BZ-Home Stephans Kult-pur Der Kulturattache



BZ-Sitemap

BZ-Kultur aktuell

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 






 

'Höchste Zeit' in der 'Glückaufhalle'
"Pfiffig, hintergründig, zeitgerecht"
Stephan Sadowski

Duisburg, 06. Oktober 2015 - Bei der Eröffnung der Theater-Spielsaison 2015/16 in der Homberger Glückaufhalle zeigt sich Doris Nielert-Browatzki vom Bezirksamt zufrieden: „Wir haben schon mehr als 300 Abonnenten für die neue Spielzeit, so viel wie noch nie.“ Und etwa 500 Besucher saßen im Publikum beim ersten Theater-Stück „Höchste Zeit!“ von Tillmann von Blomberg.

Eine attraktive Finanzmanagerin (Charlotte Heinke) feiert ihren Junggesellinnenabschied und stolpert nach durchzechter Nacht sturzbetrunken in ihre Hotel-Suite eines Luxushotels. „Ich glaub, ich habe einen Frosch im Hals, gestern war er noch ein Prinz“, röchelt sie am nächsten Morgen völlig verkatert. Aber ihr Verlobter Dietrich ist verschwunden und so fragt sie sich, mit wem sie die Nacht verbracht hat. „Auf jeden Fall hatte ich tierisch guten Sex“, lacht sie. War es eventuell Howard Carpendale, mit dem sie noch einen Absacker an der Hotelbar getrunken hat?

Da schellen ihre drei „Brautjungfern“, alles Damen reiferen Alters, die die Braut einst am Flughafen kennengelernt hatte – als sie auch ihren Dietrich das erste Mal sah. In der Gruppe dieser „Brautjungfern“, die eigentlich den zweiten Teil des Wortes nicht mehr erfüllen können, glänzt vor allen Dingen Angelika Mann, als kleiner umtriebiger Wirbelwind zischt sie schlagfertig als Hausfrau Doris über die Homberger Bretter. Als sie erfährt, dass Dietrich als Anästhesist arbeitet, kalauert Angelika Mann fein: „Kenne ich, habe ich auch mal gehabt – allerdings auf dem Ring an meinem Finger!“ Die 500 Zuschauer lachen laut auf, als sie als Hausfrau Doris vom Begrüßungssekt getrieben auf die Toilette rennt mit den Worten: „Ich glaub, das wird ein Tsunami!“

Doch weiterhin schwebt über der Braut das Damokles-Schwert der durchzechten Nacht und ihre Befürchtung,das Howard Carpenndale ihr Liebhaber war, vergrößert sich, als eine SMS auf ihrem Iphone eintrudelt: „Danke für diesen schönen Abend – Howi!“ und eine CD von ihm mit Autogramm auf ihrer Stereo-Anlage liegt. Die Hotel-Band, die hinter der Zimmerbar steht, spielt dazu schelmisch seinen großen Mega-Hit „Living next door to Howi“, eben weil er im gleichen Hotel abgestiegen ist,  und die zum Frühstück geladenen Damen trällern den Chor dazu wie in einem Musical. Überhaupt liefert die Combo ein gutes Potpourri durch die Musikgeschichte und Angelika Mann glänzt auch als Sängerin in einer Cover-Version von „Johnny B. Good“ adaptiert als „Ich will mehr!“. Dabei spielt sie ironisch darauf an, dass es bei ihrer Hochzeitsreise vor 30 Jahren nur zu einem Trip nach Thüringen zu ihren Schwiegereltern gereicht hat.

Die inzwischen in weißer Unterwäsche auf der Bühne sitzende Braut sinniert frustriert dazu : „Und das soll mein schönster Tag im Leben sein – wenn ein polnischer Alleinunterhalter zum Tanz aufspielt und Onkel Fritz den ganzen Abend versaute Witze erzählt?“ Doch alles klärt sich auf durch den entscheidenden Anruf Dietrichs, und die auf der Kippe stehende Hochzeit findet in dieser turbulenten Komödie am Ende statt.

Mit drei Worten bezeichnet Heinz Moosbauer dieses Bühnenstück: „Pfiffig, hintergründig, zeitgerecht“, sagt der Mann, der seit zwanzig Jahren ein Abo in der Glückaufhalle zusammen mit seiner Frau hat.

Auch Maria Göbel aus Homberg meinte: „Mir hat vor allem die Musik gefallen, das waren bestimmt Darsteller, die schon in einem Musical mitgesungen haben.“ Applaus gab es auch von den etwa anderen 500 Gästen.