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Filmbesprechungen

Hitchcock Der unsichtbare Dritte

Er spielt einen braven Werbefachmann, der irrtümlich für einen Spion gehalten wird: Cary Grant wird in einer seiner besten Rollen quer durch die USA gejagt - bis er am Mount Rushmore baumelt, jenem Felsen, in den die Köpfe von 4 amerikanischen Präsidenten gemeißelt sind.
Ein Mann wird quer durch die USA gejagt. Diese Idee ist bei Hitchcock nicht neu. Die Grundidee findet sich schon im Film Saboteur aus dem Jahre 1942. Im Saboteur wird die New Yorker Freiheitsstatue dem Übeltäter zum Verhängnis. Beim unsichtbaren Dritten fällt der Schurke vom Mount Rushmore.
Das Bild der Frauen wird im unsichtbaren Dritten, glaubt man der Filmkritik, negativ gezeichnet. Es gibt eine unheilvolle Liebesgeschichte. Die Heldin verleugnet ihre Liebe. Sie ist sogar bereit, ihren Geliebten dem Verderben auszuliefern. Die Frau hält ihre Pflicht dem Staat gegenüber für wichtiger als ihre Liebe.
Soweit zur Informationen, wie sie in einer Biographie über Hitchcock geliefert werden. Viel ist da nicht über den Film zu erfahren, nicht wahr? Als Zuschauer sieht man sich also genötigt, sich eine eigene Meinung jenseits allen Wissens zu bilden.
Was soll man von dem Film halten? Nun ja, jenseits aller Plausibilität und Wahrscheinlichkeit erzählt Hitchcock eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die alleine schon durch ihre spektakulären Szenen in Erinnerung bleibt. Cary Grant flieht vor einem angreifenden Flugzeug in en Maisfeld. Cary Grant baumelt am Mount Rushmore. Und ansonsten?
�Außer Spesen nichts gewesen,� meint der Volksmund. Wie im amerikanischen Unterhaltungskino der 1950er Jahre üblich hastet der Hauptdarsteller von einem Abenteuer zum anderen. Und bleibt schön an der Oberfläche. Unterhaltung verträgt keine Kritik, weder an der Gesellschaft noch an irgend etwas anderes. Aber was soll`s? es sind 2 Stunden, die schnell vorübergehend. Damit hat der Film seinen Zweck erfüllt.

Hitchcock Familiengrab

George ist ein arbeitsloser Schauspieler und Taxifahrer. Zusammen mit seiner Freundin Blanche Taylor vagabundiert er durch das Leben. Sie wittern die Chance ihres Lebens, als sie die reiche Miß Rainbird kennenlernen. Die alte Dame ist auf der Suche nach ihrem verschollenen Neffen. Schließlich geht es um ihr Erbe. Doch als der Erbe gefunden ist, entpuppt er sich als Entführer eines Bischofs. Eine sentimentale alte Tante kann er nun am allerwenigsten gebrauchen. Aus Angst, das junge Pärchen könnte seine dubiosen Geschäfte aufdecken, beschließt er, George und Blanche umzubringen
Eine herrlich schräge Geschichte liefert Hitchcock hier ab. Neben einer gehörigen Portion Humor ist auch für jede Menge Spannung gesorgt. Der Film bietet also gute Unterhaltung.
Der Stoff basiert auf dem Roman ?The Rainbird Pattern� von Victor Canning. Nach dem Erfolg des Filmes ?Frenzy� (1972) brauchte Hitchcock über 1 Jahr, um zusammen mit Ernest Lehman das Drehbuch zu erstellen. Jeder Kamerawinkel, jeder Hintergrund, jede Nuance und jede Einstellung waren darin festgelegt.
?Das Familiengrab� ist der dreiundfünfzigste und auch letzte Film des britisch - amerikanischen Regisseurs. Zu jener Zeit waren Horrorfilme wie ?Der Exorzist� oder ?Der weiße Hai� sehr populär. Hitchcock bleibt aber seinem Stil treu. Er produziert nicht nur Kino auf der Leinwand, sondern auch Kino im Kopf. Explodierende Autos, schießende Banditen und andere Elemente des Actionfilms kommen hier also kaum vor. Sie sind einfach nicht Hitchcock`s Stil So macht es wirklich Spaß, seinen Filmen zuzusehen.

Tote schlafen fest

Philip Marlowe ist ein abgehalfterter Privatdetektiv. Er soll einen scheinbar unspektakulären Erpressungsfall aufklären. Und wohin führen ihn seine Ermittlungen? Es ist ein Sumpf aus Korruption, Rauschgiftschmuggel und Gewalt, der sich vor Marlowe auftut.
Humphrey Bogart ist hier einer der Hauptdarsteller. Er ist damit auch ein Garant für gute Unterhaltung. Gehört der Film nun tatsächlich zur sogenannten ?Schwarzen Serie�, die den hartgesottenen, rauhen, realitätsbezogenen Detektiv in den Vordergrund stellt? Filmwissenschaftler werden dies wahrscheinlich bejahen.
Bogart paßt wie maßgeschneidert in diese Rolle. Allein sein schauspielerisches Können sichert schon eine gewissen Qualität. Ansonsten muß man als Zuschauer diese Art der Detektivgeschichte mögen, um sie gut zu finden. Es ist eben die amerikanische Krimitradition: Die Maxime ?Erst schießen, dann reden, dann denken� ist im europäischen Krimi so ziemlich unbekannt.
Es sind bestimmte Eigenarten, die dem Auge des Betrachters mißfallen. In Filmen wie diesem verwischen die Grenzen zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch zu leicht. Welcher puritanische europäische Krimifan würde schon einen Detektiv dulden, der eine Pistole mit sich führt, möglicherweise schießt, sogar Menschen erschießt und die Gerechtigkeit selbst in die Hand nimmt? Welcher seriöse europäische Detektiv würde die Handlung schon nach dem Prinzip ?Zufall� ablaufen lassen? Und welcher seriöse europäische Detektiv würde schon den Plot verpassen, indem er die Handlung zusammenfassen und seine eigene Leistung hervorheben kann? So gesehen verstößt der Film gegen sämtliche Regeln der Detektivgeschichte. Doch was soll`s? die Geschichte bietet spannende Unterhaltung. Und mehr kann man ja von einem Film ja nicht verlangen, oder?


