Duisburg,
03. September 2015 - Diese Lebenserfahrung wird Maureen
Salomon noch lange prägen: Fast ein halbes Jahr war sie als
Freiwillige in einem Don-Bosco-Kinderheim in Guwahati in
Nordostindien – ein Projekt, das von den Bergheimer
Karmariders e. V. jedes Jahr mit Spendenaktionen
unterstützt wird – unter anderem mit der großen
Ruhrpott-Tour am 29. August. Wir sprachen mit der
19-jährigen, angehenden Lehramtsstudentin aus Baerl:
Hallo Maureen, sprichst du schon fließend Assamis? Nein,
noch nicht perfekt (lacht). Die Landessprache im Norden
Indiens ist zu schwierig, aber das wichtigste wie „Guten
Tag“, „Guten Abend“ und „Wie geht es dir?“, das krieg ich
hin.
Wie ist denn die Kommunikation mit den Kindern
gelaufen? Nun, wir haben ja alle Hände und Füße. Nein,
die Kinder sprechen da schon ganz ordentlich Englisch, zur
Not kannst du ganz viel mit Mimik und Gestik machen.
Warum sind die Kinder denn in diesen Heimen? Sie kommen
aus ganz armen Verhältnissen, viele von ihnen haben keine
Eltern mehr, oder die Eltern sind Alkoholiker. Einige Kinder
wurden regelmäßig von den Eltern geschlagen, manche hatten
Narben am Körper von den Misshandlungen. In den
Don-Bosco-Kinderheimen werden sie versorgt, und
bekommen eine gute Schulausbildung, lernen also auch
Englisch. Es gibt Kinderheime für Jungen und Mädchen, einmal
für Kinder von 7 bis 14 Jahren und von 14 bis 18.
Wie
ist das Leben in Guwahati? Es ist eine riesige Metropole,
man kann es nicht mit einer Großstadt in Europa vergleichen.
Etwa eine Million Menschen leben dort. Die Stadt ist so
groß, du merkst unwahrscheinlich die Gegensätze zwischen arm
und reich.
Warst du in den Slums? Ich war in zwei
Slums. Besonders der am Bahnhof war heftig: Viele Eltern vom
Lande schicken ihre Kinder mit Zügen zum Betteln in die
Großstadt. Vom Klebstoff benebelt liegen die Kids neben den
Gleisen, suchen nach Verwertbarem aus dem Müll und holen
sich Wasser aus einem Loch im Boden. Es hat mich geschockt,
solche Armut zu sehen, vor allen Dingen, dass Menschen noch
in solchen Verhältnissen leben müssen.
2012 haben die
Karmariders mit einem Fotoprojekt begonnen. Wie hat sich
dieses in den Jahren entwickelt? Stimmt, die Riders
hatten damals 80 Einwegkameras mit Filmen im Gepäck. Ziel
der Aktion war: die Kinder sollten ihre Wunschvorstellung
vom Leben dokumentieren. Fast alle Kinder haben sich
vor fremde Häuser mit Garageneinfahrt gestellt und sich dann
fotografieren lassen. Sie haben alle den festen Wunsch nach
einem eigenem Heim und Familie, was dadurch versinnbildlicht
werden soll. Ich habe allein 43 Gigabyte an Fotomaterial
mitgebracht, die die Kinder mit den neun gespendeten
Digitalkameras gemacht haben: manche Kinder haben
Actionszenen nachgespielt oder coole Selbstporträts gemacht.
Ein Bildvortrag von mir dazu ist in Planung. Allerdings
hatten wir immer Probleme mit den indischen Batterien - die
waren innerhalb eines Tages leer, so viel wie die
Kinder fotografiert haben.
Was genau hast du denn mit
den Kindern gemacht? Ich war für die Bespaßung der Kids
zuständig nach der Schule, habe aber auch Hausaufgaben mit
ihnen gemacht und den Jugendlichen Englisch beigebracht. Wir
haben auch viel getanzt, so Zumba-Tänze waren angesagt bei
den Kids: „Wacka-Wacka, he ho“ von Shakira, der WM-Song von
2010, war der absolute Hit. Aber die Kinder konnte man auch
mit klassischen Spielen wie Topfschlagen und Eierlaufen
erfreuen.
Wie sieht es aus, wirst du wieder nach
Indien fahren? Ich habe noch sehr viel Kontakt mit den
Kids über Whatsapp oder facebook. Die Kids sind quasi wie
meine Familie geworden, ich möchte sie auf jeden Fall wieder
besuchen.
Was machst du jetzt gerade, Maureen?
Momentan wohne ich bei meiner Tante in Dülmen und jobbe bei
einem Catering-Service. Zum Wintersemester möchte ich ein
Lehramtsstudium anfangen, da ich als Helferin in Indien
gemerkt habe, dass ich einen guten Zugang zu Kids habe.
|