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Kirche statt Kneipe
'The Dublin Legends' in der 'Erlöserkirche'

Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 22. November 2015 - The Dubliners sind eine Ikone in der Folk-Musik. Weit über zehn Live-Alben und mehr als 20  Studioalben haben sie in ihrer 50-jährigen Geschichte in unterschiedlichen Besetzungen herausgebracht. Inzwischen treten sie als 'The Dublin Legends' auf, da alle Gründungsmitglieder verstorben sind, und die Namensrechte für „The Dubliners“ bei dem langjährigen Mitglied John Sheahan liegen, der die Band 2012 offiziell auflöste. In der Rheinhauser Erlöserkirche arbeiteten die vier Musiker mit ihrem Auftritt weiter an der Legende.

Denn sie machen nicht viele Worte zwischen den einzelnen Stücken, sie spielen auf: feinster Irish-Folk mit einem Hauch von wilder Kneipenatmosphäre, aber auch sphärischer Weite der grünen Insel breitete sich in der Erlöserkirche aus. Etwa 350 Zuschauer hatten den Weg zum Konzert gefunden, um die „lebenden Legenden“ zu sehen – und bekamen richtig Spaß. Nach fetzigen Traditionals und einigen Rovers wurde es  anrührend, als Mandolinenspieler Séan Cannon in sich ging und ankündigte: „Das nächste Lied stammt aus dem 16.Jahrhundert, ich singe es in meiner ersten Sprache – Gälisch.“. Und der Titel „Fáinne Geal an Le“ trug genau diese sehnsüchtigen Momente mit sich, unerfüllte Liebe und natürliche Weite, die man mit dem Irish Folk verbindet.

„The Dubliners“ existieren seit 1962. Mitbegründer waren Luke Kelly, Ciáran Bourke, Barney Mc Kenna, Ronny Drew. Bis heute hat die Formation, die durch ihre Arrangements von irischen Traditionals weltberühmt wurde, über zehn Mitglieder gehabt. Anfang 2013 wurden sie in  „The Dublin Legends“  umbenannt aus rechtlichen Gründen. In Rheinhausen spielten Eamonn Campbell, Paul Watchorn, Gary O'Connor, Seán Cannon

Gerade in den 1970er-Jahren stand die Band im Verruf: wegen ihres Alkoholkonsums bei Konzerten und danach – die „dritte Generation“ griff vor dem Altar lieber zu einer Flasche Aqua Minerale. Das war auch zweckmäßig, denn Geigenspieler Gary O' Connor legte ziemlich anspruchsvolle Fiddleparts als Solo über die gezupften Arrangements seiner Mitspieler, hatte sogar ein alleiniges Solo-Stück mit dem Banjo,  und glänzte als Solist beim Song „Belfast“. Dann gab es noch eine Überraschung: Als Gitarrist Eamonn Campbell erfuhr, dass Jamie Clarke, ehemaliger Gitarrist von den befreundeten „The Pogues“ im Publikum saß, widmete er ihm einen Song – der natürlich von Freundschaft handelte.  Die vier Musiker spielten ein fetziges „Railway“ und die Kneipenhymne „Seven Drunken Nights“, danach  noch eine schwelgerische Version der Folk-Hymne „Fields of Athenry“, bevor die Zuschauer aus dem Mitklatschen nicht mehr herauskamen, als „The Dublin Legends“ einen Hit nach dem anderen losschossen: „Dirty Old Town“ wurde zu einer einzigartig rockenden Blues-Version, und die Zuschauer standen und klatschten beim „Irish Rover“ und der Zugabe „Whiskey in the Jar“. Legendär.

Ganz begeistert war Carsten Dehnert. Der 42-Jährige hat die Dubliners seit 1987 etwa 20 Mal live gesehen. „Ich finde, die Lieder aus den 1970er-Jahren am besten, als die anfingen wegen des Nordirlandkonflikts politischer in den Texten zu werden. Am besten gefiel mir der verstorbene Sänger Luke Kelly.“ Auch Dieter Sender war sehr angetan vom Auftritt: „Die alten Herren machen wirklich Präzisionsarbeit und es sind  hier sehr viel jüngere Leute, mehr als ich dachte.“ Als Vorgruppe überraschte die deutsche Folk-Formation „Fairy Tale“, die über den Frauengesang stilistisch eher bei „Clannad“ einzuordnen sind.