Hitchcock: Ich beichte

Es ist Nacht im französischsprachigen Teil Kanadas. Da geschieht ein Mord. Ein Mann in einer Priester - Soutane eilt durch die dunklen Straßen. Der Mörder beichtet einem echten Priester die Tat. Michael William Logan - so heißt der Priester. Er nimmt dem Mörder das Versprechen ab, sich der Polizei zu stellen. Es ist ein Versprechen, das nicht eingelöst werden soll. Und plötzlich steht Logan selbst unter Verdacht. Seine Vergangenheit holt ihn dabei ein. Entlastungsargumente darf er aber auch nicht vorbringen. Schließlich ist er an das Beichtgeheimnis gebunden. Auch als ihm der Prozeß gemacht wird und der elektrische Stuhl droht, bleibt er standhaft.
Die Geschichte? Na ja. Schließlich ist der Mörder von Anfang an bekannt. Es geht also mehr darum, wann und wie der Mörder seiner Strafe zugeführt wird. Die Handlung lebt mehr von der schauspielerischen Leistung von Leute wie einem jungen Karl Malden oder Montgomery Clift.
Filmwissenschaftler wären sicherlich in der Lage, interessante Details über den Film und sein Entstehen zu erzählen. Er ist sicherlich nicht der bekannteste Film Hitchcocks. Dafür fehlen auch die Schocker - Elemente der späteren Filme, die Hitchcock so berühmt machen sollten. Schlecht ist der Film deswegen noch lange nicht. Er bietet gute und solide Unterhaltung. Wie er handwerklich gestaltet ist, spielt für den interessierten Zuschauer nur eine untergeordnete Rolle. Offensichtliche Fehler sind hier nicht zu erkennen.
Schuld und Sühne ist hier das zentrale Thema. Was ist Recht, was Unrecht? Wieviel persönliches Glück steht einem Menschen zu? Und zu welchen Mitteln darf ein Mensch greifen, um sein persönliches Glück zu erreichen? Frei formuliert könnte man die Lösung beim guten alten Kant finden: Finde so viel Glück, wie du brauchst, ohne deinem Mitmenschen Schaden zuzufügen.


Hitchcock Cocktail für eine Leiche

Gibt es den perfekten Mord? Brandan und Philip möchten es herausfinden. Also erdrosseln sie ihren Studienfreund David in ihrer Wohnung. Sie verstauen die Leiche in einer Bücherkiste. Seelenruhig empfangen sie eine halbe Stunde später Gäste, die der Ermordete Tage zuvor eingeladen hatte. Auch Professor Cadell kommt. Im Verlauf der Unterhaltung fallen ihm aber einige merkwürdige Dinge auf - ohne Zusammenhang und zunächst nur vage. Doch dann häufen sich die Indizien, daß hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
?Rope`s End� heißt ein Bühnenstück von Patrick Hamilton. Es diente als Vorbild für diesen Film. Hitchcock drehte den kompletten Film auf einer einzigen Tonbühne bei Warner Brothers.
Das wirkliche Leben lieferte das Vorbild für den Film. Leopold und Loeb waren zwei reiche, junge Intellektuelle, die in Chicago einen 14jährigen Jungen umbrachten. Ihr Motiv? Sie suchten den Nervenkitzel.
Der Film erforderte genaue Vorbereitungen. Jede Bewegung der Kamera und Schauspieler wurden während der Proben genau ausgearbeitet. Die Bewegungen werden einer großen Tafel festgehalten und auf dem Boden markiert. Tische und Stühle wurden ständig entfernt. So sollten die Kamerabewegungen erleichtert werden.
Und das Ergebnis? Es ist einer der wenigen Filme, dessen Handlung nur in einem einzigen Raum spielt. Wie bei Hitchcock üblich, fehlt hier jegliche blutrünstige Action. Das Vergnügen ist also eher geistiger Art. Von daher sollte jeder Zuschauer selbst entscheiden, ob er den Film sehen möchte oder nicht.


