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'Johannespassion' von Johannes Weyrauch
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 24. März 2016 - Es scheint so, als ob der Kirchenmusiker Jürgen Kuns mit seinen Kantoreien Rumeln-Kaldenhausen und der Christuskirche immer im Wechsel eine Passion und dann wieder ein größeres weihnachtliches Werk aufführt: Vor zwei Jahren war es die Passion von Heinrich Schütz, Anfang letzten Jahres folgten Teile aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. So war der Überraschungseffekt gegeben, als er mit seinen Chören und dem Streicherensemble die eher unbekannte „Johannespassion“ des Leipziger Kirchenmusikers und Komponisten Johannes Weyrauch in der evangelischen Kirche in Rumeln vor knapp 80 Zuschauern aufführte.

Das etwa 45-minütige Werk wurde in einer Version für Orgel und Chor im Jahr 1957 verfasst. 1958 aber peppte Siegfried Thiele dieses Opus mit Streichern auf und brachte es im selben Jahr noch zur Aufführung in der Heilandskirche in Leipzig. Und umso getragener wirkte diese schon fast spärlich intonierte, impressionistische Streicherversion auf die Zuhörer an der Friedhofsallee. Das Werk fußt auf dem Antiphon „Kündlich groß ist das gottselige Geheimnis“, der drei Mal in der Passion, immer neu vom Chor intoniert und synkopisch versetzt, auftaucht, und auch den Abschlusshymnus nach Christus Kreuzigung bildet.

Bezeichnend für diese Darstellung der Leidensgeschichte ist, dass der Part von Jesus nicht von einem Solisten gesungen, sondern direkt vom ganzen Chor übernommen wird. Organistin Birgit Bösken: „Das ist schon sehr ungewöhnlich, vielleicht wollte der Komponist so eine gewisse Allgemeingültigkeit schaffen und hat dementsprechend besetzt. Ansonsten finde ich, ist es eine coole Passion.“ Sie muss es wissen: Und so obliegt dem Chor in seinen Phrasen alles Leid, wenn die 40 Sänger ausstoßen „Es ist vollbracht“ - aber auch alle Hoffnung in dem Choral „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“. Tragende Säulen im Rezitativ sind Mezzosopranistin Antoinette Schindler in der Rolle des Evangelisten und der Bass Gregor Finke in der Rolle des Pilatus, die in ihrem Vortrag spärlich mit impressionistischen Trillern der Organistin bedacht werden, dabei ungewohnte Harmonien hervorzaubern.

Ein weiterer einprägsamer Hymnus ist der Choral „Du großer Schmerzenmann, vom Vater so geschlagen“, der nachhaltig in den Köpfen der Zuhörer bleibt, zum Ende übernimmt der Chor die Funktion der jüdischen Hohepriester und auch des Volkes, und geht in einen musikalischen Diskurs mit dem Statthalter Roms Pilatus. Die musikalische Klammer bildeten barocke Instrumentalstücke „Sinfony“ von Georg Friedrich Händel und „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ von Johann Sebastian Bach, das das Streicherensemble, trotz krankheitsbedingtem Fehlens der Solovioline von Sabine Adelberg, einfühlsam interpretierte.

Die Johannespassion von Johannes Weyrauch gibt es am Karfreitag, 25. März, noch einmal im Gottesdienst ab 10.30 Uhr in der Christuskirche, Friedensstraße zu hören.