Duisburg, 27. Februar 2016 - „Sie haben heute ein Zeichen
gesetzt: Sie sind nicht damit einverstanden, dass man an der
Grenze auf Flüchtlinge schießt!.“, sagte Pfarrer Thomas
Gregorius nachdrücklich wohl auch im Hinblick auf
Äußerungen, die aus AfD-Kreisen laut wurden. Denn fast 200
Gäste waren in die evangelische Kreuzkirche in Friemersheim
gekommen, um ein Benefizkonzert des Akkordeon-Orchesters
Rheinhausen e.V. für Flüchtlingsprojekte der Kindernothilfe
im Libanon zu unterstützen.
Jürgen Thiesbonekamp,
ehemaliger Pfarrer der Gemeinde und ehemaliger Leiter der
gemeinnützigen Organisation, sagte: „Der Libanon hat seit
Beginn des Syrienkriegs etwa eine Million Flüchtlinge
aufgenommen, das sind etwa ein Drittel der ursprünglichen
Bevölkerung dort. Unser Anliegen ist es, vor allem die
Menschen zu versorgen, die im grenznahen, weitläufigen
Chouf-Gebirge im Osten des Libanons Zuflucht gefunden
haben.“
Um ca. 14000 geflohene Kinder gehe es
konkret, nicht allein die Organisation von Lebensmitteln und
Lehrmaterial stehe im Vordergrund, auch die Beschulung der
Kinder und die Traumabewältigung habe hohen Stellenwert.
„Unglaublich viele Kinder leben mit den fürchterlichen
Eindrücken des Krieges, wir versuchen ihnen diese Angst nach
und nach zu nehmen“, so Thiesbonekamp, der sich jetzt
ehrenamtlich für die Kindernothilfe engagiert.
Eindrucksvoll zeigte der ehemalige Pfarrer der Gemeinde über
eine Videoleinwand einen Film, der auch im „Weltspiegel“ in
der ARD gesendet wurde. Man sah, wie schwierig die
Situation für die Menschen ist, da die Bergdörfer, in
denen sie notdürftig leben, entlegen sind: „Gerade die
Schulsituation ist besonders schlecht, wir versuchen Busse
für die Kinder zu organisieren, damit sie überhaupt zur
Schule gelangen können“, sagte Thiesbonekamp. Er stellte das
Kinderschutzzentrum „Al Mahabbah“ (Die Liebe) näher vor,
Psychologen und Sozialarbeiter versuchen hier die
traumatisierten Kinder mit speziellen Therapieformen aus der
Schockstarre zu lösen, ihnen wieder ein normales Leben zu
ermöglichen. „Ein Kind sagte einmal über diese Einrichtung:
„Hier in diesem Haus atme ich Angst aus – und Liebe ein““,
so Thiesbonekamp.
Schon mehrere Male hatte das 1.
Akkordeon-Orchester Rheinhausen die Kindernothilfe mit
Benefizkonzerten unterstützt. „Das letzte Mal haben wir für
die Flutopfer auf den Philippinen in 2010 gespielt“,
erinnert sich Norbert Schneider, 1. Vorsitzender des
Orchesters. Die Musiker präsentierten ein gemischtes
Programm, viele bekannte Stücke wie „Little Amadeus in
Concert“, ein poppiger Querschnitt über Mozarts
Kindersinfonien, waren mit dabei. „Das Potpourri über die
Rockband Santiano haben wir aber eigens für heute
einstudiert“, verriet Schneider. „Hey Santiano“ - da wurden
die Segel imaginär gehisst, als die etwa 30
Akkordeon-Spieler orchestral auf „große Fahrt“ gingen und
die Zuhörer spendeten spontan Applaus.
Unter der
Leitung von Silvester Pece zeigte das Orchester seine
Spielfreude, unterstützt von Anke Thummerer am Klavier,
sowie von Eberhard Vogt am Schlagzeug. Im zweiten Teil
folgten einige Filmmelodien „I will follow him“ aus
„Sister Act“ und „Time Warp“, mit Melodien aus Star Trek,
Raumschiff Enterprise ud Raumpatrouille Orion, bevor das
Orchester „Udo Jürgens in Concert“ mit Auszügen aus
„Griechischer Wein“, „Merci, Cherri“, und „Mit 66 Jahren“
präsentierte und die Zuschauer mit schnippten. Überraschung
zum Schluss: „Rockin all over the World“ von Status Quo mit
eingespielter E-Gitarre. Nicht nur Applaus spendeten die
Zuhörer reichlich, auch einige syrische Geflohene waren
beeindruckt von der Atmosphäre in der Kreuzkirche und
unterhielten sich anschließend lange mit Jürgen
Thiesbonekamp.
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