BZ-Home Stephans Kult-pur Der Kult-Attaché



BZ-Sitemap

BZ-Kultur aktuell

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 






 

Bei 'Kiss me Kate' ging der Regisseur auf die Bühne
Stephan 'Der Kult-Attaché' Sadowski

Duisburg, 25. März 2016 - Der Hauptdarsteller Guido Weber fiel wegen Krankheit aus und so musste der Regisseur der Musical Comedy „Kiss me Kate“, Hardy Rudolz, selbst auf die Bühne, die er sonst von einem Stuhl wie ein Dirigent betrachtet. Und dass der 61-jährige Schauspieler es drauf hat, bewies er in seiner eigenen Inszenierung mit Live-Orchester in der ausverkauften Rheinhausen-Halle.

Es ist ein Theaterstück im Musical, wie schon bei „Phantom der Oper“: Hardy Rudolz spielt den mäßig erfolgreichen Regisseur und Schauspieler Fred Graham, der im Stück gerade die Aufführung von Shakespeares „Der widerspenstigen Zähmung“ inszeniert. Fred Graham übernimmt auch die Rolle des Protagonisten Petruchio darin und hat für die Besetzung der Gegenspielerin Katherine seine Ex-Frau, den Film-Star Lilli Vanessi, (Beatrix Reiterer) engagiert. Konflikte sind also programmiert, allerdings flammt die Liebe zwischen den Ex-Eheleuten erneut am Set auf.

Kontraproduktiv erweist sich, dass Fred Graham die junge, hübsche Darstellerin im Stück Lois Lane (Sophie Blümel) begehrt und ihr kurz vor der Aufführung einen Strauß Blumen mit einem Brief zukommen lässt, der aber irrtümlich bei Lilli Vanessi landet. Diese fühlt sich erst geschmeichelt, doch liest den Inhalt an die falsche Adressatin während des Theaterstücks – und gerät außer sich vor Wut. Umso heftiger fallen die Dialoge zwischen den beiden Protagonisten im Shakespeare-Stück aus, fast an jedes feine Versmaß hängt sie wutentbrannt die Phrase: „Du Dreckskerl!“

Und auch Fred Graham spielt den Petruchio umso impulsiver und versohlt Lilli/Katherina vor der aufwendig kostümierten Theatertruppe heftiger den Hintern als nötig - er muss ja in der Rolle um die nervige Katherina freien – und so manchmal platzt ihm der Kragen aufgrund der ihm gewidmeten Beleidigungen durch seine Ex-Frau. So scheint es, als ob die beiden ihre Beziehungskrise im Theaterstück ausleben.

Die „Komödie der Irrungen und Wirrungen“ scheint perfekt, weil draußen im Backstagebereich noch zwei Ganoven warten, die einen mit Fred Grahams Unterschrift unterzeichneten Schuldschein bei ihm einlösen wollen – den allerdings der Spielsüchtige Freund von Lois Lane betrügerisch unterzeichnet hat. So wird in der Halle herzlich gelacht, als der unwissende Fred Graham die beiden Gangster fragt: „Was wollen Sie? Ein Autogramm?“, und die beiden antworten: „Danke, das haben wir schon auf diesem Wechsel.“ Sie bedrohen Graham schließlich mit einer Waffe, Graham fordert, dass seine nun total frustrierte Ex-Frau Lilli Vanessi in der Produktion bleibt, weil  er nur so die Schulden begleichen könne.

Swingende Titel aus der Feder des großen Jazz-Swing Komponisten Cole Porter erschallen live aus dem Orchestergraben, gespielt von der Big Band des Bulgarischen Rundfunks, darunter „Premierenfieber“ und „Wann kann ich dir traun?“, die die Schauspieler sehr gut über Head-Set Mikrophone darbieten. Hardy Rudolz läuft zur Höchstform auf. Diese Titel schimmern ohrwurmartig in den Umbaupausen als Instrumentalversion erneut durch. Zum Schluss, als Fred Graham gerade den Vorstellungsabbruch ansagen will, stürmt Lilli Vanessi auf die Bühne und fällt ihm in die Arme – und auch Lois Lane bleibt bei ihrem Freund. 850 Zuschauer klatschten lange.