BZ-Home Stephans Kult-pur Der Kult-Attaché



BZ-Sitemap

BZ-Kultur aktuell

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 






 

'Auswärtsspiel'
Walsumer Stadthalle statt Homberger Glückaufhalle
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 09. Dezember 2015 - Man braucht eigentlich nur den Bussen der Reiseunternehmung „Der Homberger“ zu folgen auf der A 59, um an Theaterabenden sicher zur Stadthalle Walsum zu gelangen. Denn das Theaterprogramm der Homberger Glückaufhalle findet jetzt rund 20 Kilometer nördlich statt wegen der aktuellen Belegung der Halle durch die Flüchtlinge. Der stellvertretende Homberger Bezirksamtsleiter Markus Dorok nimmt seine Theaterabonnenten bei diesem „Auswärtsspiel“ am Eingang der Walsumer Stadthalle dafür auch persönlich in Empfang. Drei Shuttle-Busse haben die Gäste ab 18.45 vor der Glückaufhalle eingesammelt und in drei Touren in den Duisburger Norden gefahren.

„Wir haben unsere Theaterabonnenten Ende Oktober angeschrieben, ob sie diesen kostenlosen Service nutzen würden“, sagt Dorok. Die Nachfrage sei immens gewesen: „Rund 200 Abonnenten haben sich sofort zurück gemeldet, dass sie mit den Bussen mitfahren werden.“
Der Rest der etwa 350 Abonnenten würde mit dem eigenen PKW anreisen, viele Rücktritte vom Abo habe es wegen der Verlegung nicht gegeben. Gerade noch rechtzeitig schaffen es Barbara Hoffmann und ihre fünf vom Theater begeisterten Freundinnen aus Krefeld. Sie sind das erste Mal dabei.

„Wir haben Glück gehabt, dass wir schon so früh an der Homberger Halle waren und den letzten Shuttle-Bus um 19.15 Uhr bekommen haben.  Denn wir wussten in Krefeld nicht, dass eine Verlegung stattfindet“, so die Besucherin. „Aber der Service gefällt mir sehr gut.“

So ist es fair, dass Markus Dorok mit seinen Grußworten wartet, bis auch die letzten Zuschauer ihre Plätze in der an den Seiten mit Holz vertäfelten Walsumer Stadthalle einnehmen, die aufgrund der aufsteigenden Sitzreihen ein gemütliches Flair vom Audi-Max an der Uni Duisburg-Essen vermittelt.
„Ich bin zwar nicht derjenige, der Ihnen das eingebrockt hat, aber derjenige, der es für Sie ermöglicht hat, die Theaterreihe an dieser Stätte weiter fortzuführen“, sagt Markus Dorok. Sofort zur Seite gestanden ist ihm dabei die stellvertretende Walsumer Bezirksamtsleiterin Sabine Jatz. „Wir haben festgestellt, dass die Homberger Termine gut mit unserer Hallenbelegung übereinstimmen“, so Jatz.

Dann wird auch noch Theater gespielt, in dem Stück „Wir lieben und wissen nichts“ von Moritz Rinke geht es um das menschliche Miteinander. Fernsehstar Helmut Zierl lässt sich auch von anfänglichen Rückkopplungen aus der Tontechnik nicht aus dem Konzept bringen und spielt den ständig mosernden Intellektuellen Sebastian, der sich lieber wissenschaftlich mit den  Adamiten „als freieste Gesellschaftsform überhaupt“ auseinandersetzt, als den Kinderwunsch seiner Freundin Hannah (Elisabeth Degen) zu erfüllen. Geplant ist ein Wohnungstausch mit einem Pärchen aus Zürich, weil Hannah  in der Schweiz eine gut dotierte Stelle als Zen-Atemtrainerin für gestresste Banker wahrnehmen kann.

Im Gegenzuge möchte der Satellitenforscher Roman (Uwe Neumann) mit Frau Magdalena (Sandrine Guirand) bei den beiden einziehen, wahrscheinlich weil man per High-Tech-Software  in Deutschland besser nicht mehr benötigte Satelliten aus der Umlaufbahn abschießen kann. Es kommt zum Eklat, da der desinteressierte Sebastian dem peniblen Forscher nicht das Passwort für seine häusliche W-LAN-Station sagen kann, und Roman keinen Internetzugang für seinen Abschuss hätte. So geraten die beiden Zankhähne immer wieder aneinander, während ihre Freundinnen versuchen, das große Chaos zu vermeiden – und alle merken irgendwann, wie winzig ihre weltlichen Bedürfnisse sind. Das ganz große Chaos findet am Ende nur im All statt, wie es die von Forscher Roman projizierte Abschlusssequenz mit ihren aufgehenden Sonnen und Sternen auf der Leinwand am Ende beeindruckend vermittelt.