Duisburg,
28. September 2015 - Mariel Pauls-Reize hat schon in
viele verweinte Gesichter geschaut. Seit sieben Jahren
arbeitet sie als zertifizierte Trauerbegleiterin und
systemische Familientherapeutin - meist wenn Menschen im
Sterben liegen, ist sie bei den Angehörigen vor Ort in den
Krankenhäusern, Hospizen oder am Sterbebett zu Hause.
„Dabei ist mir aufgefallen, dass ich hauptsächlich mit
Erwachsenen zu tun hatte, ein Angebot für Kinder und
Jugendliche existierte in der Form nicht“, sagt die
Trauerbegleiterin. Also stampfte sie den Verein „Young
Supporters e. V.“ (übersetzt: Junge Unterstützer) im
Jahr 2013 aus dem Boden.
Sie operieren Niederrhein
weit: Momentan befinden sich die „Young Supporters“, die
ihren Sitz in Duisburg haben, jeden zweiten Montag in
dem Katholischen Bildungsforum Duisburg-West an der
Händelstraße. „Wir haben noch keine eigenen Räumlichkeiten,
da wir noch sehr jung sind“, sagt Mariel Pauls-Reize. Dort
steht sie dann mit ihrer Kollegin Christiane Rausch und der
Praktikantin Eva Killet-Kretschmann, die gerade zur
Trauerbegleiterin am Trauer-Institut Deutschland (TID)
ausgebildet wird, für direkte Hilfe gerade jungen
Menschen zur Verfügung. In einer Kinder- und
Jugendtrauergruppe versuchen sie den Verlust von
Angehörigen, Eltern oder Geschwistern bei den Betroffenen
unmittelbar abzufedern.
„Die Jugendlichen können
lernen loszulassen, aber auch ihren Frieden mit dem
Verstorbenen machen“, erklärt Mariel Pauls-Reize, die selbst
in Meerbusch wohnt. In den Vordergrund rücken Themen, wie:
„Was wollte ich noch fragen, was sollte ich noch sagen?“,
die in der Gruppe unter Anleitung der Therapeuten
aufgearbeitet werden. Weiterhin machen die „Young
Supporters“ mehrere Einzelbegleitungen in Duisburg-West.
„Das ist gerade bei erschwerter Trauer der Fall“, weiß die
Expertin. Außerdem gibt es ein Schulprojekt in Rees. „Hier
gilt es auch präventiv zu arbeiten, und die Schüler der
Oberstufe auf Verluste durch Tod in ihrem Umfeld
vorzubereiten“, erklärt Mariel Pauls-Reize.
In der
Familienmoderation geht es oft darum etwaige
Missverständnisse auszuräumen und das Thema Tod zu
enttabuisieren. „Oftmals gibt es einen Aufstau von
Bedürfnissen: warum werde ich nicht mehr geliebt von der
Mutter, die sie sich gerade um den schwerkranken Vater
kümmern muss“, liefert die Trauerexpertin ein typisches
Beispiel. Diesen Missverständnissen versucht sie dann durch
Gespräche im Familienkreis zu begegnen.
Eine tragende
Säule der „Young Supporters“ werde die beginnende Betreuung
von jungen Flüchtlingen sein. „Diese Menschen haben
alle etwas verloren, egal ob jemand in ihrem Umfeld
gestorben ist - nämlich ihre Heimat“, sagt Mariel
Pauls-Reize. Somit befänden sich alle in einem
Trauerprozess. Eine Herausforderung sei es mit ihnen zu
arbeiten: „Wir müssen bei ihnen mit ganz anderen Strukturen
umgehen lernen, die deutsche Familienordnung ist ihnen
weitestgehend unbekannt“, sagt Pauls-Reize. „Es reicht nun
mal nicht, dass die Menschen Essen und Kleidung haben, wir
müssen sie auch emotional abholen und ihnen helfen ihre
Verluste aufzufangen.“ Auf einige Übersetzer, gerade für
Farsi (Afghanisch) und Arabisch. kann sie schon
zurückgreifen in ihrer Arbeit mit den Flüchtlingen: „Wir
bräuchten aber noch mehr Helfer!“, so Pauls-Reize.
Die „Young Supporters“ sind ein
eingetragener Verein mit Sitz in Duisburg, der Verein
finanziert sich ausschließlich auf Spendenbasis. Jeden
zweiten Montag sind sie im Katholischen Bildungsforum
DU-West, Händelstraße. Infos unter
www.young-supporters.com. Tel. 02150-707611.
telefonische Sprechstunde Di, 9 Uhr bis 10.30 oder Do 17 bis
18 Uhr.
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