Duisburg, 27. Dezember 2015 - Es sollte alles so besinnlich
sein, beim Adventskonzert der „Kleinen Welten“ mit den
Kleinkünstlern Christian Behrens und Thomas Hunsmann, sowie
den Musikern Voker Kuinke und Karin Jochums. Aber auch sie
bekamen die Auswirkungen des Weihnachtsstresses im
Kerzenschein zu spüren - ausgerechnet die
„wichtigsten zwei Texte“ hatte Komödiant Christian Behrens
zu Hause liegen lassen, die den philosophischen Überbau für
dieses vorweihnachtliche Zusammensein in der Friemersheimer
Dorfkirche hätten schaffen sollen:
vom Philosophen Sokrates und vom Kirchentheroretiker
Friedrich von Bodelschwingh. Und so brachte Christian
Behrens genau diese Portion Unaufgeräumtheit, die man von
ihm kennt, in diese wohlige Grundstimmung und improvisierte
frei über seine eigene vorweihnachtliche Vergesslichkeit -
jetzt weiß man nicht, ob gewollt oder ungewollt.
Feine Flötenmusik ist erschienen von
Gastmusiker Volker Kuinke der „Kleinen Welten“. Im Projekt
Syrinx Call hat er die CD „Wind in the woods“ eingespielt,
mit klassischen Elementen, aber auch treibenden World-Beats.
Infos unter:
www.syrinxcall.com.
Die
150 Zuschauer jedenfalls lachten herzhaft über diese
spitzbübischen Rechtfertigungsversuche, fanden sie sich
wahrscheinlich selbst in diesem Sketch vom Stress wieder.
Doch die adventliche Atmosphäre stellten die vier sofort
wieder her, sei es durch hoch auflösende Aufnahmen von
winterlichen Weiden am Niederrhein auf der Leinwand, und
durch feine musikalische Kompositionen: entweder von der CD
„Fang dein Glück“ oder barocker Intermezzi, die Thomas
Hunsmann am Piano vorgab und zu denen Volker Kuinke so
manches feine Solo auf den Flöten spielte. Besonders schön
das Lied vom „Schneemann“ und es wird neo-romantisch, wenn
in Behrens Texten auf einmal „Knecht Ruprecht spielt mit
seiner Rute und lässt Kreisel tanzen“, irgendwo in den
Weiten des Niederrheins.
„Mir ist das Herz schon froh
erschrocken, ich hör von fern die Kirchenglocken“, heißt es
in einem anderen Text, den Christian Behrens dichtete. Und
in das abendliche Ambiente hinein stimmten die Musiker
adventliche Lieder wie „Tochter Zion“ und „Es ist ein Ros'
entsprungen“, die die Zuhörer nach bestem Wissen und
Gewissen mitsangen. „Sie dürfen ruhig mitmachen, damit sie
unsere Fehler nicht hören“, hatte sie Thomas Hunsmann vorher
noch mit einem Lächeln ermutigt. Und dann merkten die
Zuhörer die Intensität eines schönen Gedichts, das schon
Jahrhunderte überdauerte: „Markt und Straßen stehen
verlassen“, las er frei nach Joseph von Eichendorff, um am
Ende „O gnadenvolle Zeit“ förmlich ins Mikrofon zu hauchen,
so dass so manchem Zuschauer ein adventlicher Schauer über
den Rücken lief.
Natürlich gab es wieder Wein und
Käse gratis für die Zuhörer: dieses Mal hatten die Musiker
sich wohl verkalkuliert, denn bei dem Andrang waren die
Leckereien schon ziemlich schnell aufgebraucht. „Beim
letzten Mal hatten wir noch so viel übrig“, scherzte Thomas
Hunsmann. „Alles sehr Tiefen entspannt hier“, fand Zuhörer
Volker Vienken, der eigens für dieses Konzert angereist war.
Am Ende vereinten sich alle Stimmen in „Vom Himmel hoch, da
komm ich her“, das Thomas Hunsmann von der Orgel anstimmte.
Und was war mit den vergessenen Texten von Sokrates und
Bodelschwingh? Die wird Christian Behrens jetzt wohl
„zwischen den Jahren“ seinen „Fans“ persönlich zu Hause vor
dem Tannenbaum vorlesen müssen - Andeutungen
dazu machte er, einige Zuschauer hatten Interesse....
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