin Petri; Sprecher: Ulrich Pleitgen, Wolfgang Condrus, Katharina Zapatka, Bodo Primus, Heinz Schimmelpfennig, Walter Renneisen

"Pete Anglich vom Rauschgiftdezernat ermittelt in Watts, dem Armenviertel von Los Angeles. In der Noon Street trifft er ein verängstigtes Mädchen, das sich in die kriminellen Verbindungen der Stadtteile verwickelt hat. Anglich lernt die dunkelste Seite des `Sunshine State' kennen,"verspricht die Inhaltsangabe der CD.
Alkohol und Gewalt, Habgier und Skrupellosigkeit, Sex und Drogen - machen sie wirklich das tägliche Leben in den USA aus? Beschreibt Chandler hier tatsächlich die Wirklichkeit? Gehört das Verbrechen wirklich zum Leben eines jeden Menschen? Gehören Schießereien, Mord, Totschlag, Betrug, Hurerei und Rauschgifthandel wirklich zu unserem täglichen Leben? Chandler konstruiert hier eine Welt, die es so, in dieser Form, nicht gibt. All die Menschen, die ehrlich ihrer Arbeit nachgehen und ihr tägliches Brot im Schweiße ihres Angesichts verdienen, kommen hier nicht vor. Daher frage ich mich schon, wie realistisch das negative Weltbild Chandlers ist.


6. Raymond Chandler: Der König in gelb; Produktion: Südwestfunk 1993 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Technische Aufnahmeleitung: Udo Schuster Christiane Köhler; Regieassistenz: Ulrich Lampen; Komposition: Peter Zwetkoff; Interpretation: Michael Rießler, Robert Bodenröder; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Sprecher: Christian Brückner, Helmut Wöstmann, Hans Edgar Stecher, Wolfgang Condrus

7. Raymond Chandler: Die Tote im See; Produktion: Südwestfunk 1983 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Ton und Schnitt: Udo Schuster, Bernd Hagen; Regieassistenz: Stefanie Hoster; Komposition: Peter Zwetkoff; Interpretation: Helmut Herold, Horst Friedel, Stefanie Hoster, Bearbeitung und Regie: Hermann Naber

"Die Frau des Wirtschaftsmagnaten Derace Kingsley ist verschwunden. In einem Telegramm aus El Paso erfährt Kingsley von ihrem Plan, ihren Liebhaber Lavery zu heiraten. Als sich herausstellt, daß das nicht stimmen kann, engagiert er den Privatdetektiv John Dalmas," beschreibt die Inhaltsangabe der CD die Geschichte.
Glaubt man der Werbung, ist dies eine der erfolgreicheren und bekannteren Werke Chandlers. Dies ist auch nicht vrewunderlich. Themen wie Gewalt spielen hier nicht die überschäumende Rolle wie in anderen Chandler`schen Geschichten. Hier nähert sich Chandler noch am ehesten dem klassischen Dreisprung des Kriminalromans, nämlich Aufgabenstellung - Arbeit des Detektivs - Lösung. Hier ist noch am ehesten das schriftstellerische Potential Chandlers zu spüren. Doch hinsichtlich der akustischen Umsetzung der Geschichte spüre ich starke Zweifel. Da ausdrucksstarke Stimmen fehlen, plätschert die Handlung so vor sich hin. Ich muß schon sehr aufpassen, um meine Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Ich bedauere dies. Eben weil der Inhalt so angenehm herausragt, hätte die Geschichte eine bessere akustische Umsetzung verdient.

8. Raymond Chandler: Ärger mit Perlen: Produktion: Südwestfunk 1969 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Ton und Schnitt: Hans Wurm, Traudl Weh; Regiessistenz: Reginald Kahl; Bearbeitung und Regie: Hermann Nabler; Sprecher: Günther Lampe, Peter Ehrlich, Gertraud Heise, Hans Timerding, Max Mairich, Werner Loos und Peter Michael Ladiges

(Inhalt) Walter Gage soll das Perlencolliert von Mrs. Penruddocks wiederbeschaffen, ohne die Polizei einzuschalten. Daß es sich dabei um ein wertloses Imitat handelt, macht die Suche umso dringlicher. Schließlich soll die Öffentlichkeit nichts davon erfahren. Mit dem Hauptverdächtigen teilt Gage eine Leidenschaft: den Whiskey.

(Besprechung) Die Geschichte überrascht. Sie besitzt Charme und Witz. Von all' den Chandler`schen Geschichten, die ich bisher gehört habe, ist sie eine der besten. Sie weist literarische und erzählerische Qualität auf. Zum erstenmal habe ich den Eindruck, daß der Inhalt durchdacht ist. Es gibt auch einen Grund für diesen Eindruck: Chandler verzichtet hier weitestgehend auf Gewalt (die ja in vielen anderen Geschichten im Vordergrund steht). Stattdessen ist die Aufklärung des Falles eindeutig der zentrale Punkt. Ich vermisse zwar gelegentlich Musik und Hintergrundgeräusche als auflockernde Elemente; dies ist für mich aber eher eine Frage des Geschmacks und nicht unbedingt ein Kritikpunkt.