Duisburg,
24. Oktober 2015 - Es war der Kassenschlager in den Kinos im
Jahr 2011: „Ziemlich beste Freunde“ sahen allein 20
Millionen Menschen in Frankreich und noch mal zehn
Millionen in Deutschland bis heute. Grund genug, auch eine
Theaterfassung nach der erfolgreichen Filmvorlage von
Olivier Nakache und Éric Toledano zu schreiben.
Es ist die wahre Geschichte vom aus einem alten
korsischen Adelsgeschlecht stammenden Philippe Pozzo di
Borgo und dem in der Pariser Vorstadt lebenden algerischen
Lebenskünstler Abdel Yamine Sellou, genannt Driss. Beide
sind Randexistenzen in der Gesellschaft: Philippe ist seit
dem 42. Lebensjahr nach einem Gleitschirmunfall vom Hals ab
am ganzen Körper gelähmt, Driss ist bereits bis zu seinem
20. Lebensjahr mehrfach straffällig geworden und lebt von
der Stütze. Eigentlich will er bei einem Jobangebot
über das Arbeitsamt nur eine Absage beim reichen Philippe
abholen, dass er sich um eine Stelle als Intensivpfleger bei
ihm bemüht habe - doch der im Rollstuhl sitzende ehemalige
Unternehmer findet gefallen an Driss und stellt ihn ein.
Wie auch im Film - mit dem charmanten, kulleräugigen
Omar Sy als Driss und dem verhaltenen Francois Chuzet als
Philippe – gelingt es dem flippigen Wuschelkopf Felix
Frenken und dem drögen Timothy Peach, die knapp 700
Zuschauer über die kargen, aber hintergründig witzigen
Dialoge in der Rheinhausenhalle in diese fesselnde Komödie
hineinzuziehen. Besonders charmant kommt es, als der
chaotische Driss zu Dienstbeginn wilde Pirouetten in
Philippes Elektrorollstuhl dreht und flapsig fragt: „Was' n
das? Ein Kinderporsche?“, während der Gelähmte das
Schauspiel missmutig aus dem Bett betrachtet. Als Driss
Philippe aus dem Bett holt und alle Glieder an dessen Körper
baumeln, flucht der neue Pfleger: „Nein! Die Stützstrümpfe
ziehe ich Ihnen nicht an. Nachher fordern Sie noch, dass ich
mir selbst ein Röckchen dabei anziehe!“ Die Zuschauer
lachen, merken sie doch, dass sich hinter der harten Schale
von Driss ein weicher Kern verbirgt und es dem Gelähmten
gefällt, dass man ihm nicht mit Mitleid begegnet.
Auf
dieser Ebene bedingen beide einander, und es entwickelt sich
eine „ziemlich beste“ Freundschaft. Als Driss hört, wie
Philippe seiner Hausangestellten Magalie (Sara
Spennemann) in einem Gedicht an seine Brieffreundin Eleonor
snobistisch diktiert: „...und als der unberührbare Engel
sich mit der Sphinx vereinigt...“, fällt er ihm ins Wort:
„Was soll das Gesülze! Die Frau hat ihre Telefonnummer in
ihrem letzten Brief geschrieben, das heißt: Ruf mich an!“
Und Sprüche wie: „Keine Arme, keine Schokolade!“ erzeugen
genau kein Mitleid - das macht den Charme der steigenden
Handlung aus. Die beiden unternehmen immer ungewöhnlichere
Dinge zusammen, fahren wilde Rennen in Philippes Maserati
durch die Stadt, tanzen übereinander hängend zu Musik von
„Kool and the Gang“, machen gemeinsam einen Gleitschirmflug
und kiffen Schwarzer Afghane, den Driss von seinen Kumpels
aus den Pariser Arrondissements besorgt hat. Philippes
scheinbar sinnloses Dasein bekommt über den flippigen
Pfleger einen neuen Sinn – er lebt auf, bis zu dem Tag, als
Driss aufgrund eines Schicksalsschlags in seiner
Pflegefamilie die Stellung aufgeben muss. Doch das macht
dieser nicht ohne ein Treffen für Philippe mit Eleonor zu
arrangieren. Herz ergriffen applaudierten die Besucher des
Bühnenstücks.
Eine Zuschauerin meinte: „Die
Filmvorlage ist gut umgesetzt worden, nur das Theaterstück
kann natürlich nicht das Tempo aufnehmen wie der Film, in
dem die Actionszenen plastisch werden. Aber die wesentlichen
Dialoge sind in die Bühnenfassung eingebracht worden.“
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