CD-Besprechungen                                       Gedichte 

Gelesen... Buchbesprechungen von Duisburger Autoren und Büchern über Duisburg
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 Dorothy L. Sayers
Dorothy L. Sayers: Mord braucht Reklame; 10 CDs 755 Minuten; Produktion und Veröffentlichung: Audiobuch Verlag 2006; Regie: Rolf Würth; Sprecher: Frank Arnold

"Peter WImsey arbeitet inkognito als Texter bei einer Werbeagentur. Sein Vorgänger im Büro fand den Tod durch einen Sturz von einer Wendeltreppe. Doch war es wirklich ein Unfall? Steht die Firma womöglich in Verbindung mit einem Rauschgiftring," fragt die Inhaltsangabe.
Ganz egal, wie gut oder schlecht die Handlung ist: Sollte ich je vergessen, wie wenig ich Lesungen mag, brauche ich mir nur die vorliegende Lesung anhören und ich weiß es wieder. Lesungen sind langweilig und monoton, insbesondere dann, wenn sie sich über mehrere Stunden hinzieht. Solche Lesungen laden mich dazu ein, geistig abzuschalten und nicht mehr zuzuhören. Ein paar Hintergrundgeräusche und unterschiedliche Sprecherstimmen hätten die Produktion auf jeden Fall aufgelockert.

Dorothy L. Sayers: Der Pfirsichdieb; 1 CD 46 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Mitteldeutscher Rundfunk 2003, Veröffentlichung: Audiobuch Verlag 2003; Regie: Klaus Zippel; Ton: Dietmar Hagen; Musik: Michael Hinz; Sprecher: Dagmar von Thomas, Peter Fricke, Felix Spyrka, Wolfgang Winkler und andere

"Über Kindererziehung kann man gewiß höchst unterschiedliche Theorien haben. Die altjüngferliche Miß Quirk - gerade bei Lord Peter und seiner Familie zu Gast - ist beredte Anhängerin einer modernen antiautoritären Erziehung - rein theoretisch natürlich. Ein Pfirsichdiebstahl aus Nachbars Garten wird zum Prüfstein," berichtet die Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle der CD.
Wer kennt das nicht? Als Kind spielt man einem Nachbarn einen Streich. In dem vorliegenden Hörspiel werden Mr. Puffet, einem Nachbarn Lord Peters, Pfirsiche aus dem Garten gestohlen. Die Untat ist schnell aufgeklärt, der Übeltäter ermittelt. Doch ausgehend von dieser Rahmenhandlung geht Sayers der Frage nacht, wie man seine Kinder am besten erzieht. "Ist es erlaubt, Kinder körperlich zu züchtigen," lautet die zentrale Frage, die Sayers hier aufwirft. Es wird schnell offenbar, daß Kinder eine starke Hand brauchen, die sie führt. So weit zum Inhalt. Eine solche Produktion als "Kriminal - Hörspiel" zu titulieren, würde allerdings zu weit führen. Begriffe wie "Pädagogisches Traktat" wären hier wohl eher angebracht.

Dorothy L. Sayers: Die Weinprobe; 1 CD 50 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Mitteldeutscher Rundfunk 2003, Veröffentlichung Audiobuch Verlag 2003; Regie: Klaus Zippel; Ton: Dietmar Hagen; Musik: Michael Hinze; Sprecher: Dagmar von Thomas, Peter Fricke, Matthias Hummitzsch, Horst Lebinski und viele andere

"Das exzentrische Genie Comte du Rueil hat die Formel für ein höchst wirksames Giftgas entwickelt. Da er bereit ist, sie zu verkaufen, schickt die englische Regierung Lord Peter in geheimer Mission zu ihm. Irgendwo muß es jedoch eine undichte Stelle gegeben haben: Im verfallenen Schloß des Comte trifft er auf zwei Doppelgänger, die die Formel gleichfalls haben wollen..."
So berichtet es die Inhaltsangabe der CD. Für mich weist die Produktion mehrere schwerste handwerkliche Mängel auf. Ohne die Inhaltsangabe wüßte ich als Hörer nicht, worum es bei der Handlung überhaupt geht. DIe Handlung setzt bei einer Zugfahrt ein, bei der nicht ganz klar ist, wer warum wohin fährt. Hier liegt keine in sich geschlossene Geschichte vor. Jegliche Spannung fehlt. Das Schnaufen der Erzählerin, fehlende Musik und fehlende Hintergrundgeräusche tragen zum Mißlingen der Produktion bei. Da es nicht darum geht, ein Verbrechen aufzuklären, ist selbst die Bezeichnung "Krimi" falsch. Was soll also diese Produktion?


1. Georges Simenon: Maigret vor dem Schwurgericht; 1 CD 55 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Süddeutscher Rundfunk 1990 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Bearbeitung: Karl Lüke; Regie: Otto Düben; Schnitt: Waltraud Gruber; Ton: Karlheinz Stoll; Sprecher: Joachim Nottke, Wolfgang Reichmann, Rosemarie Gerstenberg, Reinhart von Stolzmann, Wolfgang Condrus und andere

(Inhalt) "Der kleine Werkstattbesitzer Gaston Meurant wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Familie zu gründen und ein ruhiges Leben zu führen. Doch eines Tages findet er sich unerwartet vor Gericht wieder. Die Anklage: Mord. Er wird beschuldigt, seine vermögende Tante und ein vierjähriges Mädchen umgebracht zu haben," steht auf der Schutzhülle der CD.

(Besprechung) Die CD bietet gute und gepflegte Unterhaltung. Verschiedene Sprecherstimmen, Hintergrundgeräusche und diskrete Musik werden hier als Stilelemente eingesetzt. So wie hier möchte ich eigentlich immer ein Hörbuch hören.
Und inhaltlich - was ist inhaltlich von dieser Geschichte zu halten? Es ist einer jenen klassischen Kriminalromane, die sich langsam entwickeln, der guten alten Erzähltradition (auch als Hörbuch) entsprechen und die daher gefallen. Ich höre das Hörbuch gerne.

