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Tim Isfort
Musik verbindet beim Nachbarschaftsfest
Stephan Sadowski

Duisburg, 14. Oktober 2015 - Da rappt ein Junge aus Serbien am Mikrofon, da bläst der kleine Alexander aus Mazedonien zum ersten Mal ins Flügelhorn: und tatsächlich entstehen Töne, die sich wie ein kleines Trompetensolo anhören. Der vielleicht Sechsjährige zeigt erste Bühnenpräsenz und spielt direkt mit Profimusikern wie dem ehemaligen Leiter des Baerl-Orchesters, Frank Bergmann, am Saxophon und dem Jazz-Musiker Tim Isfort am Bass - auf einer kleinen Auftrittsfläche am Ende des Wendehammers der Baerler Kastellstraße.

Musik verbindet in dieser Session beim großen Nachbarschaftsfest, das Tim Isfort jetzt am Sonntag vor seinem Haus ausgerichtet hat. Im Vorfeld habe er andere Organisationen angesprochen, wie die evangelische Kirche Baerl und den Arbeitskreis des Flüchtlingsheims an der nahen Voßbuschstraße, die auch sofort bei diesem Projekt aufgesprungen sind. In der Nachbarschaft wurden Einladungen zu diesem Event verteilt, so dass sich etwa 200 Gäste am Morgen in der verkehrsberuhigten Kastellstraße tummeln.

„Wir wollen mit diesem Event ein schönes Miteinander in der Nachbarschaft entwickeln und Vertrauen zu den neuen Nachbarn, den Flüchtlingen, schaffen. Wir hoffen damit, eventuelle Vorurteile durch die direkte Begegnung ausräumen zu helfen“, erklärt Tim Isfort. „Ich finde es schön, dass sich viele Nachbarn hier engagieren und Spaß haben.“
Einer von ihnen ist Mario Mathwig. Zusammen mit seiner Frau hat er Bierzeltgarnituren zur Verfügung gestellt: „Ich finde es eine Superidee so ein Fest zu veranstalten und denke, es ist sehr gelungen.“ Es duftet nach Falafeln, jeder hat etwas mitgebracht, die Flüchtlinge bieten Spezialitäten aus ihren Herkunftsländern an langen Gartentischen an.  Und es gibt eine Torwand, auf die gerade Jugendliche aus Eritrea schießen.

Biniam Bonuretsien ist ein Flüchtling aus diesem Krisenstaat Afrikas und sagt mit schon sehr gutem Deutsch: „Ich bin seit 15 Monaten in Deutschland, meine Flucht hierhin hat sechs Monate gedauert.  Meine Cousine und ich sind in einem langen Marsch zum Sudan gelaufen und von dort mit einem völlig überfüllten Pick-Up nach Libyen gefahren, da waren  35 Menschen dabei.“
Auf dem Boot übers Mittelmeer seien es 350 gewesen, erzählt der ehemalige LKW-Fahrer aus Erithrea. Momentan macht er seinen zweiten Deutsch-Kurs bei der VHS. In dem Flüchtlingsheim an der Voßbuschstraße lebe er in einem kleinen Zimmer mit seiner Cousine: „Das ist nur drei mal drei Meter groß“, sagt er. Seine Frau und drei Kinder habe er in Eritrea zurückgelassen.

Kinder aus unterschiedlichen Ländern haben sich spontan zusammengeschlossen und verteilen Süßigkeiten an die Erwachsenen – große, lächelnde Kulleraugen bieten Gummibärchen und Schokoriegel an.  Später tanzen alle Nationalitäten, jung und alt, gemeinsam einen Kreistanz zu einer weltmusikalischen Hymne, die aus den Boxen schallt. Eine Gruppe  jesidischer Christen aus dem Irak hebt fast geschlossen den Daumen nach oben, auf die Frage, wie es ihnen hier gefällt. Dann führen Frauen aus Eritrea einen folkloristischen Tanz auf.

Beim Arbeitskreis des Flüchtlingsheims Voßbuschstraße ist Kerstin Schulze engagiert. Sie hilft in der Frauengruppe mit bei Behördengängen und Übersetzungen und sagt: „Wenn man sich kennt, dann vertraut und achtet man einander. Das wollen wir mit dieser Aktion erreichen.“ Auf dem Heimweg befinden sich gerade Christian und Anja Lertz: „Es war ein schönes Fest und ein gutes Miteinander. Gerade unser Hund war ein Wellenbrecher, über ihn sind wir mit vielen Flüchtlingen in Kontakt gekommen.“