Laufzeit: 23. März bis 24. August 2025
Eröffnung: Samstag, 22. März, 16 Uhr
Duisburg, 20. März 2025 -
Das Lehmbruck Museum präsentiert anlässlich des 100.
Geburtstags die weltweit erste umfassende Ausstellung von
Jean Tinguely (1925-1991) und Eva Aeppli (1925-2015). Der
Lehmbruck-Preisträger Jean Tinguely, bekannt für seine
kinetischen Skulpturen und seinen innovativen Umgang mit
gefundenen Materialien, trifft auf Eva Aeppli, eine
Künstlerin, die es mit ihren handgenähten Figuren vermag,
eine berührende Menschlichkeit einzufangen.

Die Ausstellung stellt das Verhältnis zwischen Mensch und
Maschine in den Fokus, das beide auf spielerische und
zugleich kritische Weise geprägt haben.

links: Eva Aeppli, Aurevoir/Auf Wiedersehen, 1962,
Galerie Michael Haas, © Susanne Gyger, Luzern, Foto:
Christoph Reichwein
rechts: Eva Aeppli, Groupe de 48/48erGruppe, 1969-70,
Moderna Museet, Stockholm, © Susanne Gyger, Luzern, Foto:
Christoph Reichwein
Eva Aeppli, Jean Tinguely, Erste Hexe, 1990-91,
Galerie Michael Haas, © Susanne Gyger, Luzern, VG
Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Thomas
Köster/KunstArztPraxis.de
Der Titel der Ausstellung „Mechanik und
Menschlichkeit“ wirft eine vermeintlich einfache Frage
auf: Kann eine Maschine menschlich sein? Wieviel
Menschliches ist in einer Maschine und wie viel
Maschinelles ist dem Menschen eigen?
Diese
vertrackte Beziehung prägt unsere Gesellschaft bis heute.
Angesichts der Vernichtungsmaschinerien der beiden
Weltkriege bekommen diese Themen im Europa der
Nachkriegszeit (und auch heute wieder) eine besondere
Brisanz. Was macht den Menschen aus, dem auch eine
zerstörerische Unmenschlichkeit zu eigen ist?
Eva Aeppli und Jean Tinguely werden beide 1925 in der
Schweiz geboren (Aeppli am 2. Mai in Zofingen, Tinguely
am 22. Mai in Freiburg im Üechtland).
Sie
wachsen in Basel auf und lernen sich Mitte der
1940er-Jahre auf der Kunstgewerbeschule kennen. Sie
verbringen rund zwölf Jahre ihres Lebens zusammen. Es
sind wichtige Jahre ihrer künstlerischen Entwicklung, die
ihr weiteres Leben und Schaffen prägen. Entscheidend für
ihr Werk ist der gemeinsame Umzug nach Paris im Jahr
1953. In dieser Zeit entfaltet sich ihr rebellischer
Sinn, mit dem sie Kunst und Gesellschaft verändern.
Es entstehen Tinguelys ikonischen
Maschinenskulpturen, für die er weltweit bekannt wird.
Zeitgleich entwirft Aeppli ihre feingearbeiteten
Stofffiguren, die in der Kunstgeschichte ohne Vorbild
sind. Sie zeigen die außergewöhnliche Fähigkeit der
Künstlerin, Komik und tiefen Ernst miteinander zu
verbinden. So spiegeln sie die innere Zerrissenheit des
Menschen zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Sowohl Aeppli
als auch Tinguely, die von 1951 bis 1960 verheiratet
waren, verarbeiten in ihren Werken die Erfahrungen des
Zweiten Weltkriegs und rebellieren gegen die Macht der
Maschinen, die unser Leben bestimmen.