2. Georges Simenon: Maigret und die Affaire Saint - Fiacre; 2 CD 93 Minuten Gesamtspielzeit: Produktion: Südwestrundfunk 1993 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003: Bearbeitung: Alfred Marquart, Regie: Patrick Blank; Schnitt: Gaby Kemper; Ton: Udo Schuster; Sprecher: Joachim Nottke, Matthias Ponnier, Florian Baumeister, Margarete Salbach und viele andere

"Ein anonymer Brief kommt in Paris bei der Kriminalpolizei an: `Während der ersten Messe wird die Gräfin von Saint - Fiacre sterben.' Kommissar Maigret kennt die Gräfin; sein Vater war der Gutsverwalter auf Saint - FIacre. Der Kommissar fährt an den Ort seiner Kindheit, um einen Mord zu verhindern," berichtet die Inhaltsangabe auf der Schutzhülle der CD.
"Ach Gottchen sprach Lottchen," rufe ich in meinem Geiste aus. Dieses Hörbuch zeigt sich der besten Seite der Hörspielkunst. Verschiedene Sprecherstimmen und Hintergrundgeräusche werden hier als Stilelemente eingesetzt. Sie werden dabei so realistisch eingesetzt, daß ich viele Szenen ganz real vor meinem geistigen Auge sehen kann - die karge Landschaft und das Schloß seien hier als Beispiele genannt.
Gleichzeitig gibt es zwei Erzählebenen - eine davon spielt in der Gegenwart, die andere in der Vergangenheit. Wir lernen den kleinen Maigret und sein Elternhaus kennen. Selten genug in der Geschichte der Kriminalliteratur, daß solche Zeitreisen stattfinden!
Außerdem wird hier Erzählkultur auf hohem Niveau gepflegt. Eine gepflegte Sprache ist hier genauso vorhanden wie eine gemächlich, fast schon behäbig voranschreitende Handlung. Was vordergründig langweilig erscheinen mag, sagt mir sehr zu. Hier wird Atmosphäre spürbar, literarische Dichte und lebendige Charakterzeichnung. Oh, wäre Literatur nur immer so gut.

3. Georges Simenon: Maigret und sein Revolver; 1 CD Gesamtspielzeit: 59 Minuten; Produktion: Südwestrundfunk 1959 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Bearbeitung und Regie: Gert Westphal; Regieassistenz: Peterpaul Schulz; Komposition: Hans - Martin Majewski; Ton: Fred Bürck; Sprecher: Leonard Steckel, Annedore Huber - Krause, Heinz Schimmelpfennig, Wolfgang Hebenstreith und viele andere

"Madame Maigret ruft ihren Gatten in seinem Büro an. Bei ihr zu Hause sitzt ein ziemlich verstört wirkender junger Mann, der den Kommissar in einer dringenden Angelegenheit persönlich sprechen will. Als Frau Maigret ihn einen Augenblick im Salon alleine läßt, entwendet er den Revolver des Kommissars und verschwindet. Maigret macht sich auf die Suche," berichtet die Inhaltsangabe.
Ruhig und betulich schreitet die Handlung hier voran. Es ist einer jener typischen Romane um Kommissar Maigret, bei dem ausnahmsweise auch Madame Maigret eine größere Rolle zugestanden bekommt. Wie bei einem guten Hörspiel üblich werden hier verschiedene Sprecherrolen, Musik und Hintergrundgeräusche als Stilelemente eingesetzt.
Hier liegt eine Produktion vor, die gefällt. Die Geschichte ist rund und lebt aus sich selbst heraus. In der Geschichte geht es nicht um Häuser und Landschaften; vielmehr stehen die Menschen, ihre Charaktere und ihre Lebensumstände im Vordergrund. Man könnte den Roman fast schon als unspektakulär bezeichnen. Alles in allem ist es eine Produktion, die gefällt.

4. Georges Simenon: Maigret und die Unbekannte; 1 CD 59 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Südwestrundfunk 1959 Veröffentlichung: Der Audio Verlag 2003; Hörspielbearbeitung und Regie: Gert Westphal; Regieassistenz: Peterpaul Schulz; Komposition: Hans - Martin Majewski; Schnitt: Nina Langrock; Ton: Ludwig Groß; Sprecher: Leonard Steckel, Annedore Huber - Krause, Heinz Schimmelpfennig, Viktor Stefan Görtz und andere

"An einem einsamen Platz in Paris wird um drei Uhr nachts die Leiche eines schönen jungen Mädchens gefunden. Wer ist die Unbekannte? Warum mußte sie sterben? Eigentlich ist Inspektor Longnon, den man nicht zu Unrecht `Inspektor Pechvogel' nennt, für den Bezirk zuständig. Aber Kommissar Maigret, den es in dieser Märznacht zufällig in Longnons Revier verschlagen hat, übernimmt die Ermittlungen," berichtet die Inhaltsangabe.
Je länger ich der Produktion lausche, desto unsicherer werde ich. Was soll ich darüber sagen? Ich bekomme hier gute Literatur zu höhren, die sich auf dem gewohnt hohen Niveau bewegt. Hintergrundgeräusche, verschiedene Sprecherrollen und dezente Musik werden hier als Stilelemente eingesetzt.
Über Simenon und seinen Maigret ist ja schon viel geschrieben worden. Dem brauche ich nichts mehr hinzuzufügen. Nur so viel: Alles in allem ist es ein Hörbuch, das gefällt. Ich kann es nur weiterempfehlen.

