Duisburg, 29. Juni 2015 - Schwerstkranke,
bis zum Tod zu begleiten: das sei die Aufgabe von Hospizen,
denkt man in der Bevölkerung. Doch die Versorgung Sterbender
in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld, bekommt einen immer
größeren Stellenwert. Seit 2010 existiert das Palliativ Care
Team Duisburg, das sich zur Aufgabe gemacht hat, diese
Menschen, die unheilbar erkrankt sind, zu Hause ambulant und
in den stationären Pflegeeinrichtungen zu versorgen.
Im Juli 2011 übernahm das Palliativ Care Team den ersten
Patienten. Seitdem arbeiten drei Palliativpflegedienste, Die
Pflege GmbH, medidoc GmbH und Malteser Ambulanter
Pflegedienst, zusammen mit sieben Palliativärzten in dieser
genossenschaftlichen Vereinigung. Rund um die Uhr versorgen
sie die Patienten ambulant.
„Jeder Mensch in
Deutschland hat ein Recht auf palliative Versorgung“, sagt
der Arzt Michael Huhn-Gathmann aus dem Vorstand vom
Palliativ Care Team Duisburg. „Wir reden hier nicht von der
Oma, die an Altersschwäche stirbt, sondern wir haben es in
unserer Arbeit mit schwerkranken Menschen zu tun, die große
Schmerzen ertragen müssen, meist ans Bett gefesselt sind.“
So sind es meist Krebspatienten, die die insgesamt 25
Pflegekräfte zu Hause versorgen: vom Prostatakrebs, Demenz
bis zum Lungenkarzinom reichen die Erkrankungen der
Menschen.
Wichtig sei es in diesem System der
Versorgung, die Angehörigen zu integrieren. Oft seien diese
hilflos im Umgang mit dem Schwerkranken und ihrer eigenen
Situation. „Dabei müssen wir, wenn wir die Angehörigen
miteinbeziehen, eine Vertrauensbasis schaffen, die
Bedürfnisse der Angehörigen erkennen und ihnen die Grenzen
der eigenen Belastbarkeit aufzeigen“, sagt Malgorzata
Szajkowska, Geschäftsführung von medidoc GmbH und
Vorstandmitglied von Palliativ Care Team Duisburg. So ist
eine Rundumversorgung der Schwerstpatienten entstanden, die
auch über ein Netzwerk von ambulanten und stationären
Hospizen, Physiotherapeuten, Psychoonkologen, Hausärzten,
Apotheken, Altenheimen, Palliativstationen in Krankenhäusern
und Pflegediensten nahtlos ineinander greift. Dieses System
gilt als Spezialisierte Ambulante Palliativ Versorgung
(SAPV), und kommt dann zum Tragen, wenn Menschen sich in
Krisensituationen mit einer ausgeprägten
Krankheitssymptomatik, die als unheilbar gilt und sehr
schwer einstellbar ist, befinden.
Etwa 500
Schwerstkranke, davon 93 Heimbewohner wurden im Jahr 2014
von 25 Pflegekräften und sieben Palliativärzten, die durch
die besondere SAPV- Ausbildung qualifiziert sind, in einem
speziellen Schichtsystem im gesamten Duisburger Bereich
versorgt. „Wir haben ein 24-Stunden-Notfall-System, da sich
die Lage unserer Patienten innerhalb von kurzer Zeit akut
verschlechtern kann“, erklärt Michael Huhn-Gathmann. „Dafür,
dass in der gesamten Stadt jährlich etwa 5000 Menschen
sterben, haben wir schon eine gute häusliche
Versorgungsquote von etwa einem Prozent erreicht.“
Wichtig sei, dass man sich Zeit nehme für den Patienten,
damit sie würdig Abschied aus dem Leben nehmen können. Ganz
anders als bei der normalen Ambulanten Pflege, gelten für
die SAPV- Pflegekräfte keine Taktzeiten, die von der
Krankenkasse angeordnet sind. Und einige Aktionen, damit
sich Fachpublikum und Laien über die Möglichkeiten innerhalb
der Palliativ-Medizin informieren können, sind geplant: Am
5. September 2015 gibt es erstmals einen vom
Palliativ-Netzwerk Du organisierten „Palliativtag“ in der
Mercatorhalle, bei dem Fachleute zu allen Themen rund um die
Versorgung Schwerstkranker informieren werden.
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