1953 zieht das Paar nach Paris in ein Atelier
in der heute legendären Künstlerkolonie Impasse Ronsin im
Quartier Montparnasse. In der pulsierenden Kunstszene der
Metropole beginnt Tinguely kleine Motoren in seine Werke
zu integrieren. Aeppli fertigt in dieser Zeit ihre ersten
selbstgenähten Handpuppen. Tinguely erinnert sich später,
wie sehr sie ihn in dieser frühen Zeit antrieb: »Ohne Eva
Aeppli, meine erste weibliche Kollegin und meine erste
Gattin, hätte ich nie funktioniert« [...] »Die Begegnung
mit Eva war […] für mich entscheidend: Diese Frau hat
mich einfach geführt, sie hat es verstanden, mich aus mir
selbst herauszuholen, mich zu strukturieren.«
1954 finden ihre ersten Ausstellungen in Paris statt.
Für Tinguely markiert dies den Beginn einer großen
Karriere. Mit seinen Maschinenskulpturen aus gefundenen
Materialien und Schrott definiert er die Regeln der Kunst
neu. Seine Werke wachsen schon bald ins Monumentale und
durchbrechen die Grenzen zur Alltagswelt. 1976 erhält
Jean Tinguely in Duisburg den Wilhelm-Lehmbruck-Preis für
sein künstlerisches Werk, mit dem er unsere Beziehung zur
Maschine verändert und „menschlicher“ gemacht hat.
Mitte der 1960er-Jahre entstehen die
ersten lebensgroßen Stofffiguren von Eva Aeppli.
Technisch sind sie eine Weiterentwicklung ihrer frühen
Handpuppen, künstlerisch entfalten sie eine völlig neue
Wirkung. Die seidenen Köpfe formt Aeppli zu plastischen
Objekten und verleiht ihnen durch feine Nähte einen
besonderen Ausdruck. Nach ihren Einzelfiguren entstehen
ganze Gruppen, die entweder auf Stühlen sitzen oder frei
im Raum stehen.
Ihre monumentalste
Installation Groupe de 48 (48er-Gruppe, 1969/70) ist ein
Epochenwerk. Sie besticht durch ihre ergreifende Präsenz:
Die lebensgroßen Figuren, in schwarze, samtene Gewänder
gehüllt, erheben sich kraftvoll im Raum. Sie formieren
sich zu einer Einheit, die ein gemeinsames Ziel verfolgt.
Die theatrale Installation hat die ästhetische Kraft, zum
ikonischen Ausdruck der Nachkriegszeit zu werden.
Denn in ihr spiegelt sich Widerstand und
Rebellion. Sie steht beispielhaft – gleichwohl
einzigartig in ihrer Form – für die Aufbruch- und
Protestbewegung der späten 1960er-und 1970er-Jahre, für
die Auflehnung gegen die verbliebenen Strukturen des
totalitären Regimes und gegen eine Geisteshaltung, die zu
Gewalt und Unterdrückung führt.

links: Jean Tinguely, Méta-Matic No. 10, 1959, Museum
Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle/Ein
Kulturengagement von Roche, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025,
Foto: Christoph Reichwein
rechts: Jean Tinguely, Miostar No. 2, 1974,
Museum Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle/Ein
Kulturengagement von Roche, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025,
Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de
Ein Höhepunkt der Ausstellung sind die
Gemeinschaftswerke von Eva Aeppli und Jean Tinguely, die
bislang kaum bekannt sind. 1990 schaffen die beiden 13
großformatige Installationen, die die mechanischen
Skulpturen Tinguelys mit den ausdrucksstarken Figuren
Aepplis verbinden. Unter dem Titel „Collaboration“ wurden
sie 1991 in der Baseler Galerie Littmann präsentiert.
Es sind fantastische Maschinenwesen, in denen
sich ihr Sinn für das Groteske und das Makabre entfaltet.
Inspiriert vom Ausnahmezustand der Fasnacht inszenieren
Aeppli und Tinguely das Schaurige, das uns in den Bann
zieht, und hebeln es mit Humor gemeinsam aus. In ihrem
Gemeinschaftswerk trifft sich das Vergnügen an der
Revolte und dem Rebellischen, das beide miteinander
teilen.
Ihr spätes Gemeinschaftswerk, das
kurz vor dem Tod Tinguelys entsteht, ist Ergebnis ihres
unbändigen Freiheitswillens. Mit ihren Werken
überschreiten sie Grenzen – die Grenzen der Kunst, die
Grenzen der bürgerlichen Konventionen und die Grenzen des
sogenannten „guten Geschmacks“.