5. Georges Simenon: Die grünen Fensterläden; 1 CD 77 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Südwestrundfunk / Westdeutscher Rundfunk 1963; Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Produktion und Regie: Gert Westphal; Regieassistenz: Lothar Timm; Schnitt: Marlies Kranz; Ton: Fred Bürck; Sprecher: Gustav Knuth, Gustl Halenke, Dieter Eppler, Peter Ohme und viele andere

"Emile Maugin hat in seinem bewegten Leben alle Höhen und Tiefen des Daseins durchmessen. Als Jahrmarktboxer hatte er begonnen und am Ende den Ruhm eines gefeierten Schauspielers genossen. Nach seinem plötzlichen Tod fragen sich seine Freunde: Wer wer Emile Maugin wirklich? Sie setzen sich zusammen und versuchen, das Leben dieses Mannes zu rekonstruieren," berichtet die Inhaltsangabe auf der Schutzhülle der CD.
Eine ruhige und tiefgründige Charakterstudie legt Simenon hier vor. Verschiedene Sprecherrollen kommen hier zum Einsatz; Musik und Hintergrundgeräusche werden dezent eingesetzt. Hier wird nicht lärmendes Getöse geboten, sondern tiefgründige Personen- und Milieuzeichnungen aus der Welt des Theaters.
Die Geschichte ist sicherlich atmosphärisch dicht und erzählerisch gelungen. Alles in allem mag ich die Produktion aber trotzdem nicht. Hier wird viel zu viel psychologisiert als daß die Handlung spannend wäre. Hier das Wort "langweilig" zu benutzen würde der Produktion bestimmt unrecht tun. Die Sprecherstimmen werden gepflegt eingesetzt, die Handlung auf verschiedenen Ebenen erzählt. Was fehlt, ist der Spannungsbogen, der die Geschichte spannend macht. Ich bedauere das. Mit ein wenig mehr Dramatik hätte ich die Produktion lieber gehört.

6. Georges Simenon: Die Komplizin; 2 CD 88 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion: Südwestrundfunk / Hessischer Rundfun / Saarländischer Rundfunk 1966 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Bearbeitung und Regie: Gert Westphal; Regieassistenz: Wolfgang Wölfer; Schnitt: Nina Langrock; Ton: Ludwig Groß; Sprecher: Walter Richter, Irmgard Först, Ludweig Thiesen, Ingeborg Lapsien und andere

(Inhalt) "Joseph Lambert verschuldet einen Unfall mit einem Schulbus, bei dem alle Kinder ums Leben kommen. Er begeht Fahrerflucht. Von einer zur anderen Sekunde nimmt sein Leben eine Wende," berichtet die Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle der CD.

(Besprechung) Schuld und Sühne sind ein beliebtes Thema in der Literatur. So auch hier. Ein Bauunternehmer verursacht den Tod von 48 Kindern. Seine Angst vor der Entdeckung, die quälenden Erinnerungen und die Furcht vor den Folgen des Fehlverhaltens sind die zentralen Themen der Geschichte.
Verschiedene Sprecherrollen und Hintergrundgeräusche sind die Stilelemente, die hier eingesetzt werden. Handwerklich ist das Hörspiel gelungen. Und inhaltlich? Die Geschichte ist gut erzählt. Zu behaupten, daß Simenon hier zu Hochform aufläuft, wäre bestimmt nicht übertrieben. Die Geschichte ist eindringlich und glaubwürdig. Eine absolut empfehlenswerte Produktion.

7. Georges Simenon: Der Zug; 1 CD 71 Minuten Gesamtspielzeit: Produktion: Südwestrundfunk / Hessischer Rundfunk / Saarländischer Rundfunk 1966 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Bearbeitung: Gert Westphal; Regieassistenz: Wolfgang Wölfer; Schnitt: Marlies Kranz; Ton: Ludwig Groß; Sprecher: Herbert Stass, Hannelore Hoger, Vera Schweiger, Siegfried Woitinas und viele andere

"Als im Mai 1940 die Deutschen in Belgien einmarschieren, stürmt Marcel Féron, wie alle im Ort, in den nächsten Zug nach Süden, Richtung Sicherheit. Während seine schwangere Frau und seine kleine Tochter erste Klasse reisen, wird Féron mit anderen Flüchtlingen in einen Viehwagen verfrachtet. Auf der Flucht lernt er die junge Anna kennen. Zwischen Anna und Marcel entbrennt eine leidenschaftliche Liebe," berichtet die Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle der CD.
Handwerklich ist die Produktion sicherlich in Ordnung. Verschiedene Sprecherrollen und Hintergrundgeräusche werden hier als Stilelemente eingesetzt. Man kann das Hörbuch bestimmt gut hören.
Und inhaltlich? Wir erleben hier eine gutbürgerlich Existenz, die durch ein äußeres Ereignis (nämlich den Beginn des 2. Weltkrieges) und ein inneres Erleben (nämlich eine Liebesaffäre) bedrocht wird. Obwohl die Bibliographie Simenons berichtet, daß Simenon auch viele Nicht - Maigret - Romane verfaßte, Habe ich mich bislang noch nicht darum gekümmert. Höre ich die vorliegende Produktion, wundert mich das auch nicht. Die Nicht - Maigret - Romane gehören nicht zu der Art Literatur, die ich persönlich schätze. Ich bin Krimi - Fan; ich lese daher bevorzugt Krimis. Daher kenne ich mich auch besser bei den Krimis aus. Ich werde wohl auch in Zukunft ein Krimi - Fan bleiben. Die vorliegende Produktion überzeugt mich nicht und ist auch nicht dazu angetan, meinen Geschmack zu ändern.