Hitchcock Der Geheimagent

Edgar Brodie ist britischer Offizier. 1916 reist er als Geheimdienstagent Richard Ashenden in die Schweiz. Er soll dort einen deutschen Spionagering unschädlich machen. Kaum in Genf angekommen, trifft er dort Elsa Corrington und den ?General�. Sie sollen ihm bei seiner Aufgabe helfen. Doch der erste Schlag schlägt fehl. Er trifft die falsche Person. Das Trio tötet nicht den Kopf der feindlichen Agenten; statt dessen findet ein Unschuldiger den Tod. Es ist der smarte Amerikaner Robert Marvin, der letztendlich als Anführer der Bande entlarvt wird. Die ganze Bande wird dann in einem Zug auf einen Schlag zur Strecke gebracht.
Peter Lorre ist sicherlich ein Schauspieler, der hier in Deutschland sicherlich noch bekannt ist. Er wirkt hier mit.
Um den Film richtig würdigen und einordnen zu können, seien die Begleitumstände seines Entstehens hier erzählt. Hitchcock wurde 1934 Vertragsregisseur bei der britischen Produktionsfirma Gaumont - British. Die britische Filmindustrie befand sich damals in einer wirtschaftlichen Hochphase. Doch es waren wohl nicht nur ökonomische Gründe, die Hitchcock bewogen, gerade jetzt (wieder) zum Film zu gehen. War Hitchcock zuvor ein glücks- und erfolgsloser Regisseur gewesen, der unbefriedigende Filme drehte, sollte er nun fünf Filme für Gaumont drehen. Bei Gaumont fand Hitchcock wohl eine gute technische Ausstattung vor. Sein Chef ließ ihm freie Hand. Also konnte Hitchcock loslegen.
?The man who knew too much�, �The thirty - nine steps�, �Secret agent�, �Sabotage� sowie �Young and innocent� heißen die Filme. Sie gelten als die wichtigste und erfolgreichste Schaffenszeit in England. Hitchcock fand auch sein Metier: den Thriller. Hier kann er eine Geschichte in seinen Filmen erzählen. In den Filmen bei Gaumont handeln sie von Agenten und Spionage..
wieso Lorre als Schauspieler interessant ist? Er mußte vor den Nazis in Deutschland fliehen. Er unterstreicht die zeitgeschichtliche Bedeutung der Filme. ?Das Publikum interessiert sich im Kino nicht für die Politik,� wird Hitchcock in einer Biographie von Bernhard Jendricke zitiert. Dennoch gibt es in den fünf Filmen durchaus zeitgenössische Anspielungen auf die faschistischen Diktaturen in Europa.
Jendricke interpretiert die Grundsituation der Filme anders. Chaos lauert hinter der Fassade der Ordnung. Die sichere, stabile Welt wird durch das Verbrechen in Frage gestellt. Angst kommt hervor. Ungewollt sehen sich die Protagonisten einem Konflikt gegenüber. Wie sollen sie sich zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und ihren Pflichten dem Staat und Gesellschaft gegenüber entscheiden?
Eine Stätte der Zuflucht, in denen diese Konflikte unwichtig sind, gibt es nicht. Normalerweise garantiert die Schweiz Stabilität, Neutralität und Sicherheit. In den Hitchcock`schen Filmen ist diese traditionelle Welt der Unschuld bedroht. Auch vermeintlich unumstößliche Werte wie Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit gelten nicht mehr. Soll das Böse bekämpft werden, muß auch der Held zu den selben verwerflichen Methoden wie der Bösewicht greifen. Die Charaktere verbergen ihre wahren Absichten hinter einer Maske; Intuition ist wichtiger als Logik. Nur ihre persönliche Integrität führt die Helden zum Ziel.
Soweit zur Theorie. Und was sieht der unbefangene Zuschauer? Gute Unterhaltung wird hier geboten. Da dem Film noch viele moderne technische Hilfsmittel fehlen, ist solide handwerkliche Arbeit gefragt. Die Handlung bewegt sich also immer im Rahmen dessen, was einigermaßen plausibel und bekannt erscheint. Ist der Film deswegen vielleicht langweilig.

Filmbesprechungen Agatha Christie

16 Uhr 50 ab Paddington

Aus dem Fenster ihres Zugabteils beobachtet Miss Marple, wie im vorbeifahrenden Zug eine junge Frau ermordet wird. Sie alarmiert die Polizei. Die glaubt ihr allerdings kein Wort. Also macht sich Miss Marple selbst auf die Suche.
Margaret Rutherford, Stringer Davies, Arthur Kennedy und Muriel Pavlov sind einige der Schauspielre, die hier mitwirken. Es geht das Gerücht, Agatha Christie sei mit Margaret Rutherford nicht einverstanden gewesen. Sie habe eine kleinere, zierlichere Frau als Miss Marple erwartet.
Vergleiche mit dem Original verbieten sich hier eigentlich. Dann wird man nämlich sehr schnell bemerken, daß sich David Pursall und Jack Seddon als Drehbuchautoren nur bedingt daran hielten.
Der vorliegende Film ist einer der bekannteren Filme um Miss Marple. Was auch kein Wunder ist. Margaret Rutherford ist die beste Miss Marple geblieben. Eine würdigere Nachfolgerin ist auch noch nicht in Sicht. Der Film bietet auch einfach nur gute Unterhaltung. Der Film lebt dabei aus sich heraus. Er präsentiert eine gute Geschichte, die ohne größere technische Finessen umgesetzt wurde. So ist es auch kein Wunder, daß die vier Filme mit Margaret Rutherford bis heute so beliebt sind.


Vier Frauen und ein Mord

Miss Marple steht in diesem Film auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Als sich die talentierte Detektivin um eine Rolle bei einer drittklassigen Theatergruppe bewirbt, geht es ihr natürlich nicht um eine Karriere als Schauspielerin. Ein furchtbarer Verdacht ist statt dessen ihre Antriebsfeder: Auch im wahren, wirklichen Leben spielt einer ihrer Kollegen die Rolle des Mörders.
Margaret Rutherford spielt hier die Hauptrolle. Sind die anderen Akteure solide und durchschnittliche Schauspieler, ragt Rutherford mit ihrem Können doch weit heraus. Ob das Drehbuch wohl gezielt für sie geschrieben wurde?
Ob das Drehbuch sich an einer Originalvorlage orientiert, sei einmal dahingestellt. Der Film ist jedenfalls gute Unterhaltung. Der Film bietet noch die gute alte Erzählkunst, die noch ohne technische Tricks auskommt. Mord in einer Theatertruppe - die Idee erscheint nicht neu. Ein beschränkter Personenkreis, der als Täter in Frage kommt, einige wenige Motive - fällt dem Autoren nichts besseres ein, kann er auf dieses Gemenge zurückgreifen. Die Geschichte wirkt an vielen Stellen auch vorhersehbar. Macht aber nichts. Trotz aller Schwächen ist es immer noch ein unterhaltsamer, sehenswerter Film, wenn man diese Art Krimis mag.

Mörder ahoi

Nach außen hin ist es eine schwimmende Erziehungsanstalt für jugendliche Straftäter. Doch hinter den Kulissen ist einiges faul auf der ?HMS Battledore�. In Wahrheit ist sie ein Ausbildungslager für zukünftige Schwerverbrecher. Der Betrüger möchte um jeden Preis verhindern, daß Miss Marple das Geheimnis lüftet.
Nicht nur Margaret Rutherford, sondern auch Schauspieler wie Stringer Davies und Lionel Jeffries spielen hier mit. Eine Originalvorlage für den Film gibt es nicht. Die Geschichte ist der Phantasie von David Pursall und Jack Seddon entsprungen. Sie sind die Drehbuchautoren.
Wie gewohnt bietet der Film gute Unterhaltung. Wie bei den Miss Marple - Filmen gewohnt darf man aber auch keine allzu großen Ansprüche an den Film stellen. Die schauspielerischen Leistungen sind zwar solide; die Handlung ist aber irgendwie vorhersehbar und ganz auf Miss Marple / Margaret Rutherford zugeschnitten. Die Polizei ist naiv, blauäugig und gutgläubig während die schrullige, kauzige Alte als Privatdetektivin schlau und gerissen ist. Ist die wirkliche Polizei auch so? Kaum zu glauben, daß sich die Polizei im wirklichen Leben auch so anstellt. Neben einer gewissen Portion Humor besitzt der Film also fast schon parodistische Züge.