In ihrer
Gratwanderung zwischen Jahrmarktästhetik und Kunst nehmen
sie sich jede Freiheit. Die mit Menschen bestückten
Apparate stehen paradigmatisch für die Freiheit, sich
über den Tod lustig zu machen.
Die Ausstellung und die begleitende Publikation
leisten Pionierarbeit, denn sowohl das Gemeinschaftswerk
als auch das Werk Eva Aepplis ist europaweit und auch
weltweit nur wenig bekannt.
Mit 76 Werken (37
von Eva Aeppli, 25 von Jean Tinguely, 9
Gemeinschaftswerken und 5 Kollaborationen mit anderen
Künstlerinnen und Künstlern) präsentieren sie die
bedeutendsten Schaffensphasen Tinguelys und Aepplis
umfassend. Ausstellung und Publikation rücken Aepplis
Werke in den Fokus und verschaffen damit einer bisher
lange nur wenig beachteten Künstlerin die angemessene
Sichtbarkeit.

links: Eva Aeppli, Die Planeten (zehnteiliger Zyklus)
Sonne; Mond; Merkur; Venus; Mars; Jupiter, 1975-67,
Moderna Museet, Stockholm, Schenkung der Künstlerin, ©
Susanne Gyger, Luzern, Foto: Thomas
Köster/KunstArztPraxis.de
rechts: Eva Aeppli, Les Amoureux/Die Liebenden,
1988-89, Moderna Museet, Stockholm, © Susanne Gyger,
Luzern, Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de
Die Synergie zwischen Tinguelys und Aepplis Schaffen
bildet den Grundstein für die Vermittlung der
Ausstellung. Tinguely und Eva Aeppli werden 2025 zwar 100
Jahre alt, ihre Themen und Ansichten sind jedoch
aktueller denn je. Ihre Werke finden neue Formen für das
Spiel zwischen Mensch und Maschine, das wir jeden Tag
erleben. So stehen in der Vermittlung die Interaktion und
der Dialog der Werke mit den Besuchenden sowie die Freude
am Entdecken neuer Dinge im Mittelpunkt.
Die
Themen Nachhaltigkeit, Wandel und Vergänglichkeit
schaffen zahlreiche Bezüge zur eigenen Lebensrealität.
Die Ausstellung wird gefördert von dem Ministerium
für Kultur und Wissenschaft des Landes
Nordrhein-Westfalen, dem Landschaftsverband Rheinland
(LVR), der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von
Siemens Kunststiftung, der duisport – Duisburger Hafen AG
und den Duisburger Akzenten.

links: Jean Tinguely, Maschinenbar (Detail), 1960-85,
Museum Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle/
Ein Kulturengagement von Roche, © VG Bild-Kunst, Bonn
2025, Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de
rechts: Eva Aeppli, Jean Tinguely,
Kerzenhalter mit drei Larven, um 1990, Kunstmuseum
Solothurn, Schenkung Josef Imhof und Ursula Winkler
Imhof, © Susanne Gyger, Luzern, VG Bild-Kunst, Bonn 2025,
Foto: Thomas Köster/KunstArztPraxis.de
Statements der Partner und Förderinnen
und Förderer:
Roland Wetzel, Direktor des Museum Tinguely, Basel
„Tinguely hat mit seiner Kunst die Betrachtenden
bewegt. Für ihn und seine Generation war zentral, dass
ihre Kunst in die Breite wirkt; es ging ihm um
gesellschaftlich relevante Kunst. Tinguely hat viele
zeitlose, im Alltag bedeutsame Themen bearbeitet – das
Verhältnis Mensch und Maschine, Zeitlichkeit, die Rolle
des Zufalls und die Bedeutung des Spiels, Sinnlichkeit,
Konsumkritik, Leben und Tod.
