Duisburg, 22. März 2016 - Ist es die Geschichte vom
„Verlorenen Sohn“? In dem Oratorium „Adam“ von Gregor
Linßen bleibt der Handlungsbogen bis zum Ende angespannt, so
dass die etwa 200 Zuschauer in Christus-König nicht wirklich
wissen, auf wessen Suche sich da ein Vater begeben hat –
schließlich merkten, dass es um die Suche nach dem eigenen
Selbst, um das Menschsein geht.
Der
wegen einer verletzten Hand beim Dirigieren leicht
gehandicapte Kirchenmusiker Ludger Morck hatte dieses
moderne Singspiel aus dem Jahr 2002 in Szene gesetzt, fast
ein Jahr mit seinem Chor an Christus-König und dem Kleinen
Chor dafür geprobt. Es ist ein szenisches Gespräch zwischen
einem Pfarrer, folgerichtig gesprochen von Pastor Johannes
Mehring, und einem Vater, erzählt von Thomas Schindler, der
angibt, dass er seinen Sohn verloren habe. Und das nur, weil
der Sohn angeblich Tänzer werden will, was der inzwischen
konservative Vater, früher selbst Grafitti-Sprayer, nicht
gutheißt. „Und wenn es sein Traum ist, Tänzer zu werden,
dann muss er tanzen“, rät ihm der Pfarrer.
Die Musik
war jedenfalls fast tanzbar, viele Pop-Elemente schimmerten
durch, und eine starke Band, mit Eddy Mioska an der
Klarinette und Max Zelzner an der Querflöte, stützte den
dynamischen Chor von Christus-König bei den impulsiven
Einsätzen, die er in den zwanzig Liedern hatte. Richtig
ergreifend war der Titel „Gott will es“, in dem die etwa 60
Sänger mit dieser einpeitschenden Phrase einen musikalischen
Schwelbrand von hinten erzeugten, der zu den Ereignissen am
11. September 2001 in New York passte, und richtig
Gänsehaut-Stimmung im Publikum hervorriefen. Wunderschön
einfach die Ballade „Im Angesicht der Nacht“, in der Angela
Schaefer mit ihrem klassisch ausgebildeten Sopran als
Solistin herausstach und die warm klingenden Klarinette und
Querflöte synkopisch versetzt die Melodieführung in den
Instrumentalpassagen übernahmen.
Es geht um die
Ängste, die einen blockieren, oder um den heiligen
Franziskus von Assisi, der all seinen Besitz ablegte, weil
dieser ihn blockierte – auf der Suche nach sich selbst und
zu Gott. Fast gleichnishaft antwortet der Pfarrer diesem
suchenden Vater in Bildern und Parabeln. Im Grunde wünscht
sich der Pfarrer, dass sein Gegenüber wieder den
Bewusstseinszustand erlangt, den er hatte, als er wie ein
junger „Revoluzzer“ seinem Willen folgend und frei von
Ängsten die Kirche voll sprühte, – was ja in einem anderen
Oratorium von Linßen „Die Spur von morgen“ thematisiert
wird. Passend zur Geschichte verbildlicht die Musik, die zum
Neuen Geistlichen Liedgut zählt - aber sehr viele Fragmente
aus Jazz, karibischen Rhythmen wie Calypso und Merengue,
sowie Pop aufnimmt - diese spannende Suche und gipfelt in
den Hymnen „Meine Schritte zu DIR sind ein Tanz“ und „Wir
tragen eines Menschen Namen – Adam“.
Und als der
Pfarrer am Ende fragt, wie denn sein Sohn heiße und der
Vater antwortet: „Ich habe gar keinen Sohn“, wissen die
berührt applaudierenden Zuschauer, dass sie selbst die
Hauptakteure in dieser Geschichte waren....
Die
Gesangssolisten des Abends waren Anke Thummerer, Angela
Schaefer und Thorsten Engel.
Ludger Morck: „In der
Musik sind so viele unterschiedliche Stilrichtungen, von
Lindenberg bis Sting, enthalten – das zeigt doch wie
vielfältig Gottes Schöpfung ist.“
Der 18-jährige
Lukas Tauber: „Ich gehe sonst selten in die Kirche, aber das
Singspiel hat mich musikalisch berührt – obwohl ich lieber
Hip-Hop und Rap höre.“
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