Der Wachsblumenstrauß

Mr. Enderby ist wohlhabend und unbeliebt. Nach seinem Tod kommen seine Erben zur Testamentseröffnung zusammen. Es herrscht wenig Trauer; die Vorfreude auf ein beträchtliches Vermögen herrscht vor. Nur Tante Cora spricht ein offenes Geheimnis an: Es war Mord aus reiner Habgier. Prompt ist sie das nächste Opfer.
Neben Margaret Rutherford spielen auch Schauspieler wie Stringer Davis, Robert Morley und Flora Robson mit.
James P. Cavanagh ist der Drehbuchautor, der das Drehbuch für diesen Film vorlegt. Inwieweit hielt er sich an die Originalvorlage? Kam darin beispielsweise ein Reithotel vor? Ein Vergleich zwischen Vorlage und filmischer Umsetzung wäre schon spannend. Trotz aller dichterischer Freiheit scheinen wenigstens die Grundzüge der Original - Geschichte, so wie sie in der Inhaltsangabe oben wiedergegeben sind, im Film enthalten zu sein. Ein gewisser Wiedererkennungseffekt ist also vorhanden.
Natürlich ist die Polizei in diesem Film erschreckend naiv und einfältig. So kann Miss Marple als kauzige, aber intelligente Privatdetektivin glänzen und den Fall fast schon im Alleingang lösen. Die Geschichte ist jedenfalls ganz auf sie zugeschnitten. Miss Marple ist eindeutig der Held.
Tut man dem Krimi Unrecht, wenn man ihm parodistische Züge unterstellt? Wahrscheinlich nicht. Die Figuren wirken ein wenig zu überzeichne, um wirklich zu überzeugen. Mr. Stringer ist zu ängstlich und besorgt, Inspektor Craddock zu unbeholfen und naiv. So benimmt sich niemand im wirklichen Leben. Diese Vermutung wird durch die Figur des Hector Enderby unterstützt. Sie zeichnet sich durch humoristische Züge aus. Im Original ist sie jedenfalls nicht in dieser Form vorhanden. Sie würde nicht zum Stile Christies passen.
Alles in allem bietet der Film gute Unterhaltung. Viel Tiefgang ist zwar nicht vorhanden; wer Krimis mag, wird den Film durchaus schätzen. Es ist die gekonnte Art des filmischen Erzählens, der gefällt. Spannung wird hier nicht durch technische Tricks oder blutrünstige Action erreicht. Die Geschichte lebt vielmehr aus sich heraus.
Was soll man sonst über einen Film erzählen, der in der Öffentlichkeit als Klassiker gilt? Eigentlich nicht viel. Nur daß die Miss Marple - Filme in unregelmäßigen Abständen immer noch im Fernsehen wiederholt werden. offensichtlich haben sie eine Fangemeinde, die sich schätzen. Was kann einem Film besseres passieren?



Filmbesprechungen

Hitchcock Der unsichtbare Dritte

Er spielt einen braven Werbefachmann, der irrtümlich für einen Spion gehalten wird: Cary Grant wird in einer seiner besten Rollen quer durch die USA gejagt - bis er am Mount Rushmore baumelt, jenem Felsen, in den die Köpfe von 4 amerikanischen Präsidenten gemeißelt sind.
Ein Mann wird quer durch die USA gejagt. Diese Idee ist bei Hitchcock nicht neu. Die Grundidee findet sich schon im Film Saboteur aus dem Jahre 1942. Im Saboteur wird die New Yorker Freiheitsstatue dem Übeltäter zum Verhängnis. Beim unsichtbaren Dritten fällt der Schurke vom Mount Rushmore.
Das Bild der Frauen wird im unsichtbaren Dritten, glaubt man der Filmkritik, negativ gezeichnet. Es gibt eine unheilvolle Liebesgeschichte. Die Heldin verleugnet ihre Liebe. Sie ist sogar bereit, ihren Geliebten dem Verderben auszuliefern. Die Frau hält ihre Pflicht dem Staat gegenüber für wichtiger als ihre Liebe.
Soweit zur Informationen, wie sie in einer Biographie über Hitchcock geliefert werden. Viel ist da nicht über den Film zu erfahren, nicht wahr? Als Zuschauer sieht man sich also genötigt, sich eine eigene Meinung jenseits allen Wissens zu bilden.
Was soll man von dem Film halten? Nun ja, jenseits aller Plausibilität und Wahrscheinlichkeit erzählt Hitchcock eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die alleine schon durch ihre spektakulären Szenen in Erinnerung bleibt. Cary Grant flieht vor einem angreifenden Flugzeug in en Maisfeld. Cary Grant baumelt am Mount Rushmore. Und ansonsten?
�Außer Spesen nichts gewesen,� meint der Volksmund. Wie im amerikanischen Unterhaltungskino der 1950er Jahre üblich hastet der Hauptdarsteller von einem Abenteuer zum anderen. Und bleibt schön an der Oberfläche. Unterhaltung verträgt keine Kritik, weder an der Gesellschaft noch an irgend etwas anderes. Aber was soll`s? es sind 2 Stunden, die schnell vorübergehend. Damit hat der Film seinen Zweck erfüllt.