Es sind alles
Themen, die eine wunderbare Basis bieten für ein
aktuelles und zukunftsweisendes Programm am Museum
Tinguely. Moving Art ist unsere Kernkompetenz.“
Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt
Duisburg
„Die Ausstellung Mechanik und Menschlichkeit stellt
einen besonderen Höhepunkt in der Geschichte des
Lehmbruck Museums und der Stadt Duisburg dar. Es ist die
weltweit erste umfassende Ausstellung des Künstlerpaars
Jean Tinguely und Eva Aeppli. Sie vereint das Werk eines
international bekannten Bildhauers mit den Skulpturen
einer Künstlerin, die lange Zeit nur einem kleinen Kreis
bekannt war.
In unserer Ausstellung, die wir
zu den 100. Geburtstagen beider Persönlichkeiten
ausrichten, feiern wir also nicht nur Jean Tinguely, der
als Träger des Wilhelm-Lehmbruck-Preises tief in der
kulturellen Geschichte unserer Stadt verankert ist,
sondern leisten zugleich Pionierarbeit, um dem Werk von
Eva Aeppli wohlverdiente Sichtbarkeit zu verschaffen.“
Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der
Landschaftsversammlung Rheinland
„Die einzigartigen Werke Aepplis und Tinguelys
zeichnen sich durch ihre Menschlichkeit aus. Sie bestehen
aus Materialien und Elementen, die uns vertraut sind.
Ihre Bedeutung erschließt sich uns deshalb ohne viele
Worte – das ist die Qualität großer Kunst. Das Rheinland
hat Tinguely und Aeppli schon früh einen Raum zur
Entfaltung geboten und gab ihnen die Möglichkeit, ihre
Ideen umzusetzen.
Umso schöner ist es, dass diese
Ausstellung hier in Duisburg nun der Auftakt des 100.
Geburtstagsjahres beider ist. Der Landschaftsverband
Rheinland unterstützt diese Ausstellung mit großer
Überzeugung.“
Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der
Kulturstiftung der Länder
„Mit dieser Doppelausstellung trägt das Lehmbruck
Museum dazu bei, dass die Werke Eva Aepplis endlich die
ihnen gebührende Würdigung erhalten.
Bis in
die jüngste Vergangenheit wurden Künstlerinnen durch die
Ankaufs- und Ausstellungspolitik der meisten Museen
benachteiligt. Ich freue mich, dass die Kulturstiftung
der Länder in den vergangenen Jahren zahlreiche
Ausstellungsvorhaben unterstützen konnte, deren Ziel es
ist, dieser Ungerechtigkeit entgegenzuwirken. Die erste
umfassende Präsentation des Gemeinschaftswerks von
Tinguely und Aeppli ermöglicht es, das künstlerische
Schaffen beider in einem neuen Kontext zu betrachten.“
Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der
Ernst von Siemens Kunststiftung
„Gerade heute, im Jahr 2025, haben die Werke von
Tinguely und Aeppli eine ungebrochene Wirkung – umso
unverständlicher ist es, dass vor allem die Arbeiten von
Eva Aeppli so lange unerforscht bleiben konnten. Ich
freue mich mit der Ernst von Siemens Kunststiftung, diese
Ausstellung und den Katalog zu unterstützen, die das
außergewöhnliche künstlerische Erbe von Eva Aeppli und
Jean Tinguely würdigen.“
Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums
„In ihrem Vergnügen an der Revolte und dem
Rebellischen treffen sich die Werke von Eva Aeppli und
Jean Tinguely. Eros und Thanatos - der Lebenstrieb und
der Todestrieb gehen in ihrem Gemeinschaftswerk eine
seltene Allianz ein.“
Markus Bangen, Vorstandsvorsitzender der
duisport – Duisburger Hafen AG
„Bewegung und Veränderung sind die prägenden Merkmale
unserer Zeit. Es sind auch die Eigenschaften, die das
Werk von Tinguely und Aeppli mit dem Kern unserer Arbeit
hier im Duisburger Hafen verbinden. Es freut mich daher
sehr, dass wir die Ausstellung mit dem Transport der
wertvollen Leihgaben aus ganz Europa unterstützen können.
