Duisburg, 15. November 2015 - „Zeit und Ewigkeit“ - der
Anspruch war scheinbar hoch, den Jürgen Kuns sich da
gestellt hatte. „Eigentlich geht es uns bei dem Thema nur um
die Kommunikation von unten nach oben, um Bitte und
Erhörung“, sagt der Kantor der evangelischen Christuskirche
in Hochemmerich. So war das Konzert „Zeit und Ewigkeit“ in
der evangelischen Kirche an der Rumelner Friedhofsallee
geprägt von Anrufungen und Bittgesängen an den Herrn.
Nach dem romantisch verzierten Präludium in d-moll
op.37,3 von Felix Mendelssohn-Bartholdy, das Jürgen Kuns auf
der Orgel spielte, sangen seine beiden Chöre, die Kantorei
Rumeln-Kaldenhausen und die Kantorei der Christuskirche,
eine erste Anrufung: ein „Kyrie“ von Anton Dvorak, das aus
der Messe D-Dur op. 86, die etwa 1887 entstand, entlehnt
ist. Trotz kunstfertiger Mehrstimmigkeit und raffinierter
Harmoniewechsel interpretierten seine Sänger und Sängerinnen
diese Bitte um Erhörung mit fließender Melodik, die die
Zuhörer mitriss und zum Konzertauftakt eine positive
Grundstimmung vermittelte,. Während Jürgen Kuns punktgenau
dirigierte, übernahm Birgit Bösken die Orgelparts.
Beim spätromantischen „Litanies“ von Jehan Alain
transponierte Jürgen Kuns an der Orgel ein Grundthema durch
die verschiedenen Oktaven und gelangte bei stetiger
Steigerung zu einem fast ekstatischen Schluss. Komponist
Alain soll dazu gesagt haben: „Ein Gebet ist keine Klage,
sondern ein Tornado“ - was hierbei erlebbar wurde. Sehr
einfühlsam interpretierten die beiden Kantoreien die
Choralkantate „Meinen Jesum lass ich nicht“, die Max Reger
zwischen 1904 und 1906 komponiert hatte. Der Kantate liegt
das bekannte Kirchenlied von Christian Keimann zugrunde, bei
der Interpretation bestachen besonders Sabine Adelberg an
der Violine mit ihrem weichen Spiel und Antoinette Schindler
mit ihrem zurückhaltendem Mezzosopran, der in den
Solopassagen unaufdringlich zwischen den Chorsätzen
brillierte, später nahtlos mit dem Chorgesang verschmolz.
Höhepunkt des Konzerts waren sicherlich Felix
Mendelssohns Auftragsarbeit „Drei geistliche Lieder op. 96“.
Es handelt sich dabei um eine Umdichtung des 13. Psalms, die
Mendelssohn im Jahr 1840 vornahm. Während der Chor die aus
kleinen Fugen bestehenden Gesangsbögen spannte,
interpretierte Mezzosopranistin Antoinette Schindler die
Solopassagen äußerst feinfühlig in den einzelnen Stücken
„Lass, o Herr, mich Hilfe finden“, „Deines Kinds Gebet
erhöre“ und „Herr, wir traun auf deine Güte“.
Vom
„irischen Brahms“, Charles Villiers Stanford, gab es noch „A
song of Peace“, als ein Werk für Sologesang und Orgel.
Antoinette Schindler ließ hierbei den Text aus der
Bibelpassage Jesaja 11 lebendig werden, spärlich begleitet
von Jürgen Kuns an der Orgel. Es folgte noch ein
spätromantisches „Verleih uns Frieden“ mit einer moderaten
und versöhnlichen Tonsprache, sowie ein freischwebendes „Ave
Maria“ von Jehan Alain mit vielen vertrackten Harmonien, die
die Solosängerin gekonnt meisterte. Etwa 80 Besucher
applaudierten lange.
Das gleiche Konzert „Zeit und
Ewigkeit“ mit vielen Werken aus der Romantik gibt es noch
einmal am 22. November, um 18 Uhr in der evangelischen
Christuskirche in Hochemmerich zu hören bei freiem Eintritt
auf Spendenbasis.
|