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'Die Bibel ist kein sexualfeindliches Werk, sondern eins der erotischsten Bücher überhaupt'
Kabarett in der evangelischen Kirche in Rumeln
Stephan Sadowski

Duisburg, 05. Dezember 2014 - „Plaisir d'amour“ - Vergnügungen der Liebe, für den Kabarettisten Okko Herlyn und seine Duo-Partnerin Heike Kehl ist es „das größte Spiel des Lebens“. In der völlig besetzten Evangelischen Kirche an der Friedhofsallee in Rumeln lieferten sie einen humoristischen Abriss über die „strahlenden Momente“, aber auch über die „Abgründe und Schluchten“ einer jeden Zweierbeziehung, verstrickten sich dabei in himmelhochjauchzende, aber auch dunkle Stimmungen. Denn jede Krise in einer Partnerschaft sei schließlich besser als die Einsamkeit.

Die 200 Zuhörer lauschten am Vorabend des ersten Advent in dieser besinnlichen Atmosphäre den sehr fein ausgewählten Texten und Chansons, die das Duo über ein Jahr gesammelt hatte und jetzt vortrug – und gerade die Paare im Publikum fühlten sich in dem einem oder anderen Sketch ertappt und schmunzelten über sich selbst.

Mit einem schicken blau-rot-violettem Blumenkleid trat Heike Kehl vor den Altar und sang mit ihrer tiefen Altstimme die Jazzstandards „Just the two of us“ von Bill Withers und „Lullaby of Birdland“ von Sara Vaughan – nur was sie danach nicht hätte machen dürfen: ihren Partner Okko Herlyn zu fragen, ob die Wahl dieses Kleides die richtige gewesen sei. In dem Sketch zeigten die beiden ironisch auf, wie die Verständigung mit zunehmenden Ehejahren in die Brüche gehen kann, als Herlyn nur desinteressiert auf seine Partnerin einging, lieblos „Ja“ oder „Nein“ antwortete,  so dass diese sich nicht wahrgenommen fühlte, am Ende doch lieber „das Grüne“ genommen hätte. Die beiden gerieten darüber in einen inszenierten aufbrausenden Ehekrach, Herlyn drosch in die Tasten seines E-Pianos und die Zuschauer fragten sich schmunzelnd, ob tatsächlich „Jupiter eher seinen Blitz, als Amor seine Pfeile verlieren“ würde.

Versöhnlich wurde es dann wieder in Okko Herlyns Stück „Komm, gutes Boot leg an“ oder lustig mit „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann“ von Trude Herr. Einen erotischen Diskurs startete der einstige Theologieprofessor, als er Passagen aus Salomos Hohelied der Liebe mundgerecht zu den Käsehappen vom Imbiss vortrug: „Deine Brüste gleichen den Weintrauben und dein Mund ist wie ein roter Wein“, zitierte er da und erzeugte schon fast eine intime Atmosphäre – na gut, Herlyn hatte ja auch ein Heimspiel in der Rumelner Kirche.

„Die Bibel ist kein sexualfeindliches Werk, sondern eins der erotischsten Bücher überhaupt“, gab er seinen Zuhörern mit auf den Weg. Und deren „Liebe“ zum Vortrag schlug dann in Nächstenliebe um, spendeten sie über die verzehrten Getränke und Snacks doch reichhaltig für die Kindernothilfe.

Ein Highlight sicherlich, als Herlyn und seine Partnerin Heike Kehl den Klassiker „Autumn Leaves“ direkt dreisprachig intonierten. Daneben gab es noch stimmungsvolle Gedichte von Else Laske-Schüler, Erich Kästner und Heinrich Heine, als Zugabe dann eine deutsche Version von „All of me“, zu der Okko Herlyn noch einmal liebevoll in die Tasten seines Keyboards hämmerte...