Aus dem Museum Tinguely in Basel reisen über 40
prominente Werke nach Duisburg, und das Moderna Museet in
Stockholm stellt einige der bedeutendsten Skulpturen von
Eva Aeppli zur Verfügung. Diese internationalen
Kooperationen mit renommierten Institutionen aus ganz
Europa machen die Ausstellung zu einem Ereignis von
weltweiter Strahlkraft.“

links: Jean Tinguely, Cenodoxus, 1981, Helvetia
Kunstsammlung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto:
Christoph Reichwein
rechts: Eva Aeppli, La Table / Die Tafel, 1965-67,
Moderna Museet, Stockholm, © Susanne Gyger, Luzern, Foto:
Christoph Reichwein
Katalog
Der begleitende Katalog mit Texten von Dr. Söke
Dinkla, Roland Wetzel, Anne Groh, Sarah Louisa Henn sowie
Barbara Räderscheidt im Gespräch mit Daniel Spoerri
präsentiert erstmals das individuelle und gemeinsame Werk
des Paares umfassend. Anhand von Schlüsselwerken zeichnet
die Publikation ihre künstlerische Entwicklung nach – von
Tinguelys frühen kinetischen Reliefs über Aepplis
lebensgroßen Figuren bis zu ihrem späten
Gemeinschaftswerk, das die Ideenwelten der beiden
vereint.
168 Seiten, 122 Abbildungen, Preis: 24 €
Begleitprogramm
Begleitend zur Ausstellung lädt das Lehmbruck
Museum zu einer Reihe von Veranstaltungen ein. Aktuelle
Informationen werden auf der Website des Lehmbruck
Museums (www.lehmbruckmuseum.de) veröffentlicht.
Feste
· Sonntag, 23. März, 11 bis 17 Uhr
Lauschen und Staunen – ein Familientag mit Eva und
Jean
· Freitag, 1. August, 11 bis 17 Uhr
Schnitterfest
· Sonntag, 24. August, 11 bis 17 Uhr
Sparda-Sommerfest
Lesungen und Ausstellungsgespräche
· Mittwoch, 30. April, 18 Uhr
Niklaus Talman: „Die Tinguely-Clique“
· Donnerstag, 15. Mai, 18 Uhr Dominik
Müller: „Jean Tinguely – Motor der Kunst“
· Donnerstag, 12. Juni, 17 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Prof. Dr. Georg Imdahl und
Dr. Söke Dinkla
Kuratorinnenführungen
· Freitag, 25. April, 17.30 Uhr
„Eva Aeppli und Jean Tinguely – ein ungleiches
Künstlerpaar?“, mit Dr. Söke Dinkla
· Samstag, 31. Mai, 14 Uhr
„Rebellion gegen den Tod“, mit Anne Groh
Weltweite Veranstaltungen zu Jean Tinguelys 100.
Geburtstag finden Sie auf der Website tinguely100.com.
|
Eine Ausstellung mit Werken von Dieter
Krieg.
Laufzeit: 26. März bis 24. August 2025
Duisburg, 19. März 2025 - Das MKM Museum Küppersmühle für
Moderne Kunst in Duisburg präsentiert „Maler, Diebe und
Gesindel“ - eine Ausstellung des bedeutenden deutschen
Künstlers Dieter Krieg (1937-2005). Er zählt zu den
wichtigsten deutschen Malern der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts und schrieb als Vertreter der Neuen Figuration
Kunstgeschichte.

Die umfassende Übersichtsausstellung im MKM Museum
Küppersmühle legt einen besonderen Schwerpunkt auf das
Spätwerk des Künstlers mit Werken aus den 80er und 90er
Jahren. Sein künstlerischer Rang ist in der Fachwelt nach
wie vor unumstritten, auch wenn er heute in der
Öffentlichkeit weitgehend vergessen ist. Mit der Ausstellung
„Maler, Diebe und Gesindel“ wollen wir dem entgegenwirken.
