Duisburg, 22. April 2015 - Der Komiker
Heinz Erhardt bleibt eine unvergessene Ikone in der
Filmgeschichte des Nachkriegsdeutschlands der 50er- und
60er-Jahre. Eine Würdigung seiner Schauspielkunst erfuhr er
jetzt in der Homberger Glückauf-Halle mit dem Theaterstück
„Das hat man nun davon“, das er noch zu Lebzeiten selbst mit
bearbeitet hat. Man braucht gar nicht wie er auszusehen, um
ein glaubwürdiges Erhardt-Double zu sein – vielmehr ist es
die Gestik, Mimik und der Sprachduktus, die ihn so
unverwechselbar machen.
Der Essener Schauspieler
Thomas Glup hat sich ihm angenähert und spricht
wahrscheinlich schon im Privaten mit Gedichtähnlichen
Kalauern, wie es sein Vorbild so unverwechselbar konnte.
„Als die Arbeit schrie, leistete ich ihr Folge“, wird
somit zur Losung des Erhardt-Kopisten in der Rolle des
kleinen Finanzbeamten Willi Winzig. Den Frauen gegenüber
hochgradig verschüchtert, mit wippendem Gang und
baumelnden Armen, wenn er sich nach vorne beugt, bringt
Thomas Glup die Spielweise Erhardts auf den Punkt mit einer
Stimme, die nah am Falsett angesetzt ist. Und das, obwohl
Glup nicht untersetzt, fast zwei Meter groß ist und volles
Haar hat – nicht nur seine Kasten-Hornbrille, die wohl noch
aus der Original-Sammlung von Erhardts Enkeln stammt, macht
die Reinkarnation dieses Schauspielers möglich.
So
entwickelt sich eine turbulente Komödie mit einem
Oppositionellem im Steuersystem – und das zu
Wirtschaftswunderzeiten. In der Filmsequenz vor dem
geistigen Auge ahnen die 500 Zuschauer, wie Winzig mit einem
kleinen VW-Käfer zu seinem Arbeitsplatz fährt, auf dem sich
die Akten türmen. Nur, Winzig erlässt notleidenden Müttern
ihre Steuerschulden, ohne dass es seine Vorgesetzten wissen.
Als sein Einsatz -- im Grunde für ein gerechtes Steuersystem
- auffliegt, soll Winzig zwangspensioniert werden – kurz vor
seiner rechtmäßigen Pension. Er stellt sich darauf verrückt,
stolpert aber nolens volens entgegen aller Postenschacherei
die Karriereleiter nach oben.
„Ich habe als kleiner
Schreiber in 15 Jahren 17 Finanzminister kommen und gehen
sehen – mehr kommen“, sagt Winzig und wird sogar zu
einem Empfang bei den Oberen eingeladen. In bester Montur
entpuppt er sich „als Frack würdiges Wesen“, liefert einen
an Wahnsinn grenzenden Witz nach dem anderen – brüllt in die
Aufführung der Operngala sogar: „Das ist ja hier nicht
mehr zum Aushalten!“
Thomas Glup versteht die Kunst
der Improvisation: Als ihm Sekt gereicht wird, prustet er
laut ins Publikum: „Das ist ja Sprudelwasser – hier in
Homberg Sprudel statt Sekt? In Duisburg hätte ich es ja noch
verstanden, aber hier...?“, witzelt er. So wird auch
Erhardts Bodenständigkeit und seine menschlichen Züge durch
improvisierte Einfälle seines Kopisten in die Jetzt-Zeit
hinübergerettet. Schließlich wird Willi Winzig
Finanzminister, weil er sich nicht von Korruption im
Amtsapparat hat leiten lassen – sondern dem Herzen treu
geblieben ist.
Und trotz aller „Sicilium, Sicilium!“-Mahnungen
aus dem Munde von Thomas Glup – am Ende tobten mehr als 500
Zuschauer für die gute Aufführung des Ensembles.
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