BZ-Home Stephans Kult-pur Sonderseiten Kultur



BZ-Sitemap

BZ-Kultur aktuell

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 






 

Ganz schön kauzig
Stephan Sadowski

Duisburg, 19. Juli 2015 - Schon als Kind hat sich Gabi Bonten-Mattes für die kreisenden Bussarde am Himmel interessiert. „Ich habe viele Kenntnisse durch Hörensagen aufgeschnappt, und dabei die einzelnen Greifvogelarten unterscheiden gelernt“, sagt die Frau aus Bergheim. Das Wissen hat sie hobbymäßig immer weiter spezifiziert, so dass ihr Mann sie bestärkte: „Da müsse ich was draus machen.“

Gabi Bonten-Mattes meldete sich bei einem Falkner-Workshop „Einen Tag unter Greifvögeln“ in der Greifvogelstation Hellenthal in der Eifel. „Die Tage dort haben mich fasziniert und dann wirklich überzeugt, und jetzt wusste ich, dass ich selbst einen Greifvogel halten möchte“, erinnert sie sich.


Seine Augen sind schwarz wie die Nacht. Possierlich wie ein Papagei sitzt „Bilbo“ auf seinem Block.
Dabei handelt es sich  bei dem putzigen Waldkauz um einen wilden Jäger: es ist eine Eule, die als letzte anfängt, im Wald zu jagen, kurz bevor die vollkommene Finsternis einsetzt.
„Je dunkler die Augen sind, desto später zieht sie los“, weiß die Falknerin Gabi Bonten-Mattes. „Der Uhu und der Steinkauz, die beide hellere Augen haben, beginnen früher mit der Jagd.“

Jetzt wohnt „Bilbo“ in einer geräumigen Voliere, ihr Mann  Benno hat ihm sein neues Zuhause gebaut. Mehr als 15 Quadratmeter beträgt die Grundfläche seines aus Holz und Gittern gebauten Freilandgeheges, das dem Vogel aber auch Schutz bietet bei Regen. 2,5 Meter ist die Höhe, so dass er Platz nach oben hat, viele Äste geben ihm die Möglichkeit zu klettern und seine Krallen zu wetzen: „Die untere Jagdbehörde hat die Haltungsbedingungen genau überprüft“, sagt Konstrukteur Benno Mattes.

Täglich macht „Bilbo“ seine Flugstunden: Über das Geschüh, das sind Lederriemen am Fuß,  und eine Langfessel ist er an dem fett gepolsterten Adlerhandschuh der Falknerin oder am Block gesichert und fliegt soweit die Schnur es zulässt. Es sieht schon imposant aus, wenn er seine Flügel ausbreitet – seine Spannweite beträgt gut einen Meter. Zu fressen gibt es gefrorene Jungküken: „Die hole ich dann immer frisch in Homberg im Karton“, sagt Benno Mattes.



Seine Frau ist jetzt eine von sechs Falkern auf Duisburger Stadtgebiet. Dennoch – Falkner wird man nicht so leicht, Voraussetzung dafür ist ein Jagdschein.
„Ich habe dann erstmal acht Monate lang das „grüne Abitur“ gemacht“, sagt sie. „dabei alles über die verschiedenen Wildarten, Krankheiten und Hege, gelernt und auch die wichtige Funktion des Jägers in der Natur erkannt.“ Darauf hat sie den Falknerschein erworben: noch mal drei Monate zuhause mit Fachbüchern gebüffelt, wusste sie so ziemlich alles über Greifvögel und in einem zehntägigen Kompaktseminar hat sie im März die Prüfung am renommierten Jagdhotel „Linslerhof“ im Saarland erfolgreich absolviert. „Meine Küche war voll von kleinen Zetteln, auf denen stand, was ich mir merken musste“, erinnert sich die 48-Jährige. 

Von ihrem Jagdschulleiter erfuhr sie, dass er „Bilbo“ abgeben wollte, und hat natürlich zugeschlagen. „Wir haben über den gesamten April an der Voliere gearbeitet und „Bilbo“ schließlich am 1. Mai abgeholt“, sagt Gabi Bonten-Mattes. Ihr Mann musste schließlich noch Teile des Gartenbodens ausheben, um dort ein Gitter einzulassen, dass den Waldkauz vor natürlichen Fressfeinden wie dem Marder  oder dem Fuchs bewahrt, die sich von unten in die Voliere graben könnten.

Am Ende des Jahres bekommt „Bilbo“ noch einen Kameraden, einen Wüstenbussard mit einer Spannweite von etwa 1,30 Meter. „Wir würden sehr gerne an Schulen, Kindergärten oder Jugendeinrichtungen herantreten, um Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene,  am lebenden Beispiel über heimische Greifvögel aufzuklären“, wünschen sich Gabi und Benno Mattes, zu deren Hochzeit ein Weißkopfadler die Trauringe brachte...