Hitchcock Familiengrab

George ist ein arbeitsloser Schauspieler und Taxifahrer. Zusammen mit seiner Freundin Blanche Taylor vagabundiert er durch das Leben. Sie wittern die Chance ihres Lebens, als sie die reiche Miß Rainbird kennenlernen. Die alte Dame ist auf der Suche nach ihrem verschollenen Neffen. Schließlich geht es um ihr Erbe. Doch als der Erbe gefunden ist, entpuppt er sich als Entführer eines Bischofs. Eine sentimentale alte Tante kann er nun am allerwenigsten gebrauchen. Aus Angst, das junge Pärchen könnte seine dubiosen Geschäfte aufdecken, beschließt er, George und Blanche umzubringen
Eine herrlich schräge Geschichte liefert Hitchcock hier ab. Neben einer gehörigen Portion Humor ist auch für jede Menge Spannung gesorgt. Der Film bietet also gute Unterhaltung.
Der Stoff basiert auf dem Roman ?The Rainbird Pattern� von Victor Canning. Nach dem Erfolg des Filmes ?Frenzy� (1972) brauchte Hitchcock über 1 Jahr, um zusammen mit Ernest Lehman das Drehbuch zu erstellen. Jeder Kamerawinkel, jeder Hintergrund, jede Nuance und jede Einstellung waren darin festgelegt.
?Das Familiengrab� ist der dreiundfünfzigste und auch letzte Film des britisch - amerikanischen Regisseurs. Zu jener Zeit waren Horrorfilme wie ?Der Exorzist� oder ?Der weiße Hai� sehr populär. Hitchcock bleibt aber seinem Stil treu. Er produziert nicht nur Kino auf der Leinwand, sondern auch Kino im Kopf. Explodierende Autos, schießende Banditen und andere Elemente des Actionfilms kommen hier also kaum vor. Sie sind einfach nicht Hitchcock`s Stil So macht es wirklich Spaß, seinen Filmen zuzusehen.

Tote schlafen fest

Philip Marlowe ist ein abgehalfterter Privatdetektiv. Er soll einen scheinbar unspektakulären Erpressungsfall aufklären. Und wohin führen ihn seine Ermittlungen? Es ist ein Sumpf aus Korruption, Rauschgiftschmuggel und Gewalt, der sich vor Marlowe auftut.
Humphrey Bogart ist hier einer der Hauptdarsteller. Er ist damit auch ein Garant für gute Unterhaltung. Gehört der Film nun tatsächlich zur sogenannten ?Schwarzen Serie�, die den hartgesottenen, rauhen, realitätsbezogenen Detektiv in den Vordergrund stellt? Filmwissenschaftler werden dies wahrscheinlich bejahen.
Bogart paßt wie maßgeschneidert in diese Rolle. Allein sein schauspielerisches Können sichert schon eine gewissen Qualität. Ansonsten muß man als Zuschauer diese Art der Detektivgeschichte mögen, um sie gut zu finden. Es ist eben die amerikanische Krimitradition: Die Maxime ?Erst schießen, dann reden, dann denken� ist im europäischen Krimi so ziemlich unbekannt.
Es sind bestimmte Eigenarten, die dem Auge des Betrachters mißfallen. In Filmen wie diesem verwischen die Grenzen zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch zu leicht. Welcher puritanische europäische Krimifan würde schon einen Detektiv dulden, der eine Pistole mit sich führt, möglicherweise schießt, sogar Menschen erschießt und die Gerechtigkeit selbst in die Hand nimmt? Welcher seriöse europäische Detektiv würde die Handlung schon nach dem Prinzip ?Zufall� ablaufen lassen? Und welcher seriöse europäische Detektiv würde schon den Plot verpassen, indem er die Handlung zusammenfassen und seine eigene Leistung hervorheben kann? So gesehen verstößt der Film gegen sämtliche Regeln der Detektivgeschichte. Doch was soll`s? die Geschichte bietet spannende Unterhaltung. Und mehr kann man ja von einem Film ja nicht verlangen, oder?


Hitchcock: Ich beichte

Es ist Nacht im französischsprachigen Teil Kanadas. Da geschieht ein Mord. Ein Mann in einer Priester - Soutane eilt durch die dunklen Straßen. Der Mörder beichtet einem echten Priester die Tat. Michael William Logan - so heißt der Priester. Er nimmt dem Mörder das Versprechen ab, sich der Polizei zu stellen. Es ist ein Versprechen, das nicht eingelöst werden soll. Und plötzlich steht Logan selbst unter Verdacht. Seine Vergangenheit holt ihn dabei ein. Entlastungsargumente darf er aber auch nicht vorbringen. Schließlich ist er an das Beichtgeheimnis gebunden. Auch als ihm der Prozeß gemacht wird und der elektrische Stuhl droht, bleibt er standhaft.
Die Geschichte? Na ja. Schließlich ist der Mörder von Anfang an bekannt. Es geht also mehr darum, wann und wie der Mörder seiner Strafe zugeführt wird. Die Handlung lebt mehr von der schauspielerischen Leistung von Leute wie einem jungen Karl Malden oder Montgomery Clift.
Filmwissenschaftler wären sicherlich in der Lage, interessante Details über den Film und sein Entstehen zu erzählen. Er ist sicherlich nicht der bekannteste Film Hitchcocks. Dafür fehlen auch die Schocker - Elemente der späteren Filme, die Hitchcock so berühmt machen sollten. Schlecht ist der Film deswegen noch lange nicht. Er bietet gute und solide Unterhaltung. Wie er handwerklich gestaltet ist, spielt für den interessierten Zuschauer nur eine untergeordnete Rolle. Offensichtliche Fehler sind hier nicht zu erkennen.
Schuld und Sühne ist hier das zentrale Thema. Was ist Recht, was Unrecht? Wieviel persönliches Glück steht einem Menschen zu? Und zu welchen Mitteln darf ein Mensch greifen, um sein persönliches Glück zu erreichen? Frei formuliert könnte man die Lösung beim guten alten Kant finden: Finde so viel Glück, wie du brauchst, ohne deinem Mitmenschen Schaden zuzufügen.


