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'Höchste Zeit' folgt auf 'Heiße Zeiten'
Stephan Sadowski

Duisburg, 11. Mai 2015 - Zuerst noch waren es „Heiße Zeiten“, die die vier Damen durchlaufen durften, jetzt wurde es „Höchste Zeit“ in der Rheinhausenhalle. Denn die Karrierefrau (Charlotte Heinke), weit über 40, will endlich heiraten, hat aber den Junggesellinennabschied dermaßen überzogen, dass sie nicht mehr weiß, erstens wo sie war und zweitens mit wem sie am Vorabend rumgemacht hat, als sie schwer verkatert in einer Hotel-Suite mit Live-Band aufwacht: „Ich hab einen unglaublichen Frosch im Hals, ich glaub gestern war es noch ein Prinz!“, röchelt sie.

Diese Ungewissheit, dass sie im betrunkenen Kopf ihren geliebten „Dietrich“ betrogen haben könnte, schwebt fortan wie ein Damokles-Schwert über der Karrierefrau,  und pünktlich um 9 Uhr stehen ihre „Freundinnen“ zum Hochzeitsfrühstück parat und es entwickelt sich eine turbulente Komödie. In dieser Gruppe der „Brautjungfern“, die so  daher kommen wie  ungleiche „Jakob-Sisters“, gänzlich ohne Pudel, glänzt vor allem die kleine Angelika Mann als Hausfrau. Mit frecher Schnauze wirbelt sie die Truppe total durcheinander, rennt überstürzt vom Aperol getrieben aufs Klo und das Publikum lacht laut auf, als sie schreit: „Ich glaub, das wird ein Tsunami!“

Es sind also nicht Granufink-Probleme, die sie hat, sondern dieses Eingefahrensein in ihrer Ehe, lieber würde sie in einer Großküche Nudelsuppe kochen. Dann ist da noch die Vornehme (Heike Jonka), nach über 30 Jahren durchwachsener Ehe, läutet sie nun endlich die Scheidung ein – nur sie vergisst, dass ihr Scheidungstermin an dem Tag der Hochzeit der Freundin ist. Und die Junge (Nini Stadlmann) hat das Problem, dass ihr Lebensgefährte, mit dem sie ein Kind hat, nicht weiß, was er dem Säugling zu essen bereiten soll – und deswegen endlos lange mit ihm übers Smartphone kommuniziert. Das Chaos ist perfekt, als die Braut eine SMS von Howard Carpendale, bekommt: „Danke für den schönen Abend - Howi!“ und die Band schelmisch dazu eine modifizierte Version seines Mega-Hits „Tür an Tür mit Alice“ spielt.

Auch deswegen weigert sich die Braut bis zum Schluss ihr Hochzeitskleid anzuziehen, zumal Bräutigam Dietrich, der als Unfallchirurg arbeitet, bis auf weiteres verschwunden ist und sich nicht meldet. Und die inzwischen in weißer Unterwäsche auf der Bühne sitzende Karrierefrau sinniert dazu : „Und das soll mein schönster Tag im Leben sein – wenn Onkel Fritz versaute Witze erzählt und Opa Herrmann ein Best-Of der Ereignisse vom Zweiten Weltkrieg liefert?“
Und sie ja immer noch nicht weiß, was es mit dieser ominösen SMS von „Howi“ auf sich hat. Dann klärt sich alles durch den entscheidenden Anruf von Dietrich – mit dem blonden südafrikanischem Schlagerstar sei man gemeinsam an der Bar gewesen – danach längere Zeit turtelnd im Fahrstuhl. Das Stück wird getragen von der Musik, die die Schauspielerinnen  im quadrophonen Chorsatz singen und die einen bunten Streifzug durch die Schlagerwelt liefert. „Maniac“ aus Flashdance oder „Girls,girls,girls“ von Sailor werden in einer abgewandelten Version  präsentiert, mit einem sehr guten Gitarristen Siamak Sattari innerhalb der „Hotel-Band“, der auffallend gute Licks über die Stücke legt.