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„Che divertimento“ – „welch eine Unterhaltung“
Konzert „Divertissement“ des Orchesters der Christuskirche
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 08. Juli 2016 - „Che divertimento“ – „welch eine Unterhaltung“, hat uns erst der Sieg der Deutschen bei der EM über die Italiener beschert, mit dem Konzert „Divertissement“ des Orchesters der Christuskirche legte Leiter Jürgen Kuns nun nach. Jetzt weiß man wohl nicht genau, ob Kuns den französischen Titel anlässlich des kurz daraufhin stattfinden Spiels der L'Equipe Tricolore gewählt hatte: „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, zum letzten Viertelfinale sind wir fertig“, versprach der Kantor der Christuskirche den Fußballfans im Publikum.

Feine Ideen hatte er mit ins Programm eingebracht, zum ersten Mal wurden Ragtimes in der Orchesterfassung vom 12-köpfigen Ensemble oder in einer für Orgel modifizierten Form interpretiert. Ein Ragtime ist der Vorläufer des Boogie-Woogie, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von verschiedenen Komponisten in Amerika entwickelt. Dieser Musikstil ist hauptsächlich fürs Klavier komponiert. Der Begriff „rag-time“ bedeutet „zerrissene Zeit“, das kommt über rhythmische Verschiebungen der schnellen Melodieläufe gegenüber langsamer getakteten Basslinien zustande. Mitbegründer waren Joseph Lamb und Scott Joplin, die auch als Urväter dieser uramerikanischen Musik gelten. So entfachte das Orchester richtig Feuer im 2/4-Takt beim Bohemia Rag von Joseph Lamb, genauso wie Jürgen Kuns eine sehr ungewöhnliche Orgelversion zu Magnetic Rag von Scott Joplin spielte.

Besonders beeindruckend war aber das Querflötenspiel von Angela Dümpelmann, die im Solo bei „Air“ von Johann Sebastian Bach glänzte, was spärlich von der Orgel getragen wurde. Die anschließende „Badinerie“ bestätigte ihre Spielfertigkeit. Ostentativ im Ostinato verharrte Kontrabassist Peter Bösken beim Spiel des „Kanon“ von Johann Pachelbel, während sich drei synkopisch versetzte Violinenstimmen konsequent im nuancenhaften Spiel über sein dröhnendes, aber beständiges Fundament legten.

Aber das Herzstück dieses Sonntagabends in der Christuskirche waren die Konzerte von Joseph Haydn, einmal das Konzert D-Dur für Flöte und Streicher, in dem Angela Dümpelmann viele feine Solopassagen weich mit ihrem Instrument zeichnete, genauso wie das Konzert für Orgel und Streicher in F-Dur, in dem Jürgen Kuns die Flötenpassagen durch quirlige Triller an der Orgel ersetzte und auch die Streicher den notwendigen treibenden Impetus für diese festliche Musik zu Gehör brachten. Zum Ende gab es neben dem Traditional „Greensleeves“ noch einige Rover: das sind irische Traditionslieder  wie „The Irish Washerwoman“ oder „The White Rock“, die zum irischen Volksliedergut zählen, heißt also auch in Pubs gesungen werden, in denen  Angela Dümpelmann mit ihrer Zirkulationsatmung schon fast wie eine Hornpipe-Spielerin erschien. „Wir sind mit unseren Proben gerade rechtzeitig fertig geworden – spielen also heute ein Just-in-Time Konzert“, sagte Jürgen Kuns. Just-in-Time waren sie auch bezogen auf den darauf beginnenden spannenden Fußballabend, und etwa 60 Zuhörer applaudierten lange nach dem Rag-Time „The easy winners“ von Scott Joplin.

Weitere Konzerte in der Christuskirche:
Am 26. August um 20 Uhr gibt es den nächsten Evensong mit der Kantorei Rumeln-Kaldenhausen und der Kantorei der Christuskirche unter Leitung von Jürgen Kuns mit Stücken von Max Reger und John Rutter.
Am 18. September um 18 Uhr folgt „Farbig, feurig“ mit romantischer Orgelmusik von Max Reger und Sigfrid Karg-Elert mit Organist Jürgen Kuns.