6. Georges Simenon: Der Verdächtige; 1 CD 44 Minuten Gesamtspielzeit; Produktion Westdeutscher Rundfunk 1985 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2003; Hörspielbearbeitung und Regie: Walter Adler; Sprecher: Ernst Jacobi, Gert Haucke, Barbare Nüsse, Traugott Buhre, Stephan Bissmeier und viele andere

"Paris, Anfang der '30er Jahre. Eine anarchistische Gruppe plant eine sogenannte `direkte Aktion'. Eine Flugzeugfabrik soll in die Luft gesprengt werden. Während Kommissar Meulemanns die Ermittlungen aufnimmt, spitzt sich die Lage dramatisch zu," berichtet die Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle der CD.
Handwerklich weist die Produktion alle klassischen Stilelemente des klassischen Hörspiels auf: Verschiedene Sprecherrollen, Musik und Hintergrundgeräusche werden hier eingesetzt. Sie werden so eingesetzt, daß die Geschichte sehr spannend und sehr dramatisch wirkt.
Ich kenne mich in der belgischen und französischen Geschichte nicht gut genug aus, um beurteilen zu können, wie stark der Anarchismus und Kommunismus dort in den 1920er und 1930er Jahren vertreten ist. Dies ist aber auch nicht wichtig. Vernachlässige ich die zeitgenössischen Zusammenhänge, bleibt eine spannende Geschichte, wie ein Bombenattentat verhindert werden kann.
Den Kommissar Meulemanns kannte ich bislang noch nicht. Auch wenn ich schon viele Krimis kenne, stoßte ich hier in literarisches Neuland vor. Ob es sich wohl lohnt, mehr Meulemanns - Krimis zu lesen? Gibt es überhaupt viele Meulemanns - Romane? Ich habe keine Ahnung. Meine Neugierde ist jedenfalls geweckt.

(Kurzer Kommentar)
Ich habe mir 8 Geschichten angehört, die auf den Romanen von Georges Simenon basieren. Mir persönlich gefielen diejenigen Hörbücher, die sich mit Verbrechen und deren Aufklärung beschäftigen. Hier wird das erzählerische Talent Simenons und die Hörspielkunst der beteiligten Rundfunkgesellschaften mehr als überdeutlich sichtbar.


1. Raymond Chandler: Mord im Regen; Produktion: Südwestfunk / Hessischer Rundfunk 1986 Veröffentlichung Der Audio Verlag; 1 CD Gesamtspielzeit: 59 Minuten; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Ton und Schnitt: Roland Seiler; Regieassistenz: Stefanie Hoster; Komposition Peter Zwetkoff; Interpretation: Helmuth Herold, Horst Friedel, Anastacia Grabow, Robert Bodenröder; Sprecher: Hans Peter Hallwachs, Otto Sander, Hans Timerding, Horst Hildebrand, Berth Wesselmann

"Der Ölmillionär Tony Dravec engagiert einen Detektiv. Seine Tochter Carmen ist schließlich dem Pornographie - Händler Harold Hardwich Steiner in die Hände gefallen. Als der Detektiv zu Steiners Refugium kommt, fallen Schüsse," berichtet die Inhaltsgabe.
Handwerklich - formal ist der Hörbuch gut gelungen. Musik, Hintergrundgeräusche und verschiedene Sprecherrollen sind die klassischen Stilelemente des Hörspiels. Sie werden hier eingesetzt. Und die Geschichte? Immer hart am Leben der Gesellschaft, in der sich das Verbrechen zu lohnen schein - war dies das Motto von Raymond Chandler? Ausgebildete Literaturwissenschaftler werden es natürlich eleganter, umfangreicher und detaillierter formulieren können. Mein Problem bei dieser Art von Hörbuch: Es fehlt ihnen oft die literarische Originalität, die europäische Klassiker ausmacht. Sozialromantik und ein Dokumentationscharakter gehören nicht in einen Krimi. Ein Krimi soll unterhalten. Die Chandler`sche Unterhaltung wirkt oberflächlich und gleichzeitig abstoßen, weil sie das Leben eher ruppig, sehr real und schonungslos beschreibt. Ein bißchen mehr Flucht in konstruierte Traumwelten wäre mir schon sehr angenehm gewesen.

2. Raymond Chandler: Gesteuertes Spiel; Produktion: Südwestfunk 1991 Veröffentlichung: Der Audio Verlag 2004; Ton und Schnitt: Udo Schuster und Gaby Kemper; Regieassistenz: Milena Maitz; 1 CD Gesamtspielzeit: 55 Minuten; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Sprecher: Hilmar Thate, Renan Demirkan, Matthias Ponnier, Friedhelm Ptok, Christoph Quest, Walter Renneisen, Jürgen Thormann und viele andere

"Philip Marlowe hat gegen einen Killer ausgesagt und steht nun zu einer eigenen Sicherheit unter strenger Bewachung. Trotzdem will er sich in dem Nachtclub `Las Olidas' ablenken. Doch da warten nicht nur Falschspieler auf ihn," berichtet die Inhaltsangabe.
Hintergrundgeräusche und verschiedene Sprecherrollen werden als Stilelemente eingesetzt. Dies ist aber auch schon die einzig erwähnenswerte Tatsache an der Geschichte. Inhaltlich plätschert die Geschichte so, wie sie nur plätschern kann. Sie erscheint mir dermaßen langweilig, daß ich aufpassen muß, nicht darüber einzuschlafen. Die Geschichte wirkt belanglos, nichtssagend und austauschbar. Ihr fehlt jegliche Originalität, die sie unverwechselbar macht. Für ein Hörspiel mag sie sich eignen; eine Zierde der Kriminalliteratur ist die Geschichte aber nicht.

3. Raymond Chandler: Zu raffinierter Mord; Produktion: Südwestfunk 1996 Veröffentlichung Der Audio Verlag; 1 CD Gesamtspielzeit: 55 Minuten; Ton und Schnitt: Heike Weyh und Christiane Köhler; Komposition: Peter Zwetkoff; Interpretation: Wolfgang Meyer und Klaus Burger; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Sprecher: Wolfgang Condrus, Hans Peter Hallwachs, Benjamin Reding, Walter Renneisen, Verena von Behr, Helmut Wöstmann, Berthold Toetzke, Peter Dirschauer und viele andere

"Der Regisseur Derek Walden, der sich mit erotischen Filmen einen Namen gemacht hat, wird erpreßt. Bevor der Privatdetektiv John Dalmas Näheres über die Gründe herausfinden kann, ist Walden tot. In einem Netz von Intrigen und Gewalt beginnt Dalmas mit den Ermittlungen," beschreibt die Inhaltsangabe das Hörspiel.
Sex & Crime - als Themen kenn ich das nur aus der Regenbogenpresse. Chandler nutzt dieses Bild, um einen Krimi daraus zu konstruieren. Die Pornoindustrie muß als Kulisse herhalten!Reiner Materialismus bestimmt die Erzählung, Phantasielosigkeit die Handlung. Probleme werden mit Gewalt gelöst; tiefgründige, ehrliche Emotionen ohne Hintergedanken gibt es nicht. Der Geschichte fehlt erzählerische Tiefe. Wie sehen Personen und Orte aus? Liebe, Haß, Idealismus, Ehrgeiz, Lust, Leidenschaft - es gibt viele Motive für Verbrechen; warum nutzt Chandler sie nicht? Leider wirkt die Geschichte viel zu sehr wie ein Groschenroman als daß sie überzeugen würde.