Hitchcock Cocktail für eine Leiche

Gibt es den perfekten Mord? Brandan und Philip möchten es herausfinden. Also erdrosseln sie ihren Studienfreund David in ihrer Wohnung. Sie verstauen die Leiche in einer Bücherkiste. Seelenruhig empfangen sie eine halbe Stunde später Gäste, die der Ermordete Tage zuvor eingeladen hatte. Auch Professor Cadell kommt. Im Verlauf der Unterhaltung fallen ihm aber einige merkwürdige Dinge auf - ohne Zusammenhang und zunächst nur vage. Doch dann häufen sich die Indizien, daß hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
?Rope`s End� heißt ein Bühnenstück von Patrick Hamilton. Es diente als Vorbild für diesen Film. Hitchcock drehte den kompletten Film auf einer einzigen Tonbühne bei Warner Brothers.
Das wirkliche Leben lieferte das Vorbild für den Film. Leopold und Loeb waren zwei reiche, junge Intellektuelle, die in Chicago einen 14jährigen Jungen umbrachten. Ihr Motiv? Sie suchten den Nervenkitzel.
Der Film erforderte genaue Vorbereitungen. Jede Bewegung der Kamera und Schauspieler wurden während der Proben genau ausgearbeitet. Die Bewegungen werden einer großen Tafel festgehalten und auf dem Boden markiert. Tische und Stühle wurden ständig entfernt. So sollten die Kamerabewegungen erleichtert werden.
Und das Ergebnis? Es ist einer der wenigen Filme, dessen Handlung nur in einem einzigen Raum spielt. Wie bei Hitchcock üblich, fehlt hier jegliche blutrünstige Action. Das Vergnügen ist also eher geistiger Art. Von daher sollte jeder Zuschauer selbst entscheiden, ob er den Film sehen möchte oder nicht.


Hitchcock Der Geheimagent

Edgar Brodie ist britischer Offizier. 1916 reist er als Geheimdienstagent Richard Ashenden in die Schweiz. Er soll dort einen deutschen Spionagering unschädlich machen. Kaum in Genf angekommen, trifft er dort Elsa Corrington und den ?General�. Sie sollen ihm bei seiner Aufgabe helfen. Doch der erste Schlag schlägt fehl. Er trifft die falsche Person. Das Trio tötet nicht den Kopf der feindlichen Agenten; statt dessen findet ein Unschuldiger den Tod. Es ist der smarte Amerikaner Robert Marvin, der letztendlich als Anführer der Bande entlarvt wird. Die ganze Bande wird dann in einem Zug auf einen Schlag zur Strecke gebracht.
Peter Lorre ist sicherlich ein Schauspieler, der hier in Deutschland sicherlich noch bekannt ist. Er wirkt hier mit.
Um den Film richtig würdigen und einordnen zu können, seien die Begleitumstände seines Entstehens hier erzählt. Hitchcock wurde 1934 Vertragsregisseur bei der britischen Produktionsfirma Gaumont - British. Die britische Filmindustrie befand sich damals in einer wirtschaftlichen Hochphase. Doch es waren wohl nicht nur ökonomische Gründe, die Hitchcock bewogen, gerade jetzt (wieder) zum Film zu gehen. War Hitchcock zuvor ein glücks- und erfolgsloser Regisseur gewesen, der unbefriedigende Filme drehte, sollte er nun fünf Filme für Gaumont drehen. Bei Gaumont fand Hitchcock wohl eine gute technische Ausstattung vor. Sein Chef ließ ihm freie Hand. Also konnte Hitchcock loslegen.
?The man who knew too much�, �The thirty - nine steps�, �Secret agent�, �Sabotage� sowie �Young and innocent� heißen die Filme. Sie gelten als die wichtigste und erfolgreichste Schaffenszeit in England. Hitchcock fand auch sein Metier: den Thriller. Hier kann er eine Geschichte in seinen Filmen erzählen. In den Filmen bei Gaumont handeln sie von Agenten und Spionage..
wieso Lorre als Schauspieler interessant ist? Er mußte vor den Nazis in Deutschland fliehen. Er unterstreicht die zeitgeschichtliche Bedeutung der Filme. ?Das Publikum interessiert sich im Kino nicht für die Politik,� wird Hitchcock in einer Biographie von Bernhard Jendricke zitiert. Dennoch gibt es in den fünf Filmen durchaus zeitgenössische Anspielungen auf die faschistischen Diktaturen in Europa.
Jendricke interpretiert die Grundsituation der Filme anders. Chaos lauert hinter der Fassade der Ordnung. Die sichere, stabile Welt wird durch das Verbrechen in Frage gestellt. Angst kommt hervor. Ungewollt sehen sich die Protagonisten einem Konflikt gegenüber. Wie sollen sie sich zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und ihren Pflichten dem Staat und Gesellschaft gegenüber entscheiden?
Eine Stätte der Zuflucht, in denen diese Konflikte unwichtig sind, gibt es nicht. Normalerweise garantiert die Schweiz Stabilität, Neutralität und Sicherheit. In den Hitchcock`schen Filmen ist diese traditionelle Welt der Unschuld bedroht. Auch vermeintlich unumstößliche Werte wie Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit gelten nicht mehr. Soll das Böse bekämpft werden, muß auch der Held zu den selben verwerflichen Methoden wie der Bösewicht greifen. Die Charaktere verbergen ihre wahren Absichten hinter einer Maske; Intuition ist wichtiger als Logik. Nur ihre persönliche Integrität führt die Helden zum Ziel.
Soweit zur Theorie. Und was sieht der unbefangene Zuschauer? Gute Unterhaltung wird hier geboten. Da dem Film noch viele moderne technische Hilfsmittel fehlen, ist solide handwerkliche Arbeit gefragt. Die Handlung bewegt sich also immer im Rahmen dessen, was einigermaßen plausibel und bekannt erscheint. Ist der Film deswegen vielleicht langweilig.


