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'Young Supporters'
Trauerbegleitung für junge Menschen
Stephan Sadowski

Duisburg, 28. September 2015 - Mariel Pauls-Reize hat schon in viele verweinte Gesichter geschaut. Seit sieben Jahren arbeitet sie  als zertifizierte Trauerbegleiterin und systemische Familientherapeutin - meist wenn Menschen im Sterben liegen, ist sie bei den Angehörigen vor Ort in den Krankenhäusern,  Hospizen oder am Sterbebett zu Hause. „Dabei ist mir aufgefallen, dass ich hauptsächlich mit Erwachsenen zu tun hatte, ein Angebot für Kinder und Jugendliche existierte in der Form nicht“, sagt die Trauerbegleiterin. Also stampfte sie den Verein „Young Supporters e. V.“ (übersetzt: Junge Unterstützer)  im Jahr 2013 aus dem Boden.

Sie operieren Niederrhein weit: Momentan befinden sich die „Young Supporters“, die ihren Sitz in Duisburg haben, jeden zweiten Montag  in dem Katholischen Bildungsforum Duisburg-West an der Händelstraße. „Wir haben noch keine eigenen Räumlichkeiten, da wir noch sehr jung sind“, sagt Mariel Pauls-Reize. Dort steht sie dann mit ihrer Kollegin Christiane Rausch und der Praktikantin Eva Killet-Kretschmann, die gerade zur Trauerbegleiterin am Trauer-Institut Deutschland (TID) ausgebildet wird,  für direkte Hilfe gerade jungen Menschen zur Verfügung. In einer Kinder- und Jugendtrauergruppe versuchen sie den Verlust von Angehörigen, Eltern oder Geschwistern bei den Betroffenen unmittelbar abzufedern.

„Die Jugendlichen können lernen loszulassen, aber auch ihren Frieden mit dem Verstorbenen machen“, erklärt Mariel Pauls-Reize, die selbst in Meerbusch wohnt. In den Vordergrund rücken Themen, wie: „Was wollte ich noch fragen, was sollte ich noch sagen?“, die in der Gruppe unter Anleitung der Therapeuten aufgearbeitet werden. Weiterhin machen die „Young Supporters“ mehrere Einzelbegleitungen in Duisburg-West. „Das ist gerade bei erschwerter Trauer der Fall“, weiß die Expertin. Außerdem gibt es ein Schulprojekt in Rees. „Hier gilt es auch präventiv zu arbeiten, und die Schüler der Oberstufe auf Verluste durch Tod in ihrem Umfeld vorzubereiten“, erklärt Mariel Pauls-Reize.

In der Familienmoderation geht es oft darum etwaige Missverständnisse auszuräumen und das Thema Tod zu enttabuisieren. „Oftmals gibt es einen Aufstau von Bedürfnissen: warum werde ich nicht mehr geliebt von der Mutter, die sie sich gerade um den schwerkranken Vater kümmern muss“, liefert die Trauerexpertin ein typisches Beispiel. Diesen Missverständnissen versucht sie dann durch Gespräche im Familienkreis zu begegnen.

Eine tragende Säule der „Young Supporters“ werde die beginnende Betreuung von jungen Flüchtlingen sein. „Diese Menschen  haben alle etwas verloren, egal ob jemand in ihrem Umfeld gestorben ist - nämlich ihre Heimat“, sagt Mariel Pauls-Reize. Somit befänden sich alle in einem Trauerprozess. Eine Herausforderung sei es mit ihnen zu arbeiten: „Wir müssen bei ihnen mit ganz anderen Strukturen umgehen lernen, die deutsche Familienordnung ist ihnen weitestgehend unbekannt“, sagt Pauls-Reize. „Es reicht nun mal nicht, dass die Menschen Essen und Kleidung haben, wir müssen sie auch emotional abholen und ihnen helfen ihre Verluste aufzufangen.“ Auf einige Übersetzer, gerade für Farsi (Afghanisch) und Arabisch. kann sie schon zurückgreifen in ihrer Arbeit mit den Flüchtlingen: „Wir bräuchten aber noch mehr Helfer!“, so Pauls-Reize.



Die „Young Supporters“ sind ein eingetragener Verein mit Sitz in Duisburg, der Verein finanziert sich ausschließlich auf Spendenbasis. Jeden zweiten Montag sind sie im Katholischen Bildungsforum DU-West, Händelstraße. Infos unter
www.young-supporters.com. Tel. 02150-707611. telefonische Sprechstunde Di, 9 Uhr bis 10.30 oder Do 17 bis 18 Uhr.