Duisburg, 28. Juni 2015 - Die
Kneipenkultur in Rheinhausen neu zu beleben – das ist
Carsten Dehnerts Herzenswunsch, denn schon mit mehreren
Konzerten seiner unterschiedlichen Formationen,
Treue Bervabunden und Old Mountain Men, hat er auf sich
aufmerksam gemacht.
„Am liebsten spiele ich aber
hier in der Sofien-Klause“, sagt der 41-jährige Gitarrist
und Sänger, „weil ich wohne ja direkt um die Ecke.“ Und wenn
ihn ihn dann noch Partner Jamie Clarke ihrer gemeinsamen
Formation „Perfect“ an der Gitarre begleitet, dann ist der
Bandname Programm für den weiteren Verlauf des Abends.
Drama um den Drummer Feinsten Irish-Folk
mit einschlägiger Punkattitüde spielen die beiden ohne ihre
Rhythmussektion - Drummer Tommy Bitch sollte sie noch
rhythmisch und „moralisch“ unterstützen, wurde aber kurz
vorher ins Krankenhaus eingeliefert:
„Wir sind heute
Abend im Grunde nur Halb-Perfekt“, scherzte Jamie Clarke ins
Publikum. Das wiederum sah es anders und klatschte wild mit,
wenn die beiden Vollblutmusiker die kleine Bühne in der
Sofien-Klause rockten. Und Jamie Clarke ist nicht irgendein
Kneipenmusiker: er ist der Gitarrist, der von 1994 bis
1996 bei der legendären Folk-Punk-Truppe „The Pogues“, die
den Welthit „Dirty Old Town“ hatten, spielte: „Ein Album und
zwei Welttourneen habe ich mit den Jungs gemacht“, erinnert
sich Jamie Clarke. Und man merkt ihm diese „Streetability“
an, dieses Faible für handgemachte Musik, wenn er sein
Publikum mitreißt, mit seinem ansatzlosen „Umschaltspiel“
von langsamen zu fetzenden Rhythmen.
Angefangen hat
der gebürtige Londoner in den 80-er-Jahren in Devon in
Südengland mit seiner damaligen Formation „Innocence Lost“.
Dort spielte er auch in Kneipen. „Wir hatten da einen Pub
„The Cavern“ da waren wir öfters“, sagt Clarke, der damals
schon von der Band „Queen“ protegiert wurde. Dann heuerte er
als Roadie bei den Pogues an, zu der Zeit als der ebenfalls
legendäre Joe Strummer, vormalig The Clash, („London
Calling“) bei ihnen Gitarre spielte. Als dieser aufhörte,
übernahm Jamie Clarke. Viele Songs der Pogues sind also im
Programm der beiden, die Carsten Dehnert wahlweise mit dem
Banjo oder der Mandoline mit schönen Melodieläufen neu
aufpeppt. „Ich muss gestehen, ich hab auch extra ein
bisschen geübt für heute abend“, sagt Carsten Dehnert und
verziert bekannte Stücke wie „Streams of Whiskey“ und „Tuesday
morning“ mit seinen versierten Soli.Daneben rocken sie mit
eigenen Titeln von „Perfect“, besonders schön „Jackson
Town“, ein Stück, das die Liebesbeziehung zwischen Johnny
Cash und June Carter verarbeitet. Dementsprechend ist groß
ist der Country-Einfluss und die Fans schwofen im Publikum.
Christine Brzeski ist richtiger Fan von „Perfect“. „ Als
Schalke gegen den VFB Stuttgart Ende letzten Jahres
spielte, haben wir das Konzert von „Perfect“ in Karlsruhe
noch dran gehängt“, erzählt die Rheinhauserin. Und „Perfect“
agieren immer wieder europaweit. Kirsten „Kiki“ Klein, Jamie
Clarkes Freundin, sagt: „Letztes Mal habe ich die Jungs in
Hameln gesehen, ich muss halt gucken wie ich arbeiten muss“,
sagt die Altenpflegerin, derweil Carsten Dehnert sein
Publikum in der berstenden und brodelnden Kneipe ermuntert:
„Euer Wirt „Wacho“ hat gesagt, ihr sollt viel trinken.“ Das
taten die etwa 60 Zuschauer reichlich und bekamen noch
gefühlte fünf Zugaben, auch weil sie das Zauberwort wussten:
„Jamie Clarke – Gitarrengott!“ intonierten sie gemeinsam –
und die beiden Musikanten spielten „Whiskey in the jar“ und
natürlich „Dirty Old Town“ in einer einzigartigen
Mandolinenversion am Ende auf den Sitzbänken stehend.
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