Duisburg, 01. März 2016 - Hätte die Kabarettistin Eva Eiselt
im Backstagebereich nicht das Buch „Die Welt als Wille und
Vorstellung“ des Philosophen Arthur Schopenhauer gelesen, es
hätte eine schöne „Vorstellung“ im Kulturtreff der Alten
Dorfschule Rumeln werden können. So vertröstet ihre
„Assistentin Sigrid“ die etwa 140 wartenden Zuschauer im
Kulturspielhaus, schwäbelnd und so richtig anti-witzig. Sie
berichtet, dass sich die Künstlerin nach der Lektüre des
hochgeistigen Buches mit Alkohol „so richtig abgeschossen
habe“ und dass der Notarzt gerade mit einem „portablen
Magenauspumpgerät“ angerückt sei.
„Isch hoffe, dass
die hinten gleisch fertig sind, weil isch bin nischt so gut
im Witze erzählen. Aproposch, kennt jemand mal n Witzsch?“
schwäbelt sie trocken ins Publikum.„Kommt n Mann zum Arzt“,
schallt es ihr aus den vorderen Reihen von Zuschauer Dieter
entgegen – und damit steht der Running Gag des Abends.
Zu blöd, nur, dass sich Eva Eiselt kurz zuvor noch
eine „Pizza Margeritha mit Salami und Zwiebeln rein
geschoben“ habe. Hinten sehe es inzwischen aus wie auf einem
mit Farbklecksen durchzogenen Bild von Sydney Pollock. „Die
ganze Wand, tut mir leid, Herr Pügner, isch voll von Frau
Eiselts Mageninhalt. Der Auffangbeutel des Auspumpgerätsch
isch wohl geplatzt...“, berichtet „Assistentin Sigrid“ und
ein „Ihh“ zieht sich durch das Publikum.
Und ein
Brief liegt neben der Kölner Künstlerin.:„Kabarett ist
sinnlos. Wer bin ich und was mache ich hier
eigentlich....?“.Fragen, die man inzwischen öfters auch aus
dem Mund von Dieter Nuhr beim ARD-Comedygipfel hört - so
dass man sich nun selbst fragen muss, ob nicht Philosoph
Arthur Schopenhauer der Ur-Vater allen Kabaretts ist.
So bleibt die bloße „Vorstellung“ von Eva Eiselt, über
die die Zuschauer immer mehr erfahren, dadurch dass
„Assistentin Sigrid“ das Programm weiter überbrückt,,
verschiedene Details über ihre „Chefin“ durchsickern lässt –
frei nach dem Motto: „Je größer der Dachschaden, desto
schöner der Ausblick zum Himmel“. Schön wie das
Publikum interaktiv mitspielt, als „Sigrid“ nach ihrer
Chefin schaut und Zuschauer Dieter auf die Bühne springt und
lacht: „Kommt ein Mann zum Arzt...“ - und regelrechte
Jubelstürme im Publikum verursacht.
Fein bleibt die
Parodie von Angela Merkel: „Altmeyer, hier sitzt Volk“,
spielt die Kabarettistin mit dem Publikum. „Ich bin hier in
Rumeln. Ist das noch mein Land?“, fragt sie über ein
Fisher-Price-Telefon und bekommt genau den Tonfall der
Kanzlerin hin dabei, obwohl ihre Frisur dabei wie von
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump ausgeborgt
erscheint - die Raute aber rotiert mit ihren Händen.
„Brauchen Sie hier was vor Ort, vielleicht nen neuen
Zebrastreifen“, kokettiert sie. „Nen Kreisverkehr!“, ruft
einer aus dem Publikum und damit wären die lokalpolitischen
Themen geklärt, lediglich in der Außenpolitik bleibt es auch
im Kulturspielhaus schwierig: „Altmeyer, soll ich noch
sagen: „Wir schaffen das?““, kungelt sie mit ihrem obersten
„Krisenmanager“.
Als Renter verkleidet spielt die
Kabarettistin auf die Probleme der Alten an: „Immer wenn wir
zur Wassergymnastik kommen, tönt es schon durchs Schwimmbad.
'Mensch, mach die Heißwasseranlage aus, die Renter sind
da!'“, scherzt sie. Und so hinterließ sie eine „Vorstellung“
von dem, wie der Abend mit Eva Eiselt hätte werden können,
wäre sie nicht unpässlich gewesen. Aber nicht nur die
„Vorstellung“ ließ sie sich nicht nehmen, auch die „Welt als
Wille“ veranschaulichte sie: „Machen Sie einfach das, worauf
sie Lust haben.“
Und zum Schluss tanzte – wer auch
immer da durchs Programm führte - verkleidet als Mireille
Mathieu, wild wie es der 'Spatz von Avignon' wohl nie tat –
weil sie es so wollte...
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