4. Raymond Chandler: Der Mann, der Hunde liebte; Produktion: Südwestfunk / Norddeutscher Rundfunk 1988 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Laufzeit 46 Minuten 1 CD; Ton und Schnitt: Udo Schuster und Christiane Köhler; Regieassistenz: Johannes Hertel; Komposition: Peter Zwetkoff; Interpretation: Horst Friedel, Robert Bodenröder, Hans Lemser; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Sprecher: Hans Peter Hallwachs, Christian Brückner, Helmut Wöstmann, Walter Langnitz, Johannes Hertel und andere

"Privatdetektiv Carmady verschlägt es auf der Suche nach einem vermißten Mädchen in einer Kleinstadt an der Pazifikküste. Das Mächen scheint zunächst spurlos verschwunden zu sein; doch dann findet Carmady ihren Hund Voss. Und er merkt: Hier werden keine Verbrecher gejagt, sondern Verbrecherjäger," berichtet die Inhaltsangabe.
Musik, Hintergrundgeräusche und verschiedene Sprecherrollen lassen das Hörspiel vordergründig wie ein klassisches Hörspiel erscheinen. Inhaltlich ist das Hörspiel aber dermaßen mißraten, daß es äußerst unglaubwürdig ist. Was die Polizei in den USA damals wirklich korrupt, versoffen und gewattätig? "Ich traue den Amerikanern zwar viel zu, hoffe aber, daß zumindest die Polizei anständig ist," sagt mir mein Idealismus. Zumindest in der Literatur hat dies so zu sein.Ist Amerika wirklich so gewalttätig, wie hier erzählt wird.

5. Raymond Chandler: Straßenbekanntschaft; Produktion: Südwestfunk 1999, Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Ton und Schnitt: Roland Seiler und Waltraud Gruber; Musik: Michael Rießer; Interpretation: Michael Rießler und Renaud Garcia - Fons; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Regieassistenz: Kirstin Petri; Sprecher: Ulrich Pleitgen, Wolfgang Condrus, Katharina Zapatka, Bodo Primus, Heinz Schimmelpfennig, Walter Renneisen

"Pete Anglich vom Rauschgiftdezernat ermittelt in Watts, dem Armenviertel von Los Angeles. In der Noon Street trifft er ein verängstigtes Mädchen, das sich in die kriminellen Verbindungen der Stadtteile verwickelt hat. Anglich lernt die dunkelste Seite des `Sunshine State' kennen,"verspricht die Inhaltsangabe der CD.
Alkohol und Gewalt, Habgier und Skrupellosigkeit, Sex und Drogen - machen sie wirklich das tägliche Leben in den USA aus? Beschreibt Chandler hier tatsächlich die Wirklichkeit? Gehört das Verbrechen wirklich zum Leben eines jeden Menschen? Gehören Schießereien, Mord, Totschlag, Betrug, Hurerei und Rauschgifthandel wirklich zu unserem täglichen Leben? Chandler konstruiert hier eine Welt, die es so, in dieser Form, nicht gibt. All die Menschen, die ehrlich ihrer Arbeit nachgehen und ihr tägliches Brot im Schweiße ihres Angesichts verdienen, kommen hier nicht vor. Daher frage ich mich schon, wie realistisch das negative Weltbild Chandlers ist.


6. Raymond Chandler: Der König in gelb; Produktion: Südwestfunk 1993 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Technische Aufnahmeleitung: Udo Schuster Christiane Köhler; Regieassistenz: Ulrich Lampen; Komposition: Peter Zwetkoff; Interpretation: Michael Rießler, Robert Bodenröder; Bearbeitung und Regie: Hermann Naber; Sprecher: Christian Brückner, Helmut Wöstmann, Hans Edgar Stecher, Wolfgang Condrus

Steve Grayce, Hausdetektiv im Carlton-Hotel, soll sich um den Gaus aus Zimmer 815 kümmern. Dort wohnt King Leopardi, der im gelben Seidenpyjama Trompete spielt. Mit dem Zimmer hat es jedoch eine ganz spezielle Bewandtnis. Vor Jahren hat sich dort ein Mädchen umgebracht.
Gewalt aus dem Nichts heraus bestimmt die Handlung. Mord, Schlägereien, Schießereien und Beleidigungen sind die Regel. Mich stört das. Zu viel Gewalt in kürzester Zeit dominiert das Bild. Alles andere tritt demgegenüber in den Hintergrund. Kriminalliterarisch ist dies schlechter Stil. In Kriminalromanen ist es die Aufgabe des Detektivs, intelligente Ermittlungen durchzuführne. Darüber geht Chandler hier völlig weg. Gewalt und Alkohol bestimmen auch hier das Bild. Die Geschichte wirkt viel zu sehr nach Groschenroman, als daß sie überzeugen würde.

