Duisburg, 24. April 2015 - Atmosphärisch
hatten sie vielleicht den richtigen Zeitpunkt abgepasst, um
dieses Konzert zu geben. In den Sonnenuntergang hinein, als
nur noch schwach Licht in die Friemersheimer Dorfkirche
schien, spielten Kleine Welten & R(h)einklang zum ersten Mal
in Rheinhausen ihre CD „Fang dein Glück“ - in einem Ablauf
hindurch. Denn in diese melancholische Abendstimmung hinein
schwebten ihre doch sehr nachdenklichen, aber auch den
Tatendrang am nächsten Tag wachrüttelnden Lieder.
Zwar hatten nur etwa 50 Gäste den Weg in die kühle Kirche
gefunden, und Pianist Thomas Hunsmann bemerkte lächelnd:
„Händel hatte auch einmal in England eines seiner Oratorien
vor wenigen Zuschauern uraufgeführt und sagte wohl: Was
soll's? Dann wird die Musik besser klingen.“
Genauso
wars und die vier Musiker, die gleichzeitig seit unzähligen
Jahren befreundet sind, stiegen mit dem Titel „Heute ist
meine Zeit“ chronologisch in den Abend ein. Anfangs sehr
düster über das Piano, entwickelt sich eine hoffnungsvolle
Hymne. „Nimm das Glück, es wird vergehen...“, singt
Christian Behren charismatisch ins Mikrofon, mit einem
wohligen Bariton, der gerade in den Tiefen große
Resonanzkräfte freisetzt. Beim nächsten Titel geht es dann
ohne Mikro weiter – auch der Tatsache geschuldet, dass
Behrens dabei sein Hobby Jonglieren mit der Musik verbindet–
und drei leuchtende Bälle fliegen wie „Irrlichter“ um ihn
herum, derweil sich der Sänger in den gleichnamigen
Song hinein steigert und ihn antreibt, dabei noch die Bälle
werfend ins Publikum spaziert.
Ein in Musik
umgesetztes, trauriges Märchen handelt von der Liebe
zwischen einer Prinzessin und einem Prinzen, das mit dem Tod
der Geliebten endet, aber zu der hoffnungsvollen Quintessenz
führt: „Heut seh ich die blauen Blümen blühen...“ - als
Zeichen dafür, dass das Leben weitergeht. Auf der
Dia-Leinwand ziehen dabei Kornblumen als Makroaufnahmen wie
Wolken vorbei, die Behrens irgendwo am Niederrhein selbst
gemacht hat, und Volker Kuinke spielt ein Barock
ähnliches, verziertes Solo auf seiner Sopranflöte dazu.
Überhaupt nehmen die chansonhaften Lieder viele
Barockelemente durch das Flötenspiel auf, genauso wie sie
von flauschigen Streicherteppichen getragen werden über das
Cello von Karin Jochums. Und Beziehungen stehen bei der
Lyrik, die von Christian Behrens geschrieben wurde,
klar im Vordergrund, das lyrische Du schimmert durch: „Nur
ein Tag – für ein Leben mit dir“, dichtet der Sänger.
Natürlich gab es traditionell wieder Salzgebäck, Käse,
Oliven und Wein zu der Musik, wie bei den Kleinen Welten
üblich. Nur sagte Thomas Hunsmann, der mit einem größeren
Andrang rechnete: „Ich glaub, dieses Mal haben wir zu viel
eingekauft.“ Nachdem das Quartett Titel wie „Die letzte
Schicht“ und die aufbrausende, urgewaltige Ode an die Natur
„Der Rhein“ gespielt hat, beschließen die vier Freunde das
stimmungsvolle Konzert mit dem romantischen Stück „Sei mein“
und die wenigen Zuschauer applaudierten dafür umso kräftiger
und genossen mit den Musikern die letzten Abendstrahlen vor
der Kirche.
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