Duisburg, 29. März 2016 - Sie streift ihren abgeriebenen
Falknerhandschuh über den Arm, und ihr Greifvogel, ein
Harrishawk namens „Amy“, schlägt darauf schon mit den
Flügeln, so als könne er es kaum erwarten, loszufliegen.
„Inwiefern „Amy“ heute jagen wird, ist schwer zu sagen,
da sie heute bereits einige tote Jungküken gefressen hat“,
sagt die Jägerin Gabi Bonten. Die bekommt sie immer als
Mahlzeit. Auch wenn Gabi Bonten mit ihrem Harrishawk umgeht,
als wäre es ein Haustier, und er domestiziert erscheint -
wenn man seine großen Fänge und seinen spitzen
Schnabel betrachtet, so hat man eine gehörige Portion
„Respekt“ vor dem Tier.
Seit vier
Monaten besitzt Gabi Bonten diesen Vogel. Erhalten hat sie
ihn von der Greifvogelstation Hellenthal, wo sie
Praxiserfahrung gesammelt hat. Der etwa 60 Zentimeter große
Harrishawk ist klassisch konditioniert, heißt also, er
findet immer zur Falknerin zurück. Diese lockt ihn mit den
Jungküken an, so dass „Amy“ auch in einer Entfernung von 100
Metern nicht widerstehen kann und auf ihren Arm
zurückfliegt. Und es ist schon beeindruckend zu sehen, wenn
der Vogel im Gleitflug von der Baumkrone herab schwebt, und
da sicher auf dem abgewetzten Leder landet. Einige Passanten
schauen beeindruckt bei diesem Schauspiel.
Dann
geht’s ins Unterholz: Gabi Bonten kennt die Kaninchenbauten
und streicht durchs Gestrüpp, um die flinken Beutetiere
aufzuscheuchen. „Amy“ beobachtet ihre Falknerin von einem
Baum herab. Einige Kaninchen huschen durch das Geäst, „Amy“
sieht sie und versucht sie zu erhaschen, doch verschwinden
die kleinen Nager im Dickicht.
„Es ist schwierig für
den Vogel in den dichten Büschen zu jagen, auf einer freien
Fläche ist es einfacher für sie“, sagt die Falknerin. Aber
den Gefallen tun ihr die Kaninchen nicht.
Die Jagd
habe eine wichtige Komponente, „Sie ist wichtig zur
Pflege der Kulturlandschaft, des Waldes und der Felder“,
erklärt Stadtförster Axel Freude.
Erwachsene
Kaninchen können vom 1. Oktober bis zum 28. Februar
bejagt werden. Danach stehen die Elterntiere unter Schutz,
da sie die Jungen aufziehen. Junge Kaninchen sind nach acht
Wochen erneut geschlechtsreif und bringen pro Wurf etwa
sechs bis zehn Junge aus, so dass sie sich exponentiell
vermehren. Die Jungtiere dürfen ganzjährig bejagt werden.
Falknerin Gabi Bonten musste sich eine Erlaubnis zum Jagen
beim Förster der Stadt Duisburg einholen, die hier
beschriebene Jagd hat noch im Februar stattgefunden.
„Einerseits um den Kulturbereich zu erhalten,
andererseits um den Wildbestand zu schützen“, sagt er.
In den 1980er-Jahren habe es eine schreckliche Krankheit
innerhalb der Kaninchenpopulation gegeben, die Myxomatose,
bei der bei den Tieren die Schleimhäute anschwellen, so dass
die Nager teilweise innerlich verbluten, oder die Augen
herausquellen. Auch heute seien noch Tiere davon infiziert.
„Gerade die befallenen, dadurch schwachen Tiere
werden so bejagt, so dass es zu keiner größeren Verbreitung
der Krankheit in der Art gekommen ist“, weiß der
Stadtförster. Diese sei nämlich aus Australien eingeführt
worden und über Mückenstiche oder Geschlechtsverkehr unter
den Nagern verbreitet worden. Weiterhin sei eine Bejagung
unumgänglich, da die Jungtiere bereits nach acht Wochen
geschlechtsreif sind, sich exponentiell vermehren und gerade
die umliegenden Bauern mit Fraß auf den Feldern schädigen.
Da es sich bei der Grünfläche Toepper um ein Jagdgebiet der
Stadt Duisburg, würde selbige im Schadensfalle zur
Verantwortung gezogen.
Jeden Tag geht Gabi Bonten mit
ihrem Harrishawk, aus der Familie der Habichtartigen, auf
die Beizjagd. Einige Kaninchen hat er schon gefangen, aber:
„Heute wird es wohl nichts mit der Beute, aber wichtig ist,
dass „Amy“ wieder frei fliegt“, sagt die Falknerin. Noch mal
versucht sie die Kaninchen aufzuscheuchen. „Amy“ sitzt
gelassen auf einem Baum und schaut, was ihre Falknerin da
treibt und fliegt gemütlich auf ihren Arm zurück. Für heute
war es das mit der Jagd...
|