7. Raymond Chandler: Die Tote im See; Produktion: Südwestfunk 1983 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Ton und Schnitt: Udo Schuster, Bernd Hagen; Regieassistenz: Stefanie Hoster; Komposition: Peter Zwetkoff; Interpretation: Helmut Herold, Horst Friedel, Stefanie Hoster, Bearbeitung und Regie: Hermann Naber

"Die Frau des Wirtschaftsmagnaten Derace Kingsley ist verschwunden. In einem Telegramm aus El Paso erfährt Kingsley von ihrem Plan, ihren Liebhaber Lavery zu heiraten. Als sich herausstellt, daß das nicht stimmen kann, engagiert er den Privatdetektiv John Dalmas," beschreibt die Inhaltsangabe der CD die Geschichte.
Glaubt man der Werbung, ist dies eine der erfolgreicheren und bekannteren Werke Chandlers. Dies ist auch nicht vrewunderlich. Themen wie Gewalt spielen hier nicht die überschäumende Rolle wie in anderen Chandler`schen Geschichten. Hier nähert sich Chandler noch am ehesten dem klassischen Dreisprung des Kriminalromans, nämlich Aufgabenstellung - Arbeit des Detektivs - Lösung. Hier ist noch am ehesten das schriftstellerische Potential Chandlers zu spüren. Doch hinsichtlich der akustischen Umsetzung der Geschichte spüre ich starke Zweifel. Da ausdrucksstarke Stimmen fehlen, plätschert die Handlung so vor sich hin. Ich muß schon sehr aufpassen, um meine Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Ich bedauere dies. Eben weil der Inhalt so angenehm herausragt, hätte die Geschichte eine bessere akustische Umsetzung verdient.

8. Raymond Chandler: Ärger mit Perlen: Produktion: Südwestfunk 1969 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Ton und Schnitt: Hans Wurm, Traudl Weh; Regiessistenz: Reginald Kahl; Bearbeitung und Regie: Hermann Nabler; Sprecher: Günther Lampe, Peter Ehrlich, Gertraud Heise, Hans Timerding, Max Mairich, Werner Loos und Peter Michael Ladiges

(Inhalt) Walter Gage soll das Perlencolliert von Mrs. Penruddocks wiederbeschaffen, ohne die Polizei einzuschalten. Daß es sich dabei um ein wertloses Imitat handelt, macht die Suche umso dringlicher. Schließlich soll die Öffentlichkeit nichts davon erfahren. Mit dem Hauptverdächtigen teilt Gage eine Leidenschaft: den Whiskey.

(Besprechung) Die Geschichte überrascht. Sie besitzt Charme und Witz. Von all' den Chandler`schen Geschichten, die ich bisher gehört habe, ist sie eine der besten. Sie weist literarische und erzählerische Qualität auf. Zum erstenmal habe ich den Eindruck, daß der Inhalt durchdacht ist. Es gibt auch einen Grund für diesen Eindruck: Chandler verzichtet hier weitestgehend auf Gewalt (die ja in vielen anderen Geschichten im Vordergrund steht). Stattdessen ist die Aufklärung des Falles eindeutig der zentrale Punkt. Ich vermisse zwar gelegentlich Musik und Hintergrundgeräusche als auflockernde Elemente; dies ist für mich aber eher eine Frage des Geschmacks und nicht unbedingt ein Kritikpunkt.

1. Morituri
Yasmina Khadra: Morituri; Produktion: Westdeutscher Rundfunk Köln 2002; Laufzeit: 57 Minuten; ISBN 3 - 89813 - 238 - 2; Regie: Frank Erich Hübner; Dramaturgie: Ursula Schregel; Technik: Benedikt Blitzenhofer, Kerstin Grimm, Mechthild Austermann, Kerstin Effertz; Sprecher: Christian Brückner, Josef Tratnik, Philipp Schepmann, Volker Niederfahrenhorst und andere

In Algerien tobt der Bürgerkrieg. Dasd Land wird auch von Unterdrückung, Angst und Terror erschüttert. in dieser Situation jagt Kommissar Llob fundamentalistische Einheiten und die Chargen der abgesetzten Finan- und Politmafia.
Hinter dem Namen "Yasmina Khadra" verbirgt sich Mohammed Moulessehoul. Er wurde 1955 in Kenadsa (Algerien) geboren. Auf Wunsch des Vaters besuchte er schon im Alter von 9 Jahren eine Kadettenschule. Anschließend wird er hoher Offizier. Er beginnt früh, zu schreiben. Schon vor dem Bürgerkrieg veröffentlicht er erste Bücher. Er ist der einzige schreibende Soldar in der Armee. 1990 wird er zwangsversetzt. Gleichzeitig verfügt ein Dekret, daß Militärangehörige ihre Werke vor der Veröffentlichung einer Kommission vorlegen müssen. Also benutzt er die beiden Vornamen seiner Frau als Pseudonym. Ab 1992 kämpft er im Bürgerkrieg, quittiert aber im Dezember 2000 den Militärdienst. Da er Sozial- und Systemkritik geübt hat, geht er über Mexiko nach Frankreich ins Exil.
Algerien, Algerien - da war doch mal was? Meine Erinnerung über die Berichterstattung über den algerischen Bürgerkrieg ist inzwischen verblaßt. Mein Interesse an Algerien ist dementsprechend gering. Dementsprechend gering ist auch mein inhaltliches Interesse an der Hörspielproduktion.
Verschiedene Sprecherrollen, Musik und Hintergrundgeräusche sind die Stilelemente, die hier eingesetzt werden. Sie führen in eine arabisch anmutende, unbekannte, fantasieanregende Welt ein. Unter technischen Gesichtspunkten ist die Produktion also durchaus gelungen.
Mein Fazit? Da ich nicht weiß, was ich von dem Krimi halten soll, werden ich erst einmal keines ziehen.

