Duisburg, 22. Januar 2015 - Vor dem
Auftritt von Anna Piechotta im Kulturtreff Rumeln trat
Veranstalter Ingo Pügner vor das Publikum und wirbelte ein
wenig Staub auf: Staub, der auch entstanden ist beim Umbau
des alten Rumelner Kinos hinter der Musikschule, dem
ehemaligen „Lichtspielhaus“, das jetzt zum neuen
„Kulturspielhaus“ umgewandelt wird. „Ab Mai werden wir
dort in etwas größerem Rahmen unsere Kleinkunst
veranstalten“, berichtete er erfreut den etwa 70 Gästen -
die Kabarettistin Sia Korthaus wird am 9. Mai den neuen Ort
mit ihrem Programm einweihen.
Gar keinen Staub hingegen hatte der Auftritt der jungen
Chanteuse Anna Piechotta (Foto) angesetzt: Frisch, mit einer
gesunden Naivität, aber auch ausgestattet mit klugem
Menschenverstand, präsentierte sie ihr Programm „Komisch, im
Sinne von seltsam“. Den Mops im rosa Ballettkleidchen auf
dem Cover ihrer gleichnamigen CD hatte sie wohl nicht
mitgebracht: „Das Tier ist ja nur ein Werbegag von mir“,
gestand sie selbstironisch dem amüsierten Publikum.
„Mit zwei Flaschen Gin, dass ich für Sie unterhaltsam bin“
erzählt sie humoresk aus dem harten Leben einer noch
unbekannten Künstlerin und gelangt schon in ihrem
Eröffnungslied zu dem Wunsch: „Vielleicht könnten Sie mich
am Ende belohnen – mit stehenden Ovationen.“ Stilistisch
hat sie in ihren Songs den unmittelbar nachgestellten Reim,
im Zeilensprung, eingearbeitet. Und wenn sie sich nach jedem
selbstgeschriebenen Chanson brav angelehnt an ihrem Klavier
vor dem Publikum verbeugt, erscheint es so grazil, als ob
eine Barrenturnerin einen Abgang an ihrem Gerät vollführt.
Nur das Piano hat ein Problem mit dem Pedal: „Da muss
Tonmeister Tim das gute Stück in der Pause mal kurz
auseinanderbauen , damit ich meine Balladen spielen kann –
oder wollen sie eine Ballade ohne Pedal?“, improvisiert Anna
Piechotta witzig. Die gibt es dann mit dem Stück „Problem“,
in dem sich Anna Piechotta mit schwarzem Humor
dem Thema Alzheimer widmet: „Mit jedem Tage wird es
schlimmer, hab keinen Schimmer – es ist wie verhext, weiß
noch nicht mal mehr den Text“, singt sie mit einem Grinsen.
In der Pause hält sie es mit Helene Fischer und kommt im
kurzen roten Kleid zurück auf die Bühne, nachdem sie
elegantes Schwarz im ersten Teil getragen hatte. Und Anna
Piechotta macht sich weiterhin über all das lustig,
was junge Frauen so beschäftigen könnte. In dem Titel „Mein
erster Opernbesuch“, kichert sie komisch eine Koloratur aus
„Don Giovanni“, zieht aber zeitgleich über ihr klassisches
Klavierspiel Techno und Hip-Hop durch den Kakao. Den Chor
übernimmt das Publikum, Zuschauer Ralf aus der ersten Reihe
bekommt im Stück noch einen Solopart: an einer Stelle darf
er grunzen wie ein Tier – Szenenapplaus für den mutigen
Mann.
In dem Lied „Miriam“ geht es um ein junges
Mädchen, das schwanger geworden ist – aber nicht weiß, von
wem. „Der Bayer und Ich“ behandelt die Antipathie beim
ersten Date zweier Chat-Partner. Und Anna Piechotta macht
sich beliebt beim Publikum, indem sie Privates
preisgibt: „Ich bin jetzt aus der Großstadt in ein Dorf an
der Mosel zurückgezogen – und wir brauchen da keine
Videoüberwachung, wir haben Omas, die aus den Fenstern
schauen.“ Naja, so weltfremd, wie sie manchmal tat,
war sie nun wirklich nicht - den großmädchenhaften Charme
hat sie sich aber bewahrt.
|