Duisburg, 08. Dezember 2015 - Ob es jetzt die 18. oder 19.
Verköstigung war, dass weiß Ingo Pügner nicht mehr so genau:
es ist vielleicht auch dem Wein geschuldet, der da jeweils
ausgeschenkt wurde. „...mehr als eine Weinprobe...“ heißt
seine Erfolgsreihe im Rumelner Kulturspielhaus, bei der
seine Gäste im gepflegten Ambiente mit guter Jazz-Musik und
Literatur an den Genuss des guten Tropfens herangeführt
werden. Dabei hilft den Weinliebhabern Winzermeister
Gerd Pfaffmann aus dem kleinen Ort Impflingen bei Landau in
der Pfalz. „Da wo ich bin, ist ab jetzt vorne“, sagt der
Traubenexperte, um nun bei aller Kultur, die nun um ihn
herum stattfinden wird, stets das Heft – genauer gesagt, die
Flasche - in der Hand zu haben.
„Viele fragen, wie
war denn die Ernte. Ich sage, es wird ein Super-Jahrgang,
der beste in den letzten zehn Jahren“, behauptet Gerd
Pfaffmann, und die etwa 120 Gäste dürfen direkt mal
schnuppern, mit einem weißen Chardonnay
trocken geht’s los. „Also, wir hatten bis zu 41 Grad in der
Südpfalz, das wird sich auf die Qualität des Weines
auswirken“, schätzt Pfaffmann. „On the sunny side of the
street“ von Jimmy Mc Hugh passt natürlich als untermalender
Musiktitel – wie der Korken auf die Flasche. Damit der Wein
runder im Abgang am hinteren Gaumen wird, spielt Eddy
Mioskas Projekt-Band in der Besetzung Schlagzeug,
Klarinette, Saxophon und Klavier , leichte
Swinging-Standards, in die man sich die
fehlende Gesangsstimme hineindenken lernt. Derweil der
nächste Grauburgunder die Sensoren in der Nase erfreut „Es
gibt im Riechorgan über 50000 Rezeptoren, die etwa 400
verschiedene Aromen schmecken können“, klärt Pfaffmann auf.
Apfel, Pfirsich, Birne diese Färbungen könne man bei diesem
Wein, der besonders gut zu Fisch und Spargel geht, jetzt
sinnlich erfahren. Im Publikum gibt’s
derweil kleine Häppchen „Pfälzer Saumagen“.
Henrik
und Kathrin Chondura sitzen bereits zum dritten Mal im
Publikum: „Uns gefällt das ganze Ambiente, die Mischung aus
Kultur und Genuss, die macht es. Früher saßen wir noch wie
bei einem Weinfest auf Holzbänken, mit den neuen Stühlen
kommt das ganze mir gediegener vor“, sagt Henrik Chondura,
der gebürtig aus Rumeln stammt. Frontal liest Organisator
Ingo Pügner witzige Anekdoten aus dem Buch „Das Pubertier“
des Journalisten Jan Weiler.
In der Geschichte geht
es grundsätzlich darum, was ein
Ich-erzählender Vater empfindet, „wenn aus dem Mädchenzimmer
meiner Tochter nach und nach die Pferdeposter verschwinden“
und was die Tochter denkt, nachdem trotz inständiger
Aufklärung ihr Vater immer noch von „Lord Waldemar“ bei
Harry Potter spricht. Also alle Fragen der Pubertät werden
aus den unterschiedlichsten Winkeln ausgeleuchtet, zum
Amüsement der Gäste. Kurzweilig gipfelt die Geschichte in
einer „Übernachtungsorgie, bei der die jungen Teilnehmer
genau so gut ausgerüstet sind, wie Reinhold Messmer bei der
Besteigung den Nanga Parbat“ - die den.gastgebenden Vater
aber dann alle bei Facebook „liken“, für seine Idee Pizza zu
machen.
„Geliked“ wird auch im
Publikum, weil nun ein Portugiesischer Weißherbst die Runde
macht. Mit Portugal habe er aber nichts zu tun, denn Gerd
Pfaffmann erklärt: „Die Rebsorte hieß wohl früher 'Oporto' –
daraus ist der Name entstanden.“ Zum Abschluss folgen die
„schweren“ roten Weine und so rundet sich das Programm
genüsslich ab – nicht nur am hinteren Gaumen - während
Klarinettist Eddy Mioska und seine Projektband die Zuhörer
noch mit auf die „Route 66“ nehmen ...
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