2. Die Attentäterin
Yasmina Khadra: Die Attentäterin; Produktion: Westdeutscher Rundfunk Köln 2006; Gesamtspielzeit: 68 Minuten; ISBN: 3 - 89940 - 882 - 9; Sprecher: Christian Berkel, Laszlo I. Kish, Hans Peter Hallwachs, Astrid Meyerfeldt

"Eines Nachts erfährt der Arzt Amin Jaafari, daß seine Fru bei einem Anschlag ums Leben kam. Zugleich wird ihm eröffnet, daß sie diesen Anschlag selbst verübt haben soll. Nach dem Schock macht sich Jaafari auf die Suche nach den Spuren des Menschen, den er durch und durch zu kennen glaubte," steht da als Inhaltsangabe auf der hinteren Schutzhülle der CD. Neugierig, wie ich bin, leihe ich mir die CD in der Duisburger Stadtbücherei aus. Es ist ein langweiliger und verregneter Samstagabend, als ich sie mir zuhause anhöre.
Die Handlung spielt in Israel und behandelt vordergründig den Palästinenserkonflikt. Glaubt man dem beigefügten Textbuch, ist der Terrorismus das zentrale Thema. Er wird beispielhaft am Islamismus und am Palästinenserkonflikt dargestellt. Rein formal taucht das Hörspiel in eine Welt ein, die uns Europäern fremd ist. Von daher finde ich auch nur bedingt einen Zugang zu dem Stoff. Arabien ist eben eine entfernte Welt.
Handwerklich ist das Hörspiel gut gelungen. Verschiedene Sprecherroleln und Hintergrundgeräusche sind die Stilelemte, die hier eingesetzt werden. Der Inhalt ist zwar ansprechend umgesetzt; die philosophischen Abhandlungen schrecken mich dann aber doch ab. Ich lebe in Deutschland, am Niederrhein, in Westeuropa. Das Leben hier ist mir vertraut; hier kenne ich mich aus. Arabien ist weit weg. Ist es wirklich meine Aufgabe, die Probleme Arabiens zu verstehen? Ich glaube nicht. Daher ist dieses Hörbuch bestenfalsl gute Unterhaltung.


1. Dunkler Schlafe
Karin Fossum: Dunkler Schlaf; Produktion DeutschlandRadio 2004; Laufzeit: 52 Minuten; ISBN: 3 - 89813 - 569 - 1; Regie: Götz Naleppa; Sprecher: Winfried Glatzeder, Matthias Walter, Oliver Urbanski, Christine Oesterlein und andere

Chronischer Geldmangel treibt Andreas und Zipp durch die Straßen einer norwegischen Kleinstadt. Beim Einbruch in das Haus der einsamen Irma Funder stürzt Andreas. Bewegungslos bleibt er in ihrem Keller liegen. Er ist Irma ausgeliefert. Er wird vom Täter zum Opfer. Kommissar Sejer befragt Zipp, hört aber nichts als Lügen. Kann Sejer den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen?
Karin Fossum wurde 1954 in Sanderfjord / Norwegen geboren. Ihre Karriere als Schriftstellerin begann sie 1974 mit Gedichten und Erzählungen. Sie benutzte damals das Pseudonym Karin Mathiesen. Fossum ist Mutter von zwei Töchtern. Sie hat auch schon als Taxifahrerin und Verkäuferin, in Krankenhäusern und Heimen gearbeitet.
Atmosphärisch dicht ist dieses Hörspiel, spannend und anspruchsvoll. Gepflegt ist die Sprache, sorgfältig und gekommt die Leistung der Sprecher. Vier Sprecherrollen und diverse Hintergrundgeräusche sorgen dafür, daß der Hörer in den Bann der CD gezogen wird. Diese Hörspielproduktion ist hervorragend. Ich kann sie nur weiterempfehlen.

2. Wer den Wolf fürchtet
Karin Fossum: Wer den Wolf fürchtet; Produktion: DeutschlandRadio 2003; Laufzeit: 54 Minuten; Sprecher: Winfried Glatzeder, Lars Rudolph, Markus Meyer, Katharina Zapatka und andere

Als die alte Halldis Horn erschlagen aufgefunden wird, ist für die Einheimischen des kleinen Ortes Finnemarka klar: Nur der schizophrene Errki Johrma kommt als Mörder in Frage. Während Kommissar Sejer aufmerksam und beharrlich nach Spuren sucht, irrt Errki als Geisel des Bankräubers Morten durch das norwegische Niemandsland.
Vordergründig ist dies ein ganz normales Hörbuch. Verschiedene Sprecherroleln und Hintergrundgeräusche werden als Stilelemente eingesetzt. Doch beim genauen Hinhören entwickelt das Hörbuch eine atmosphärische und psychologische Spannung, die in der vorliegenden Form ungewöhnlich und einmalig ist.
Dem Hörer sind die Täter bald bekannt. Die Frage ist eher: Wann und wie wird es der Polizei gelingen, sie zu fassen? Was sich auf den ersten Blick als überdrehtes Psychogramm anhört, gewinnt im Laufe der Zeit eine Dramatik und Kraft, die vielen Krimis fehlt. Hier liegt wirklich literarische und erzählerische Qualität vor.

Doyle: Das Beryll Diadem / Abbey Grange
Sir Arthur Conan Doyle: Das Beryll Diadem / Abbey Grange; Verlag und Studio für Hörspielproduktionen 2005; 2 CD; Sprecher: Peter Weis; Regie: Hans Eckardt