Der zerrissene Vorhang

Michael Armstrong ist ein amerikanischer Professor für Physik. Er möchte an eine bestimmte Formel kommen. Dafür setzt er sich mit seiner Verlobten nach Ost - Berlin ab. Dort hält man ihn für einen Überläufer. Also ist Armstrong zunächst willkommen. Schon bald findet er den Professor mit der begehrten Formel. Armstrong schreckt dabei vor keinem Mittel zurück, um an die Formel zu kommen. So kommt ihm der Staatssicherheitsdienst sehr schnell auf die Schliche. Die Stasi beginnt, ihn zu jagen. Schließlich soll Armstrong aus dem Weg geräumt werden.
Paul Newman und Julie Andrews spielen in diesem Film mit. Andrew soll zugegeben haben, sie habe die Rolle nur deswegen angenommen, um einmal mit Hitchcock arbeiten zu können. Hitchcock werden Zweifel hinsichtlich Newmans Eignung nachgesagt. Ist Newman vielleicht zu jung, um einen Kernphysiker, einen renommierten Wissenschaftler zu spielen? Also überprüfte Hitchcock die Daten amerikanischer Physiker. Dabei stellte er fest, daß einer der führenden Wissenschaftler des Landes erst 32 Jahre alt ist .Newman ist älter als er. Hitchcock war beruhigt.
Spionage sei ein dreckiges Geschäft. Glaubt man Hitchcock, ist dies das Thema des Filmes. ?Das Publikum kann sich mit der Hauptperson identifizieren und selbst sehen, wie ekelhaft und gemein das alles ist. Ein Spion ist ein Held im eigenen Land, aber ein Schurke im feindlichen Land,� wird Hitchcock zitiert.
?Der zerrissene Vorhang� war Hitchcocks fünfzigste Produktion. Es ist eine spannende Produktion. Natürlich sagt der Verstand: ?Spionage verläuft nie so dramatisch und aufregend. In Wahrheit dürfte die Arbeit viel diskreter und unauffälliger erfolgen.� Doch diese Mischung aus Liebe, Leidenschaft und Abenteuer ist für das Kino wahrscheinlich besser geeignet als jede Beschreibung der Wirklichkeit. Einen kleinen Wehrmutstropfen hat die vorliegende Handlung allerdings. Sie wirkt so, als ob Anfang und Ende zu offen sind - sieht man den Film zum ersten Mal, bekommt man schnell den Eindruck, der Film setzte ohne Vorwarnung in einer Handlung ein. Wer spioniert da warum für wen? Dies ist unklar - und bleibt es auch bis zum Ende. Es ist nicht so ganz klar, ob Armstrong nun auf eigene Faust oder mit der (nicht eingestandenen) Rückendeckung der amerikanischen Regierung handelt. Dies macht die Motive für sein Handeln etwas undurchsichtig. Auch die Frage, ob sich die Mühen alle lohnten, wird letztendlich nicht beantwortet. Der Film endet, bevor Armstrong die Formel nutzen kann. Wäre das nicht das wirkliche Happy - End gewesen?
Man sagt Hitchcock nach, er habe das Genre des Spionagefilms mit seinen Filmen entscheidend geprägt. Eine Aussage, die durchaus verständlich ist. Wer erwartet nicht eine durchdachte Handlung, Dramatik, Liebe und sogar ein wenig Action in einem Spionagefilm Natürlich bietet der Film heute mehr technische Möglichkeiten als zu Hitchcocks Zeiten. Von daher bietet Hitchcock (natürlich) die ganze Bandbreite der Erzählkunst auf. Daß dabei auch der Geschmack Hollywoods bedient werden mußte, ist natürlich auch klar. Dem Film tut dies aber keinen Abbruch. Alles in allem ist er ein sehenswerter Film.


Alfred Hitchcock: Im Schatten des Zweifels
Charlie Oackley ist ein charmanter, verführerischer Mann. Er ist aber auch ein Killer, der auf der Flucht vor der Polizei ist. So reist er von Philadelphia nach Kalifornien. Santa Rosa ist dort eine schläfrige Kleinstadt. Dort will er bei Verwandten einen Unterschlupf und Ruhe finden. Die ?kleine Charlie� ist seine Nicht. Leider ist sie nicht ganz so naiv wie angenommen. Sie hält ihren Onkel schon bald für den gesuchten Witwenmörder. Mit ihrer Neugierde bringt sie ihn schnell in Schwierigkeiten. So muß Oackley den Mord an seiner eigenen Verwandten planen.
Joseph Cotton ist sicherlich der bekannteste Schauspieler, der hier mitwirkt. Der Film ist bestimmt nicht der berühmteste Film Hitchcocks. Zu brav, zu unspektakulär, zu bieder ist er. ?Worauf der Film hinausläuft, ist, daß die Bösen nicht ganz schwarz sind und die Helden nicht völlig weiß,� soll Hitchcock den Film beschrieben haben. ?Onkel Charlie liebte seine Nicht wirklich, aber nicht so sehr wie sie ihn. Und doch muß sie ihn vernichten. Um es mit Oscar Wilde zu sagen: `Man zerstört, was man liebt.Ž�
Die Idee zu dem Film stammt von dem Schriftsteller Gordon McDonell. Als er Urlaub in der High Sierra machte, hatte er eine Wagenpanne. In der kleinen Stadt Hanford mußte er und seine Frau auf die Reparatur des Wagens warten. In dieser Zeit dachte sich die McDonell die Geschichte aus.
Bei der Suche nach einem geeigneten Haus wurde Hitchcock in Santa Rosa fündig. Ein bürgerliches Haus in einer bürgerlichen Gegend - das Haus paßte genau zu der Beschreibung in Drehbuch. Es wartete aber eine Überraschung auf ihn: Die Besitzer des Hauses wollten ihr Haus auf der Leinwand im besten Lichte erscheinen lassen. Also ließen sie es renovieren und neu streichen. Ein schöner Schreck für Hitchcock! Nun mußten die Studioarbeiter Žran und das Haus wieder in den gewohnten früheren Zustand versetzen.
Gute Unterhaltung bietet der Film, mehr aber auch nicht. Eine gut erzählte Geschichte bekommt der Zuschauer geboten. Wie bereits gesagt: Die Geschichte wird brav und unspektakulär erzählt. Im Vergleich zu anderen Filmen ist dieser Film fast schon betulich - keine rasante Action, keine Liebesszenen gestaltet den Film spannend. Aber egal. Wer das Gesamtwerk Hitchcocks kennen möchte, sollte auch diesen Film sehen.
Psycho