Ausstellungseröffnung: Montag, 24. März um 19
Uhr Es sprechen: Walter Smerling, Direktor MKM Museum
Küppersmühle Thomas A. Lange, Vorsitzender des Vorstandes
der National-Bank AG Christiane Friese, Stiftung Dieter
Krieg Dieter Nuhr, Kabarettist und Künstler
Ein
besonderes Erkennungsmerkmal seiner expressiven und
kraftvollen Kunst sind die extremen Formate seiner in
heftiger Malweise ausgeführten Gemälde. Dieter Krieg nahm
den großen Erfolg der „Neuen Wilden“ in den 1980er-Jahren
vorweg. Die Auswahl dieser Ausstellung demonstriert dies mit
Schriftbildern und monumentalen Darstellungen von banalen
Alltagsgegenständen wie Spiegeleiern, Koteletts,
Duschvorhängen, Kerzen und anderem.

In seiner Malerei wird neben ihrer
verführerisch-sinnlichen Qualität die Fragwürdigkeit der
Darstellbarkeit von Dingen besonders deutlich. Krieg war ein
obsessiver Leser, und seine Malerei ist geprägt durch eine
Affinität zur Literatur seiner Zeit von Sartre und Beckett
bis zu Peter Handke und den körperlichen Akt des Schreibens,
der zu einem weiteren Motiv der Gemälde wird.
Dieter Krieg, der an der Karlsruher Kunstakademie bei HAP
Grieshaber studierte, erregte bereits in den 1960er Jahren
durch seinen radikalen Malstil Aufsehen. Schon 1966 erhielt
er für seine bis zur Unkenntlichkeit verschnürten und
bandagierten Körperdarstellungen den deutschen Preis der
Jugend in Baden-Baden. 1978 vertrat er Deutschland auf der
Biennale in Venedig.
Als Professor an der
Kunstakademie Düsseldorf beeinflusste er eine ganze
Generation jüngerer Künstlerinnen und Künstler. Wenige
Wochen vor der Eröffnung hat eine Gruppe von Experten die
Aktualität dieses herausragenden Künstlers intensiv
diskutiert.
Der Gedankenaustausch zwischen dem
Intendanten des Kunstmuseums Bonn, Stephan Berg, dem
Vorsitzenden der Stiftung Dieter Krieg, Klaus Gerrit Friese,
der Direktorin des Neuen Museum Nürnberg, Simone Schimpf,
dem Autor, Filmemacher und Kurator Heinz-Norbert Jocks, dem
Kurator Kay Heymer sowie Walter Smerling, dem Direktor des
Museum Küppersmühle, ist dem Ziel gewidmet, das Schaffen des
Künstlers wieder stärker in das Bewusstsein der
Öffentlichkeit zu rücken.
Das Gespräch ist im
Ausstellungskatalog abgedruckt. „Die Ausstellung
demonstriert die anhaltende Aktualität und Verführungskraft
von Dieter Kriegs Malerei. […] Wenn die Realität eine Form
der Entzauberung ist, wenn die Zäune umgerissen gehören,
damit neue Erlebnisse und andere Formen der Messung möglich
sind, dann kann die Malerei nur die Dürftigkeit des eigenen
Genügens an diesem Anspruch protokollieren. Sie soll nicht
so tun, sagt Krieg, als wüsste sie es besser.
Als hätte sie einen Durchblick. Sie soll ihre Ungewissheit
ins Zentrum stellen, ohne sich dabei in unbeschreibliche
Abstraktion zu flüchten. Denn wir alle leben ja von der
vorgetäuschten Wirklichkeit, warum also suggerieren, wir
würden sie nicht kennen.“ (Simon Strauß, im
Ausstellungskatalog „Maler, Diebe und Gesindel“)
Der
Katalog zu Ausstellung erscheint im Wienand Verlag, Köln,
inkl. zahlreicher Installationsund Werkansichten sowie
Beiträgen von Simon Strauß, Thomas A. Lange und Walter
Smerling sowie einem Gespräch über Dieter Krieg zwischen
Stephan Berg, Klaus Gerrit Friese, Simone Schimpf,
Heinz-Norbert Jocks, Kay Heymer und Walter Smerling. Format
29 x 27 cm, 160 Seiten, ca. 100 Abbildungen
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