Das Beryll - Diadem gehört zum Kronschatz und ist damit Nationaleigentum. Als es bei einer geschäftlichen Transaktion verschwindet, wird Sherlock Holmes zur Hilfe geholt.
Die Geschichte ist - in ihrer Grundstruktur - bekannt. Holmes bekommt ein verzwicktes Problem vorgelegt. Wie üblich kann Holmes das Problem prompt und spektakulär lösen. Wie üblich ist seine Vorgehensweise undurchsichtig. Wie bei Doyle üblich werden die Leser viel zu viele Informationen vorenthalten, als daß er die Möglichkeit hätte, selbst zur Lösung zu gelangen. Lediglich sprachlich überzeugt das Stück. Hier liegt die gepflegte Sprache vor, die ich schätze. Unter diesem Gesichtspunkt macht es durchaus Freude, der Lesung zu lauschen.
Inhaltlich erscheint mir die Geschichte allerdings nicht ganz abgeschlossen. Holmes kann den gestohlenen Schmuck zwar wiederbeschaffen; da er bei dem Diebstahl jedoch beschädigt wird, fehlen ein paar Worte darüber, wie er in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und die bereits erwähnte geschäftliche Transaktion (erfolgreich?) beendet wird.
Mutig greife ich zu der Geschichte namens "Abbey Grange". Hier endet ein Einbruch mit einem Mord. Die Geschichte ist dabei so verworren, daß Inspektor Hopkins den Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu Hilfe ruft.
Hinsichtlich der Erzählstruktur ist die vorliegende Geschichte nicht anders als die obige. Ich brauche mich daher nicht zu wiederholen. Und wie lautet mein Fazit? Die beiden Geschichten mögen ja noch in Ordnung sein. Sie als Lesung zu präsentieren ist schon eine Unverfrorenheit. So sehr sich Peter Weis auch abmüht, so reicht seine Leistung als Sprecher nicht. Verschiedene Sprecherrollen hätten die Lesung in ein Hörspiel umgewandelt. Und damit formal und qualitativ aufgewertet. Jingles hätten die verschiedenen Handlungsstränge und Orte deutlich hörbar trennen können. Aber was rede ich da? Der Verlag wird schon wissen, was er tut. Mögen muß ich das Ergebnis deswegen noch lange nicht.


Doyle: Silberstrahl
Sir Arthur Conan Doyle: Silberstrahl; Produktion: Bayerischer Rundfunk 1963 Veröffentlichung Der Audio Verlag GmbH 2004; 1 CD 42 Minuten; Technik: Hans Greb, Sibylle Röhr; Komposition: Peter Zwetkoff; Sprecher: Peter Pasetti, Klaus Behrendt, Horst Tappert, Fritz Wepper und viele andere

Das erfolgreiche Rennpferd "Silberstrahl" ist verschwunden. Wenig später wird der ermordete Trainer in einer abgelegenen Senke gefunden. Aber nirgendwo sind Spuren. Es gibt nur Hufabdrucke eines Pferdes.

Ich habe keine Ahnung, ob es eine literarische Vorlage für dieses Hörspiel gibt. Es ist mir aber auch egal. Das Hörspiel gefällt mir. Diese Produktion ist für der schlagende Beweis, daß auch die Sherlock - Holmes - Kriminalgeschichten erfolgreich als Hörspiel gestaltet werden können.
Was soll ich sonst noch sagen? Auffällig ist für mich ein kleiner Stilbruch. Watson duzt hier Holmes! Ich kann mich nicht daran erinnern, daß dies in den literarischen Vorlagen oder anderen Filmen bzw. Hörbuchproduktionen geschieht.
Ansonsten wüßte ich nicht, was ich sonst noch berichten könnte. Es ist inzwischen so viel über Sherlock Holmes und seinen Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle geschrieben worden, daß ich nicht weiß, was ich dem noch ernsthaft hinzufügen könnte.

Doyle: Das Musgrave-Ritual
Sir Arthur Conan Doyle: Das Musgrave � Ritual; Produktion: Bayerischer Rundfunk 1968 Veröffentlichung Der Audio Verlag 2004; Regie: Heinz -Günter Stamm; Technik: Heinz Sommerfeld, Barbara Liebrich; Sprecher: Peter Pasetti, Erik Schumann, Gerd Baltus und andere

"Holmes Studienkollege Musgrave hat kein Glück mit seinem Personal. Der Butler verschwindet auf geheimnisvolle Weise. Kurz darauf fehlt auch noch ein Hausmädchen. Der Meisterdetektiv ahnt, daß es um mehr geht als ein Personalproblem."
Stammt die Geschichte wirklich von Doyle? An einigen Stellen erscheint es doch sehr zweifelhaft. Holmes und Watson entwickeln - zumindest am Anfang - einige Marotten, die eigentlich ziemlich untypisch für sie beide sind. Sitzt er jemals mit Pistolen in seiner Wohnung und schießt auf die Wände, um nur ein Beispiel zu bringen? Weitere Besonderheiten kommen hinzu. Die Geschichte spielt vor Watsons Zeit, so daß Holmes alleine aktiv ist. Außerdem hat die Geschichte fast schon den Charakter einer Schatzsuche. Erst allmählich entwickelt sich eine Art Kriminalgeschichte daraus.
Die Geschichte erinnert ein wenig an Edgar Wallace. Bei Wallace geht es ja auch oft um versteckte Schätze, die Jagd danach, Habgier, Liebe und letztendlich viel Geld und Macht.
Im Grunde ist die vorliegende Sherlock - Holmes - Geschichte genauso enttäuschend wie die Bücher von Edgar Wallace. Sie ist oberflächlich. Sie ist vorhersehbar. Spannung und Dramatik fehlen hier völlig. Eine vernünftige Klärung des Falles wird hier nicht geboten; das Hausmädchen, das so viel zur Lösung des Falles beitragen könnte, bleibt am Ende verschwunden und kann somit nicht erklären, wie der Butler zu Tode kam. Gerade dieses Ende ist für mich enttäuschend. Um die Erzählung abzurunden und Holmes wirklich erfolgreich sein zu lassen, hätte es - zumindest für meinen Geschmack - dazugehört, dieses Mädchen irgendwo zu finden und eine Aussage machen zu lassen. Es ist aber nicht ersichtlich, wie Holmes und die Polizei nach ihr suchen. Eigentlich ist ein solches Ende eines Sherlock - Holmes - Krimis nicht würdig; der Krimi wirkt in der vorliegenden Form irgendwie unvollendet.
Für mich kommt auch in literarischer Mangel hinzu. Der Geschichte fehlt Dichte, Atmosphäre und Eleganz. Personen- und Ortsbeschreibungen fehlen genauso wie sprachlicher Stil. In der vorliegenden Form wirkt die Geschichte eher ein wenig lieblos.
Eigentlich mag ich Hörspiele. Gute Hörspiele sind Kino für die Ohren. Das vorliegende Hörspiel ist nicht Hollywood. Es erinnert mich eher an tiefste grönländische Provinz.