Duisburg, 12. Mai 2015 - Erstaunlich
aufgeräumt ist es in seinem Atelier – hell strahlt die
Morgensonne durch die großen Fenster und Licht flutet den
Raum. Überall hängen Porträts an den Wänden, keine Farbreste
sind auf dem Arbeitstisch zu entdecken. „Das Gute ist,
dass das Atelier auch gleichzeitig meine Galerie ist“, sagt
der Rheinhauser Künstler Johann Hendrix. So bleibt es wohl
langfristig aufgeräumt, denn „schließlich befand sich hier
mal ein „Schönheitssalon““, sagt er.
Vielleicht
erscheinen die großen Gesichter deshalb so schön
'geschminkt', die auf dem ersten Blick aus der
zweidimensionalen Leinwand in den großen Raum hineintreten
wollen. „Manche Betrachter entdecken in meinen Bildern immer
wieder kubistische Formen, doch dem ist nicht so“,
erzählt der 58-Jährige. Ja, tatsächlich erkennt man andere
geometrische Strukturen auf der eigentlich konvexen Stirn
eines Porträtierten, doch Johann Hendrix meint: „Meine
Bilder sollen aber flach bleiben – wie der Ball“, und
schmunzelt dabei. Dennoch erzielen sie beim Betrachter
diesen 3D-Effekt, auch ohne Brille.
Sänger wäre er
gerne geworden: Johann Hendrix war lange mit seiner Frau in
einem Hochemmericher Kirchenchor aktiv. Manche Bilder
erinnern somit an große musikalische Werke, vielleicht an
Passionen von Johann Sebastian Bach. „Die Farbfläche
neben dem Gesicht entspricht dem musikalischen Teil und das
Porträt kommt dem Rezitativ, also dem Textteil, nahe“,
erklärt Johann Hendrix, der lange Schüler war bei dem
bekannten Oestrumer Künstler Volkram Anton Scharf und
bis zu dessen Tod 1987 mit ihm in Kontakt stand. Gezielt
setzt Hendrix komplementäre Farben nebeneinander, die dann
diese „musikalische Einheit“ im Bild ergeben. So sind es
zwar keine vollständigen, dreitönigen Akkorde, aber
ausgegorene, harmonische Zweiklänge, ja „Farbklänge“, die in
Hendrix Gemälden mitschwingen. „Vieles ist einfach aus Lust
an der Farbe entstanden“, sagt der Künstler, der an der
Kunstakademie Düsseldorf in den 80er-Jahren studierte:
„Die Farbe gibt die Tonart des Bildes an.“
„Ich
wollte eigentlich immer etwas Kreatives machen“, sagt der
ehemalige Schüler des Krupp-Gymnasiums, der schon dort mit
dem Zeichnen anfing. Studien in Italien bewegten ihn zur
Landschaftsmalerei, bis er später zu den Porträts fand.
Irgendwann beeindruckten ihn gerade Charaktere aus der
Bibel. Besonders Madonnen haben es ihm angetan, oft hat er
seine Frau dafür Modell sitzen lassen. Überhaupt nimmt er
sehr häufig Personen aus seinem Umfeld, die dann in diesen
höheren, religiös-liturgischen Zusammenhang künstlerisch
hinein versetzt werden. So sind auch Auftragsarbeiten für
die Kirche entstanden, in Essen-Altenessen in St. Hedwig
hängt ein großes Madonnenporträt von ihm, in Essen-Bredeney
in St. Markus kann man eine große Pastorale, eine Anbetung
der Hirten vor dem Christuskind, sehen.
Überhaupt ist
er eher überregional vernetzt, im Essener Bischofshaus
existiert seit 2013 eine große Installation mit dem Titel „Sala
d'attesa“ und eine Auftragsarbeit für die Kurie des
Katholischen Militärbischofs in Berlin mit dem Titel „Noli
me tangere“ hat er gemalt.
Dennoch ist er gerne in
der Heimat: „Mein Opa und Vater waren beide lange bei Krupp
beschäftigt, das prägt einen doch“, lächelt er. Und nach
Xanten zieht es ihn auch: „Ad sanctos“ heißt die aktuelle
Ausstellung mit seinen einzigartigen Werkenn, die noch bis
zum 31. Mai im Dreigiebelhaus, Karthaus 2, beim Kunstverein
Xanten zu sehen ist.
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