Duisburg, 20. Juni 2015 - Seine Nase ist länger als die von
Pinocchio. Langsam schleicht das grüne Wesen in den
Altarraum der Oestrumer Friedenskirche: „Hallo, hallo, wir
fangen endlich an....“, singt der Puppenspieler Mario Klimek
hinter dem grünen Etwas. Die etwa achtzig Kinder und deren
Eltern steigen mit ein, die Textzeilen sind schnell gelernt.
Aber es ist nicht der Kasperle, es ist das Flötentier, das
jetzt die Zuhörer unterhält.
Noch mehr seltsame Wesen huschen
auf die Bühne, geschwungene braune Holzkörper mit
merkwürdigen Öffnungen und langen Hälsen versammeln sich der
Größe nach vor dem Altar. „Wer bist du denn?“, fragt das
Flötentier verwundert. Die Violinistin hinter dem Instrument
flüstert ihm etwas ins Ohr. „Ah, du bist eine Geige!“,
erklärt Mario Klimek den Kindern . „Und was kannst du so?“,
fragt er. Anke Vogelsänger von den Duisburger
Philharmonikern imitiert die Laute eines Kuckucks, die
Kinder machen mit: „Kuckuck“, tönt es geballt in der Kirche.
Die Kontrabassistin Sigrid Jann-Breitling erklärt den
Kindern ihr Instrument, indem sie den tiefen, dröhnenden
Lauf eines Elefanten nachspielt. „Den improvisiere ich aber
immer neu“, grinst die Symphonikerin später.
So werden die Kinder zwischen
drei und sechs Jahren spielerisch in die Welt der
klassischen Saiteninstrumente eingeführt, sie lernen, dass
sich eine „Schnecke“ am Ende des Halses einer Geige befindet
oder dass ein Cello um Oktaven tiefer gestimmt ist als eine
Bratsche. Ganz spannend wird es, als das Streichquintett der
Duisburger Philharmoniker dann „Die kleine Eisenbahn“ von
Thomas-Mifunè wie in einer gewaltigen Abfahrt spielt, dabei
das Tempo anzieht, so dass manche Kinder mit glasigen Augen
schauen, sogar auf den Bänken stehend mitfahren.
Und natürlich „Nein!“ rufen, als
das Flötentier als Schaffner alle Instrumente ohne
Fahrschein aus dem Abteil werfen will. „Na gut, überredet“,
sagt Mario Klinke. „Kennt ihr denn „Tata tatatata“?“, fragt
das grüne Tier die Instrumente. Wie aus dem Nichts stimmen
die Philharmoniker den ersten Satz aus „Die kleine
Nachtmusik“ an. Ein Junge in der letzten Reihe weiß sogar,
von wem das Stück geschrieben wurde: „Mozart!“, ruft er von
fern. Der Mitmacheffekt ist hoch, die Kinder schwofen bei
allen Stücken mit.
Auf die Frage wie es Maximilian,
5 Jahre, gefallen hat, streckt der kleine Junge seine beiden
Daumen, wie bei Facebook, in die Höhe – zwei Likes für die
Musiker. Max, 5 Jahre, hat es der Kontrabass angetan: „Die
tiefen Töne von dem Elefanten haben mir gut gefallen“, sagt
er.
Genau diesen Effekt hatte sich
Ingrid Dyballa vom evangelischen Familienzentrum an der
Brunnenstraße, die die Duisburger Philharmoniker eingeladen
hatte, erhofft: „Das war unsere erste Veranstaltung dieser
Art, ich bin sehr zufrieden. Es ist schon klasse, wenn
Profimusiker für die Kinder spielen, da merkt man den
Unterschied. Wir versuchen so etwas weiterhin zu
organisieren“, sagt die Verantwortliche. Das Konzert gehört
zur Reihe „Klasse, Klassik, mini“ der Duisburger
Philharmoniker - 3 bis 6-jährige Kinder haben so die
Gelegenheit im Rahmen von „A-Saite bis zupfen“ den
Unterschied zwischen Streichinstrumenten zu erlernen, und
werden in einfache Klassikstücke eingeführt.
Während es für die Erwachsenen
vor der Kirche Kaffee und Kuchen gab, wollte die Kinder den
Unterschied auch haptisch erfahren: Nach dem Konzert bildete
sich eine große Traube um die Profimusiker und viele Kinder
durften einmal Elefant oder Vogel auf dem Instrument
sein...
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