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Eröffnung des neuen „Kulturspielhaus“ in Rumeln
Stephan Sadowski

Duisburg, 15. Mai 2015 - Gerade rechtzeitig sei man fertig geworden, das Publikum hörte förmlich die Stoßseufzer: „Heute morgen haben wir noch die letzten Reste von den Wänden geschrubbt“, sagte Ingo Pügner vom Kulturtreff Alte Dorfschule zur Eröffnung seines neuen „Kulturspielhaus“, und meinte damit auch seinen Sohn Tim, der tatkräftig beim Umbau mithalf. 120 Zuschauer fanden sich in einem geräumigen weitläufigen Saal  direkt neben der alten Adresse wieder, mit fest installierten Bühnenaufbauten und Beleuchtungstechnik, sowie moderner Theke in der hinteren Ecke – ursprünglich war der Raum ein altes Kino an der Rumelner Dorfstraße, das sogenannte „Lichtspielhaus“, daher die Namenswandlung zu „Kulturspielhaus“.
„Lediglich die Toiletten sind noch nicht fertig geworden“, schmunzelte Pügner. So war es nur folgerichtig, dass Sia Korthaus die neue Spielstätte mit ihrem Programm „Sorgen, mache ich mir morgen!“ einweihen durfte.

Denn mit diesen irdischen Problemen hat die extraterrestrische Kleinkünstlerin ziemlich wenig am Hut: mit einem riesigen Raumschiff, das aussieht wie ein nachgebautes Fliwa-Tüt, und mit einem viel zu großem Raumanzug landet sie zum „Zeitseeing“ in die Jetztzeit. Denn sie sei aus dem Jahr 2054 angereist: „Und ich kann Ihnen sagen, diese Zeitreisen sind ein echter Hit, Hauptanbieter ist All-Tours!“, verrät die blonde Künstlerin. Wichtig sei ihr persönlicher Live-Chip, der als Yin und Yang-Symbol auf ihrem silbernen Overall prangt. „Da sind alle meine persönlichen Daten drin“, sagt Sia Korthaus. Ja ,und viel habe sich nicht verändert in der Zukunft: „Horst Seehofer ist immer noch Ministerpräsident von Bayern, hat aber den Starnberger See zumauern lassen, damit ihm nicht das Schicksal von König Ludwig widerfahre“, höhnt sie. Und die viel besprochenen Google-Brillen, als Neuheit im Computersegment, seien schon längst „Auslaufmodelle“: „Wir haben hier alle schon Kontaktlinsen, Google-Lens, ein Doppelzwinkern und schon machen die einen Selfie!“, kichert die Kabarettistin und macht sich einen Spaß daraus, wenn irgendwo im Publikum ein Glas zerbricht: „Huch, das war schon wieder google-lens!“

Es ist Sia Korthaus stetiger Charme, mit dem sie ihr Publikum fesselt, und wenn sie dann noch ihren „Zeittaxifahrer in Teilzeit“, die wuschelige Handpuppe Herrn Olschewski, in bester Bauchrednermanier nur unwesentlich tiefer in der Alttonlage spricht und ihn dabei „berlinern“  lässt, glauben ihr auch viele im Publikum, dass der Flughafen Berlin-Brandenburg vor dem Jahr 2054 tatsächlich fertig geworden ist. Nur, es gäbe dort keine Kunden mehr für ihn, denn Berlin und ganz Europa sei entvölkert. Körperlichen Sex, den gäbe es nicht mehr, Sex in Autos sowieso nicht, denn wie schön sei der Sex in den alten VW-Käfern in den 60er-Jahren noch gewesen: „Heutzutage gehen bei jeder falschen Bewegung kurz vorm Höhepunkt sofort die Air-Bags auf – und am Ende meldet das Navi  mit einem höhnischen Ton noch: „Ihre Rute ist berechnet!““, lacht Korthaus.

Eine Paraderolle ist sicherlich, wenn sie mit gebeugtem Körper die alte Oma spielt, die in ihr google-gesteuertes Eigenheim über die Katzenklappe kurz unter dem Dach einsteigen will, weil ihre google-Linsen einen Defekt hatten – dabei von der Feuerwehr mit „Rücken“ gerettet werden muss. „Alzheimer als Ausrede“ – das zähle in google-Zeiten längst nicht mehr. Und gesanglich unterhält sie ihr Publikum mit feinsten Chansons - beim Stück „Ballantine's Day“, einer Ode an den Alkoholkonsum, trägt sie ihr Haar zum Schluss zerzaust und offen. Stichwort „Toilette“: Die Zuschauer konnten natürlich noch die Örtlichkeiten in der alten Spielstätte benutzen...