Marion Crane ist eine junge Frau, die vom Unglück verfolgt ist. In ihrer Partnerschaft steht es nicht zum Besten. In dieser Situation unterschlägt sie Geld ihres Arbeitgebers und verschwindet dann spurlos. Als sich ein Privatdetektiv und dann ihre Schwester auf die Suche nach Marion machen, stoßen sie auf ein dunkles Geheimnis...
Anthony Perkins, Janet Leigh und Vera Miles sind nur einige der Schauspieler, die in diesem Film mitwirken. Der Film aus dem Jahre 1960 zählt bestimmt nicht nur zu den Meisterwerken, sondern auch zu den Höhepunkten in Hitchcocks Lebenswerk.
?Allein die Duschszene erforderte drei Tage Dreharbeiten mit siebzig unterschiedlichen Kameraeinstellungen, bis die 45 Sekunden lange, unvergeßliche Szene zu Hitchcocks Zufriedenheit ausgefallen war. In der endgültigen Version sieht der Zuschauer keine entblößte Brust oder gar einen Messerstich. Ihre schockierende Wirkung beruht einzig und allein auf durch geschickte Montage erzeugte Illusion,� kann man beispielsweise erfahren, wenn man sich die Werbung für den Film, der - selbstverständlich - auch als Video erhältlich ist, durchliest.
Bei entsprechender Recherche könnte man sicherlich sehr viel über die Entstehung des Films erzählen. Doch ist dies unbedingt notwendig? Nein. Eigentlich nicht. Wahrscheinlich genausowenig wie eine psychologische Analyse der Person Norman Bates. Eine Frage an den Zuschauer: Warum nicht einfach den Film auf sich wirken lassen?
Wie erzählt man eine Geschichte? Für den Schriftsteller ist die Arbeit einfach. Ein Wort fügt er dem anderen hinzu. Seine größte Sorge: daß die Worte in der richtigen Reihenfolge stehen. Hört sich einfach an, nicht wahr? Ob man das wohl auch auf einen Film übertragen kann? Das Rezept sieht auf den ersten Blick ganz einfach aus. Ein gutes Drehbuch, gute Schauspieler, ein guter Regisseur, eine gute technische Ausrüstung (einschließlich Leute, die sie bedienen können) gehören zu den Zutaten. Die Zubereitung dürfte dann eigentlich kein Problem mehr sein.
Oder doch? Anscheinend schon. Die Zeiten, in denen ein Film eine gute Geschichte mit scheinbar leichter Hand erzählt, sind wohl offensichtlich schon lange vorbei. So manche Filmgeschichte, die heute erzählt wird, wirkt konstruiert und albern.
Doch woran erkennt man einen guten Film? Natürlich ist der eigene Geschmack entscheidend. Wie plausibel ist die Geschichte? Ist sie stimmig? Sachen wie Kameraführung, Beleuchtung, schauspielerische Leistung, Ausstattung oder Filmmusik sind von einem Laien wohl nur schwer zu beurteilen; in dem vorliegenden Film paßt alles perfekt zusammen. Warum also nicht den Film einfach nur auf sich wirken lassen?


Die Vögel

Als die schöne und verwöhnte Melanie Daniels dem begehrten Junggesellen Mitch Brenner nach Bodega Bay folgt, wird sie ohne sichtbaren Grund von einer Möwe angegriffen. Plötzlich suchen Tausende von Vögeln die Stadt heim. Sie lauern Schulkindern und Anwohnern auf. Sie verüben diverse unbegreifliche Angriffe. Bald müssen Mitch und Melanie gegen die Macht einer unkontrollierten Naturgewalt, für die es offenbar keine Erklärung gibt, um ihr Leben kämpfen.
Es sollte drei Jahre dauern, bis dieser für die damalige Zeit technisch extrem aufwendige und komplizierte Film fertig war. 370 Trickaufnahmen waren erforderlich. Zahlreiche Neuerungen für Spezialeffekte und Geräuscheffekte waren erforderlich, um einen qualitativ hochwertigen Film entstehen zu lassen. So berichtet es zumindest die Werbung für den Film.
King Kong, Der Planet der Affen, Kommissar Rex, Fury, Lassie - Filme mit Tieren waren immer schon beliebt. Vom weißen Hai einmal abgesehen waren es in der Regel familientaugliche Geschichten. Die Tiere sind oft genug freundliche Geschöpfe, die uns Menschen helfen. Selten genug: In diesem Film sind die Tiere ein unbekannte Bedrohung, die schlecht eingeschätzt werden kann.
Nehmt Rücksicht auf die Natur! Treibt keinen Raubbau an ihr! Sind das die Aussagen des Films? War Hitchcock ein früher Grüner? Wer Biographien von Hitchcock liest, wird immer wieder gesagt bekommen, daß Hitchcock politische Aussagen in seinen Filmen vermied. Hinzu kommt: Anfangs der `60er Jahre war das Umweltbewußtsein noch nicht so ausgeprägt wie heute. Mit politischer Aussage ist also nix.
Vielleicht würde man dem Film auch einfach nur Unrecht tun, wenn man versucht, ihn übermäßig zu interpretieren. Langsam und bedächtig erzählt Hitchcock die Geschichte. Wie schon in vielen anderen Filmen zuvor gerät hier der Held in eine Geschichte, die er nicht möchte und auch nicht selbst beeinflussen kann. Hilflos ist er den Mächten der Natur ausgeliefert.
Der Bolero von Maurice Ravel. Ganz still und leise fängt er an. Dann steigert er sich peu-a-peu. Und am Ende geht er mit einem Paukenschlag zu Ende. Hitchcocks Dramaturgie verläuft ähnlich. Etwa 90 Minuten braucht der Regisseur, um zum dramatischen Höhepunkt der Geschichte zu kommen.
Schockierend! Horror! Hölle! Worte wie diese sind durchaus angebracht für den Film. Hitchcock ist hier auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Kassenschlager gab es seitdem viele. Vergnügliche oder spannende Filme sind es zumeist. Doch die wenigsten sind so atmosphärisch dicht, mit einer so greifbaren Angst, mit einem so greifbaren Horror. Mit Hitchcock ist ein großartiger Regisseur von der Bühne des Lebens abgetreten.